Weltmeistertitel als Ziel 15.12.2025, 13:40 Uhr

Formel 1 2026: Audi enthüllt neuen Namen und technische Strategie

Audi startet 2026 als Werksteam in der Formel 1. Neuer Name, innovative Hybrid-Technik und ein ambitionierter Zeitplan: Alle Details zum Einstieg.

Design des Formel-1-Fahrzeugs von Audi

Mit dem Farben Titanium, Carbon-Schwarz und Audi-Rot will Audi ab 2026 die Formel-1-Konkurrenz aufmischen.

Foto: AUDI AG

Es wird ernst für den Ingolstädter Autobauer. Das theoretische Konstrukt, das seit der Ankündigung des Einstiegs durch die Medien geisterte, hat nun einen offiziellen Namen und ein konkretes Datum für den ersten öffentlichen Auftritt. Wenn am 20. Januar 2026 in Berlin der Vorhang fällt, präsentiert sich das „Audi Revolut F1 Team“ erstmals der Weltöffentlichkeit.

Die Wahl des Ortes ist kein Zufall. Berlin steht für Internationalität und Politik, aber auch für Technologie. Doch hinter dem Marketing-Getöse verbirgt sich eine der größten technischen und logistischen Herausforderungen in der Geschichte der Marke. Audi will nicht nur mitfahren. Audi will die Formel 1 als Labor nutzen – und mittelfristig gewinnen.

Ein neuer Name und eine klare Struktur

Die ganz aktuelle Meldung vom 15. Dezember 2025 schafft Klarheit in der Identitätsfrage. Das Team tritt unter dem Namen Audi Revolut F1 Team an. Mit dem globalen Fintech-Unternehmen Revolut hat sich Audi einen Partner an die Seite geholt, der laut eigener Aussage bestehende Konventionen hinterfragen will. Das passt zur Rhetorik, die man derzeit aus Ingolstadt und Neuburg hört.

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Nikolay Storonsky, CEO und Mitgründer von Revolut, beschreibt die Synergie so: „Die Verbindung von Revolut und Audi in der Formel 1 ist eine Partnerschaft, die auf ihrer gemeinsamen Leidenschaft für technische Spitzenleistungen und ihrem globalen Anspruch basiert, den Status quo herauszufordern.“

Formel-1-Auto von Audi

Das Formel-1-Auto von Audi aus der Vogelperspektive.

Foto: AUDI AG

Partnerschaft soll über Logopräsenz hinausgehen

Diese Partnerschaft soll über reine Logopräsenz hinausgehen. Geplant sind Integrationen in Finanzabläufe und Fan-Bindung. Doch für Ingenieurinnen und Ingenieure ist ein anderer Aspekt der aktuellen Bekanntmachung weitaus relevanter: Die Umfirmierung der Sauber Motorsport AG. Das Schweizer Traditionsunternehmen, das die Basis für den Einstieg bildet, heißt künftig Audi Motorsport AG. Aus dem Technologiezentrum im britischen Bicester wird das Audi Motorsport Technology Centre UK. Die Sauber Holding AG bleibt als historisches Dach bestehen, doch operativ übernimmt Audi nun das volle Ruder.

Jonathan Wheatley, der als Teamchef fungieren wird, ordnet diesen Schritt ein: „Heute erhält unser Projekt seine offizielle Identität. Der Name Audi Revolut F1 Team ist ein Symbol für die geballte Kraft unserer Teams in Deutschland, Großbritannien und der Schweiz sowie unserer Partner.“

Seitenansicht Audi Formel-1 Auto

Seitenansicht des Formel-1-Bolliden von Audi: Lufteinlass und Motorabdeckung.

Foto: AUDI AG

Das technische Herzstück: Die Power Unit 2026

Der Marketing-Rahmen steht also. Doch entscheidend ist, was unter der Haube passiert. Das Reglement, das ab der Saison 2026 greift, kommt einem Reset für alle Hersteller gleich. Das ist die Chance für einen Neuling wie Audi. Die Karten werden neu gemischt, der Vorsprung etablierter Teams wie Red Bull oder Mercedes könnte schmelzen.

In Neuburg an der Donau entsteht seit 2022 der Antriebsstrang. Audi wirbt offensiv mit dem Slogan „Made in Germany“. Es ist der erste Formel-1-Hybridantrieb seit über einem Jahrzehnt, der hierzulande entwickelt wird. Die technischen Eckdaten des neuen Reglements verlangen den Entwicklenden alles ab. Der V6-Turbomotor bleibt zwar als Basis erhalten, muss aber zwingend mit nachhaltigem Kraftstoff betrieben werden. Das ändert die Verbrennungsprozesse und die Anforderungen an die Materialien im Motorblock grundlegend.

Noch gravierender ist die Verschiebung der Leistungsanteile. Die elektrische Maschine (MGU-K) gewinnt massiv an Bedeutung. Audi gibt an, dass der elektrische Anteil künftig nahezu so leistungsstark sein soll wie der Verbrenner. Genaue Leistungsdaten oder %-Werte kommuniziert der Konzern zwar noch nicht, doch die Implikation ist klar: Wer das Energiemanagement nicht beherrscht, fährt hinterher.

Audi-Formel-1-Auto von vorne

Das Formel-1-Auto von vorne: Nase und Frontflügel.

Foto: AUDI AG

Thermodynamik am Limit

Hier liegt eine der größten Hürden für die Ingenieurteams in Neuburg. Eine Verdopplung oder gar Verdreifachung der elektrischen Leistung im Vergleich zu heutigen Systemen bedeutet eine enorme Hitzeentwicklung. Batterien und Leistungselektronik rücken an ihre thermischen Grenzen.

Audi betont, dass das thermische Management zur zentralen Herausforderung wird. Die Kühlkonzepte müssen so effizient sein, dass sie auch bei Hitzerennen in Bahrain oder Mexiko die volle Leistung abrufbar halten. Ein Überhitzen der Batterie würde zu einem „De-Rating“ führen – dem Drosseln der Leistung.

Auf den Geraden wäre das Auto dann chancenlos. In der Pressemitteilung ist von einer komplett neuen Entwicklung des Speichersystems die Rede. Ob es sich dabei um reine Hochleistungsbatterien oder Hybride aus Batterie und Kondensatoren handelt, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis.

Simulation ersetzt Testkilometer

Erschwerend kommt hinzu, dass physische Testfahrten mit den neuen Autos bis 2026 stark reglementiert oder schlicht unmöglich sind. Audi muss sich auf die digitale Welt verlassen. In Neuburg wurden dynamische Motorprüfstände installiert, die ganze Rennwochenenden simulieren können.

Dabei greift das Prinzip „Hardware-in-the-Loop“. Echte Komponenten – wie die Power Unit oder Teile des Getriebes – laufen auf dem Prüfstand, während die Strecke, das Wetter, die Reifen und die Aerodynamik von Hochleistungsrechnern simuliert werden. Je präziser diese Modelle sind, desto geringer ist das Risiko eines bösen Erwachens beim ersten echten Roll-out.

Ein eigener Fahrsimulator verknüpft zudem das Motorverhalten mit dem Input der Fahrer. Diese digitale Arbeitsweise soll später Rückflüsse in die Serienentwicklung ermöglichen, etwa bei der Optimierung von Thermomanagement-Systemen für E-Autos.

 

Indoor studio shot, exterior, bird’s-eye view, detail of wheel suspension, nose, and front wing

Details von der Radaufhängung, Nase und Frontflügel.

Foto: AUDI AG

Design mit Botschaft: Der R26 und das Titanium

Dass Technik auch Psychologie ist, bewies Audi bereits im November bei der Vorstellung des R26-Concepts. Das Showcar gab einen Vorgeschmack auf das, was am 20. Januar in Berlin in seiner finalen Form zu sehen sein wird. Besonders die Farbwahl sorgte in der Szene für Gesprächsstoff.

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Das Auto trägt die Farbe Titanium – ein heller, metallischer Ton. Offiziell verweist Audi auf die historischen Auto-Union-Rennwagen der 1930er Jahre. Doch die Assoziation zu den Mercedes-Silberpfeilen ist kaum von der Hand zu weisen. Es wirkt wie ein visueller Nadelstich in Richtung Stuttgart. Die Kombination aus dem hellen Vorderwagen und dem in Carbon-Schwarz und Audi-Rot gehaltenen Heck symbolisiert einen Übergang: Vorn die Historie (oder die Konkurrenz?), hinten die neue Ära von Audi.

Designchef Massimo Frascella formuliert den Anspruch selbstbewusst: „Wir wollen das markanteste Auto auf der Rennstrecke haben.“ Die klare, fast architektonische Linienführung soll sich künftig auch in den Serienmodellen wiederfinden. Die Formel 1 dient hier als beschleunigtes Design-Labor.

Die Standort-Trilogie: Neuburg, Hinwil, Bicester

Um das Projekt zu stemmen, setzt Audi auf eine Dezentralisierung der Kompetenzen. Drei Standorte greifen ineinander:

  1. Neuburg an der Donau: Hier schlägt das Herz des Antriebs. Thermodynamik, Energiespeicher und die komplette Power Unit werden hier entwickelt. Der Standort wurde seit 2022 massiv ausgebaut.
  2. Hinwil (Schweiz): Die Heimat von Sauber. Hier sitzen die Experten für den Chassis-Bau. Der Windkanal in Hinwil gilt als einer der besten der Welt. Die Erfahrung des Sauber-Teams in Sachen Aerodynamik und Fahrzeugarchitektur ist das Fundament, auf dem Audi aufbaut.
  3. Bicester (Großbritannien): Das neue „Audi Motorsport Technology Centre UK“ liegt mitten im sogenannten „Motorsport Valley“. Warum ein dritter Standort? Weil dort das Wissen sitzt. In dieser Region Englands ballt sich die Expertise für F1-spezifische Elektronik, Verbundwerkstoffe und Aerodynamik wie nirgendwo sonst. Audi nutzt das Büro, um Talente zu rekrutieren, die vielleicht nicht nach Bayern oder in die Schweiz ziehen wollen.

Realismus statt Träumerei: Der Fahrplan bis 2030

Trotz der technischen Aufrüstung und der aggressiven PR bleibt das Management realistisch. Ein Sieg im ersten Rennen 2026 ist unwahrscheinlich. Audi-CEO Gernot Döllner gibt zwar die Marschrichtung vor: „Wir wollen gewinnen.“ Doch er definiert auch den Zeitrahmen.

Die ersten Jahre ab 2026 sind als Lernphase definiert. Die Systeme müssen verstanden, die Abläufe im Team optimiert werden. Ab 2028 will Audi voll konkurrenzfähig sein, also regelmäßig um Podestplätze fahren. Das eigentliche Ziel ist der WM-Titel ab 2030. Das klingt fern, ist aber in den Entwicklungszyklen der Formel 1 ein sportlicher Plan.

Gernot Döllner sieht die Enthüllung des Namens als Startschuss für diese Ambitionen: „Die Enthüllung des Namens und des Logos des Audi Revolut F1 Teams ist ein weiterer wichtiger Meilenstein auf unserem Weg in die Königsklasse des Motorsports. Beide verleihen unseren Ambitionen eine klare Identität und spiegeln eine starke Vision und einen innovativen Spirit wider.“

Die Köpfe hinter der Technik

Technik braucht Führung. Audi hat sich mit Mattia Binotto einen der erfahrensten F1-Manager als Leiter des Projekts geholt. Der ehemalige Ferrari-Teamchef kennt den Druck, der auf einem Werksteam lastet. Seine Aufgabe ist es, die unterschiedlichen Kulturen aus Deutschland, der Schweiz und England zu einer Einheit zu formen.

Binotto kommentiert den aktuellen Status: „Diese Ankündigung gibt der unglaublichen Arbeit des Teams einen Namen und ein Gesicht. Das Team nimmt Gestalt an, angetrieben von einer Kultur der Präzision und des unermüdlichen Ehrgeizes.“

Auf der Fahrerseite setzt Audi auf eine klassische Kombination: Nico Hülkenberg bringt die Erfahrung mit. Er gilt als analytischer Fahrer, der Ingenieurinnen und Ingenieuren präzises Feedback geben kann – eine Schlüsselqualifikation in der Entwicklungsphase. Ihm zur Seite steht das junge Talent Gabriel Bortoleto, der für die Zukunft aufgebaut werden soll.

 

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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