Pilot bestanden 16.06.2025, 13:00 Uhr

Der Stecker im Gehweg: Alltagscheck für den Ladebordstein

Rheinmetalls Ladebordstein im Alltagstest: Wie gut lädt es sich direkt am Gehweg – und was sagen die Nutzerinnen und Nutzer?

Ladebordstein von Rheinmetall

Der Ladebordstein lässt sich fast überall am Straßenrand integrieren - doch wie praktisch ist er?

Foto: picture alliance / Maximilian Schönherr

Elektromobilität braucht Ladeinfrastruktur – doch gerade in dicht bebauten Städten stoßen herkömmliche Ladesäulen an ihre Grenzen. Sie beanspruchen Platz, stören das Stadtbild oder stehen in Konflikt mit Denkmal- und Fußgängerschutz. Der Technologiekonzern Rheinmetall hat deshalb eine alternative Lösung entwickelt: einen Ladepunkt im Bordsteinformat.

Der Ladebordstein ersetzt keine Gehwegplatten oder Poller, sondern integriert die gesamte Technik in einem speziell konstruierten Bordsteinelement. Fahrzeuge laden direkt am Fahrbahnrand – ohne sichtbare Stele, ohne Stolperfallen und ohne Beeinträchtigung der Gehwege. Doch wie alltagstauglich ist das Gerät? Nach einer Pilotphase geht der Bordstein nun in Serie und erste Städte wie Düsseldorf nutzen ihn bereits.

Technische Daten: Was im Bordstein steckt

Trotz seiner kompakten Bauweise bietet der Ladebordstein eine vollständige Ladefunktion nach Modus 3 (IEC 61851-1). Die Ladeleistung beträgt bis zu 22 Kilowatt. Der Anschluss erfolgt über einen Typ-2-Stecker. Nutzer*innen starten den Ladevorgang über App, RFID oder QR-Code – ohne physischen Kontakt mit dem Gehäuse.

Ein integriertes LED-Feld informiert über den Betriebsstatus. Die Kommunikation mit Backendsystemen erfolgt über ein 4G-Modem oder per Ethernet. Das erlaubt Echtzeitdatenmanagement, Software-Updates und eine nahtlose Einbindung in bestehende Infrastruktur.

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Technische Daten des Ladebordsteins:

  • Ladeleistung bis 22 kW (AC)
  • Gekapseltes Elektronikmodul (IP68), beheizbar bei Frost
  • Einhandbedienung, barrierearm
  • Steuerung via App, QR-Code oder RFID
  • OCPP 1.6-kompatibel, eichrechtskonform
  • LED-Statusanzeigen, beleuchtete Ladebuchse
  • Schnelle Nachrüstung durch Hohlbordstein-Vorrüstung

 

Modular gedacht – für schnellen Ausbau

Das System ist nicht nur für E-Autofahrende praktisch, sondern auch für Städte und Betreiber. Herzstück ist ein modulares Design: Die Elektronikeinheit lässt sich per Schnellkupplung austauschen. Das sogenannte CurbSwap-Verfahren ermöglicht schnelle Wartung ohne lange Ausfallzeiten. Kommunen können Bordsteinplätze zudem vorbereiten – mit sogenannten Hohlbordsteinen, die später bei Bedarf nachgerüstet werden.

Wetterfest und wartungsarm

Im Außenbereich spielt Robustheit eine zentrale Rolle. Deshalb schützt Rheinmetall die empfindliche Technik mit einem gekapselten Gehäuse (Schutzklasse IP68). Eine integrierte Klimasteuerung hält die Elektronik auch bei extremen Temperaturen betriebsbereit. Bei Starkregen schaltet ein Sensor den Ladevorgang frühzeitig ab, bevor Fehlerströme entstehen.

Die überfahrbare Konstruktion macht den Bordstein widerstandsfähig gegen Belastungen durch Fahrzeuge. Eine verbesserte Wasserableitung sowie Beleuchtung rund um die Ladebuchse erhöhen Sicherheit und Handhabung – auch bei Dunkelheit und Nässe.

Praxistest in Köln liefert positive Daten

In Köln wurde das System seit April 2024 an zwei Standorten getestet. Vier Ladebordsteine waren im Pilotbetrieb – mit deutlichem Erfolg: Über 2800 Ladevorgänge wurden dokumentiert, die technische Verfügbarkeit lag bei über 99 %. Die Nutzer*innen bewerteten das System im Schnitt mit 4,38 von 5 Punkten.

Laut Befragung wurden besonders die barrierearme Nutzung, die platzsparende Lösung und die geringe Beeinträchtigung des Stadtbilds geschätzt. Kritik gab es vor allem an der geringen Sichtbarkeit. Hier sind bessere Markierungen und die Integration in Navigations-Apps geplant.

Kritikpunkte am Ladebordstein – und wie Rheinmetall darauf reagiert

  • Position der Ladebuchse: Bodennähe wirkt ungewohnt und potenziell unhygienisch. → Laut Rheinmetall in der Praxis kein Problem; robuste Materialien und verbesserte Schmutzableitung wurden umgesetzt.
  • Sichtbarkeit im Straßenraum: Ladepunkte werden teils übersehen. → Lösung: Integration in Navigations-Apps und Markierungen am Bordstein.
  • Ergonomie: Bedienung auf Bodenhöhe gilt als unkomfortabel. → Vorteil: Einhandbedienung möglich, keine Poller erforderlich, gute Zugänglichkeit vom Fahrbahnrand.
  • Kosten: Aktuell höher als bei herkömmlichen Säulen (ca. 5.000 €). → Rheinmetall plant Preissenkung durch Serienfertigung und Optimierung.
  • Witterungsbeständigkeit: Sorge vor Nässe, Frost oder Hitze. → Technik durch IP68-Gehäuse, integrierte Heizung und Kühlung wetterfest geschützt.

 

Vom Bedenkenträger zum Unterstützer

Die Stadtwerke Düsseldorf gehörten zu den ersten, die das System nach Köln übernahmen. Auch dort war die Skepsis anfangs groß. „Ich habe ein bisschen gebraucht, um überzeugt zu sein“, sagt Klaus Schüßler, Bereichsleiter Neue Mobilität, in einem Gespräch mit der Rheinischen Post. Inzwischen sind sechs Ladebordsteine im Stadtteil Derendorf installiert – zwanzig sollen es noch in diesem Jahr werden.

„Wir werden nicht komplett von Säulen auf Bordsteine umschwenken“, so Schüßler gegenüber der RP. „Aber es könnte sein, dass wir 2026 je zur Hälfte Säulen und Bordsteine einsetzen, um unsere Lade-Infrastruktur auszubauen.“

Zukunftsperspektiven und Wirtschaftlichkeit

Der Ladebordstein von Rheinmetall ist nun serienreif. Die Produktion läuft im eigenen Werk in Frankreich. Aktuell liegen die Kosten pro Ladepunkt bei rund 5000 €. Damit liegt das System leicht über klassischen Lösungen. Rheinmetall plant jedoch Kostensenkungen durch größere Stückzahlen und gezielte Optimierungen.

Auch die Alltagstauglichkeit scheint gegeben. Selbst ältere Anwohnende begrüßen die dezente Lösung. Ein Kölner kommentierte beim Pilotstart: „Die ganzen Ladesäulen – ein Elend. Dagegen ist das hier eine wirklich großartige Idee.“

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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