Flughafen Amsterdam 31.08.2015, 13:48 Uhr

Auch ein Handkarren meldet per GPS seinen Standort

Da kann man leicht den Überblick verlieren. Tausende von Anhängern, Gepäckwagen, Fahrgasttreppen und Hubwagen sind auf einem Flughafen im Einsatz. Oder stehen irgendwo herum. Do wo? Ein niederländisches Start-up hat ein System entwickelt, durch das alle nicht-motorisierten Fahrzeuge ihre Position an eine Leitstelle durchgeben. Der Flughafen Schiphol in Amsterdam führt die Technik gerade ein.

Gepäcktransporter auf dem Flughafen Schiphol in Amsterdam werden künftig mit GSE-Trackern ausgerüstet, die ständig die Position durchgeben. Dadurch will der Flughafen Karren, Hubwaren, Flugsteigtreppen und Gepäckwagen effizienter einsetzen.

Gepäcktransporter auf dem Flughafen Schiphol in Amsterdam werden künftig mit GSE-Trackern ausgerüstet, die ständig die Position durchgeben. Dadurch will der Flughafen Karren, Hubwaren, Flugsteigtreppen und Gepäckwagen effizienter einsetzen.

Foto: KLM/Undagrid

Im GPS-Zeitalter ist schon selbstverständlich, dass Motorfahrzeuge laufend ihren jeweiligen Standort durchgeben und so ihre Bewegungen festgehalten werden. Sehr viel schwieriger ist das allerdings bei einfachen Fahrzeugen, die keinen Motor und auch keine eigene Stromversorgung besitzen.

Auf Flughäfen, Logistikzentren und großen Industrieanlagen wimmelt es nur so von rollenden Geräten, die ohne Motor genutzt werden. Sie werden ständig an den verschiedensten Stellen benötigt und sind oft nicht auffindbar, weil sie irgendwo abgestellt werden. Ein niederländisches Unternehmen hat nun eine Technik entwickelt, mit deren Hilfe nicht-motorisierten Fahrzeuge ständig ihre Position durchgeben. Selbst die Gepäckkarren auf einem Flughafen können damit ihren jeweiligen Standort melden.

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Erster Anwendungsfall ist der Großflughafen Amsterdam

Auf Flughäfen sind Zehntausende nicht-motorisierter Fahrzeuge unterwegs. Das beginnt mit Gepäckkarren und reicht bis zu den Treppen, die zum Ein- und Aussteigen an die Flugzeuge heran geschoben werden. Das Problem ist allerdings, dass meist nicht ausreichend bekannt ist, wo sich diese Geräte jeweils genau befinden.

Die Folge sind Verzögerungen beim Aussteigen, weil die Treppe fehlt oder bei der Gepäckausgabe nicht genügend Gepäckwagen zur Stelle sind. Hätten all diese Fahrzeuge eine eigene Stromversorgung, wäre die Überwachung leicht. Dank eines Trackers, der laufend die Positionsdaten meldet, will der Amsterdamer Flughafen Schiphol nun das Chaos in den Griff bekokmmen.

Flughafenhalle im Airport Schiphol in Amsterdam: Der unterschiedliche Andrang von Passagieren stellt die Logistiker vor große Probleme. Gepäckwagen und Flugsteigtreppen werden ständig an anderer Stelle gebraucht. Doch einen Überblick, wo sich welches Gerät gerade befindet, hatten Flughäfen bislang nicht.

Flughafenhalle im Airport Schiphol in Amsterdam: Der unterschiedliche Andrang von Passagieren stellt die Logistiker vor große Probleme. Gepäckwagen und Flugsteigtreppen werden ständig an anderer Stelle gebraucht. Doch einen Überblick, wo sich welches Gerät gerade befindet, hatten Flughäfen bislang nicht.

Quelle: Flughafen Schiphol

Damit will der Flughafen seine vorhandenen Fahrzeuge nicht nur besser und effizienter einsetzen, sondern auch die Kosten senken. Die Hoffnung: Dank des Überblicks lässt sich das wachsende Verkehrsaufkommen mit weniger oder der gleichen Menge von Treppen, Karren und Hubwagen abwickeln. Zugleich ließen sich die kostspieligen Verzögerungen, die auf das Suchen des jeweils erforderlichen Geräts zurückgehen, vermeiden.

Technik hat das niederländische Start-up Undagrid entwickelt

Für die Entwicklung der Technik und der inzwischen angelaufenen Produktion haben sich mehrere große Partner zusammengefunden und den Mainport Innovation Fund (MIF) ins Leben gerufen. Bei diesen Partnern handelt es sich um die TU Delft, den Amsterdamer Flughafen Schiphol, die Fluggesellschaft KLM sowie die größte niederländische Bank, die Rabobank. Entwickelt hat die Technik das Start-up Undagrid.

An jedem nicht-motorisierten Fahrzeug auf dem Amsterdamer Flughafen wird künftig ein kleiner GSE-Tracker angeschraubt, der die Standortdaten und gegebenenfalls weitere Daten wie die Temperatur in sehr schwacher Form mit geringer Reichweite verbreitet. Aufgefangen werden diese Daten durch flächendeckend auf dem Flughafengelände installierte Empfänger. Die GSE-Tracker arbeiten nach IP67 Standard.

Der GSE-Tracker ist nur 48x170 mm groß, verfügt über ein GPS-Modul und ist mit zwei kleinen Lithium-Penlite-Akkus ausgestattet, die drei bis fünf Jahre halten sollen. 

Der GSE-Tracker ist nur 48×170 mm groß, verfügt über ein GPS-Modul und ist mit zwei kleinen Lithium-Penlite-Akkus ausgestattet, die drei bis fünf Jahre halten sollen.

Quelle: Undagrid

Die Sender sind nur 48×170 mm groß, verfügen über eine GPS-Modul und sind mit zwei kleinen Lithium-Penlite-Akkus ausgestattet. Diese sollen den Tracker drei bis fünf Jahre mit Strom versorgen, verspricht der Undagrid.

Leitstelle hat Überblick über alle motorlosen Fahrzeuge

Die Positionsmeldungen werden so aufbereitet, dass die Leitzentrale auf dem Flughafen rasch einen Überblick hat, welche Anhänger, Fluggasttreppen oder Gepäckwagen sich wo befinden. Ein Überblick, den es bislang nicht gibt. Im Unternehmensvideo lassen sich die Daten auch auf einem Tablet abrufen, so dass auch die Logistiker vor Ort einen schnellen Überblick verschaffen können, wo der Anhänger steht, der gerade gebraucht wird.

Dadurch können alle Geräte effizienter eingesetzt und die Logistik auf dem Flughafen verbessert werden, hofft die KLM. „Die Technologie macht es möglich, nicht-motorisierten Fahrzeugen in Echtzeit zu verfolgen, bei geringen Kosten. Dies gewährleistet eine optimale Nutzung der Fahrzeuge, also benötigen wir auch weniger von ihnen”, hofft Erik Swelheim, Managing Director und CFO der KLM.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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