UN schlägt Alarm: Erde steuert auf 2,8 Grad Erwärmung zu
Bis Ende des Jahrhunderts droht ein Temperaturanstieg von 2,8 °C, warnt das UN-Umweltprogramm in seinem aktuellen Bericht. Dabei gibt es technische Lösungen zur Eindämmung des Klimawandels – was fehlt, ist der Wille zur Umsetzung.
Bis zum Ende des Jahrhunderts dürfte es durchschnittlich 2,8 °C heißer sein als heute.
Foto: PantherMedia / leolintang
Die Erde steuert mit der aktuellen Klimapolitik auf 2,8 °C Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit zu. Zu diesem Ergebnis kommt das UN-Umweltprogramm (UNEP) in seinem heute (4. November) veröffentlichten Bericht.
Sehr wahrscheinlich werde das 2015 vereinbarte 1,5-Grad-Ziel bereits innerhalb des nächsten Jahrzehnts überschritten, meldet das UNEP. 2024 war dies bereits der Fall. Das Problem: Nur mit einer Begrenzung des Klimawandels auf 1,5 °C ließen sich dessen schlimmste Folgen noch abwenden.
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Leichte Verbesserung – keine Entwarnung
Im Vergleich zum Vorjahr fällt die Prognose etwas besser aus: 2024 rechnete das UNEP noch mit 3,1 °C Erwärmung. Würden alle Staaten ihre nationalen Klimaschutzzusagen vollständig umsetzen, läge die Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts bei 2,3 °C bis 2,5 °C. Im Vorjahr lag diese Berechnung noch bei 2,6 °C bis 2,8 °C.
Allerdings relativiert das UNEP die scheinbare Verbesserung: 0,1 °C der Abweichung seien auf methodische Änderungen zurückzuführen. Zudem werde der angekündigte Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen die Prognose wieder um 0,1 °C verschlechtern.
„Das ist ein Fortschritt – aber bei Weitem nicht genug“, kritisiert UN-Generalsekretär António Guterres. Mit den derzeitigen Plänen stünden die Zeichen immer noch auf „Klimakollaps“.
55 % weniger Emissionen wären nötig
Damit steht die Weltgemeinschaft vor einer Herkulesaufgabe: Um das 1,5-Grad-Ziel noch einzuhalten, müssten die globalen Emissionen in den nächsten zehn Jahren verglichen mit 2019 um 55 % sinken. Für das Zwei-Grad-Ziel wären immerhin noch 35 % Reduktion nötig.
Selbst die vollständige Umsetzung aller für 2035 angekündigten nationalen Klimapläne würde lediglich eine Verringerung von rund 15 % bewirken, meldet das in Nairobi ansässige UNEP. Und selbst diese Zahl stehe nach dem US-Rückzug unter Vorbehalt.
1,5-Grad-Marke bereits überschritten
Das bislang heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war 2024. Es hatte die 1,5-Grad-Schwelle bereits überschritten – doch als „offiziell verfehlt“ gilt das Ziel der Pariser Klimakonferenz erst, wenn es mehrere Jahre über im Durchschnitt 1,5 °C wärmer war. Die Vereinten Nationen sehen diese dauerhafte Überschreitung jedoch als kaum noch vermeidbar an. „Entschiedene, zeitnahe Verringerungen der Emissionen können den Beginn der Überschreitung verzögern, aber nicht vollständig verhindern“, schreiben die Autoren des Klimaberichts.
Die zentrale Aufgabe bestehe nun darin, diese Überschreitung vorübergehend und minimal zu halten. Nur so bleibe eine Rückkehr auf 1,5 °C im Bereich des Möglichen. Guterres warnt: „Jede Phase, in der die Ziele überschritten werden, wird unweigerlich dramatische Folgen haben – mit dem Verlust von Menschenleben, entwurzelten Gemeinden und Rückschritten in der Entwicklung.“
UN: Technologie vorhanden – politischer Wille fehlt
Doch es gibt einen Lichtblick: Seit dem Beschluss des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015 hat sich die jährliche Erwärmungsprognose von damals 3 °C bis 3,5 °C deutlich verringert. Klimaschutzmaßnahmen wirken also – sie müssen nur umgesetzt werden.
Die technischen Voraussetzungen für eine schnelle Emissionsreduktion seien vorhanden, betonen die Autoren. „Die Entwicklung von Wind- und Solarenergie boomt, wodurch die Kosten sinken. Das bedeutet, dass die internationale Gemeinschaft ihre Klimaschutzmaßnahmen beschleunigen kann, wenn sie sich dazu entschließt.“
Besonders die wirtschaftsstarken G20-Länder sieht die UN nun in der Pflicht. Diese Staaten seien für den Großteil der globalen Emissionen verantwortlich. Doch in ihren Klimaplänen sind sie nicht auf Kurs. Im Gegenteil: Die Emissionen der wirtschaftlich potentesten Länder seien im Jahr 2024 sogar um 0,7 % gestiegen.
Bedrohung für ganze Regionen
Die Folgen der Erderwärmung sind bereits heute spürbar: In vielen Regionen treten Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Stürme und Überflutungen häufiger auf. Dies kann ganze Regionen unbewohnbar machen, Ernten zerstören und Hungerkrisen verschärfen.
Der steigende Meeresspiegel bedroht Küstenregionen und kleine Inselstaaten. Je stärker die Erwärmung, desto extremer die Folgen – zudem wächst das Risiko für das Überschreiten unumkehrbarer Klima-Kipppunkte. Von daher ist zu hoffen, dass die zahlreichen vorhandenen Strategien zur Eindämmung des Klimawandels nun wieder stärkere Beachtung finden.
Dieser Artikel enthält Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
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