Klimawandel: Der Erde gehts schlechter, diese Lösungen gibt es noch
Der Bericht „State of the Climate 2025“ zeigt: Die Erde bricht Rekorde – und zwar die falschen. Was wir tun können, um die Katastrophe abzuwenden.
Immer mehr Hochwasser: Der neue „State of the Climate“-Bericht zeigt: Die Erde bricht Rekorde – und zwar die falschen. Was wir tun können, um die Katastrophe abzuwenden.
Foto: PantherMedia / info.jens-hertel.de
Vor den Weltklimakonferenzen im Herbst jeden Jahres veröffentlichen Wissenschaft und Interessenvertretungen weltweit Statusberichte. Dies auch, um den Handlungsbedarf der Klimapolitik aufzuzeigen. Knapp zwei Wochen vor der nächste Vertragsstaatenkonferenz des UN-Klimarahmenabkommens, der Cop30 im brasilianischen Belem, veröffentlichte ein internationales Forschungsteam am 29. Oktober die inzwischen 6. Ausgabe des jährlichen Klimaberichts „State of the Climate 2025″. Fazit: 22 von 34 lebenswichtigen „Vitalparametern“ unseres Planeten sind auf Rekordniveau, viele tendieren weiterhin stark in die falsche Richtung. Gleichzeitig schlägt der Bericht, gestützt auf globale Daten des Weltklimarats IPCC, „hochwirksame“ Strategien vor, was zu tun ist.
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Wie es um das Klimasystem der Erde steht
„In den letzten Jahren haben wichtige Vitalparameter wie Oberflächentemperatur, Wärmegehalt der Ozeane, Meereisverlust und durch Brände verursachter Waldverlust außergewöhnlich deutlich neue Rekorde erreicht“, sagt Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Federführend beim Bericht „State of the Climate 2025“ ist allerdings nicht das PIK, sondern ein Team der Oregon State University.
„Die sich beschleunigende Klimakrise birgt eine Reihe eng miteinander verbundener Risiken für die grundlegenden Funktionssysteme unseres Planeten.“ Dies reiche von kritischen Kippelementen wie das Meeresströmungssystem AMOC über die Integrität der Biosphäre bis hin zur Stabilität der globalen Wasserressourcen. „Unser Bericht zeigt aber auch, wie diese beispiellose Bedrohung des Systems Erde – und der Gesellschaft – gemildert werden kann.“
Während die Studie im 2025er-Bericht bei 22 von 34 sogenannten Vitalparametern Rekordniveau feststellt, waren dies im Vorjahr 25 von 35. Im Endeffekt geht es trotz der Vielzahl der Paramter beim Klimaschutz aber vor allem darum, die Emission der drei Treibhausgase Kohelndioxid (CO2), Methan (CH) und Lachgas (N2O) zu begrenzen. Das vor allem ist wichtig, um zu vermeiden, dass die globale Oberflächentemperatur weiter ansteigt. Das Forschungsteam hält im 2025er-Bericht fest, dass 2024 das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war und wahrscheinlich das heißeste seit mindestens 125.000 Jahren gewesen sein dürfte.
Was getan werden kann, um den Klimawandel aufzuhalten
„Strategien zur Eindämmung des Klimawandels sind verfügbar, kostengünstig und werden dringend gebraucht, und wir können die Erwärmung immer noch begrenzen, wenn wir entschlossen und schnell handeln“, sagt William Ripple von der Oregon State University. Allerdings schließe sich das Zeitfenster. „Ohne wirksame Strategien werden wir rapide steigenden Risiken begegnen, die den Frieden, die Regierbarkeit, die öffentliche Gesundheit und die Ökosysteme gefährden.“
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter untersuchten daher auch, was die Menschheit in wichtigen Sektoren tun könnte, um den Klimawandel zu begrenzen:
- Energie: Ökostrom könnte bis 2050 bis zu 70 % des weltweiten Strombedarfs zu decken. Ein rascher Ausstieg aus fossilen Brennstoffen würde einen der größten Beiträge zum Klimaschutz leisten.
- Ökosysteme: Durch Schutz und Wiederherstellung von Ökosystemen (Wäldern, Feuchtgebiete, Mangroven, Moore) könnten bis 2050 jährlich rund 10 Gt an CO₂-Emissionen zurückgeholt oder vermieden werden. Das wäre rd. ein Viertel der derzeitigen jährlichen CO2-Emissionen.
- Ernährung: Verdorbene und nicht genutzte Lebensmittel führen derzeit zu etwa 8 % bis 10 % des globalen Treibhausgasausstoßes. Der ließe sich stark senken, wenn wir auf pflanzenreichere Ernährung umstellten.
Was passieren könnte, wenn wir so weitermachen wie bisher
Der Bericht hebt warnend hervor: Jedes Zehntelgrad vermiedene Erwärmung wiege schwer dafür, dass es uns Menschen und der Umwelt gut geht. Selbst geringe Verbesserungen haben große Auswirkungen auf:
- das Risiko von Extremwetterereignissen,
- Biodiversitätsverlust,
- Nahrungsmittelknappheit
- Wasserknappheit
- Risiken durch das Überschreiten wichtiger Kipppunkte.
Falls wir nichts oder zu wenig unternehmen,
- wird es teurer, Schäden durch Klimawandel zu beseitigen;
- wird es ebenfalls teurer, sich gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen;
- wirken sich die Folgen des Klimawandels schwerer aus.
Schnelle, koordinierte Maßnahmen würden sich, so das Forschungsteam in der Studie State of the Climate 2025, unmittelbar weltweit für Bevölkerung und Ökosysteme auszahlen. Diese Erkenntnisse aber sind nicht neu. Der Wissenschaft bleibt, wie in diesem Fall, immer wieder nur, auf diese Erkentnisse erneut hinzuweisen.
Ein gutes Beispiel, was Klimaschutz bringt, ist klimabedingter Gesundheitsschutz
So sei, so „The Lancet“, seit den 1990er-Jahren die Zahl hitzebedingter Todesfälle laut Bericht global um 23 % gestiegen. Zudem stürben jährlich rund 2,5 Mio. Menschen durch die Luftverschmutzung, die direkt auf die Verbrennung fossiler Energieträger zurückzuführen ist.Gleichzeitig zeigten die Daten, dass bereits eingeleitete Maßnahmen wirkten. Der Umstieg auf saubere Energien habe seit 2010 jährlich etwa 160.000 vorzeitige Todesfälle verhindert, vor allem durch sauberere Luft infolge des Rückgangs von Kohleverbrennung in reicheren Ländern.
Fast gleichzeitig wies die internationale Wohlfahrtsorganisation Oxfam darauf hin, dass die Wohlhabendsten der welt global gesehen unverhältnismäßig viel Treibhausgas ausstießen. Während die reichsten 0,1 % der Weltbevölkerung pro Kopf und Tag mehr als 800 kg CO2 emittierten, waren es nach Daten aus dem Jahr 2023 bei der ärmsten Hälfte der Weltbevölkerung nur 2 kg.
Zudem hätten die Pro-Kopf-Emissionen bei den Reichsten im Zeitraum seit 1990 deutlich stärker zugelegt. Oxfam arbeitet in dem Bericht mit Daten zum nationalen CO2-Ausstoß von 196 Ländern und zur weltweiten Verteilung von Wohlstand. Die Autoren gehen davon aus, dass die CO2-Emissionen mit dem Einkommen steigen, innerhalb gewisser Unter- und Obergrenzen.
Mit Material von dpa
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