Ruhrkohle-Konzern will Bergwerke an Saar und Ruhr fluten
Der Kohlekonzern RAG will die stillgelegten Bergwerke an Saar und Ruhr fluten. Umweltschützer befürchten ein ökologisches Desaster. In den Stollen befinden sich riesige Mengen an hochgiftigem PCB-haltigem Hydrauliköl, die nie ordnungsgemäß entsorgt wurden. Das giftige Schmieröl könnte ins Trinkwasser gelangen.

Die Türme und Förderbänder der Kokerei auf der stillgelegten Zeche Zollverein in Essen spiegeln sich im Wasser: Die RAG will die Pumpen in den stillgelegten Bergwerken an der Saar und der Ruhr abstellen. Das führt dazu, dass die Stollen voll Wasser laufen. Deshalb befürchten Umweltschützer, dass Giftstoffe ins Grundwasser geraten.
Foto: Roland Weihrauch/dpa
Der Plan des Zechenbetreibers RAG versetzt Umweltschützer in Angst und Schrecken. Die RAG will nach einem Bericht des Magazins „Der Spiegel“in den stillgelegten Bergwerken an Saar und Ruhr das Abpumpen des Grubenwassers zurückfahren. Damit nimmt die RAG die Flutung der Stollen in Kauf, obwohl in den Tiefen der Bergwerke noch riesige Mengen an hochgiftigem PCB-haltigem Schmieröl lagern.
Keine ordnungsgemäße Entsorgung
Für die Arbeiten unter Tage wurden zwischen 1979 und 1984 etwa 12.500 Tonnen giftiges PCB-haltiges Schmieröl in den Bergwerken eingesetzt. Jetzt befinden sich noch etwa 90 Prozent davon in den stillgelegten Bergwerken in Behältern, alten Anlagen oder verschüttet auf dem Boden. Nur etwa 10 Prozent dieser Menge wurden ordnungsgemäß entsorgt. Dies berichtet der Spiegel und beruft sich auf Informationen aus Bundestagsprotokollen und Untersuchungsberichten des saarländischen Landtags aus den 1980-er Jahren. „Wie viel unter Tage verblieb, ist heute nicht mehr exakt zu ermitteln“, sagte der RAG-Sprecher dem Magazin.

Wasser aus dem Erdreich dringt ständig in die Bergwerke ein. Im Bild eine RAG-Grafik, die den Wasserfluss am Beispiel der stillgelegten Zeche Zollverein in Essen erläutert.
Quelle: RAG
Polychlorierte Biphenyle (PCB) gehören zu den zwölf giftigsten Stoffen weltweit. Die RAG setzte diese giftigen PCB-haltigen Hydraulikflüssigkeiten seit den 1950-er Jahren in den Bergwerken ein. PCB sind chemisch sehr stabil, wasserabstoßend und vo allem schwer entflammbar. Letzteres war der Grund, warum PCB unter Tage eingesetzt wurden. Beim Menschen führen PCB zur Schwächung des Immunsystems.
Produktion von PCB wurde 1989 verboten
Wie gefährlich diese Stoffe für Mensch und Umwelt tatsächlich sind, wurde erst in den 1980-er Jahren bekannt. Seit 1989 ist die Herstellung und Anwendung dieses Stoffes in Deutschland verboten. Doch zu diesem Zeitpunkt waren bereits große Mengen PCB-haltiger Stoffe durch Defekte, aber auch bewusstes Ablassen ins Erdreich gesickert.

Kohlenhalde vor dem Förderturm der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop: Bis Mitte der 1980-er Jahre wurden hochgiftige PCB als Schmiermittel in den Zechen unter Tage eingesetzt.
Quelle: Roland Weihrauch/dpa
Das Problem der Flutung ist, dass die Kontaminationen in das Grundwasser übergehen können. Dennoch versichert die RAG, dass von dem geplanten Wasseranstieg keine Gefahr ausgehe. Doch schon in der Vergangenheit wurde von den Behörden PCB in den Abwässern diverser Bergwerke an Saar und Ruhr gemessen, bislang jedoch meist in geringen Konzentrationen.
Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen will nun in einem Gutachten klären, wie gefährlich die Flutung der Stollen ist. Bis zum Vorliegen des Gutachtens sei mit der RAG verabredet, dass die Flutung aufgeschoben wird, berichtet die Rheinische Post.
NRW-Regierung holt Gutachten ein – Flutung aufgeschoben
Ende 2018 soll der Steinkohleabbau in Deutschland komplett beendet sein. Durch das Abstellen der Pumpen will die RAG Kosten sparen. Bei Abschalten der Pumpen würden die Stollen nach und nach volllaufen.

Wasserpumpen in der Zeche Zollverein in Essen: In allen Bergwerken in Deutschland wird derzeit das Grubenwasser abgepumpt.
Quelle: Dietmar Klingenburg/RAG
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