Für arme Länder entwickelt 23.06.2013, 12:00 Uhr

Papayasamen können Schwermetalle aus dem Wasser filtern

Potsdamer Wissenschaftler haben einen verblüffend einfachen Weg gefunden, wie Trinkwasser in Entwicklungsländern von Schwermetallen wie Nickel und Cadmium gereinigt werden kann: durch Papayasamen.

Fast 900 Millionen Menschen in Entwicklungsländern müssen verschmutztes Wasser trinken. Jetzt haben Potsdamer Forscher einen Filter aus Papayasamen und Tonmineralien entwickelt, der sogar Schwermetalle aus dem Wasser filtert.

Fast 900 Millionen Menschen in Entwicklungsländern müssen verschmutztes Wasser trinken. Jetzt haben Potsdamer Forscher einen Filter aus Papayasamen und Tonmineralien entwickelt, der sogar Schwermetalle aus dem Wasser filtert.

Foto: Georg Ehrler/MISEREOR

Die Erfindung aus Potsdam könnte für Millionen von Menschen bedeuten, dass sie endlich von Trinkwasser nicht mehr krank werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit fast 900 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Fast dreimal so viele, 2,6 Milliarden Menschen, haben keine Möglichkeit, sanitäre Einrichtungen wie Toiletten zu benutzen.

Entwicklungsländer brauchen billige und effektive Lösungen

Es ist eine der größten Herausforderungen, alle Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Viele Entwicklungsländer verfügen zwar über Oberflächen- oder Grundwasser, doch oft ist es durch mangelnde sanitäre Einrichtungen oder durch Industrieabwässer eigentlich ungenießbar. Es macht krank. Über aufwändige Klär- und Reinigungstechnik verfügen die armen Länder kaum, deshalb sind extrem kostengünstige Lösungen wichtig.

Ein Team um Andreas Taubert, Professor für Supramolekulare Chemie und Anorganische Hybridmaterialien an der Universität Potsdam, hat jetzt in Kooperation mit dem ebenfalls in Potsdam beheimateten Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung eine gangbare Lösung vorgestellt: Papayasamen.

Eine Kombination aus Papaysamen und Tonmineral ist nach einer geeigneten Wärmebehandlung in der Lage, die Konzentrationen von Nickel, Cadmium und Blei unter die von der WHO festgelegten Grenzwerte zu senken. Gerade Nickel, Cadmium und Blei sind extrem gesundheitsschädliche Schwermetalle, die in Flüssen mit Industrieabwässern in hohen Konzentrationen auftreten. Diese gelangen in die Flüsse ausgerechnet bei der Aufbereitung von Elektroschrott aus den reichen Ländern, der in Entwicklungsländern unter unzureichenden Bedingungen aufbereitet wird. Weitere Quellen für die hohe Schwermetallbealstung sind laut Prof. Taubert der Abbau technologischwichtiger Minerale wie Gold oder Coltan und die Fertigung von Autobatterien.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
AGR Betriebsführung GmbH-Firmenlogo
Betriebsingenieur (m/w/d) Abfallmanagement / Entsorgung / Chemie AGR Betriebsführung GmbH
TA Europe Business Consulting GmbH-Firmenlogo
Real Estate Consultant ESG & Sustainability (m/w/d) TA Europe Business Consulting GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
Indorama Ventures Polymers Germany GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Verfahrenstechnik (m/w/d) Chemische Produktion Indorama Ventures Polymers Germany GmbH
Gersthofen Zum Job 
Jungheinrich AG-Firmenlogo
EHS-Projektingenieur (m/w/d) mit Schwerpunkt Energieeffizienz Jungheinrich AG
deutschlandweit Zum Job 
ENGIE Deutschland GmbH-Firmenlogo
Projektmanager Vertrieb Energiedienstleistungen (m/w/d) ENGIE Deutschland GmbH
Frankfurt oder Stuttgart, bundesweit Zum Job 
Hochschule Hamm-Lippstadt-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) Bereich Energietechnik, Maschinenbau, Elektrotechnik - Schwerpunkt netzgebundene Lösungen Hochschule Hamm-Lippstadt
Hochschule Hamm-Lippstadt-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) Bereich Energietechnik, Maschinenbau, Elektrotechnik - Schwerpunkt dezentrale Lösungen Wärmeversorgung Hochschule Hamm-Lippstadt
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW-Firmenlogo
Ingenieurinnen / Ingenieure bzw. Technikerinnen / Techniker oder Meisterinnen / Meister der Elektrotechnik (w/m/d) Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Münster Zum Job 
Hochschule Hamm-Lippstadt-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) Bereich Energietechnik, Maschinenbau, Elektrotechnik - Schwerpunkt netzgebundene Lösungen Wärmeversorgung Hochschule Hamm-Lippstadt
Veltum GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur:in für Versorgungstechnik Heizung, Lüftung, Sanitär Veltum GmbH
Waldeck Zum Job 
Energie und Wasser Potsdam GmbH-Firmenlogo
Senior-Mehrsparten-Projektbearbeiter (m/w/d) Realisierung Energie und Wasser Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Naturwissenschaftler/in oder Ingenieur/in als Experte für Immissionsschutz (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/in / Umweltwissenschaftler/in im Bereich Energie und Emissionshandel (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
naturenergie hochrhein AG-Firmenlogo
Projektentwickler (m/w/d) Technischer Vertrieb naturenergie hochrhein AG
Rheinfelden (Baden), Schallstadt, Donaueschingen Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsingenieurin / Betriebsingenieur (w/m/d) Müllheizkraftwerk Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Landeshauptstadt München-Firmenlogo
Mitarbeiter*in Immissionsschutz (w/m/d) Landeshauptstadt München
München Zum Job 
VH-7 Medienküche GmbH-Firmenlogo
Bauingenieur / Umweltingenieur oder Ingenieur Umweltschutztechnik (M/w/d) VH-7 Medienküche GmbH
Stuttgart Zum Job 
Propan Rheingas GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Energieberater (m(w/d) Propan Rheingas GmbH & Co. KG
Iqony GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Qualitätssicherung Iqony GmbH
empact GmbH-Firmenlogo
Projektmanager (m/w/d) - Konzeptionierung & Dekarbonisierung empact GmbH
Berlin, Köln, München, Frankfurt Zum Job 

Nicht Wassermangel, sondern Zugang zu Wasser ist das Problem

Das Kompositmaterial aus Papayasamen und Tonmineral weist eine sehr hohe Affinität zu Nickel und Cadmium auf. Der eine Vorteil dieser beiden Materialien: Beide Rohstoffe sind praktisch unendlich verfügbar. Der andere Vorteil: Die Materialien lassen sich recyclen. Diese Kombination macht sie attraktiv für die einfache, schnelle und vor allem lokal verfügbare Wasserreinigung.

Bei der Rezeptur achteten die Potsdamer darauf, dass die Filtermasse überall in Entwicklungsländern herstellbar ist. So nutzten die Forscher im Forschungsbeispiel ausschließlich Tonmineralien und Papayas aus Nigeria. Die Mineralien und die Samenpaste wurden zu gleichen Teilen verarbeitet und anschließend mit Hitze weiterverarbeitet.

Eingesetzt in die Filteranlage konnten die Forscher mit dem porösen Kompositmaterial sieben Liter pro Minute reinigen. In ihren Versuchen ist es den Potsdamer Forschern gelungen, Wasser mit einer Schwermetallbelastung von 1 mg pro Liter auf Trinkwasserniveau zu bringen. Die Belastung mit Cadmium lag nach der Filterung unter 4 μg/L, der Nickel-Anteil sank unter 7 μg/L. Beide Werte liegen unter den zulässigen Grenzwerten der WHO. Die Bleibelastung überstieg dagegen mit 20 μg/L leicht das WHO-Niveau.

„Die Studie hat gezeigt, dass das günstige Kompositmaterial sehr gute Voraussetzungen hat, um teure Aktivkohlefilter bei der Reinigung verschmutzten Wassers in Entwicklungsländern zu ersetzen“, schreibt Taubert in der Studie. Das wäre für Entwicklungsländer ein gute Nachrichten. Denn die Deutsche Unesco-Kommission sieht in ihrem Weltwasserbericht 2012 für Afrika nicht den Mangel an Wasser als Problem an, sondern der Zugang zu sauberem Wasser, dort wo es gebraucht wird. Genau dafür sorgt die Erfindung des Potsdamer Teams.

Schwermetalle im Wasser schädigen die Gesundheit

Sollte sich das Verfahren aus Potsdam auch in der Fläche bewähren, könnten erhebliche Gesundheitsschädigungen vermieden werden. So schädigt Cadmium die Nieren und die Knochen. Eine große Aufmerksamkeit erzielte im Jahre 1950 die Itai-Itai-Krankheit, eine schwere Cadmiumvergiftung, die in der Präfektur Toyama in Japan auftrat. Sie wurde durch Bergwerke hervorgerufen, in denen Silber, Blei, Kupfer und Zink gewonnen wurde. Dabei gelangten große Mengen Cadmium in einen Fluss, dessen Wasser von der Bevölkerung zur Bewässerung der Reisfelder und als Trink- und Waschwasser benutzt wurde. Die von der Itai-Itai-Krankheit – wörtlich übersetzt heißt das Aua-Aua-Krankheit – betroffenen Menschen bekamen starke Schmerzen, Knochenerweichung und starben oft an einem Nierenversagen.

Eines der Millenniums-Ziele der Vereinten Nationen aus dem Jahre 2000 war es, bis 2015 den Anteil der Menschen ohne dauerhaft gesicherten Zugang zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser von 65 Prozent auf 32 Prozent zu halbieren. 2012 hatten 89 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu sauberen Trinkwasser, dieses Millenniumsziel haben die Vereinten Nationen somit schon drei Jahre vorher erreicht und sogar übertroffen.

Doch 884 Millionen Menschen haben nach wie vor kein sauberes Wasser zur Verfügung. Bei den sanitären Anlagen wird das Millenniumsziel der Vereinten Nationen bis 2015 nicht erreicht. 2,6 Milliarden Menschen verfügen heute über keine einfachen sanitären Anlagen. Nur 80 Prozent der städtischen Bevölkerung in Entwicklungsländern verfügen über sanitäre Anlagen. Die Rechnung ist einfach aber eindrucksvoll: Gäbe es überall einfache sanitäre Anlagen und sauberes Trinkwasser, könnten neun von zehn Durchfallerkrankungen verhindert werden und damit zehn Prozent aller Erkrankungen weltweit.

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.