Urban Mining 25.09.2014, 11:41 Uhr

Methan absaugen und Wertstoffe bergen: Deponien nachhaltig sanieren

Außen hui, innen pfui: Rekultivierten Mülldeponien sieht man ihre Vergangenheit meist nicht mehr an, es grünt auf der ehemaligen Lagerfläche. Aber rund 4.000 ehemalige Mülldeponien in Deutschland sind nur unzureichend gegen den Austritt von Methangas oder kontaminiertem Sickerwasser gesichert. Bochumer Forscher haben nun Verfahren entwickelt, wie Deponien nachhaltig saniert werden können. 

Deponie und Müllhalde: Noch Jahrzehnte nach der Schließung einer Deponie befindet sich unter der Erde noch rund 20 Prozent reaktionsfähiges Material.

Deponie und Müllhalde: Noch Jahrzehnte nach der Schließung einer Deponie befindet sich unter der Erde noch rund 20 Prozent reaktionsfähiges Material.

Foto: dpa/Peter Endig

„Bei der Schließung von Altdeponien ist man bis zum Jahr 1994 davon ausgegangen, dass das organische Material zuvor bereits vollständig abgebaut wurde. Mithilfe von Probebohrungen an einer Altdeponie in Bochum konnten wir nachweisen, dass diese Annahmen nicht richtig waren und nach mehr als 35 Jahren noch fast 20 % reaktionsfähiges Material vorhanden ist“, erklärt Geotechniker Prof. Dr. Frank Otto, der das Forschungsprojekt an der Technischen Fachhochschule (TFH) Georg Agricola leitet.

Wenn sich organisches Material in Mikroorganismen verwertet, entsteht Methan. Dieses ist etwa 30 Mal schädlicher für die Umwelt als CO2. Das Sterben Bäume und Pflanzen auf den meist begrünten Altdeponien sind Folge dieser unerwünschten Methanentwicklung. Und man kann es auch riechen: Unangenehme Fäulnisgerüche weisen auf Methan hin.

Energetische Verwertung des Methans

Mit dem neuen Verfahren zur Deponiesanierung sollen nun die Methanausgasungen unter Kontrolle gebracht werden. Gemeinsam mit den Chemikern Jürgen Kanitz und Michael Finken vom Umweltamt der Stadt Bochum hat Professor Otto gezielt Bohrungen vorgenommen, um den Deponien Sauerstoff zuzuführen, damit das noch vorhandene organische Material kontrolliert in Methan verwandelt werden kann. Dieses wird dann abgesaugt und kann weiter verwertet werden. Beispielsweise energetisch in einem Blockheizkraftwerk.

Demonstrierten das Sanierungsverfahren im Modell: Prof. Dr. Frank Otto, Daniel Synnatzschke, Prof. Dr. Joze Kortnik (Universität Ljubljana) und Jürgen Kanitz (v.r.).

Demonstrierten das Sanierungsverfahren im Modell: Prof. Dr. Frank Otto, Daniel Synnatzschke, Prof. Dr. Joze Kortnik (Universität Ljubljana) und Jürgen Kanitz (v.r.).

Quelle: TFH

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) Metering VIVAVIS AG
Ettlingen / Homeoffice Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) im Bereich der Energie- und Wasserversorgung VIVAVIS AG
Vertriebsregion Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) Zum Job 
Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Advanced Energy Solutions Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH
Wiesbaden Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Strategische Netzplanung Strom Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH
Gronau (Leine) Zum Job 
Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen-Firmenlogo
Ingenieur / Naturwissenschaftler (m/w/d) für den Einsatz im Arbeitsschutz / Umweltschutz / Verbraucherschutz (Bachelor of Science / Bachelor of Engineering / Diplom / FH) Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen
Braunschweig Zum Job 
Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen-Firmenlogo
Ingenieur / Naturwissenschaftler (m/w/d) für den Einsatz im Arbeitsschutz / Umweltschutz / Verbraucherschutz (Master, Diplom Uni) Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen
verschiedene Standorte Zum Job 
Thyssengas GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektleiter Leitungsbau (m/w/d) Thyssengas GmbH
Dortmund Zum Job 
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Prozesssimulation/Verfahrenstechnik Iqony Solutions GmbH
Hochschule Angewandte Wissenschaften München-Firmenlogo
Professur für Modellbildung und Simulation in der Energie- und Gebäudetechnik (W2) Hochschule Angewandte Wissenschaften München
München Zum Job 
Forschungszentrum Jülich GmbH-Firmenlogo
Teamleiter:in - Integrierte Ressourcenbewertung (w/m/d) Forschungszentrum Jülich GmbH
Jülich bei Köln Zum Job 
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Key-Account-Manager:in (m/w/d) Iqony Solutions GmbH
Birkenstock Productions Sachsen GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur für Versorgungstechnik (TGA) (m/w/d) Birkenstock Productions Sachsen GmbH
Görlitz Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Mitarbeiter:in (w/m/d) strategisches Stoffstrom- und Anlagenmanagement Berliner Stadtreinigung (BSR)
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (gn) für Kanal- und Entwässerungsplanung Stadtwerke Essen AG
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Genehmigungsplaner (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Kiel, Stockelsdorf Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsleiterin / Betriebsleiter (w/m/d) Biogasanlage Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Berlin-Ruhleben Zum Job 
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Ingenieur als Projektleiter Leitungsbau (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Master (m/w/d) Fachrichtung Maschinenwesen / Elektrotechnik / Energie- und Gebäudetechnik Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
bayernweit Zum Job 
ILF CONSULTING ENGINEERS GERMANY GMBH-Firmenlogo
Lead Ingenieur für Thermische Systeme (m/w/d) ILF CONSULTING ENGINEERS GERMANY GMBH
München Zum Job 

Eine sogenannte „Inertisierung“ der Deponie ist dann erreicht, wenn das organische Material vollständig umgesetzt wurde und kein Methan mehr entsteht. Erst dann kann die Deponie zur Gewinnung von metallischen und anderen Wertstoffen geöffnet werden. Dieses sogenannte Urban Mining stellt in Zeiten knapper und teurer Rohstoffe eine lohnende Perspektive dar: So verbergen sich auf deutschen Deponien schätzungsweise 26 Millionen Tonnen Eisenschrott, 850.000 Tonnen Kupferschrott und etwa 500.000 Tonnen Aluminiumschrott. Ist eine Wertstoffentnahme nicht wirtschaftlich, können vollständig inertisierte Deponien in Grünflächen umgewandelt oder sogar gefahrlos bebaut werden.

Gasbrunnen mit Konstruktionsfehler

Auch auf noch aktiven Deponien gibt es ungewollten Austritt von Deponiegas. Defekte an den vorhandenen Gasabsaugungsbrunnen sind oftmals der Grund. „Diese Gasbrunnen haben einen Konstruktionsfehler. Ihre Absaugöffnungen befinden sich zum Teil zu nah an der Deponieoberfläche, wo sich nach einiger Zeit gar kein Methan mehr bildet. Die Brunnen saugen deshalb vor allem die Umgebungsluft an und nicht das tiefer in der Deponie entstehende Deponiegas“, erklärt Otto den unerwünschten Vorgang.

Messung an einem Gasbrunnen auf der Deponie in Celje.

Messung an einem Gasbrunnen auf der Deponie in Celje.

Quelle: TFH

Otto und seine Kollegen haben eine Alternative zum Neubau von Gasbrunnen entwickelt: Speziell schnell aushärtender Polyurethanschaum soll soll die oberen Absaugöffnungen abdichten. „Damit können wir die Brunnen vor Ort wieder in Betrieb setzen. Das ist wesentlich effizienter und kostengünstiger, als neue Gasbrunnen zu bohren“, so Professor Otto.

Ein Beitrag von:

  • Petra Funk

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.