Suche nach der wahren Schwerkraft 25.10.2025, 19:02 Uhr

Zerbricht Feynmans Traum von Quantengravitation oder bestätigt er sich gerade?

Neue Studie wirft Richard Feynmans Experiment zur Quantengravitation über den Haufen – oder zeigt, dass Gravitation komplexer ist als gedacht.

Quantenverschränkung

Physiker stellen die Frage, ob die Schwerkraft eine Quantenverschränkung zwischen zwei Massen hervorrufen kann.

Foto: Smarterpix / NatalyArt

Seit Jahrzehnten suchen Forschende nach der einen Theorie, die alles erklärt – von den kleinsten Teilchen bis zu den größten Galaxien. Doch Gravitation und Quantenmechanik, die beiden Säulen der modernen Physik, weigern sich standhaft, in dasselbe theoretische Bett zu steigen.

Während die Quantenphysik das Verhalten winziger Teilchen beschreibt, erklärt Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie die Gravitation als Krümmung von Raum und Zeit. Bis heute passen diese beiden Welten nicht zusammen.

Der Traum von der Quantengravitation

Schon in den 1950er-Jahren hatte der Nobelpreisträger Richard Feynman eine kühne Idee: Wenn Gravitation wirklich ein quantenmechanisches Phänomen ist, müsste sie zwei massive Objekte miteinander verschränken können. Verschränkung bedeutet, dass sich zwei Teilchen so verhalten, als wären sie miteinander verbunden – egal, wie weit sie voneinander entfernt sind. Feynman schlug 1957 ein Experiment vor, um genau das zu testen. Doch damals fehlten die technischen Möglichkeiten.

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Inzwischen hat die Präzisionsmesstechnik enorme Fortschritte gemacht. Heute lässt sich die Wechselwirkung selbst winziger Massen mit erstaunlicher Genauigkeit messen. Feynmans Vorschlag, einst reine Theorie, scheint nun in greifbare Nähe zu rücken. Viele Physikerinnen und Physiker hofften: Wenn sich Gravitation als Quelle einer Quantenverschränkung zeigt, wäre das der Beweis, dass auch sie quantisiert ist.

Eine unbequeme Studie stellt alles infrage

Doch eine aktuelle Veröffentlichung im Fachmagazin Nature sorgt für Aufsehen. Ein Team um Richard Howl und Joseph Aziz von der Royal Holloway, University of London, kommt zu einem überraschenden Schluss: Auch die klassische Gravitation – also jene, die auf Einsteins Theorie beruht – könnte unter bestimmten Bedingungen eine Verschränkung erzeugen.

Damit gerät der Grundgedanke von Feynmans Experiment ins Wanken. Denn wenn selbst eine klassische Gravitation eine solche Verbindung hervorbringen kann, ist Verschränkung kein eindeutiger Beweis für Quantengravitation mehr.

„Obwohl die Verschränkung als Beweis für die Quantennatur der Gravitation herangezogen werden kann, ist dies entgegen der bisherigen Auffassung nicht eindeutig, sondern vielmehr eine grundlegende phänomenologische Frage: Sie hängt von den Parametern und der Form des Experiments ab“, erklären die Autoren.

Richard Feynman – kurz vorgestellt

Lebensdaten: 11. Mai 1918 (New York) – 15. Februar 1988 (Los Angeles)

Rolle: Theoretischer Physiker, Nobelpreisträger (1965, Quanten­elektrodynamik)

Bekannt für: Pfadintegral-Formulierung, Feynman-Diagramme, Pionier der Quanten­elektrodynamik, populärwissenschaftliche Vorlesungen (Caltech), Mitarbeit in der Rogers-Kommission (Space Shuttle Challenger).


Bezug zum Thema: Feynman schlug 1957 einen Gedanken­versuch vor: Wenn Gravitation zwei massive Objekte verschränken kann, deutet das auf eine Quantennatur der Gravitation hin. Moderne Tisch­experimente greifen diese Idee heute experimentell auf.

  • Institutionen: Princeton, Los Alamos (Manhattan-Projekt), Cornell, Caltech
  • Didaktik: „The Feynman Lectures on Physics“ als Standardwerk
  • Praktischer Stil: Experimentnahe Intuition, Modell­bau, einfache Tests (berühmt: O-Ring-Demonstration im Eiswasser)

Warum er heute relevant ist: Seine Frage, ob Gravitation Verschränkung erzeugen kann, liefert noch immer die Vorlage für Tests der Quantengravitation – und prägt die Diskussion, ob Gravitation klassisch oder quantenhaft beschrieben werden muss.

 

Warum klassische Gravitation plötzlich quantenhaft wirkt

Traditionell galt: Klassische Gravitation kann keine Quanteninformationen übertragen. Denn sie beruht nur auf lokalen Operationen und klassischer Kommunikation – Physikerinnen und Physiker sprechen von „LOCC“. Informationen würden sich dabei nur mit Lichtgeschwindigkeit oder langsamer ausbreiten, also niemals schneller. Eine Verschränkung hingegen scheint augenblicklich zu wirken, als gäbe es keine Entfernungen.

Howl und Aziz wählten einen anderen Ansatz. Sie kombinierten die klassische Gravitation mit der Quantenfeldtheorie der Materie. Dabei zeigte sich, dass selbst ein klassisches Gravitationsfeld Quantenkommunikation erzeugen kann. Der Effekt entsteht nicht durch hypothetische Gravitonen – Teilchen, die ein quantisiertes Gravitationsfeld übertragen würden – sondern durch sogenannte virtuelle Materiepropagatoren. Das sind quantenmechanische „Zwischenzustände“, die im Hintergrund wirken und Wechselwirkungen vermitteln.

Kurz gesagt: Es ist womöglich gar nicht die Gravitation selbst, die quantenhaft handelt, sondern die Materie, die sich in ihr bewegt.

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Ein Rückschlag – oder ein neuer Weg?

Für viele Forschende war Feynmans Vorschlag lange ein Hoffnungsschimmer. Nun müssen sie ihre Erwartungen anpassen. Denn selbst wenn ein Experiment eine Verschränkung zeigt, bedeutet das nicht automatisch, dass Gravitation ein Quanteneffekt ist.

Gleichzeitig bietet die neue Arbeit auch eine Chance. Wenn beide Theorien – die klassische Gravitation und die Quantenfeldtheorie – auf unterschiedliche Weise Verschränkung erzeugen können, lassen sich vielleicht feine Unterschiede in der Stärke des Effekts messen. Parameter wie Masse, Abstand oder die Dauer des Experiments könnten Hinweise liefern, welche Art der Gravitation am Werk ist.

„Hier zeigen wir, dass lokale klassische Gravitationstheorien tatsächlich Quantenkommunikation und damit Verschränkung erzeugen können“, schreiben die Autoren. Die bekannten Argumente, die Gravitation nur als rein klassisches Phänomen zulassen, hätten die Rolle der Materie in der Quantenfeldtheorie bisher unterschätzt.

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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