Westerwald: Wie Raumfahrttechnik einen Mörder aufspüren soll
Die Polizei sucht nach einem mutmaßlichen Dreifachmörder, der im Westerwald vermutet wird. Nun halfen Luftaufnahmen bei der Fahndung.

Forscher unterschiedlicher Institute beteiligen sich an der Fahndung nach einem mutmaßlichen Mörder im Westerwald.
Foto: JKU
Ein Dreifachmord im rheinland-pfälzischen Weitefeld beschäftigt seit Wochen die Öffentlichkeit. Der mutmaßliche Täter ist auf der Flucht und wird im nahen Waldgebiet vermutet. Die Medien titeln mittlerweile mit dem „Westerwald-Mörder“. Zwischenzeitlich durchkämmte nicht nur ein Großaufgebot der Polizei das Areal und die TV-Sendung „Aktenzeichen XY“ rief die Bevölkerung zu Hinweisen auf den gesuchten Mann auf, sondern auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Johannes Kepler Universität Linz (JKU) beteiligten sich an der Suche.
Spezialkamera schießt 50.000 hochauflösende Bilder
Um den Mann aufzuspüren, kam ein Forschungsflugzeug der FH Aachen mit einem speziel angepassten MACS-Kamerasystem (Modular Aerial Camera System) des DLR Berlin zum Einsatz. Die Spezialkameras sind in der Lage, Aufnahmen in besonders hoher Frequenz zu schießen. So kann das System 500 Mio. Pixel pro Sekunde auslesen und verarbeiten. Insgesamt entstanden so 50.000 hochauflösende Einzelbilder von einem beinahe 25 km² großen Waldgebiet. Die Aufnahmen lassen sich bis auf eine Größe am Waldboden von 4 cm auflösen. Um in diesem gewaltigen Datensatz Hinweise auf den Verbleib des Täters zu finden, kam schließlich ein Linzer Verfahren zum Einsatz, das Farbanomalien erkennt. Die entsprechenden Markierungen können zum Beispiel Hinweise auf auffällige Kleidung geben, glauben die Kriminaltechniker.
Westerwald-Mörder weiter auf der Flucht
Um die Verdachtsfälle, letztlich waren es rund 400, zu überprüfen, kamen 160 Freiwillige zum Einsatz, darunter viele Studierende und Mitarbeitende der JKU, der Berliner Hochschule für Technik (BHT), des DLR sowie Polizistinnen und Polizisten des Regierungspräsidiums Rheinland-Pfalz. 240 Markierungen wurden schließlich von der Polizei im Rahmen der laufenden Großfahndung überprüft, leider ohne Erfolg. Das Polizeipräsidium Koblenz hält die Fahndungsmethode dennoch für aussichtsreich. Man sehe „einen neuen und möglicherweise hilfreichen Ansatz zur Unterstützung von Ermittlungs- und Fahndungsmaßnahmen“.
Beleg für „gelebten Wissenaustausch zwischen Forschung und Sicherheitsbehörden“
Ähnliche Verfahren kamen bereits bei der Suche nach Vermissten, bei der Wildtierbeobachtung, der Waldbranderkennung oder in der Ärchäologie zum Einsatz. Die Zusammenarbeit mit dem DLR hat nun auch die Anwendung in einem akkuten Polizeieinsatz ermöglicht. Für Ralf Berger, Leiter der Abteilung für Sicherheitsforschung und Anwendungen am DLR-Institut für Weltraumforschung, ist das ein Beleg dafür, wie „wichtig und wertvoll der gelebte Wissensaustausch zwischen Forschung und Sicherheitsbehörden ist“. Nur so führten technologische Innovationen am Ende zu einem operativen Nutzen, so Berger weiter.
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