Präzise Zeitmessung 04.09.2024, 17:00 Uhr

TU Wien präsentiert die erste Atomkern-Uhr der Welt

Die TU Wien hat die weltweit erste Atomkern-Uhr entwickelt. Sie könnte die Zukunft der Zeitmessung und auch die Physik verändern.

Atomkern-Uhr

Die erste Atomkern-Uhr der Welt soll die Zeitmessung auf ein ganz neues Niveau heben.

Foto: Oliver Diekmann, TU Wien

Nach jahrzehntelanger Forschung ist es nun soweit: Die Technische Universität Wien (TU Wien) präsentiert die weltweit erste Atomuhr. Ein Team um Professor Thorsten Schumm hat in Zusammenarbeit mit dem Joint Institute for Laboratory Astrophysics (JILA) und dem National Institute of Standards and Technology (NIST) in den USA einen Prototypen entwickelt. Diese Uhr basiert auf der Manipulation von Atomkernen mit Laserstrahlen und könnte die Präzision der Zeitmessung auf ein völlig neues Niveau heben.

Lasersteuerung von Atomkernen: Der Schlüssel zum Erfolg

Im April dieses Jahres gelang es dem Team erstmals, einen Atomkern mit einem Laser gezielt von einem Zustand in einen anderen zu schalten. Diese Technik ermöglicht hochpräzise Messungen und ebnete den Weg für die Entwicklung der Atomuhr.

Nur wenige Wochen später folgte der nächste Meilenstein: Die Forschenden kombinierten eine optische Atomuhr mit einem Hochenergielasersystem und einem Kristall, der Thorium-Atomkerne enthält. Damit war der Grundstein für die weltweit erste Atomkern-Uhr gelegt.

Wie funktioniert eine Atomkern-Uhr?

Jede Uhr benötigt einen Taktgeber, um die Zeit zu messen. Während mechanische Uhren das Schwingen eines Pendels nutzen, setzen heutige Präzisionsuhren auf elektromagnetische Wellen und die Schwingungen eines Laserstrahls. Diese Schwingungen müssen jedoch regelmäßig justiert werden, da sich die Frequenz eines Lasers im Laufe der Zeit leicht verändern kann.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
Deibert & Partner GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (m/w/d) in der Elektronikentwicklung Deibert & Partner GmbH
Bamberg Zum Job 
THD - Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Professorin / Professor (m/w/d) für das Lehrgebiet "Automatisierungstechnik" THD - Technische Hochschule Deggendorf
Deggendorf Zum Job 
über  ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
Fertigungsleiter:in über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Hochspannungstechnik (m/w/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Hochspannungstechnik - HVDC (m/w/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) Systemsoftware IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Ott GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Applikations- und Entwicklungsingenieur (m/w/d) Ott GmbH & Co. KG
Deißlingen Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
Global Automation Engineer (w/m/d) Equipmentintegration B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Bergische Universität Wuppertal-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (Doktorand*in) am Lehrstuhl Werkstoffe für die Additive Fertigung Bergische Universität Wuppertal
Wuppertal Zum Job 
Wirtgen GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) im Bereich Gleitschalungsfertiger Wirtgen GmbH
Windhagen Zum Job 
Vibro-Consult AG-Firmenlogo
Vibration Specialist for Gas & Steam Turbines (m/f/d) Vibro-Consult AG
Brugg (Schweiz) Zum Job 
Universität Innsbruck-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Fertigungs- und Produktionstechnik Universität Innsbruck
Innsbruck Zum Job 
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Elektronenstrahl Schweißtechnik pro-beam GmbH & Co. KGaA
Burg bei Magdeburg Zum Job 
Bühler Motor Aviation GmbH-Firmenlogo
Disponent / Fertigungsplaner (m/w/d) Bühler Motor Aviation GmbH
Uhldingen-Mühlhofen Zum Job 
WAREMA Renkhoff SE-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Endmontage WAREMA Renkhoff SE
Marktheidenfeld Zum Job 
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)-Firmenlogo
Referentin / Referent (w/m/d) in der Kompetenzstelle BIM Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Bonn, Berlin Zum Job 
Mehrer Compression GmbH-Firmenlogo
Ingenieur für Elektrotechnik (m/w/d) Mehrer Compression GmbH
Balingen Zum Job 
AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
R&D Manager Project Engineering (all genders) AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 
Max Bögl-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Steuerungstechnik Max Bögl
Sengenthal Zum Job 
Deibert & Partner GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (m/w/d) in der Elektronikentwicklung Deibert & Partner GmbH
Bamberg Zum Job 
THD - Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Professorin / Professor (m/w/d) für das Lehrgebiet "Automatisierungstechnik" THD - Technische Hochschule Deggendorf
Deggendorf Zum Job 
über  ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
Fertigungsleiter:in über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Hochspannungstechnik (m/w/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 

„Deshalb benötigt man zusätzlich zum Laser ein Quantensystem, das äußerst empfindlich auf eine ganz bestimmte Laserfrequenz reagiert“, erklärt Professor Schumm. Atome wie Cäsium oder Strontium sind typische Kandidaten, da ihre Elektronen auf Laserlicht spezifischer Frequenzen reagieren. Ändert sich die Laserfrequenz, so passen die Atome ihre Reaktion an, und der Laser kann entsprechend nachjustiert werden. Diese Technik ermöglicht eine äußerst stabile Frequenz und bildet das Fundament herkömmlicher Atomuhren.

Höhere Präzision durch neue Technologie

Die Vision, diese Methode auf Atomkerne zu übertragen, besteht schon seit Jahrzehnten. Atomkerne sind um ein Vielfaches kleiner als Atome und weniger anfällig für äußere Störungen wie elektromagnetische Felder. Damit wäre eine noch präzisere Zeitmessung möglich. Allerdings erfordert die Manipulation von Atomkernen wesentlich mehr Energie als die von Atomen. Eine Ausnahme bildet der Thoriumkern, der Zustände vergleichbarer Energie aufweist und daher mit Lasern geschaltet werden kann.

„Damit das gelingt, muss man die Energiedifferenz zwischen diesen beiden Zuständen aber sehr genau kennen“, sagt Schumm. Die Bestimmung dieser Differenz war eine Herausforderung, an der sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit seit Jahren die Zähne ausbissen. Der Durchbruch gelang dem Team im April, und nur wenige Wochen später wurde diese Erkenntnis praktisch umgesetzt.

Technologie trifft auf Präzision: Das „optische Getriebe“ und der Frequenzkamm

Die Kombination der JILA-Atomuhr mit Thorium-Atomkernen erforderte innovative Ansätze. „Die Atomuhr arbeitet mit Laserlicht im Infrarot-Bereich, damit werden Strontium-Atome angeregt. Unsere Thorium-Atomkerne allerdings brauchen Strahlung im UV-Bereich“, erklärt Schumm. Ein „optisches Getriebe“, das Infrarot- in UV-Frequenzen übersetzt, war die Lösung. Dazu verwendete das Forschungsteam ultrakurze Infrarot-Laserpulse, die ein Spektrum verschiedener Infrarot-Frequenzen erzeugen – ähnlich den Zähnen eines Kamms, daher der Begriff „Frequenzkamm“.

Dieses Infrarotlicht trifft auf Xenon-Gas, das daraufhin UV-Licht aussendet. Das UV-Licht wird dann auf einen winzigen Kristall fokussiert, der Thorium-Atomkerne enthält. „Dieser Kristall ist gewissermaßen das Herzstück des Experiments“, sagt Schumm. Er wurde am Atominstitut der TU Wien in jahrelanger Arbeit entwickelt.

Auch interessant:

Potenzielle Anwendungen: Präzisionsrekorde und fundamentale Physik

Mit der neuen Technologie konnten die Forschenden die Energieniveaus der Thoriumzustände bereits um Größenordnungen genauer messen. „Als wir den Übergang erstmals angeregt haben, konnten wir die Frequenz auf einige Gigahertz genau bestimmen. Das war bereits um mehr als einen Faktor tausend besser als alles, was davor bekannt war. Jetzt aber haben wir eine Präzision im Bereich von Kilohertz – also noch einmal eine Million Mal besser“, sagt Schumm. Diese Fortschritte könnten laut Schumm schon in zwei bis drei Jahren zu Atomuhren führen, die die derzeit genauesten Systeme übertreffen.

Die Atomuhr wird laut Forschungsteam nicht nur die Zeitmessung revolutionieren. Auch andere physikalische Größen könnten mit dieser Technologie wesentlich genauer bestimmt werden. Mögliche Anwendungen reichen von der Geologie über die Astrophysik bis hin zur Grundlagenforschung. Mit dieser extremen Präzision könnte untersucht werden, ob fundamentale Naturkonstanten tatsächlich konstant sind oder sich in Raum und Zeit verändern.

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.