Archäologie 10.03.2025, 14:30 Uhr

Innovationen bei den Frühmenschen: Was Knochenwerkzeuge uns verraten

In der Olduvai-Schlucht in Tansania wurde ein „Werkzeugkasten“ aus Knochen gefunden. Darin waren 27 bearbeitete Stücke, die rund 1,5 Millionen Jahre alt sind. Diese Entdeckung zeigt, dass frühe Menschen bereits damals innovative Techniken entwickelten.

Knochen

Frühmenschen waren innovativer als gedacht: Knochenwerkzeuge viel früher im Einsatz.

Foto: CSIC

Werkzeuge aus Knochen waren für Frühmenschen ein wichtiger Bestandteil ihrer Lebensweise und Technologie. Diese Werkzeuge dienten einer Vielzahl von Zwecken, darunter das Schneiden, Schaben, Bohren und Ritzen. Knochen besaßen den Vorteil, dass sie robust und gleichzeitig relativ leicht zu bearbeiten waren. Frühmenschen wie der Homo sapiens und Neandertaler verwendeten Knochenwerkzeuge, um Jagdgeräte wie Speerspitzen oder Nadelähnliche Objekte herzustellen, aber auch für das Bearbeiten von Leder oder das Öffnen von Tierkörpern.

Würden Frühmenschen einen Werkzeugkasten im modernen Sinne besitzen, könnte dieser aus einer Vielzahl von Knochenwerkzeugen bestehen, die sorgfältig aufbewahrt und organisiert wurden. Ein solcher „Werkzeugkasten“ könnte verschiedene spezialisierte Werkzeuge enthalten, wie Schaber aus Tierknochen zum Bearbeiten von Häuten, Knochennadeln für die Herstellung von Kleidung oder Speerspitzen, die aus besonders harten Knochen gefertigt wurden. Vielleicht wären diese Werkzeuge in einer einfachen Tasche oder einem Behälter aus natürlichen Materialien wie Tierhäuten oder Pflanzenfasern verstaut, um sie sicher und griffbereit zu halten. Die Werkzeuge selbst könnten durch ihre Formen und Bearbeitungsspuren anzeigen, dass sie für spezifische Aufgaben, wie Jagd, Werkzeugherstellung oder Nahrungszubereitung, gedacht waren.
Dieser Satz muss nun nicht mehr im Konjunktiv formuliert werden – ein solcher Werkzeugkasten hat wohl tatsächlich existiert.

Werkzeuge aus den Knochen von Flusspferden und Elefanten

Archäolog*innen haben 27 bearbeitete Knochenwerkzeuge entdeckt, die etwa 1,5 Millionen Jahre alt sind. Das zeigt, frühe Menschen begannen weitaus früher als bisher angenommen, systematisch Knochen als Werkstoff zu nutzen. Bislang ging die Forschung davon aus, dass diese Technik erst vor rund 400.000 Jahren, also etwa eine Million Jahre später, entwickelt wurde.

Die meisten Werkzeuge bestehen aus den Knochen von Flusspferden und Elefanten. Einige der bearbeiteten Stücke sind recht groß und fast 40 Zentimeter lang.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
Wirtgen GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) im Bereich Gleitschalungsfertiger Wirtgen GmbH
Windhagen Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) Systemsoftware IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Vibro-Consult AG-Firmenlogo
Vibration Specialist for Gas & Steam Turbines (m/f/d) Vibro-Consult AG
Brugg (Schweiz) Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
Global Automation Engineer (w/m/d) Equipmentintegration B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Universität Innsbruck-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Fertigungs- und Produktionstechnik Universität Innsbruck
Innsbruck Zum Job 
über  ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
Fertigungsleiter:in über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Hochspannungstechnik (m/w/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Hochspannungstechnik - HVDC (m/w/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Elektronenstrahl Schweißtechnik pro-beam GmbH & Co. KGaA
Burg bei Magdeburg Zum Job 
Bühler Motor Aviation GmbH-Firmenlogo
Disponent / Fertigungsplaner (m/w/d) Bühler Motor Aviation GmbH
Uhldingen-Mühlhofen Zum Job 
WAREMA Renkhoff SE-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Endmontage WAREMA Renkhoff SE
Marktheidenfeld Zum Job 
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)-Firmenlogo
Referentin / Referent (w/m/d) in der Kompetenzstelle BIM Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Bonn, Berlin Zum Job 
Mehrer Compression GmbH-Firmenlogo
Ingenieur für Elektrotechnik (m/w/d) Mehrer Compression GmbH
Balingen Zum Job 
AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
R&D Manager Project Engineering (all genders) AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 
Max Bögl-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Steuerungstechnik Max Bögl
Sengenthal Zum Job 
marpitec GmbH-Firmenlogo
Simulationsingenieur / Entwicklungsingenieur (m/w/d) für Mehrphasensysteme und Multiphysiksimulation marpitec GmbH
Aschaffenburg Zum Job 
Deibert & Partner GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (m/w/d) in der Elektronikentwicklung Deibert & Partner GmbH
Bamberg Zum Job 
THD - Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Professorin / Professor (m/w/d) für das Lehrgebiet "Automatisierungstechnik" THD - Technische Hochschule Deggendorf
Deggendorf Zum Job 
Hochschule Heilbronn-Firmenlogo
Professur für künstliche Intelligenz in industriellen Systemen Hochschule Heilbronn
Künzelsau, Heilbronn, Schwäbisch Hall Zum Job 
Wirtgen GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) im Bereich Gleitschalungsfertiger Wirtgen GmbH
Windhagen Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) Systemsoftware IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Vibro-Consult AG-Firmenlogo
Vibration Specialist for Gas & Steam Turbines (m/f/d) Vibro-Consult AG
Brugg (Schweiz) Zum Job 

„Dieser Fund lässt vermuten, dass die ersten Menschen ihre technologischen Möglichkeiten erheblich erweiterten, die bis zu diesem Zeitpunkt auf die Herstellung von Steinwerkzeugen beschränkt waren und nun die Nutzung neuer Rohstoffe in ihr Repertoire an potenziellen Artefakten aufnahmen“, erklärt Ignacio de la Torre, Forscher des CSIC im Institut für Geschichte und Mitdirektor der Ausgrabung. „Gleichzeitig zeigt diese Erweiterung des technologischen Potenzials Fortschritte in den kognitiven Fähigkeiten und den mentalen Strukturen dieser Homininen (Bipede Hominiden), die es verstanden, technische Innovationen einzuführen, indem sie ihr Wissen über die Bearbeitung von Stein auf die Handhabung von Knochenresten anwendeten“, fügt er hinzu.

Frühe Innovationen in Ostafrika: Vom Oldowan zum Acheuléen und der Übergang zu Knochenwerkzeugen

In Ostafrika finden sich die ältesten Belege für die Nutzung von Werkzeugen durch die ersten Vorfahren der Gattung Homo. Die bekannteste Kultur ist die Oldowan, benannt nach den Artefakten, die in der Olduvai-Schlucht entdeckt wurden. Diese Kultur existierte vor etwa 2,6 bis 1,5 Millionen Jahren und zeichnete sich durch die Herstellung von Steinsplittern aus, die als scharfe Messer verwendet wurden. Etwa 1,7 Millionen Jahre später entwickelte sich die Acheuléen-Kultur, die bis vor 150.000 Jahren andauerte.

Die acheuléen-Technologie wird durch die sogenannten Faustkeile charakterisiert, die groß, robust, oft spitz und mandelförmig sind und eine hohe Fertigkeit erfordern. Bis zum jüngsten Fund war der Übergang von der Oldowan-Kultur zur Acheuléen-Kultur vor allem durch Steinwerkzeuge bekannt, wie De la Torre erklärt.

Über Hunderttausende von Jahren wurden Tiere von frühen Menschen entweder als Gefahr oder als Konkurrenz angesehen, da sie oft mit Raubtieren um Kadaver konkurrierten oder Opfer von Großkatzen und Greifvögeln wurden. Sie wurden auch als Proteinquelle genutzt, hauptsächlich durch das Mark in den Knochen, die von Raubtieren nicht verzehrt wurden.

Tiere als Rohmaterial für die Werkzeugherstellung

Der jüngste Fund zeigt, dass ab der Acheuléen-Zeit, als die Menschen bereits direkten Zugang zu Fleischressourcen hatten, Tiere nicht nur als Gefahr oder Proteinquelle, sondern auch als Rohmaterial für die Werkzeugherstellung genutzt wurden, erklärt der Forscher.

Die Studie zeigt, dass während des Übergangs von der Oldowan- zur Acheuléen-Technologie die frühen Menschen in Ostafrika eine kulturelle Innovation entwickelten, indem sie ihre Fähigkeiten zur Bearbeitung von Stein auf Knochen übertrugen. Durch die Herstellung standardisierter Knochenwerkzeuge entwickelten die Acheuléen-Werkzeugmacher ein technisches Repertoire, das zuvor erst über eine Million Jahre später vermutet wurde, so De la Torre. Diese Innovation hatte wahrscheinlich einen bedeutenden Einfluss auf das Verhalten und die Anpassungsfähigkeit der frühen Menschen, einschließlich der Verbesserung ihrer kognitiven Fähigkeiten, technologischen Entwicklung und der Beschaffung von Rohmaterialien, fügt er hinzu.

Es ist nicht ganz klar, wie die Werkzeuge aus Tansania genau verwendet wurden. Fachleute vermuten aufgrund der Bruchmuster einiger Exemplare, dass sie zum Schlagen oder Zusammenpressen von Objekten dienten. Sie gehören zur Acheuléen-Kultur, die vor allem für Faustkeile und Hackmesser bekannt ist.

Hier geht es zur Studie

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.