Lebendige Technik 28.04.2025, 15:00 Uhr

Magisch: Der silberne Schwan bewegt sich seit 1773 mit präziser Mechanik

Wir blicken auf die Technik des silbernen Schwans – ein Uhrwerks-Automat aus dem 18. Jahrhundert, der bis heute fasziniert.

silberne Schwan

König Charles hat sich vor einigen Jahren, damals noch als Prinz Charles, die Mechanik des silbernen Schwans erklären lassen.

Foto: picture alliance / empics/ Owen Humphreys/PA Wire

Der silberne Schwan ist ein einzigartiges Beispiel für die mechanische Kunst des 18. Jahrhunderts. Seine lebensechten Bewegungen, die präzise Mechanik und die kunstvolle Verarbeitung faszinieren noch heute die Besucherinnen und Besucher des Bowes-Museums. Der Schwan erzählt die Geschichte einer Zeit, in der Technik, Kunst und Handel eng miteinander verbunden waren. Wir werfen einen Blick auf das mechanische Wunderwerk.

Die Entstehungsgeschichte

Im Jahr 1773 entstand in London ein Automat, der die Grenzen zwischen Technik, Kunst und Naturbeobachtung verwischte: der silberne Schwan. Geschaffen wurde das Objekt vom Juwelier James Cox und seinem Lehrling, dem belgischen Erfinder und Uhrmacher John Joseph Merlin.

Cox hatte sich auf luxuriöse Automaten spezialisiert, die er für adelige Auftraggeberinnen und Auftraggeber fertigte. Merlin entwickelte ein komplexes System aus Zahnrädern, Hebeln und Ketten, das die geschmeidigen Bewegungen des Schwans möglich machte. Der Schwan war kein bloßes Schaustück. Er spiegelte den damaligen technischen Fortschritt wider und demonstrierte die hohe Kunst mechanischer Fertigung.

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Der lebensgroße Schwan besteht aus Silber, Glas und Metall. Sein Körper verbirgt ein komplexes Uhrwerk aus Messing. Der Automat war ursprünglich Teil einer aufwendigen Szenerie mit Spiegeln, bewegtem Wasser und einer glitzernden Sonnenkuppel.

silberner Schwan

Nun hat der silberne Schwan seinen Kopf oben – Charles ist sichtbar fasziniert von diesen eleganten Bewegungen.

Foto: picture alliance / Photoshot

Die Technik hinter dem silbernen Schwan

Im Inneren des Schwans befindet sich ein fein abgestimmtes Uhrwerk. Es steuert alle Bewegungen und Effekte des Automaten präzise und zuverlässig. Drei separate Antriebe, sogenannte Federwerke, sorgen für die Bewegungen:

  • Ein Antrieb steuert den Musikzylinder, der eine von acht Melodien abspielt.
  • Ein weiterer Motor bewegt die Glasstäbe, die sprudelndes Wasser imitieren.
  • Der dritte Antrieb kontrolliert die Bewegungen des Schwans und der Fische.

Die einzelnen Bewegungsabläufe werden über Nocken gesteuert. Nocken sind scheibenartige Bauteile mit unregelmäßiger Kontur, die gezielt Hebel anheben oder senken. Durch diese Mechanik bewegt der Schwan seinen Hals, putzt sein Gefieder, späht nach den Fischen und schnappt schließlich zu.

Ausgeklügeltes System lässt die Bewegungen harmonisch wirken

Ein ausgeklügeltes System aus Ketten, Hebeln und Riemenscheiben überträgt die Kraft der Motoren auf die verschiedenen Komponenten. Die feine Abstimmung dieser Bauteile sorgt dafür, dass die Bewegungen harmonisch wirken und wie zufällig erscheinen – ähnlich wie bei einem echten Schwan.

Besonders bemerkenswert ist das „Wasserbett“ aus etwa 140 verdrehten Glasstäben. Diese drehen sich gegenläufig und brechen das Licht auf eine Weise, dass ein täuschend echter Eindruck von fließendem Wasser entsteht. Die Fische aus Silber und vergoldetem Metall scheinen in diesem Glasfluss mühelos zu schwimmen.

Präzise abgestimmte Mechanik

Die Mechanik des Schwans muss präzise aufeinander abgestimmt sein. Bereits kleine Abweichungen könnten dazu führen, dass Bewegungen ruckartig wirken oder dass einzelne Funktionen nicht mehr korrekt ablaufen. Aus diesem Grund gehört die Wartung und Restaurierung des Schwans zu den anspruchsvollsten Aufgaben der Uhrmacherkunst.

Chemische Analysen zeigen, dass verschiedene Bauteile unterschiedlich verarbeitet sind. So besteht der Schwanenkopf aus besonders hochwertigem Silber mit einem hohen Goldanteil. Die Dekorationen der „Lagune“ hingegen bestehen aus einer einfacheren Silberlegierung, vermutlich nachträglich ergänzt.

Zeitleiste: Die Geschichte des silbernen Schwans

  • 1773: Fertigstellung durch James Cox und John Joseph Merlin in London.
  • 1774: Offizielle Präsentation im Mechanischen Museum von Cox.
  • 1791–1801: Ausstellung im „Grand Museum“ von Davies.
  • 1801–1834: Besitz bei Thomas Weeks und spätere Versteigerung.
  • 1864: Kauf durch Harry Emanuel bei Christie’s Auktion.
  • 1867: Präsentation auf der Pariser Weltausstellung, Entdeckung durch John und Joséphine Bowes.
  • 1872/73: Erwerb des Schwans durch John Bowes.
  • 1892: Eröffnung des Bowes Museums, der Schwan wird ausgestellt.
  • 1939–1945: Sicherstellung während des Zweiten Weltkriegs.
  • Nach 1945: Wiederinstandsetzung und erneute Vorführungen.
  • 1960er Jahre: Restaurierungen und Einbau eines Ersatzlagers.
  • 2008: Umfassende Konservierung und vollständige Zerlegung.
  • 2021–2023: Wartung nach der Pandemie, über 1.500 Stunden Restaurierungsarbeit.
  • Heute: Tägliche Vorführungen im Bowes Museum.

 

Wie der silberne Schwan zum Leben erwacht

Das Besondere am silbernen Schwan ist seine Beweglichkeit. Wird das Uhrwerk aufgezogen, setzt sich das ausgeklügelte Zusammenspiel der Mechanismen in Gang.

Während eine Melodie erklingt, beginnt das Wasserbett aus Glasstäben zu rotieren. Der Schwan hebt und dreht seinen Kopf, putzt sein Gefieder und späht in das gläserne Wasser. Schließlich fängt er in einer fließenden Bewegung einen Fisch, der geschickt in seinem Schnabel verborgen war. Danach kehrt er in seine aufrechte Position zurück. Die gesamte Aufführung dauert rund 40 Sekunden.

Der Schwan auf der Pariser Weltausstellung 1867

Mitte des 19. Jahrhunderts kam der Schwan in die Hände des Londoner Juweliers Harry Emanuel. Dieser erkannte das Potenzial des Automaten und präsentierte ihn auf der Pariser Weltausstellung 1867.

Hier sahen John und Joséphine Bowes, Gründer des Bowes Museums in England, den Schwan zum ersten Mal. Sie waren sofort begeistert. Auch der amerikanische Schriftsteller Mark Twain schilderte seinen Eindruck in seinem Reisebericht:

„Ich beobachtete den Silbernen Schwan, dessen Bewegungen eine lebendige Anmut hatten und dessen Augen eine lebendige Intelligenz ausstrahlten – ich sah ihn so behaglich und unbekümmert umherschwimmen, als wäre er in einem Sumpf geboren worden und nicht in einer Juwelierwerkstatt – ich sah, wie er einen silbernen Fisch aus dem Wasser schnappte, seinen Kopf hob und die üblichen kunstvollen Bewegungen machte, um ihn zu verschlucken …“

Beeindruckt von der Eleganz des Schwans kauften die Bowes den Automaten 1872 für 200 Pfund – eine Summe, die heute rund 20.000 Pfund entsprechen würde.

Der Weg ins Bowes Museum

Seit der Eröffnung des Bowes Museums im Jahr 1892 ist der silberne Schwan eines der wichtigsten Ausstellungsstücke. Doch die Jahre forderten ihren Tribut: Zwischen 1892 und 1939 funktionierte die Mechanik nicht mehr. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Automat zerlegt und sicher eingelagert.

Nach dem Krieg setzte ein engagierter Museumsmitarbeiter den Schwan wieder instand. Seitdem begeistert er täglich Besucherinnen und Besucher. Täglich um 14 Uhr wird der Schwan aufgezogen und seine kurze, aber eindrucksvolle Vorführung gezeigt.

Restaurierung silberner Schwan

Damit die Mechanik auch nach 250 Jahren noch einwandfrei funktioniert, wir der silberne Schwan regelmäßig gewartet.

Foto: picture alliance / empics/ Owen Humphreys/PA Wire

Restaurierungen und Wartung

In den 1960er Jahren wurde der Schwan dreimal umfassend restauriert. Die letzte große Überholung dieser Zeit fand 1968 statt. Damals stellte sich heraus, dass einige Bauteile bereits Ersatzteile waren, die in früheren Jahren hinzugefügt worden waren.

2008 begann ein weiteres großes Konservierungsprojekt unter der Leitung von Uhrmacher Matthew Read. Er zerlegte den Schwan vollständig, reinigte jedes Teil und dokumentierte die Mechanik. Parallel dazu erforschten Roger Smith und John Martin Robinson die Geschichte des Automaten.

Während der Corona-Pandemie musste das Museum zeitweise schließen. 2021 untersuchten Restauratorinnen und Restauratoren erneut den Zustand des Schwans. Dank Fördergeldern und Spenden konnte ein weiteres Restaurierungsprojekt realisiert werden. Insgesamt investierte das Team mehr als 1.500 Stunden in die Pflege und Instandhaltung des Automaten.

Bei den Arbeiten zeigte sich: 90 % der Lager und Funktionsteile waren noch in gutem Zustand. Nur wenige Komponenten, wie ein Ersatzlager aus den 1960er Jahren, mussten ersetzt werden.

Technisches Wissen trifft auf künstlerische Gestaltung

Was den silbernen Schwan besonders macht, ist nicht nur seine Technik, sondern auch seine Ästhetik. Während viele Automaten des 18. Jahrhunderts auf mechanische Finessen setzten, strebte Cox zusätzlich nach Schönheit. Der Schwan sollte nicht nur als technisches Wunder gelten, sondern auch als Kunstwerk begeistern.

Automaten wie dieser spiegelten das damalige Weltbild wider: die Vorstellung eines Universums als präzises, vorhersehbares Uhrwerk. Sie waren Symbole für Ordnung, Kontrolle und technisches Können.

Zudem hatten solche Luxusobjekte eine wirtschaftliche Bedeutung. Sie dienten als Handelsgüter, mit denen Großbritannien seine Handelsbilanz mit dem Osten ausgleichen wollte. Automaten wurden zu gefragten Exportartikeln, besonders in China.

Ein Objekt mit bewegter Geschichte

Der silberne Schwan hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Besitzerinnen und Besitzer gesehen. Dabei verlor er einige seiner ursprünglichen Elemente: Spiegel, Baldachin und eine aufwändige Sonnenkuppel verschwanden. Dennoch blieb die zentrale Mechanik erhalten.

In seinem heutigen Zustand ist der Schwan ein seltener Zeuge der Kunstfertigkeit des 18. Jahrhunderts. Er zeigt, wie eng Technik, Kunst und Kommerz damals miteinander verbunden waren.

Bedeutung in der Gegenwart

Heute lebt der silberne Schwan in einer neuen Zeit. In einer Ära, in der digitale Technologien und Robotik allgegenwärtig sind, fasziniert er mit seiner analogen Perfektion. Seine Mechanik zeigt eindrucksvoll, dass schon vor 250 Jahren Menschen Maschinen bauen konnten, die beinahe lebendig wirken.

In einer Welt, die zunehmend von künstlicher Intelligenz geprägt ist, erinnert der Schwan daran, dass auch frühere Generationen den Wunsch hatten, Leben technisch nachzubilden – wenn auch auf ganz andere Weise.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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