Ranking 05.05.2025, 10:00 Uhr

Die größten Eisberge der Geschichte

Eisberge gehören zu den beeindruckendsten Naturschauspielen unseres Planeten. Riesige Eisgiganten, deren Abbrüche ganze Ökosysteme verändern und sogar das globale Klima beeinflussen. Doch welche waren die größten, und warum brechen sie überhaupt ab?

Die größten Eisberge der Geschichte

Giganten aus Eis – majestätisch, bedrohlich und faszinierend zugleich. Dieses Ranking zeigt die gewaltigsten Kolosse, die je von den Schelfeisplatten der Antarktis abbrachen – und wie sie unsere Meere, unser Klima und ganze Ökosysteme veränderten.

Foto: PantherMedia / Manfred Richter

Eisberge faszinieren den Menschen seit jeher: Gigantische, schwimmende Eisblöcke, die nicht selten größer als ganze Länder sind, treiben durch die Meere und beeinflussen das Leben auf und unter Wasser. Auf den ersten Blick wirken diese XXL-Eiswürfel beeindruckend und überwältigend, doch ist deren Auswirkung auf unser Klima und die maritimen Ökosysteme nicht zu unterschätzen.

Die meisten Eisberge entstehen dann, wenn mächtige Gletscher oder riesige Schelfeisplatten kalben – so wird der Prozess, bei dem große Mengen Eis abbrechen und ins Meer stürzen, genannt. Und die Ursachen sind nicht nur natürlichen Ursprungs, sondern auch die klagende Antwort auf die global steigenden Temperaturen sowie Veränderungen im Klimasystem unseres Planeten.

Die größten Eisberge der Geschichte erreichen dabei spektakuläre Dimensionen und umfassen nicht selten Tausende Quadratkilometer Fläche, Hunderte Meter Dicke und mehrere Milliarden Tonnen an Gewicht. Sämtliche Abbrüche und Bewegungen der Eisberge stehen unter ständiger Beobachtung. Forschende tracken mithilfe modernster Satellitentechnik im Minutentakt sämtliche Daten und gewinnen daraus spannende Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Eis, Ozean und Klima.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
IMS Röntgensysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) für digitale Inspektionssysteme IMS Röntgensysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
HygroMatik GmbH-Firmenlogo
Junior Entwicklungsingenieur für Hard- und Softwarelösungen (m/w/d) HygroMatik GmbH
Henstedt-Ulzburg Zum Job 
Narda Safety Test Solutions GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur für Antennen- und HF-Design (m/w/d) Narda Safety Test Solutions GmbH
Pfullingen Zum Job 
Horn Hartstoffe GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur/-entwickler (m/w/d) Werkstoff- und Verfahrenstechnik Horn Hartstoffe GmbH
Tübingen Zum Job 
RENOLIT SE-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Kunststoff- / Verfahrenstechnik / Chemie RENOLIT SE
Frankenthal Zum Job 
FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH
Gronau (Leine) Zum Job 
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Applikationsingenieur DED / Additive Fertigung (m/w/d) pro-beam GmbH & Co. KGaA
Gilching bei München Zum Job 
HygroMatik GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur für Hard- und Softwarelösungen (m/w/d) HygroMatik GmbH
Henstedt-Ulzburg Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur / Wissenschaftlicher Mitarbeiter (w/m/d) Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
W2-PROFESSUR (m/w/x) Fertigungstechnologien und Qualitätsmanagement Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
Leuze electronic GmbH + Co. KG-Firmenlogo
Experienced Mechanical Engineer (m/f/x) Leuze electronic GmbH + Co. KG
Owen bei Kirchheim / Teck Zum Job 
Narda Safety Test Solutions GmbH'-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Hardware (m/w/d) Narda Safety Test Solutions GmbH'
Pfullingen Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) für die Entwicklung von medizinischen Kunststoffeinmalartikeln B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
MARTIN BRAUN Backmittel und Essenzen KG-Firmenlogo
Head of Production / Leitung Lebensmittelproduktion (m/w/d) MARTIN BRAUN Backmittel und Essenzen KG
Hannover Zum Job 
Siegfried PharmaChemikalien Minden GmbH-Firmenlogo
Betriebsingenieur Mehrprodukte-Betrieb (w/m/d) Siegfried PharmaChemikalien Minden GmbH
THD - Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Lehrgebiet "Elektronik und Hochfrequenztechnik" THD - Technische Hochschule Deggendorf
Deggendorf Zum Job 
TU Bergakademie Freiberg-Firmenlogo
W3-Professur "Fels- und Gebirgsmechanik/Felsbau" TU Bergakademie Freiberg
Freiberg Zum Job 
THD - Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Professorin / Professor (m/w/d) für das Lehrgebiet "Ingenieursinformatik/Embedded Systems" THD - Technische Hochschule Deggendorf
Deggendorf Zum Job 

Ein kleiner Exkurs: Eisberge und ihre Entstehungsgeschichte

Eisberge entstehen fast ausschließlich in der Antarktis, da dort die Schelfeisflächen ausgedehnter und stabiler sind als im Nordpolarmeer. Doch auch in Grönland kalben Eisberge, diese sind aber vergleichsweise viel kleiner als deren antarktische Pendants.

Zwar ist das Kalben ein absolut natürlicher Vorgang, dennoch erhöhen die steigenden Temperaturen des Klimawandels die Häufigkeit solcher Ereignisse erheblich. Durch höhere Temperaturen verlieren Schelfeisflächen und Gletscher schneller an Dicke und Stabilität. Wissenschaftler beobachten bereits heute, dass der Abfluss von Eis ins Meer zunehmend schneller erfolgt als die natürliche Neubildung durch Schneefälle und Eiswachstum – und dieses Ungleichgewicht führt langfristig zu einem Nettoverlust an Eismasse. Die Folgen daraus sind problematisch. Der Meeresspiegel steigt an, Meeresströmungen werden beeinflusst und durch den veränderten Salzgehalt sowie veränderte Temperaturprofile können große Eisberge sogar Wetter- und Klimamuster manipulieren.

Die Namensgebung von Eisbergen folgt einem internationalen System, welches die Region und den Zeitpunkt des Abbruchs berücksichtigt. In der Antarktis beispielsweise stehen Buchstaben für verschiedene Quadranten (A bis D), während die nachfolgenden Zahlen die chronologische Reihenfolge des Kalbungsereignisses angeben. So steht etwa A-74 für den 74. Eisberg, der im Quadranten A erfasst wurde. Während nur etwa ein Zehntel dieser Kolosse aus dem Wasser ragt und der Großteil verborgen bleibt, werfen wir einen genaueren Blick auf die größten Eisberge der Geschichte – sortiert nach ihrer Gesamtfläche über Wasser.

Platz Eisberg Fläche (km²) Länge (km) Breite (km) Jahr Herkunft
1 B-15 11.007 295 37 2000 Ross-Schelfeis, Antarktis
2 A-38 6.900 144 48 1998 Ronne-Schelfeis, Antarktis
3 B-15A 6.400 2002 Ross-Schelfeis, Antarktis
4 A-68 5.800 175 50 2017 Larsen-C-Schelfeis, Antarktis
5 C-19 5.500 200 32 2002 Ross-Schelfeis, Antarktis
6 B-9 5.390 154 35 1987 Ross-Schelfeis, Antarktis
7 A-76 4.320 170 25 2021 Ronne-Schelfeis, Antarktis
8 A-23A ca. 4.000 74 63 1986 / 2021 Filchner-Ronne-Schelfeis, Antarktis
9 D-28 1.636 ca. 62 ca. 30 2019 Amery-Schelfeis, Antarktis
10 A-74 1.270 56 33 2021 Brunt-Schelfeis, Antarktis

 

Platz 10: Eisberg A-74 (2021)

Am 26. Februar 2021 spaltete sich der Eisberg A-74 vom Brunt-Schelfeis in der Ostantarktis ab. Mit einer Fläche von rund 1270 km² (etwa so groß wie das Saarland) zählt der 10. Platz im Ranking zu den größten Eisbergen, die in dieser Region seit Jahrzehnten beobachtet wurden. Der Bruch verlief entlang einer Risszone nahe der McDonald-Eishöcker. Erste Anzeichen für eine bevorstehende Abspaltung zeigten sich bereits 2019, als sich dort mehrere Risse im Eis formten.

Die Halley-VI-Forschungsstation der British Antarctic Survey lag nur etwa 40 km entfernt. Dort registrierten GPS-Sensoren am Morgen der Abspaltung eine plötzliche Bewegung von rund 100 m innerhalb einer Stunde. Zuvor hatte sich das Eis nur um wenige Meter pro Tag verschoben.

Kurze Zeit später nutzte das deutsche Forschungsschiff Polarstern die einmalige Gelegenheit für eine Umfahrung. Dabei konnten Forschende erstmals seit über 50 Jahren den bisher von Eis bedeckten Meeresboden untersuchen. Die Kameras lieferten Bilder von überraschend vielfältigem Leben in der Tiefsee – darunter Seegurken, Fische, Oktopusse und filtrierende Organismen, die offenbar auch in extremer Dunkelheit überleben.
Im Juni 2022 zerbrach A-74 schließlich in zwei Teile: A-74A und A-74B. Beide drifteten weiter westwärts in Richtung Weddellmeer, verloren aber aufgrund der schwindenden Größe allmählich an Relevanz.

Platz 9: Eisberg D-28 (2019)

Am 26. September 2019 löste sich Eisberg D-28 vom Amery-Schelfeis in der Ostantarktis. Mit einer Fläche von rund 1636 km² entsprach Platz 9 ungefähr der Größe des Großraums London. Der tabellarische (flache Oberseite und steile, fast senkrechte Seitenwände) Eisberg war etwa 50 km lang und 30 km breit. Er entstand aus dem ersten großen Kalbungsprozess in diesem Gebiet seit mehr als einem halben Jahrhundert – der letzte vergleichbare Abbruch erfolgte in den Jahren 1963/64.

Der Eisberg trennte sich in der Nähe einer Region ab, die unter dem Spitznamen „Loose Tooth“ bekannt ist – ein Bereich, den Wissenschaftler seit Jahren wegen seiner auffälligen Rissbildung genau beobachteten. Erste Spalten wurden dort bereits Anfang der 2000er-Jahre entdeckt.

Obwohl der Eisverlust zuerst einmal spektakulär wirkt, handelt es sich laut Glaziologen um einen Teil des natürlichen Zyklus des Schelfeises – und nicht um eine direkte Folge des Klimawandels. Der Eisberg schwamm bereits im Wasser, daher hatte auch das Kalben keinen Einfluss auf den Meeresspiegel. Interessant ist jedoch, wie sich der Verlust auf die Stabilität des verbliebenen Schelfeises und das Schmelzverhalten unter der Eisschicht auswirken. Forschende beobachten akribisch, ob sich dadurch weitere Risse wie der Halloween Crack oder Chasm-1 schneller ausweiten.

Platz 8: Eisberg A-23A (ursprünglich 1986, ab 2021 wieder in Bewegung)

Eisberg A-23A und Platz 8 in unserem Ranking zählt zwar nicht zu den allergrößten Eisbergen der Geschichte, aber definitiv zu den langlebigsten. Er kalbte bereits 1986 vom Filchner-Ronne-Schelfeis in der Antarktis, setzte sich kurz darauf am Meeresboden fest und driftete über Jahrzehnte kaum von der Stelle. Erst Ende 2022 kam Bewegung in die Masse: Der Eisberg hob sich vom Grund ab und begann eine langsame Reise in Richtung Nordatlantik.

Mit einer Fläche von etwa 3500 km² ist A-23A ungefähr so groß wie Mallorca. An seiner dicksten Stelle ragt das Eis bis zu 400 m über die Wasseroberfläche hinaus – deutlich höher als viele Hochhäuser. Aktuell treibt der Koloss auf die abgelegene Insel South Georgia zu. Sollte er dort auf Grund laufen, könnte das schwerwiegende Folgen für Pinguin- und Robbenkolonien haben. Ähnliche Ereignisse führten in der Vergangenheit dazu, dass Tausende Tiere ihre Nahrungsgebiete nicht mehr erreichten.

Ein Forschungsteam an Bord der Sir David Attenborough nutzte die seltene Gelegenheit, um Wasserproben in unmittelbarer Nähe zu sammeln. Erste Ergebnisse zeigen, dass das Schmelzwasser große Mengen an Nährstoffen freisetzt – und mit großer Wahrscheinlichkeit das marine Ökosystem und den Kohlenstoffkreislauf direkt beeinflusst. Stand der Dinge ist unklar, wann A-23A endgültig zerbricht, doch seine zweite Lebenshälfte dürfte gerade erst begonnen haben.

Platz 7: Eisberg A-76 (2021)

Im Mai 2021 kalbte ein gewaltiger Eisberg vom westlichen Rand des Ronne-Schelfeises in der Antarktis. Der frisch freigesetzte A-76 war zu diesem Zeitpunkt der größte existierende Eisberg der Welt. Er maß rund 170 km in der Länge und 25 km in der Breite – und eine Fläche von über 4300 km². Seine Form erinnerte an ein riesiges Bügelbrett mit glatten, tabellarischen Flanken.

A-76 und Platz 7 im Ranking wurde zunächst von einem Forscher der British Antarctic Survey gesichtet und kurz darauf durch Radarbilder der ESA-Mission Sentinel-1 bestätigt. Sein Kalben gilt als Teil des natürlichen Eisflusses am Ronne-Schelfeis. Dieses Ereignis kommt laut Experten regelmäßig vor und steht nicht direkt mit dem Klimawandel in Verbindung.

Da A-76 aus bereits schwimmendem Schelfeis bestand, beeinflusst sein Schmelzen den globalen Meeresspiegel nicht. Dennoch werden Eisberge dieser Größenordnung genauestens überwacht, da sie eine potenzielle Gefahr für Schifffahrt und Forschungsprojekte darstellen. Wie lange A-76 letztendlich stabil bleibt, ist offen – doch Eisberge dieser Größe können viele Jahre überdauern und dabei ganze Meeresregionen verändern.

Platz 6: Eisberg B-9 (1987)

Der 6. Platz geht an den Eisberg B-9, welcher im Oktober 1987 durch einen Abbruch östlich des späteren Kalbungsorts von B-15, ebenfalls im Rossmeer, entstand. Mit einer Länge von rund 154 km und einer Breite von 35 km brachte es der Eisriese auf eine Fläche von 5390 km². Damit zählt B-9 zu den längsten jemals vermessenen Eisbergen der Antarktis.

Die Drift des tabellarischen Eisbergs begann kurz nach der Abspaltung. Innerhalb von 22 Monaten legte B-9 etwa 2000 km zurück. Er bewegte sich zuerst gen Nordwesten, wurde dann jedoch durch tieferliegende Meeresströmungen zurück in südliche Gefilde gezogen und kollidierte 1988 mit dem Ross-Schelfeis. Im August 1989 zerbrach B-9 in drei große Fragmente: B-9A, B-9B und B-9C.

Das Fragment B-9B erlangte daraufhin Bekanntheit, als es 2010 mit der Mertz-Gletscherzunge kollidierte. Der Zusammenstoß riss nämlich ein gewaltiges Stück vom Gletscher ab und ein neuer Eisberg mit 78 km Länge entstand. Auf seiner Reise durch das Meer driftete B-9B bis in die Commonwealth Bay, wo er Teile des Küstenzugangs blockierte und sogar geplante Gedenkexpeditionen zur Mawson-Hütte verhinderte. Noch 2018 lag B-9B zum Teil festgefroren in der Bucht.

Platz 5: Eisberg C-19 (2002)

Kaum ein Eisberg hat das marine Ökosystem der Antarktis so umfassend beeinflusst wie C-19. Mit 200 km Länge, 32 km Breite und einer Fläche von rund 5500 km² trieb der Koloss nach seinem Abbruch vom Ross-Schelfeis langsam durch das südwestliche Rossmeer – und brachte dabei das ökologische Gleichgewicht gewaltig ins Wanken.

Weil C-19 die üblichen Strömungsverhältnisse störte, konnte das Meereis im Sommer 2002/03 nicht wie gewohnt aus der Region abtransportiert werden. Das hatte zur Folge, dass ein ungewöhnlich hoher Eisanteil auf der Wasseroberfläche und damit deutlich weniger offene Wasserflächen verblieben. Durch das Fehlen von Licht und ausreichend Platz wurde das Wachstum des Phytoplanktons um über 85 % gegenüber dem langjährigen Mittel reduziert.

Das betraf nicht nur Mikroalgen, sondern die gesamte Nahrungskette. Krill, Fischlarven und selbst Adeliepinguine fanden zu wenig Futter. Auch Arten wie Pteropoden, die normalerweise in großer Zahl in diesen Gewässern auftreten, waren fast vollständig verschwunden.

Platz 4: Eisberg A-68 (2017)

Als sich 2017 ein rund 175 km langer Riss durch das Larsen-C-Schelfeis zog, brach kurz darauf einer der größten Eisberge der jüngeren Geschichte ab: A-68. Mit einer Fläche von rund 5800 km² war er beinahe doppelt so groß wie Luxemburg und brachte geschätzt eine Billion Tonnen auf die Waage.

In den folgenden Jahren driftete unser Platz 4 im Ranking, später als A-68A geführt, langsam Richtung Norden. Ende 2020 rückte er schließlich ins öffentliche Interesse, als er gefährlich nahe an die Insel South Georgia herantrieb. Wissenschaftler befürchteten, dass er dort stranden und den dortigen Pinguin- und Robbenkolonien den Zugang zu ihren Nahrungsgründen versperren könnte. Am Ende blieb das Schreckensszenario aus und A-68A driftete weiter, zerbrach jedoch zunehmend in kleinere Teile. Im April 2021 war das größte Fragment so klein, dass es offiziell nicht mehr überwacht wurde. A-68 war damit Geschichte.

Platz 3: Eisberg B-15A (2002, Teilfragment von Platz 1)

Im März 2000 kalbte vom Ross-Schelfeis in der Antarktis ein gewaltiger Tafeleisberg. Nur kurze Zeit später zerbrach die Masse in mehrere Teile. Das größte Teilstück wurde unter dem Namen B-15A bekannt und landet auf dem 3. Platz. Mit einer Restfläche von etwa 6400 km² trieb B-15A über Jahre hinweg durch das Rossmeer und wurde zu einem der am längsten verfolgten Eisberge der Geschichte.

2005 kam es zur Kollision mit der Drygalski-Eiszunge, einem gletscherförmigen Ausläufer des David-Gletschers. Die Spitze der Eiszunge brach durch den Zusammenstoß ab, während der Eisberg selbst kaum beschädigt wurde. Kurz darauf lief B-15A in der Nähe des Kaps Adare auf Grund. Die resultierenden Spannungen sorgten dafür, dass der Eiskoloss letztendlich auseinanderbrach – und die dadurch verursachten seismischen Wellen bis zur Südpolstation messbar waren.

Auch in ökologischer Hinsicht verursachte der Eisberg weitreichende Folgen. Im McMurdo-Sund blockierte er Strömungen und Wind, wodurch sich das saisonale Meereis nicht wie gewohnt zurückbilden konnte. Die Adeliepinguin-Kolonie musste deshalb deutlich weitere Wege zurücklegen, um Futter zu finden, was sich vor allem negativ auf die Brut auswirkte. Darüber hinaus waren auch Robben und Seevögel betroffen.

B-15A war zudem der erste Eisberg, der mit GPS- und Wetterstationen ausgerüstet wurde. Die gewonnenen Daten lieferten wertvolle Einblicke in dessen Driftverhalten, die Eisstabilität und Zusammenhänge im lokalen Klima. Noch Jahre später wurden einzelne Fragmente des ursprünglichen Kolosses gesichtet, welche aber aufgrund ihrer Größe nicht mehr wissenschaftlich relevant waren.

Platz 2: Eisberg A-38 (1998)

Nicht jeder Eisberg wird zum Forschungsthema, aber A-38 wurde zum Musterbeispiel und landet auf dem 2. Platz in der Rangliste der größten Eisberge der Welt. Als er 1998 vom Filchner-Ronne-Schelfeis in der östlichen Antarktis abbrach, war er mit rund 7100 km² Fläche der größte Eisberg seit über einem Jahrzehnt. Sein Ursprung lag in einer jahrelangen Belastung des Eises durch die Hemmen-Eiserhebung. Besonders kurios: Der Eisberg riss die unbemannte deutsche Forschungsstation Filchner mit sich, die sich auf dem Schelfeis befand.

Kurz nach dem Abbruch zerfiel A-38 in zwei Teile, A-38A und A-38B, welche über den Weddellstrom in Richtung Nordatlantik trieben. Beide erreichten Ende 2003 die flachen Küstengewässer vor Südgeorgien – und bedrohten einmal mehr zahlreiche Seevögel und Robbenarten.
Für die Wissenschaft bot A-38 wertvolle Erkenntnisse. Dank seiner langsamen Drift und langen Verweildauer konnten Forschende mit hochauflösenden Satellitenbildern den Zerfall eines Eisbergs unter Realbedingungen genau dokumentieren, was damals eine seltene Gelegenheit darstellte.

Platz 1: Eisberg B-15 (2000)

Er ist der unbestrittene Rekordhalter unter den Eisriesen: Eisberg B-15 war mit einer Fläche von rund 11.000 km² der größte jemals beobachtete Eisberg der Geschichte und damit größer als Jamaika. Am 17. März 2000 löste sich der unangefochtene Platz 1 im Ranking der größten Eisberge der Welt entlang vorbestehender Risse vom Ross-Schelfeis nahe der Roosevelt-Insel. Der Abbruch war Teil eines natürlichen, langfristigen Zyklus, der sich nur etwa alle 50 bis 100 Jahre vollzieht, und sorgte dadurch weltweit für Schlagzeilen. Der Eisberg nahm dabei auch gleich ein Stück Geschichte mit sich. Die seit 1959 verlassene US-Forschungsstation Little America V, ein Relikt früherer Antarktisexpeditionen, befand sich auf dem abtreibenden Eis.

Im April 2005 rammte der Eisgigant die 70 km lange Drygalski-Eiszunge und schlug ein 8 km² großes Stück heraus. Später lief der Koloss bei Kap Adare auf Grund. Aus ökologischer Sicht hatte B-15 verheerende Auswirkungen auf seine Umgebung. Im McMurdo-Sund blockierte B-15A die sommerliche Eisschmelze und erschwerte so für viele Tierarten die Futtersuche. Adeliepinguine mussten weitere Wege zurücklegen und zahlreiche Jungtiere verhungerten. Auch Weddellrobben und Skuas (Raubmöwen) litten unter den neuen Bedingungen.

Wissenschaftlich erwies sich B-15 jedoch als Glücksfall. Im Januar 2001 installierten Forscher erstmals GPS- und Wetterstationen auf einem Eisberg. Die gewonnenen Daten lieferten detaillierte Einblicke in Driftverhalten, thermische Belastungen und die strukturelle Dynamik von Eisbergen. Der Gigant funktionierte demnach als mobiles Forschungslabor, während er gleichzeitig als ökologischer Störfaktor und geophysikalisches Ereignis die Antarktis veränderte.

Eisriesen im Wandel der Zeit

Das Kalben großer Eisberge ist so alt wie die Antarktis selbst – und doch spiegeln die schwimmenden Giganten aus Eis zunehmend den Zustand unserer Welt wider. Sie erzählen Geschichten von geologischen Spannungen, von wandernden Gletscherzungen und immer öfter auch von einem sich verändernden Klima. Manche Eisberge verschwinden nach wenigen Monaten, andere beeinflussen über Jahre hinweg ganze Meeresregionen – ökologisch, geophysikalisch und politisch.

Auch in Zukunft werden neue Riesen vom Schelfeis abbrechen, immer wieder und wieder. Doch mit jedem neuen Koloss wächst nicht nur die wissenschaftliche Neugier, sondern auch die Dringlichkeit, die zugrunde liegenden Prozesse besser zu verstehen. Denn ob natürlicher Rhythmus oder als beschleunigte Reaktion auf den Klimawandel – Eisberge sind nicht nur treibende Monumente aus gefrorenem Wasser, sondern auch stumme Zeugen einer bewegten, manchmal überaus fragilen Welt. Und sie erinnern uns mahnend daran, dass die größten Veränderungen oft lautlos beginnen.

Ein Beitrag von:

  • Silvia Hühn

    Silvia Hühn ist freie Redakteurin mit technischem Fokus. Sie schreibt unter anderem über die Rekorde dieser Welt und verfasst Ratgeber.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.