Schwertschwanz-Saurier 19.11.2024, 11:00 Uhr

Bayerisches Fossil schließt Lücke in der Evolution von fliegenden Reptilien

Ein deutsches Fossil enthüllt neue Erkenntnisse zur Evolution fliegender Reptilien. Skiphosoura bavarica verbindet frühe Flugsaurier mit späteren Pterodaktylen.

Bayerische Schwertschwanz-Saurier

So könnten die bayerischen Schwertschwanz-Saurier im Flug ausgesehen. Ihr Fund schließt eine Lücke in der Evolution von fliegenden Reptilien.

Foto: Gabriel Ugueto

Flugsaurier, auch als Pterosaurier bekannt, waren faszinierende fliegende Reptilien, die zusammen mit den Dinosauriern die Erde beherrschten. Einige Arten hatten beeindruckende Flügelspannweiten von bis zu zehn Metern. Die frühen Vertreter dieser Gruppe blieben jedoch mit etwa zwei Metern Flügelspannweite eher klein.

Forschende unter der Leitung von Dr. David Hone von der Queen Mary University of London haben eine neue Art dieser Reptilien beschrieben. Der Fund im Solnhofener Plattenkalk bietet tiefere Einblicke in einen bedeutenden evolutionären Übergang der Flugsaurier.

Ein ganz besonderer Flugsaurier

Die entdeckte Art trägt nach seinem Fundort den Namen Skiphosoura bavarica – übersetzt „Schwertschwanz aus Bayern“. Das Fossil stammt demnach aus Süddeutschland und weist außergewöhnliche Merkmale auf. Besonders auffällig ist der kurze, steife und spitze Schwanz, der eine Mischung aus Merkmalen früher Flugsaurier und späterer Pterodaktylen darstellt.

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Das Fossil ist nahezu vollständig und dreidimensional erhalten – eine Seltenheit, da die meisten Flugsaurier-Fossilien flach zusammengedrückt sind. Mit einer Flügelspannweite von etwa zwei Metern erinnert es an heutige große Vögel wie den Steinadler.

Die Entwicklung der Flugsaurier verstehen

Bisher teilten Forschende Flugsaurier in zwei Hauptgruppen: die frühen Nicht-Pterodaktyloiden und die späteren Pterodaktylen. Erstere zeichneten sich durch kurze Köpfe, lange Schwänze und eine fünfte Zehe am Fuß aus. Pterodaktylen hatten hingegen längere Hälse, große Köpfe, kurze Schwänze und eine verkürzte Zehe.

Die Entdeckung der Darwinopteren in den 2010er Jahren brachte erstmals Licht in den evolutionären Übergang. Diese Übergangsformen zeigten, dass Kopf und Hals sich vor anderen Körpermerkmalen anpassten. Dennoch blieben wichtige Details unklar – bis zur Entdeckung von Skiphosoura bavarica.

Eine neue Perspektive auf die Evolution

Skiphosoura nimmt eine Schlüsselposition zwischen den Darwinopteren und den Pterodaktylen ein. Das Fossil zeigt, wie sich Merkmale wie das verlängerte Handgelenk, die verkürzte Zehe und der verkürzte Schwanz allmählich entwickelten. Diese Zwischenform ermöglicht es, die evolutionären Schritte besser nachzuvollziehen.

Adam Fitch von der University of Wisconsin-Madison betont die Bedeutung des Fundes:
„Flugsaurier sind seit langem Symbole für das einzigartige Leben der Vergangenheit. Skiphosoura stellt eine wichtige neue Form dar, um die evolutionären Beziehungen der Flugsaurier zu erforschen und damit auch, wie diese Abstammungslinie entstanden ist und sich verändert hat.“

Fossilien

Foto des Originalexemplars von Skiphosoura bavarica unter natürlichem und UV-Licht.

Foto: René Lauer

Wissenschaft trifft auf Technik

Die Analyse des Fossils wäre ohne moderne Techniken nicht möglich gewesen. René Lauer von der Lauer Foundation erklärt: „Die digitale Fotografie des Exemplars, die sowohl im sichtbaren als auch im UV-Licht aufgenommen wurde, war eine große Hilfe bei der Identifizierung dieser Elemente und bei der besseren Analyse feinerer Details, die bei normalem Tageslicht allein nicht erkennbar waren.“

Auch die Präparation des Fossils spielte eine entscheidende Rolle. Stefan Selzer, der an mehr als 60 Exemplaren aus dem Solnhofener Plattenkalk gearbeitet hat, sagte:„Bei der abschließenden Präparation habe ich festgestellt, dass dieses Exemplar Merkmale aufweist, die Eigenschaften beider Hauptgruppen von Flugsauriern kombinieren, wobei der verkürzte Schwanz das wichtigste diagnostische Merkmal ist.“

Vollständige Evolutionskette

Durch Skiphosoura und andere Fossilien wie Dearc können Forschende nun eine fast vollständige Evolutionskette der Flugsaurier rekonstruieren. Dr. David Hone beschreibt die Bedeutung des Fundes: „Dies ist ein unglaublicher Fund. Er hilft uns wirklich dabei, zusammenzusetzen, wie diese erstaunlichen fliegenden Tiere lebten und sich entwickelten. Hoffentlich wird diese Studie die Grundlage für weitere Arbeiten in der Zukunft zu diesem wichtigen evolutionären Übergang bilden.“

Dearc ist eine Gattung der Rhamphorhynchina-Flugsaurier, die in der Lealt-Shale-Formation aus dem mittleren Jura in Schottland entdeckt wurde. Der 2017 gefundene Saurier weist eine geschätzte Flügelspannweite von 2,5 bis 3 Metern auf. Damit war Dearc das größte flugfähige Tier seiner Epoche. Diese Entdeckung verschiebt den Ursprung großer Flugsaurier deutlich weiter in die Vergangenheit, da bislang angenommen wurde, dass solche Körpergrößen erst in der Kreidezeit bei den kurzschwänzigen Pterodactyloidea auftraten.

Hier geht es zur Originalmitteilung

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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