Naturphänomen 04.10.2024, 14:40 Uhr

Wie entsteht ein Sonnensturm und wie gefährlich ist er für die Erde?

Erfahren Sie, wie Sonnenstürme entstehen, welche Folgen sie haben und wie moderne Technologien helfen, ihre Auswirkungen auf die Erde vorherzusagen.

Sonnensturm

Sonnenstürme entstehen durch Änderungen des Magnetfeldes auf der Sonne, doch wie gefährlich sind sie.

Foto: PantherMedia / Skorzewiak

Sonnenstürme sind ein faszinierendes Phänomen, das die Wissenschaft seit Jahrhunderten beschäftigt. Diese gewaltigen Energieausbrüche auf der Sonne können weitreichende Folgen auf der Erde haben. Doch wie entstehen Sonnenstürme? Welche Auswirkungen können sie auf die Erde und moderne Technologien haben? Und wie können wir uns vor diesen Phänomenen schützen? In diesem umfassenden Artikel erfahren Sie alles über die Entstehung, die verschiedenen Arten von Sonnenstürmen, ihre Klassifizierung, die Möglichkeiten der Vorhersage sowie die konkreten Folgen für die Erde und den Weltraum.

Was ist ein Sonnensturm?

Ein Sonnensturm bezeichnet einen Ausbruch hochenergetischer Partikel und elektromagnetischer Strahlung von der Sonnenoberfläche, der durch einen instabilen Zustand des Magnetfeldes der Sonne ausgelöst wird. Diese Ausbrüche treten häufig in Phasen hoher Sonnenaktivität auf und sind mit intensiven Sonneneruptionen verbunden. Diese Aktivität folgt einem etwa 11-jährigen Zyklus, der als Sonnenzyklus bezeichnet wird. In den Phasen maximaler Aktivität, dem sogenannten „Sonnenmaximum“, entstehen häufiger Sonnenstürme.

Die drei Komponenten eines Sonnensturms

Ein Sonnensturm besteht in der Regel aus drei Phänomenen, die sich gemeinsam oder unabhängig voneinander auswirken:

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  1. Solare Flares (Sonneneruptionen)
    Bei einem solaren Flare handelt es sich um einen plötzlichen Anstieg der elektromagnetischen Strahlung, der von der Sonnenoberfläche ausgeht. Diese Strahlung bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit und kann innerhalb von acht Minuten die Erde erreichen. Flares können starke Radiostörungen verursachen und die Erdatmosphäre aufheizen.
  2. Hochenergetische Teilchenstürme
    Ein Teil der freigesetzten Partikel – vor allem Protonen, Elektronen und schwere Ionen – wird mit hoher Geschwindigkeit ins All geschleudert. Diese Teilchen erreichen die Erde in etwa 30 Minuten bis mehreren Stunden. Treffen sie auf die Magnetosphäre, können sie geomagnetische Stürme auslösen.
  3. Koronaler Massenauswurf (CME)
    Der CME ist eine gigantische Wolke aus Plasma, die mit hohen Geschwindigkeiten von bis zu 3.000 Kilometern pro Sekunde von der Sonne ausgestoßen wird. Die Plasmawolke besteht aus Elektronen, Protonen und schweren Kernen, die das Magnetfeld der Erde bei einem Treffer signifikant beeinflussen können. Ein CME erreicht die Erde in der Regel innerhalb von ein bis drei Tagen.

Die Entstehung eines Sonnensturms

Die Sonne ist ein gewaltiger Fusionsreaktor, der ständig Energie in Form von Strahlung und Partikeln in den Weltraum abgibt. Die Entstehung eines Sonnensturms ist eng mit den Magnetfeldern der Sonne verknüpft. Diese Magnetfelder sind nicht statisch, sondern unterliegen ständigen Bewegungen und Veränderungen. Es kommt immer wieder vor, dass sich Magnetfeldlinien auf der Sonnenoberfläche verheddern und schließlich brechen. Diese Magnetfeldneuordnungen setzen riesige Mengen an Energie frei, die wiederum zu Sonneneruptionen und koronalen Massenauswürfen führen.

Sonnenflecken als Indikatoren
Die Aktivität der Sonne lässt sich durch die Beobachtung von Sonnenflecken messen. Sonnenflecken sind kühlere Regionen auf der Sonnenoberfläche, die dunkler erscheinen als die Umgebung. Sie sind Anzeichen für besonders starke Magnetfelder, die aus dem Inneren der Sonne nach außen dringen. Je mehr Sonnenflecken es gibt, desto aktiver ist die Sonne. In diesen Regionen treten auch besonders häufig Sonneneruptionen und CMEs auf, die den Ursprung von Sonnenstürmen bilden.

Wie wirkt sich ein Sonnensturm auf die Erde aus?

Die Erde ist im Vergleich zur Sonne winzig, und der Raum zwischen den beiden Himmelskörpern ist extrem groß. Das bedeutet, dass nicht jeder Sonnensturm direkten Einfluss auf unseren Planeten hat. Wenn jedoch ein koronaler Massenauswurf in Richtung der Erde geschleudert wird, kann dieser in das Magnetfeld der Erde eindringen und signifikante Auswirkungen auf unser Leben haben.

Polarlichter

Eines der spektakulärsten und visuell beeindruckendsten Phänomene, die ein Sonnensturm auf der Erde auslösen kann, sind Polarlichter (auch Aurora Borealis genannt). Wenn die geladenen Partikel auf das Magnetfeld der Erde treffen, werden sie in Richtung der magnetischen Pole geleitet, wo sie in die obere Atmosphäre eindringen und dort auf Sauerstoff- und Stickstoffatome stoßen. Diese Zusammenstöße erzeugen das leuchtende Spektakel der Polarlichter, die besonders in den Polarregionen, aber auch in mittleren Breiten bei starken Stürmen sichtbar sind.

Störungen im Stromnetz

Ein Sonnensturm kann elektrische Systeme massiv stören. Geladene Teilchen, die auf das Erdmagnetfeld treffen, erzeugen geomagnetische Stürme. Diese können wiederum elektrische Spannungen in langen Stromleitungen induzieren und zu Schäden an Transformatoren führen. Ein besonders starkes Ereignis ereignete sich 1989, als ein geomagnetischer Sturm in Quebec, Kanada, das Stromnetz lahmlegte. Millionen Menschen waren für mehrere Stunden ohne Strom.

Auswirkungen auf Satelliten und Kommunikation

Satelliten, die die Erde umkreisen, sind ebenfalls gefährdet. Die hochenergetischen Teilchen können elektronische Systeme in Satelliten stören oder gar dauerhaft beschädigen. Dies kann die Kommunikation zwischen Bodenstationen und Satelliten unterbrechen oder GPS-Signale verfälschen. Die Erdatmosphäre kann sich durch die aufgewärmten äußeren Schichten ausdehnen, wodurch der Luftwiderstand für Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn zunimmt. Dies kann dazu führen, dass Satelliten ihre Bahn korrigieren müssen, um nicht zu verglühen.

Flugverkehr und Astronauten

Auch die Luftfahrt und die Raumfahrt sind potenziell von Sonnenstürmen betroffen. Besonders Flüge, die über die Polarregionen führen, sind gefährdet, da die Strahlungsintensität in diesen Bereichen höher ist. Starke geomagnetische Stürme können zudem die Navigation beeinträchtigen und es notwendig machen, Flugrouten zu ändern. Astronautinnen und Astronauten, die sich außerhalb des Schutzes der Erdatmosphäre befinden, sind der Strahlung eines Sonnensturms direkt ausgesetzt. Bei einem besonders starken Sturm könnte dies zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen.

Die Klassifizierung von Sonnenstürmen

Um die Stärke eines Sonnensturms zu bewerten, hat die Wissenschaft verschiedene Skalen entwickelt. Die häufigste Klassifikation teilt Sonnenstürme in drei Kategorien ein, je nachdem, welche Auswirkungen sie auf die Erde haben:

  1. R – Radiostörungen, ausgelöst durch Röntgenstrahlen.
  2. S – Strahlungseffekte, verursacht durch hochenergetische Teilchen.
  3. G – Geomagnetische Effekte, die durch den koronalen Massenauswurf entstehen.

Diese Effekte werden auf einer Skala von 1 bis 5 eingestuft, wobei 5 für die stärksten Störungen steht. Ein besonders starker Sonnensturm, der geomagnetische Effekte verursacht, wird als G5 klassifiziert.

Zusätzlich werden solare Flares in fünf Stärken eingeteilt: A, B, C, M und X. Diese Skala ist logarithmisch, das bedeutet, dass ein Flare der Klasse X zehnmal stärker ist als einer der Klasse M. Innerhalb dieser Kategorien gibt es zusätzliche Abstufungen, etwa M1 oder X2.

Vorhersage von Sonnenstürmen und Frühwarnsysteme

Dank moderner Satellitentechnologie und umfangreicher Forschung können Sonnenstürme inzwischen frühzeitig erkannt und vorhergesagt werden. Diese Vorhersagen sind jedoch nicht langfristig möglich, da die Entstehung von Sonneneruptionen ein chaotischer und nur schwer vorhersehbarer Prozess ist.

Frühwarnsysteme
Satelliten wie das Solar Dynamics Observatory (SDO) und die SOHO-Sonde überwachen die Sonne kontinuierlich und liefern wertvolle Daten über die aktuelle Sonnenaktivität. Sobald ein CME oder ein starker Flare entdeckt wird, kann die Ausbreitungsrichtung und Geschwindigkeit des Sonnensturms berechnet werden. Die Warnungen, die in der Regel 24 bis 48 Stunden vor Eintreffen des Sturms erfolgen, geben der Erde Zeit, sich auf die Auswirkungen vorzubereiten.

Das Space Weather Prediction Center (SWPC)
Das SWPC, eine Abteilung der NOAA, spielt eine zentrale Rolle in der Vorhersage und Überwachung von Sonnenstürmen. Es gibt detaillierte Prognosen und Warnungen über die Intensität und den Zeitpunkt der Eintreffens eines Sonnensturms auf der Erde heraus. Diese Informationen werden weltweit genutzt, um potenzielle Schäden an kritischer Infrastruktur zu minimieren.

Bedeutung der Sonnenstürme für die Raumfahrt

Für die Raumfahrt stellen Sonnenstürme eine besondere Herausforderung dar. Raumsonden und Satelliten, die sich außerhalb des schützenden Erdmagnetfeldes befinden, sind den Auswirkungen von Sonnenstürmen besonders stark ausgesetzt. Während das Magnetfeld der Erde einen Großteil der geladenen Teilchen ablenkt und so Satelliten in erdnahen Umlaufbahnen schützt, gilt dies nicht für weiter entfernte Raumfahrzeuge oder Missionen zu anderen Planeten wie dem Mars.

Schutz von Raumfahrzeugen

Raumsonden, die sich auf Missionen zu anderen Himmelskörpern befinden, sind in der Regel so konzipiert, dass sie zumindest teilweise vor den Strahlungsausbrüchen eines Sonnensturms geschützt sind. Allerdings können die hochenergetischen Teilchen elektronische Systeme an Bord stark beeinträchtigen. Dies kann von Fehlfunktionen bis hin zu dauerhaften Schäden an sensiblen Geräten führen. Besonders betroffen sind die Solarzellen der Raumfahrzeuge, die durch die energiereichen Partikel mit der Zeit an Effizienz verlieren.

Ein Beispiel hierfür ist die Raumsonde SoHO (Solar and Heliospheric Observatory), die seit ihrem Start im Jahr 1995 zur Überwachung der Sonnenaktivität dient. Durch die Einwirkungen mehrerer Sonnenstürme hat SoHO bereits rund 25 % ihrer Energieproduktionskapazität eingebüßt. Dies zeigt, dass selbst spezialisierte Raumsonden im Laufe der Zeit erheblich unter der Strahlenbelastung leiden können.

Gefährdung von Astronauten

Für bemannte Raumfahrtmissionen, insbesondere solche, die den niedrigen Erdorbit verlassen, stellen Sonnenstürme eine erhebliche Gefahr dar. Astronaut*innen, die sich außerhalb des schützenden Magnetfeldes der Erde aufhalten, sind einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt. Dies betrifft nicht nur Aufenthalte an Bord der Internationalen Raumstation (ISS), sondern insbesondere zukünftige Missionen zum Mond oder Mars.

Bei einem besonders starken Sonnensturm kann die Strahlungsdosis innerhalb kurzer Zeit so stark ansteigen, dass sie für die Gesundheit der Astronautinnen und Astronauten gefährlich wird. Derzeit arbeiten Raumfahrtorganisationen wie die NASA und die ESA an speziellen Schutzmaßnahmen, die in Raumschiffen oder Kolonien auf anderen Himmelskörpern eingebaut werden könnten, um die Strahlenbelastung zu minimieren. Für zukünftige Marsmissionen könnte dies von entscheidender Bedeutung sein, da die Reise zum Mars mehrere Monate dauert und während dieser Zeit Sonnenstürme auftreten können.

Die Rolle der Sonnenzyklen

Wie bereits erwähnt, unterliegt die Sonnenaktivität einem etwa 11-jährigen Zyklus, der als Sonnenzyklus bekannt ist. Diese Zyklen sind durch Phasen maximaler und minimaler Aktivität gekennzeichnet. Während des Aktivitätsmaximums treten vermehrt Sonnenflecken auf, und die Wahrscheinlichkeit von Sonneneruptionen und koronalen Massenauswürfen steigt erheblich.

Das aktuelle Sonnenmaximum

Derzeit befinden wir uns im 25. Sonnenzyklus, der im Jahr 2019 begann und voraussichtlich bis etwa 2030 andauern wird. In dieser Phase, die als Sonnenmaximum bezeichnet wird, sind die Aktivitäten der Sonne besonders intensiv. Dies bedeutet, dass es in den kommenden Jahren vermehrt zu Sonnenstürmen kommen könnte, die Auswirkungen auf die Erde haben.

Wissenschaftler*innen nutzen Daten aus den vergangenen Sonnenzyklen, um Vorhersagen über die zu erwartende Intensität der Sonnenstürme in diesem Zyklus zu treffen. Bisherige Beobachtungen deuten darauf hin, dass der aktuelle Sonnenzyklus ähnlich aktiv sein wird wie der vorherige, mit potenziell starken Eruptionen in den kommenden Jahren.

Langfristige Auswirkungen auf das Weltraumwetter

Langfristige Vorhersagen über die Sonnenaktivität sind jedoch schwierig, da die Zyklen variieren können. Einzelne Zyklen können kürzer oder länger als die durchschnittlichen elf Jahre sein, und die Intensität der Aktivität kann von Zyklus zu Zyklus stark schwanken. Daher bleibt die Beobachtung der Sonnenflecken und der Magnetfeldaktivität der Sonne ein wichtiger Bestandteil der Sonnenforschung.

Sonnenstürme in der Geschichte: Von Carrington bis heute

Sonnenstürme sind kein modernes Phänomen, sondern begleiten die Menschheit seit jeher. Einige der stärksten Sonnenstürme in der Geschichte haben deutliche Spuren hinterlassen, obwohl viele ihrer Auswirkungen erst mit der Erfindung moderner Technologien deutlich spürbar wurden.

Das Carrington-Ereignis von 1859

Der vielleicht bekannteste Sonnensturm ereignete sich im Jahr 1859 und wurde nach dem britischen Astronomen Richard Carrington benannt, der die Sonneneruption beobachtete. Dieser extrem starke Sonnensturm erzeugte Polarlichter, die bis in den Süden der Karibik sichtbar waren. In den damals noch relativ neuen Telegrafennetzen führten die geomagnetischen Stürme zu Ausfällen und sogar Funkenüberschlägen an den Telegrafenstationen.

Wäre ein Sonnensturm von der Intensität des Carrington-Ereignisses heute zu beobachten, könnten die Folgen weitaus gravierender sein. Moderne Infrastrukturen wie das Internet, Stromnetze und Kommunikationssatelliten sind sehr anfällig für die Auswirkungen starker geomagnetischer Stürme.

Moderne Sonnenstürme und ihre Folgen

Ein weiteres Beispiel für einen modernen Sonnensturm ereignete sich im Jahr 1989, als ein geomagnetischer Sturm das Stromnetz von Quebec, Kanada, komplett lahmlegte. Innerhalb von wenigen Minuten fiel die Stromversorgung für Millionen Menschen aus, und es dauerte mehrere Stunden, um das Netz wiederherzustellen. Dieser Vorfall zeigte, wie anfällig moderne Stromnetze für geomagnetische Störungen sind.

Auch im Jahr 2003, während des sogenannten „Halloween-Sturms“, trat ein starker Sonnensturm auf, der Polarlichter bis nach Südeuropa brachte und Kommunikationssysteme weltweit beeinträchtigte. Flugzeuge mussten ihre Routen ändern, um die stark strahlungsbelasteten Polarregionen zu meiden, und einige Satelliten wurden durch den Sturm beschädigt.

Im Oktober 2024 befindet sich die Sonne wieder in einer Phase erhöhter Aktivität. Die US-Weltraumwetter-Beobachtungsstellen NASA und NOAA haben am 1. und 2. Oktober die zweitstärkste Eruption des aktuell 25. Sonnenzyklus registriert und als X7.1 (R3 – Stark) eingestuft. Am 3. Oktober wurde zudem eine noch stärkere Eruption mit X9.0 (R3 – Stark) klassifiziert.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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