Interview 02.05.2023, 10:29 Uhr

CO2-Reduktion in der Logistik: Wie KI und Augmented Reality den Warentransport effizienter machen

Der Warentransportsektor ist einer der größten CO2-Emittenten weltweit. Unternehmen und Politik tun sich schwer, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Sektor umweltfreundlicher zu gestalten. Dabei können dank intelligenter Digitalisierung und neuester Technologie enorme Potentiale zur CO2-Reduktion und Kosteneinsparung sofort und ohne teure Investitionen gehoben werden.

Verpackung

Oft wird ganz viel Luft mitverschickt. Und das kann für die Umwelt teuer werden.

Foto: PantherMedia / arnoaltix

Das Start-up Alpha Augmented Services aus der Schweiz hat eine Softwarelösung entwickelt, die den Warenverkehr mittels KI und Augmented Reality CO2-ärmer gestaltet. Dabei wird der Verpackungs- und Versandprozess optimiert, um Leerraum im Luftfracht- und Schiffsbereich zu vermeiden. Denn faktisch wird in diesen Bereichen oft mehr als 30 Prozent Luft versendet, da vorhandene Transportvolumina nicht optimal ausgenutzt werden. Über diese Themen sprechen wir heute mit Massimo Rossetti, CEO & Mitgründer von Alpha Augmented Services.

Herr Rossetti, Sie haben ein Unternehmen gegründet, das durch intelligente Digitalisierung die Kosten und nicht zuletzt den CO2-Ausstoß in der Logistik und dem Transportwesen um ca. 20 Prozent senken kann. Dabei handelt es sich um eine Softwarelösung, die den Warenverkehr optimieren kann. Erklären Sie zunächst, wie es zu dieser Idee kam?

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Ich kenne bestens alle Bereiche der Logistikbranche aus meiner 20-jährigen Erfahrung. Dann begann vor ein paar Jahren die völlig richtige Diskussion um Nachhaltigkeit, Dekarbonisierung der Weltwirtschaft und Ressourcenschonung. Gleichzeitig erlebte ich, dass die Logistikbranche bei der Suche nach Lösungen enormes Potenzial im Bereich der Kapazitätsoptimierung nicht nutzte. Mit einem Expertenteam von Gleichgesinnten und hochkarätigen Investoren aus der Branche haben wir beschlossen, das zu ändern. Wir entwickelten eine Softwarelösung auf Basis von künstlicher Intelligenz und brachten sie zur Marktreife. Aktuell nutzen bereits große, global tätige Unternehmen unsere Software, die über die gesamte Transportkette von Waren hinweg Einsparpotentiale bei Kosten und dem CO2-Fußabdruck realisiert.

Wie kann die Digitalisierung und Nutzung neuester Technologie im Warentransportsektor helfen, CO2-Emissionen zu reduzieren?

Unsere Software erkennt und beseitigt Ineffizienzen in der gesamten Lieferkette. Nahezu 90 Prozent aller Warensendungen sind aktuell nicht optimal verpackt. Es wird Material verschwendet und „verpackte Luft“ verschickt. Und hier setzen wir an der gesamten Liefer- und Bestellkette an, um den Bestellvorgang für Produkte zu optimieren. Dafür analysieren wir die anstehenden Bestellungen und bündeln diese mit anderen Produktgruppen. Weiterhin schauen wir uns die Produkt- und Versandverpackungen genaustens an und vermeiden Leerraum auf Paletten oder in Containern. Last but not least optimieren wir auch Produktverpackungs- und Packungsprozesse. Wir identifizieren die ideale Verpackung und Packungsmaterialien. Die Effizienz steigt durch die Auslastung des vorhandenen Raumes. Damit sinken zum einen die Transportkosten und zum anderen der CO2-Fußabdruck in der gesamten Transportkette.

Logistikbranche sucht nach Lösungen, um die CO2-Emission zu reduzieren

Wie schätzen Sie, wie groß ist der Anteil des globalen Warentransportsektors an den CO2-Emissionen?

Mehr als 22 Prozent des globalen CO2 Ausstoßes werden in Lieferketten verursacht. Der Welthandel und damit der weltweite Warentransport werden noch weiter steigen. Gleichzeitig sucht die Logistikbranche händeringend nach leistungsfähigen Lösungen, um die CO2-Emission schnell, günstig und nachhaltig zu reduzieren. Da kommt unser Ansatz gerade richtig. Wir dürfen nicht nur auf emissionsfreie Fahrzeugantriebe und Kraftstoffe setzen, sondern müssen die vorhandenen Kapazitäten jetzt optimal ausnutzen. Damit sind wir schon einen ganzen Schritt weiter in der Dekarbonisierung des Warentransportsektors.

Wie funktioniert die Lösung von ALPHA Augmented Services?

Es handelt sich um einen reine Softwarelösung, die in den Bestell- und Transportprozess integriert wird. Das Ganze ist eine SaaS-Lösung, die ohne hohe Anfangsinvestitionen für den Kunden implementiert werden kann. Der Kunde übermittelt uns bei jeder Bestellung seine Daten und erhält von uns extrem schnell sehr detaillierte und sofort umsetzbare Vorschläge zur optimalen Abwicklung der Bestellungen und Transporte bekommt. Das ist ein fortlaufender Prozess. Dieser läuft geräuschlos im Hintergrund und optimiert die vorhandenen Prozesse und Warenströme. Es bedarf für Unternehmen und Lieferanten keiner speziellen Technik

Massimo Rossetti

Massimo Rossetti, CEO & Mitgründer von Alpha Augmented Services.

Foto: ALPHA Augmented Services

Wie hoch sind die möglichen Einsparungen dadurch?

Die Einsparungen liegen bei gut 20 Prozent der CO2-Emissionen. Ganz wichtig ist mir, das eine wirkliche und unmittelbare Verminderung der CO2 -Emission stattfindet und nicht eine bloße Kompensation durch die Finanzierung von anderen Projekten, wie es sonst oft der Fall ist. In einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich die Kostenreduzierung. Die gut 20 Prozent dort setzen sich aus verminderten Versand- und Umschlagkosten und Verringerung des Materialeinsatzes zusammen. Dieser Gleichklang von CO2– und Kostenreduktion ist natürlich für die Akzeptanz der Lösung hervorragend, denn normalerweise kostet CO2-Reduktuion Geld. In unserem Fall spart sie Geld.

Wie viele Versandsimulationen nutzt ALPHA Augmented Services, um Ineffizienzen im Warenverkehr zu beseitigen?

Das hängt ganz vom jeweiligen Produkt ab und der Komplexität der Lieferkette. Um mal eine Zahl zu nennen: 19.000 Berechnungen für eine Warensendung sind nicht ungewöhnlich. Bei angenommenen 17.000 Luftfrachtsendungen eines einzelnen Betriebes in Südostasien summieren sich die Berechnungen pro Jahr auf mehrere hundert Millionen. Wenn die Gesamtsituation durch mehr Betriebsstätten und viele Geschäftsregeln komplexer sein sollte, haben wir dann ein exponentielles Wachstum an Simulationen. Das ist kein Problem für uns, zeigt aber auch, dass dies mit einem Excel-Sheet nicht zu machen ist.

Wie genau hilft die Lösung von ALPHA Augmented Services, Leerraum im Luftfracht- und Schiffsbereich zu vermeiden?

Als erstes erkennen wir den Leerraum und machen diesen wortwörtlich sichtbar. Das hilft, um die Konfiguration von Waren und den Versand zu verbessern. Mit einer optimierten Zusammenstellung reagieren wir auf unterschiedliche Paletten- und Containertypen. Kurz gesagt schaffen wir es mehr Ware auf die Palette oder in den Container zu bekommen. Um das zu erreichen, optimieren wir auch den Orderprozess. Dabei legen wir Bestellungen zusammen oder teilen diese, um die bestmögliche Auftragsgröße auf Basis von Mustererkennung und Versandkosten zu ermitteln. Aber auch die eigentliche Produktverpackung bietet deutliche Einsparpotentiale.

Gegen „verpackte Luft“ vorgehen

Vor kurzem habe ich privat einen Schuhlöffel bestellt. Als ich den Postboten sah, dachte ich mir, dass er einen Fernseher bringt. ALPHA Augmented Services arbeitet auch mit dem Begriff „verpackte Luft“, und ich habe in dieser Verpackung reichlich davon bekommen. Wie könnte man an diesem kleinen Beispiel den Versand optimieren?

An dem Beispiel sieht man sehr gut, was noch alles zu optimieren ist. Was Sie erlebt haben, ist die Ineffizienz bei der Verpackung. Schon die richtige Verpackungslösung gibt hier viel Raum für Optimierung der Produktverpackung und der Packungsprozesse. Oft braucht es keine extra Umverpackung, weil das Gerät schon gut verpackt ist. Mit einer idealen Verpackung und den passenden Packungsmaterialien, die auf den Inhalt abgestimmt ist, kann viel gewonnen werden. Auch diesen Teil der Prozesskette optimieren wir mit unserer Lösung.

Wie lange dauert es normalerweise, bis Investitionen im Warenverkehr ihre Wirkung entfalten?

Aktuell wird darüber diskutiert, über alternative Antriebsarten und Treibstoffe wie Wasserstoff oder mittels Batterien den Warenverkehr von Schiffen, Flugzeugen und Lkw CO2-neutral zu bekommen. Das dauert sehr lange, wahrscheinlich Jahrzehnte, und wird Milliarden für die Entwicklung und den Aufbau einer neuen Infrastruktur kosten. Wir müssen aber jetzt handeln, um weniger CO2 freizusetzen. Und da sind Optimierungslösungen gefragt, die schnell einen Effekt erzielen. Unsere Lösung hat nahezu null Investitionskosten bei einem sofort messbaren und nachweisbaren Effekt.

Beispiel einer optimierten Warenversendung

Beispiel einer optimierten Warenversendung. Grafik: ALPHA Augmented Services

Warum tun sich Unternehmen und Politik schwer, Maßnahmen im Bereich des Warentransports anzusetzen?

Speziell die Unternehmen tun sich gar nicht so schwer. Sie suchen alle fast schon verzweifelt nach effizienten und kostengünstigen Lösungen. Insofern sind Nachfrage und Bereitschaft da. Besonders bei großen Konzernen dauert die Einführung einer umfassenden Neuerung aber eine gewisse Zeit. Ich verstehe das, würde mir aber mach mal wünschen, wenn Entscheidungsprozesse noch schneller ablaufen würden.
Was hilft, ist der regulatorische Druck, CO2-Emissionen transparent zu machen und entsprechende Einsparpotentiale zu heben. Damit rückt auch der Warentransport in das Bewusstsein der Unternehmen, die in ihren Nachhaltigkeitsberichten Rechenschaft über ihre Lieferketten abgeben müssen.

Welche Maßnahmen würden Sie sich wünschen?

Alles, was schnell geht und wenig kostet, um den CO2-Ausstoß tatsächlich zu reduzieren und nicht nur zu kompensieren, ist gut. Wir können so viel erreichen, wenn wir optimieren. Gerade in der Verbindung aus Digitalisierung und Nachhaltigkeit liegt eine enorme Chance, viel in Sachen Umweltschutz zu tun. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz kann zu einem Game Changer an der Schnittstelle zwischen Digitalisierung und CO2-Vermeidung werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Mehr zum Thema Nachhaltichkeit finden Sie auch in unserem neuen Karriereführer:

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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