Tägliche Reichweiten von über 1.000 km 22.04.2024, 10:05 Uhr

Daimler Trucks feiert Durchbruch beim Schnellladen von E-Lkw

Bei internen Tests in Wörth am Rhein haben die Entwickler von Daimler Trucks erstmals einen E-Lkw mit 1.000 Kilowatt aufgeladen. Das gilt als Meilenstein für die Elektrifizierung des Lkw-Verkehrs, denn damit sind tägliche Reichweiten von deutlich über 1.000 Kilometern möglich.

Mercedes-Benz Trucks

Mercedes-Benz Trucks Entwickler laden erstmals E-Lkw mit 1.000 Kilowatt bei internem Test in Wörth am Rhein.

Foto: Mercedes-Benz Trucks

Tesla hat vor einiger Zeit mit viel Tamtam seinen Elektro-Lkw Semi vorgestellt, doch so richtig in die Gänge kommt das US-Unternehmen damit nicht. Nach wie vor werden nur geringe Stückzahlen produziert. Eher im Verborgenen arbeitet Mercedes-Benz Trucks daran, E-Lkw nachhaltig in den Markt zu bringen. Jetzt ist ein weiterer wichtiger Schritt gelungen. Die Entwickler haben die Schallmauer von 1.000 Kilowatt elektrischer Ladeleistung durchbrochen. Davon profitieren künftig Kunden mit hohen Anforderungen an Reichweite und Fahrzeugverfügbarkeit. Laut Mercedes-Benz Trucks können E-Lkw damit problemlos weit über 1.000 Kilometer pro Tag zurücklegen – natürlich unter Einhaltung der gesetzlichen Ruhezeiten, in denen der Truck geladen wird.

Öffentliches Laden entlang wichtiger Verkehrsachsen

Mercedes-Benz Trucks hat einen Prototyp des im vergangenen Jahr vorgestellten eActros 600 an einer leistungsstarken 1-Megawatt-Ladesäule im firmeneigenen Entwicklungs- und Testzentrum in Wörth am Rhein erfolgreich aufgeladen. Das Unternehmen war maßgeblich an der Entwicklung des neuen branchenweiten Ladestandards MCS beteiligt, der insbesondere für das öffentliche Laden an Hauptverkehrsachsen von großer Bedeutung ist.

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Rainer Müller-Finkeldei, Leiter Mercedes-Benz Trucks Product Engineering, erläutert: „Unsere Entwickler haben den neu definierten MCS-Standard in kürzester Zeit mit voller Ladeleistung ins Fahrzeug gebracht – eine herausragende Ingenieurleistung. Kunden mit hohen Anforderungen an Reichweite und Fahrzeugverfügbarkeit werden künftig besonders vom Megawattladen mit 1.000 Kilowatt profitieren.“

„Der erste erfolgreiche Ladetest mit einem Megawatt Leistung mit unserem E-Lkw ist ein enormer Entwicklungsschritt. In der Branche wird bereits eine Ladeleistung ab 700 Kilowatt als MCS-Laden bezeichnet. Uns ist allerdings wichtig, dass unsere Kunden den eActros 600 mit vollen 1.000 Kilowatt aufladen und damit von kurzen Ladezeiten bei großer Reichweite profitieren können. Jetzt arbeiten wir mit Hochdruck daran, die MCS-Technologie in unserem eActros 600 zur Serienreife zu bringen“, ergänzt Peter Ziegler, Leiter E-Charging Components bei Mercedes-Benz Trucks.

Neu definierter Ladestandard Megawatt Charging System (MCS) in technischer Umsetzungsphase

Der neu definierte Ladestandard Megawatt Charging System (MCS) befindet sich in der technischen Umsetzungsphase.

Foto: Mercedes-Benz Trucks

Serienproduktion von eActros 600 ab Ende 2024

Die Entwicklungsingenieure von Mercedes-Benz Trucks arbeiten mit Hochdruck daran, die Kommunikationsstelle zwischen Fahrzeug und Ladesäule weiter zu erproben. Diese wurde im Rahmen der MCS-Standardisierung definiert. Nun erfolgt der Schritt vom Prototypen zur Serie. Die Serienfertigung des eActros 600 ist für Ende 2024 geplant.

Nicht nur das CCS-Laden mit bis zu 400 kW soll unterstützt werden, sondern es soll auch die Möglichkeit geboten werden, mit bis zu 1.000 kW zu laden, sobald die Technologie verfügbar ist. Kunden haben die Möglichkeit, eine Vorrüstung für das Megawattladen zu bestellen. Außerdem soll die MCS-Technologie für diese Modelle nachrüstbar sein.

Reichweiten von weit über 1.000 Kilometer möglich

Der eActros 600 verfügt über eine hohe Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden. Zudem verfügt er über eine neu entwickelte, besonders effiziente elektrische Antriebsachse. Diese ermöglicht eine Reichweite von 500 Kilometern ohne Zwischenladung. Somit kann der E-Lkw täglich weit mehr als 1.000 Kilometer zurücklegen. Auch ohne Megawatt-Ladestation sind diese Distanzen durch Zwischenladen während der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepausen möglich.

Rund 60 Prozent der Fernverkehrsfahrten der Kunden von Mercedes-Benz Trucks in Europa sind laut Daimler Trucks sowieso kürzer als 500 Kilometer. Hier reicht oft eine Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof sowie an den Be- und Entladestellen aus. Für längere Einsätze ist jedoch der kontinuierliche Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur entscheidend, um den Elektro-Lkw für den europaweiten Fernverkehr voll einsatzfähig zu machen. Gerade für solche anspruchsvollen Einsätze bietet das Megawattladen ein großes Potenzial.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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