Zoologisches Museum der Universität Cambridge 13.10.2024, 08:00 Uhr

KI ermöglicht einen Plausch mit ausgestopften Schnabeltieren oder dem ausgestorbenen Dodo

Im Zoologischen Museum der Universität Cambridge ermöglicht KI die Kommunikation mit ausgestorbenen Tieren. Besucherinnen und Besucher können über einen QR-Code mit den Präparaten chatten.

Plaudern mit totem Schnabeltier

Was wohl beim Plaudern mit dem ausgestopften Schnabeltier rauskommt?

Foto: J. Garget

Das Zoologische Museum der Universität Cambridge hat eine völlig neue Art der Interaktion geschaffen. Ab dem 15. Oktober 2024 können Besucherinnen und Besucher mit ausgestorbenen Tieren und anderen Exponaten „sprechen“. Ermöglicht wird diese einzigartige Erfahrung durch den Einsatz generativer künstlicher Intelligenz (KI), die ausgewählte Präparate scheinbar zum Leben erweckt.

Chatten mit dreizehn Präparaten

In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Nature Perspectives hat das Museum ein Experiment ins Leben gerufen, bei dem die Besucherinnen und Besucher mit dreizehn verschiedenen Präparaten in Dialog treten können. Darunter befinden sich Skelette von ausgestorbenen Tieren wie dem Dodo und dem Riesenfaultier, aber auch Modelle und konservierte Tiere wie ein roter Panda, ein Schnabeltier und eine amerikanische Kakerlake. Um mit diesen Exponaten zu chatten, müssen die Besucherinnen und Besucher lediglich einen QR-Code neben dem jeweiligen Objekt scannen, um eine Chat-Box auf ihrem Mobilgerät zu öffnen.

„Dies ist eine großartige Gelegenheit für Menschen, eine neue Technologie in unserem inspirierenden Museumsumfeld zu testen, und wir hoffen auch, etwas darüber zu erfahren, wie unsere Besucher die ausgestellten Tiere sehen“, so Jack Ashby, stellvertretender Direktor des Zoologischen Museums.

Individuelle und mehrsprachige Gespräche möglich

Die KI ermöglicht es den Tieren, auf Fragen in mehreren Sprachen zu antworten. Dabei passen sie sich dem Alter und der Sprache der Besucherinnen und Besucher an. Insgesamt können die Exponate in über 20 verschiedenen Sprachen kommunizieren, darunter Deutsch, Spanisch und Japanisch. Dies sorgt für eine inklusive Erfahrung, bei der Menschen aus unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen die Möglichkeit haben, auf ganz persönliche Weise mit den Ausstellungsstücken zu interagieren.

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Gal Zanir, Mitbegründer von Nature Perspectives, beschreibt die Simulation als „altersgerecht“ und betont, dass dies zum ersten Mal eine Möglichkeit für Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen bietet, „den Exemplaren alles zu fragen, was sie möchten.“

Sprechen mit einem Dodo

Der Dodo war ein flugunfähiger Vogel, der um 1690 ausgestorben ist. Was er wohl über sein Leben zu erzählen hat?

Foto: J. Garget

Wissenschaftliche Erkenntnisse durch KI-Dialoge

Neben der spannenden Besucher-Erfahrung hat das einmonatige Experiment auch einen wissenschaftlichen Hintergrund. Das Museumsteam möchte durch die Analyse der geführten Gespräche neue Einblicke darüber gewinnen, was die Besucherinnen und Besucher wirklich über die ausgestellten Tiere wissen möchten. Diese Daten könnten nicht nur helfen, das Verständnis für die Natur zu verbessern, sondern auch zeigen, wie KI in Museen eingesetzt werden kann, um das Publikum auf eine neue Art und Weise zu erreichen.

Ashby ergänzt: „Unser Ziel ist es, Menschen für die Natur zu begeistern. Wir sind also gespannt, ob dies funktioniert und ob der Dialog mit den Tieren die Einstellung der Menschen ihnen gegenüber verändern wird – wird die Kakerlake beispielsweise beliebter, weil sie sich Gehör verschafft hat?“

KI als Brücke zur Natur

Das Unternehmen Nature Perspectives möchte mit seiner Technologie eine stärkere Verbindung zwischen Menschen und der Natur schaffen. Das Konzept entstand aus der Erkenntnis, dass Menschen eine tiefere Bindung zu Maschinen aufbauen, wenn sie mit ihnen kommunizieren können. Diese Idee wurde nun auf die Natur übertragen. Durch den Einsatz von KI erhalten Tiere, die sonst stumm im Museum stehen, eine eigene Stimme, um so das Interesse an ihnen zu steigern und das Bewusstsein für den Verlust der biologischen Vielfalt zu schärfen.

„Museen in die Lage zu versetzen, Besucher mit den simulierten Perspektiven von Exponaten zu fesseln, ist nur der erste Schritt für Nature Perspectives“, erklärt Zanir. Das langfristige Ziel ist es, diesen Ansatz auf weitere Bereiche wie Bildung, Forschung und Politikgestaltung auszuweiten. Das Experiment läuft vom 15. Oktober bis zum 15. November 2024 und ist vermutlich das erste seiner Art, das generative KI in dieser Form in einem Museum einsetzt.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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