Sinnvoll oder nicht? 14.12.2022, 08:44 Uhr

Solarpanel, Licht und Luft: Grüner Wasserstoff für jeden und überall?

Können wir bald selbst grünen Wasserstoff auf unserem Dach produzieren? Die Technik dazu ist gerade in der Erprobungsphase. Doch wie sinnvoll und effizient ist das? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu diesem Thema.

Wasserstoff Haus

Produzieren wir bald unseren eigenen grünen Wasserstoff für unser Haus?

Foto: Panthermedia.net/aaw

Auf dem afrikanischen Kontinent soll künftig grüner Wasserstoff in großem Stil produziert und eventuell dann auch nach Deutschland importiert werden. Hier in Europa arbeitet die Wissenschaft an Lösungen, Wasserstoff für jeden zugänglich zu machen. Forscher der KU Leuven sind bereits ziemlich weit: Sie haben Solarpanels entwickelt, die sowohl Wasser als auch Sonnenenergie aus der Luft einfangen und direkt in Wasserstoffgas umwandeln. Aktuell bereiten sie sich darauf vor, die Technologie über ein Spin-Off in die Massenproduktion zu bringen, 2026 soll es so weit sein. Wir sind der Frage nachgegangen, inwieweit diese Wasserstoffmodule eine Zukunft haben können und wie sinnvoll es ist, sich solch ein Modul aufs Dach zu schrauben.

Das Projekt

Köpfe des Projekts „Wasserstoffmodule“ sind Jan Rongé und Tom Bosserez. Sie arbeiten als Bioingenieure an der Katholieke Universiteit Leuven (KU Leuven) in Belgien. Seit mehr als zehn Jahren forschen sie an Prototypen von Solarpanels, die nicht Strom, sondern Wasserstoff als Produkt erzeugen. Das Besondere: Für die Zerlegung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff mit Hilfe von Strom verwenden sie kein Wasser aus der Leitung, sondern sie entnehmen es der Luft. Das begeistert: Im Jahr 2022 erreichten Wasserstoffmodule eine Top-3-Platzierung beim renommierten europäischen Erfinderpreis, der vom europäischen Patentamt vergeben wird.

Nach Angaben der Wissenschaftler, ist ihr System in der Lage, rund 250 Liter Wasserstoff pro Tag und Modul zu produzieren. Das alles bei einem Wirkungsgrad von 15 Prozent. Die Wasserstoffmodule sollen fast überall auf der Welt in der Lage sein, genügend Feuchtigkeit aus der Luft zu ziehen, allenfalls in den trockensten Orten der Erde arbeiten die Module nicht effizient. Aktuell befindet sich das Projekt in der Übergangsphase von der Forschung zur Anwendung. Dazu wurden entsprechende Räumlichkeiten bezogen und der Firma einen Namen gegeben: Solhyd.

Wie funktionieren die Wasserstoffmodule?

In der obersten Schicht des Solarmoduls wird Elektrizität erzeugt, so kennen wir es bereits bei Photovoltaik-Modulen. Der so produzierte Strom gelangt aber nun nicht über Leitungen zum Stromnetz, sondern in ein Röhrensystem. Dort werden die Wassermoleküle mit Hilfe einer Membran direkt aus der Luft gewonnen, anschließend erfolgt die Elektrolyse. Dabei werden die Wassermoleküle mit Hilfe des Stroms in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik LV (m/w/d) IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Berlin-Marzahn Zum Job 
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) für Gebäude- und Energietechnik als Gruppenleitung Freie Universität Berlin
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Servicetechniker (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Techniker in der Tunnelüberwachung und Verkehrssteuerung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)-Firmenlogo
Professur (m/w/d) der BesGr. W 2 für das Lehrgebiet Solar Energy and Building Automation Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Referatsleiter*in (m/w/d) für die Betriebstechnik und die bauliche Unterhaltung (Ingenieur*in für Aufgaben des technischen Betriebes) Freie Universität Berlin
BG ETEM-Firmenlogo
Aufsichtsperson gemäß des § 18 SGB VII (m/w/d) für ein Aufsichtsgebiet in der Region Dinkelsbühl, Aalen, Schwäbisch-Hall in den Branchenkompetenzen Elektrotechnische Industrie und Feinmechanik BG ETEM
Nürnberg Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Teamleitung Verkehrssicherheit (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Broadcast Solutions GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur* in Vollzeit (m/w/d) Broadcast Solutions GmbH
Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts-Firmenlogo
Sachgebietsleitung (m/w/d) Deponietechnik Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts
Hamburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Immissionsschutz (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hohen Neuendorf Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Landespflege, Landschaftsplanung oder vergleichbar (planungsorientierte Ausrichtung) Regierungspräsidium Freiburg
Bad Säckingen, Donaueschingen, Singen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte Bau/Stoffstrommanager (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Bundesamt für Strahlenschutz-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) Liegenschafts- und Gebäudemanagement Bundesamt für Strahlenschutz
Oberschleißheim (bei München), Salzgitter, Berlin Zum Job 
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Gebäudeenergieberater*in HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
ONTRAS Gastransport GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Maschinen- und Anlagentechnik (m/w/d) ONTRAS Gastransport GmbH
Leipzig Zum Job 
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Ingenieur*in (Gebäude- u. Energietechnik) für das Helmholtz Kompetenznetzwerk Klimagerecht Bauen MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur*in Kanalplanung / -bau Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH
Emmerich am Rhein Zum Job 

Der Sauerstoff gelangt wieder in die Luft, stellt sich die Frage, was nun mit dem Wasserstoff passiert. Hier äußert sich Jan Rongé folgendermaßen: „Kurzfristig zielen wir vor allem auf mittelgroße Anwendungen wie Notstromversorgung, Logistik, Schwertransport, aber auch auf die Energieversorgung im globalen Süden. Später kann man sich alles vorstellen, von der Ammoniakproduktion im großen Maßstab bis hin zu kleinen netzunabhängigen Systemen.“

Lohnt sich eine Wasserstoffproduktion auf dem eigenen Dach?

Warum sich Eigenheimbesitzer solche Wasserstoffmodule auf das Dach schrauben sollten, ist nicht wirklich klar. Was ist der Vorteil, Strom in Wasserstoff und dann wieder in Strom zu verwandeln? Eigentlich ist das doch recht ineffizient. Wäre es nicht besser, den gewonnenen Strom für den Betrieb einer Wärmepumpe zu nutzen? Als erst mit Verlusten Wasserstoff herzustellen, mit dem dann eventuell eine Brennstoffzellenheizung betrieben wird, wo Wasserstoff mit Verlusten wieder in Strom verwandelt wird? Mit Hilfe einer Wärmepumpe lassen sich aus einem Anteil Strom, drei bis fünf Anteile Wärme erzeugen.

Momentan sind die Anwendungsfälle von Wasserstoff im eigenen Haushalt recht überschaubar. Man könnte es zum Heizen verwenden oder mit Hilfe von Brennstoffzellen wieder in Strom verwandeln. Wasserstoff hat jedoch andere Stärken, gilt er doch als Energiespeicher der Zukunft, um regenerativ erzeugte Energie im großen Stil während der Sommermonate aufzufangen und in der Heizperiode im Winter wieder nutzbar zu machen. Elektrische Speicher können das in dem benötigten Umfang nicht. Hier stellt sich, insbesondere in häuslicher Umgebung, die Frage nach der Sicherheit bei der Wasserstoffspeicherung, ist Wasserstoff doch ein äußerst zündfreudiges Gas.

Sicherheit von Wasserstoff

Zum Thema „Sicherheit von Wasserstoff“ haben wir uns bei Kollegen umgehört, die sich tagtäglich damit beschäftigen. Der TÜV SÜD schreibt auf seiner Website: „Das Gefahrenpotential von Wasserstoff ist nicht größer als das von Erdöl, Erdgas oder Uran. Seinen physikalischen und chemischen Eigenschaften nach gehen vom Wasserstoff keine außergewöhnlichen Gefahren aus. Daher gibt es für ihn z. B. in Deutschland keine anderen Sicherheitsvorschriften als für alle anderen brennbaren Gase.“

Generell ist Wasserstoff jedoch ein Element, das sehr leicht mit Sauerstoff reagiert und dabei zu Wasser verbrennt. Wenn Wasserstoff in geschlossenen Räumen freigesetzt wird, besteht eine höhere Explosionsgefahr. Wer das Gas zum Beispiel in komprimierter Form bei sich zu Hause lagert, sollte unbedingt für eine erhöhte Belüftung und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen sorgen. Generell ordnet der TÜV SÜD die sicherheitstechnischen Erfahrungen mit Wasserstoff jedoch als gut ein. In der chemischen Industrie wird das Gas bereits seit hundert Jahren genutzt.

Werden wir bald selbst zu Wasserstoff-Produzenten?

Solhyd ist sicherlich eine spannende Technologie, zumal sie ohne Wasser und ohne Stromzufuhr von außen auskommt. Die Wasserstoffmodule können ihre Stärken daher insbesondere dort ausspielen, wo ein Mangel an Wasser und Strom herrscht. Unser Blick richtet sich in Wüstenregionen, die Sonne satt haben, aber sonst nichts außer Hitze und Staub. Sollten die Module tatsächlich noch genügend Wasser aus der Luft saugen können, wie es die Erfinder behaupten, könnten dort große Mengen grüner Wasserstoff produziert werden. Die Produktion von Wasserstoff auf dem eigenen Dach zuhause, ist zunächst einmal recht ineffizient. Es sei denn, man möchte sich völlig autark von anderen machen und im Sommer genügend Wasserstoff produzieren, der einen dann über den Winter bringt.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.