Wärmespeicher 30.03.2023, 08:40 Uhr

Schweiz macht den Winter zum Sommer

Erneuerbare Quellen tragen immer mehr zur Deckung der Heizenergie bei. Unter anderem werden jahreszeitlich bedingte Wärmeüberschüsse unterirdisch in Gestein gelagert, um später „geerntet“ zu werden.

Genfer See

Heizen mit Hilfe des Genfer Sees...

Foto: PantherMedia / akulamatiau

Schweizer Städte geben viel Geld für den Ausbau der Fernwärme aus, damit auch dicht bebaute Stadtzentren versorgt werden können. Quellen sind Müllverbrennungsanlagen, Abwärme aus thermischen und nuklearen Kraftwerken sowie industriellen Prozessen, Holzschnitzel, Kläranlagen, Geothermie sowie Umweltwärme. Um Bedarfsspitzen abzudecken und als Reserve werden heute noch überwiegend Erdgas- und Heizölkessel eingesetzt. Diese werden zunehmen durch große thermische Kurz- und Langzeitspeicher ersetzt, die, wenn die Umstände es erlauben, mit Wärme aus erneuerbaren Energien gespeist werden, um später oder gar viel später genutzt zu werden, wenn es an umweltverträglicher Heizwärme fehlt. Das geschieht zum Beispiel in der Energiezentrale der Agro Energie Schwyz in Ibach im Kanton Schwyz.

Heizen mit Hilfe des Genfer Sees

Genf setzt auf Energie aus dem Genfer See, die als Quelle für Wärmepumpen genutzt wird. Bern nutzt hauptsächlich Abwärme aus der Müllverbrennung. In Zürich werden diese beiden Quellen mit Abwärme aus der Kläranlage Werdhölzli ergänzt. In ländlichen Regionen wird oft auch lokales Energieholz als Quelle für kleinere Fernwärmenetze genutzt.

Mal Wärmepumpe, mal Wärmespeicher

Wärmespeicher können aber auch andere Funktionen übernehmen und beispielsweise den kontinuierlichen und somit emissionsarmen Betrieb von Biomassekesseln ermöglichen. Sie entkoppeln Wärmeproduktion und -bedarf und entlasten indirekt das elektrische Netz, weil Wärmepumpen nur betrieben werden, wenn genügend Strom im Netz ist. Ansonsten werden die Thermospeicher angezapft. Umgekehrt können große Wärmepumpen Wärme auf Vorrat produzieren, wenn im Stromnetz Überfluss herrscht.

Heizwärme aus dem Untergrund

In der Schweiz werden unterschiedliche Speichertechnologien eingesetzt. Sie reichen von großen Stahltanks, die Energie für einige Stunden oder Tage speichern können, bis zu gigantischen unterirdischen Wärmespeichern. In Bern wird künftig im Pilotprojekt „Geospeicher“ im Sommer Gestein in einer Tiefe zwischen gut 200 und 500 Metern mit 90 Grad heißem Wasser erwärmt. Als Wärmequellen dienen eine Müllverbrennungsanlage und ein Holzheizkraftwerk oberhalb des Wärmespeichers, der sich im Bau befinde. In den Wintermonaten wird die gespeicherte Energie zurückgewonnen und in das Fernwärmenetz eingespeist. Auf diese Weise wird der Versorger Energie Wasser Bern einen saisonalen Wärmevorrat von 12 bis 15 Gigawattstunden anlegen. Der Probebetrieb soll im kommenden Jahr beginnen.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik LV (m/w/d) IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Berlin-Marzahn Zum Job 
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) für Gebäude- und Energietechnik als Gruppenleitung Freie Universität Berlin
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Servicetechniker (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Techniker in der Tunnelüberwachung und Verkehrssteuerung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)-Firmenlogo
Professur (m/w/d) der BesGr. W 2 für das Lehrgebiet Solar Energy and Building Automation Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Referatsleiter*in (m/w/d) für die Betriebstechnik und die bauliche Unterhaltung (Ingenieur*in für Aufgaben des technischen Betriebes) Freie Universität Berlin
BG ETEM-Firmenlogo
Aufsichtsperson gemäß des § 18 SGB VII (m/w/d) für ein Aufsichtsgebiet in der Region Dinkelsbühl, Aalen, Schwäbisch-Hall in den Branchenkompetenzen Elektrotechnische Industrie und Feinmechanik BG ETEM
Nürnberg Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Teamleitung Verkehrssicherheit (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Broadcast Solutions GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur* in Vollzeit (m/w/d) Broadcast Solutions GmbH
Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts-Firmenlogo
Sachgebietsleitung (m/w/d) Deponietechnik Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts
Hamburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Immissionsschutz (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hohen Neuendorf Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Landespflege, Landschaftsplanung oder vergleichbar (planungsorientierte Ausrichtung) Regierungspräsidium Freiburg
Bad Säckingen, Donaueschingen, Singen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte Bau/Stoffstrommanager (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Bundesamt für Strahlenschutz-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) Liegenschafts- und Gebäudemanagement Bundesamt für Strahlenschutz
Oberschleißheim (bei München), Salzgitter, Berlin Zum Job 
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Gebäudeenergieberater*in HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
ONTRAS Gastransport GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Maschinen- und Anlagentechnik (m/w/d) ONTRAS Gastransport GmbH
Leipzig Zum Job 
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Ingenieur*in (Gebäude- u. Energietechnik) für das Helmholtz Kompetenznetzwerk Klimagerecht Bauen MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur*in Kanalplanung / -bau Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH
Emmerich am Rhein Zum Job 

50 Prozent gehen fürs Heizen drauf

Die Schweiz verbraucht 50 Prozent ihres Energiebedarfs fürs Heizen und für die Warmwasserbereitung. Zwei Drittel davon werden durch Erdgas und Heizöl gedeckt. Erst die Verknappung von Erdöl und Erdgas durch den Angriff Russlands auf die Ukraine hat ein Umdenken ausgelöst. „Das hätten wir auch früher haben können“, sagt Josef Jenni (68), Chef der Energietechnik AG in Oberburg im Kanton Bern. Sein Unternehmen baut seit 20 Jahren Häuser, die ganzjährig mit erneuerbarer Energie heizen: Solarkollektoren auf den Dächern erwärmen dafür Wärmespeicher im Erdgeschoss. Mehr als 25.000 Anlagen dieser Art aus Jennis Fabrik gibt es bereits in Europa.

Winterstrombedarf lässt sich senken

Speicher können den zusätzlichen Winterstrombedarf in der Schweiz von zehn auf sechs Terawattstunden senken, so Gianfranco Guidati vom Energy Science Center der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und Jörg Worlitschek, Professor und Leiter des Kompetenzzentrums Thermische Energiespeicher der Hochschule Luzern. Sie stützen sich auf Berechnungen im Rahmen des Forums Energiespeicher Schweiz, einer Initiative des Wirtschaftsdachverbands AEE Suisse.

Drei Zentralspeicherformen

Die Wissenschaftler verweisen auf drei Zentralspeicherformen, mit denen sich massiv Winterstrom sparen lässt. „Wir können Wärmepumpen auch im Sommer betreiben und die Wärme für den Winter speichern“ sagt Worlitschek. Dank Wasserkraft hat die Schweiz im Sommer genügend Strom. „Sodann produzieren Kehrichtverbrennungsanlagen im Sommer viel überschüssige Wärme, die wir ebenfalls speichern können. Und schließlich lässt sich mit Erdsonden nicht nur Wärme entziehen. Wir können sie im Sommer mittels Gebäudekühlung, Umgebungswärme und Sonnenkollektoren auch in den Boden zurückschicken und in der kalten Jahreszeit nutzen.“

56 Millionen Liter heißes Wasser

Wärmespeicher sind auch eine Option für Deutschland. Derzeit gibt es rund 30 dieser Anlagen, die Wärme allerdings meist nur für wenige Tage speichern können. Die größte Anlage betreibt Vattenfall Wärme Berlin am Steinkohle-Heizkraftwerk Reuter West, die auch mit Abwärme aus anderen Quellen und umweltverträglich hergestellter Wärme befüllt wird. Der Speicher ist 45 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 43 Metern und fasst 56 Millionen Liter heißes Wasser. „Bei einer thermischen Leistung von 200 Megawatt kann der Speicher 13 Stunden lang Wärme liefern – sogar bei sehr kalter Witterung“, so Tanja Wielgoß, die Vorstandsvorsitzende des Betreiberunternehmens.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.