Gaslieferung 04.08.2022, 09:16 Uhr

Nordstream 1: „Die Turbine ist da und funktioniert“

Der russische Energiekonzern Gazprom reduziert die Gaslieferungen durch Nordstream 1 radikal: Angeblich fehlt eine Gasturbine. Die Bundesregierung hält die Begründung für vorgeschoben. Doch wozu ist die Turbine eigentlich nötig?

Bundeskanzler Olaf Scholz vor der Gasturbine, um die sich zurzeit alles dreht: Gazprom liefert kaum noch Gas, angeblich weil die Turbine, die aktuell bei Siemens Energy in Mülheim zwischengelagert ist, fehlt. Die Bundesregierung sagt: Das sind vorgeschobene Gründe. Foto: imago images/Reichwein

Bundeskanzler Olaf Scholz vor der Gasturbine, um die sich zurzeit alles dreht: Gazprom liefert kaum noch Gas, angeblich weil die Turbine, die aktuell bei Siemens Energy in Mülheim zwischengelagert ist, fehlt. Die Bundesregierung sagt: Das sind vorgeschobene Gründe.

Foto: imago images/Reichwein

Es wird eng: Durch die Pipeline Nord Stream 1 sollen nur noch 20 Prozent der möglichen Gasmenge in Richtung Deutschland fließen. Die EU-Staaten haben sich bereits auf einen Gas-Notfallplan für den kommenden Winter geeinigt, wodurch angesichts drohender Gasknappheit der Verbrauch um 15 % reduziert werden soll. Grund für die mangelhafte Gaslieferung: Angeblich fehlt eine Turbine.

Nordstream 1: Turbine soll über Deutschland geliefert werden

Der russische Energiekonzern Gazprom, der die Pipeline Nordstream 1 betreibt, behauptet, es fehle eine Turbine, die zuletzt zu Wartungsarbeiten beim Hersteller Siemens Energy in Kanada war. Ohne diese seien die Gaslieferungen nur eingeschränkt möglich. Die kanadische Regierung hatte ihrerseits die Lieferung nach Russland unterbunden – wegen der zuvor verhängten Russland-Sanktionen. Deshalb sollte die Turbine über Deutschland in Richtung Russland geliefert werden. Außenministerin Annalena Baerbock hatte im Zuge dessen vor möglichen Aufständen im Land gewarnt, wenn es keine Gaslieferungen mehr geben würde.

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Gasturbine leistet so viel wie 1.400 Porsche 911 zusammen

Zwischenzeitlich war unbekannt, wo die Turbine sich befindet: Sowohl Gazprom als auch die Bundesregierung hielten sich bedeckt. Die Bundesregierung betonte, sie halte die Begründung von Gazprom für die Lieferkürzung für vorgeschoben. Aber man wolle der russischen Seite keinen Vorwand liefern, den Gashahn komplett zuzudrehen. Russlands Präsident Putin spiele ein „perfides Spiel“, so Wirtschaftsminister Robert Habeck.

Inzwischen ist klar, dass die Gasturbine sich bei Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr befindet, wo sie zwischengelagert wird. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte am Mittwochmorgen bei einem Besuch des Standorts: „Die Turbine ist da, sie kann geliefert werden, es muss nur Jemand sagen, ich möcht sie haben, dann ist sie ganz schnell da.“ Er warf Russland indirekt vor, Vorwände für die ausbleibenden Gaslieferungen zu nutzen.

„Die Turbine ist hier, es gibt keine Gründe, die dem entgegenstehen. Alle vorgebrachten technischen Gründe sind nicht auf einer Faktenbasis nachvollziehbar“, so Olaf Scholz.

Die Turbine sei nicht nur in perfektem Zustand, ihrer Nutzung stünden keinerlei Gas-Sanktionen entgegen. Man müsse sich angesichts des russischen Kriegs in der Ukraine aber bewusst sein, „dass es jederzeit irgendwelche vorgeschobenen, vorgebrachten Gründe geben kann, die dazu führen, dass irgendetwas nicht funktioniert“, sagte der Kanzler.

Bereits im Juni hatte Russland die Gaslieferungen über Nord Stream 1 zurückgefahren. Gazprom sieht die Schuld für die Lieferverzögerung bei Siemens Energy: Die Turbine sei noch nicht übergeben worden. Dort weist man das zurück, die Ausfuhr sei startklar, es fehlten Zolldokumente für die Einfuhr in Russland – Informationen, die nur Gazprom zur Verfügung stellen könne. „Für uns ist die Wartung der Turbinen ein Routinevorgang, der sich in der Praxis jahrelang bewährt hat“, teilte Siemens Energy später am Abend mit, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. „Wir haben derzeit keinen Zugang zu den Turbinen vor Ort und uns liegen bisher keine Schadensmeldungen von Gazprom vor. Daher müssen wir davon ausgehen, dass die Turbinen betriebsbereit sind.“ Turnusgemäße Wartungen in der Zukunft könnten ebenfalls problemlos durchgeführt werden. So sehe die aktuelle Genehmigung der kanadischen Regierung vor, dass weitere Turbinen von Siemens Energy in Montreal gewartet und anschließend ausgeführt werden könnten.

Wie wichtig ist die Turbine bei der Pipeline?

Doch wozu wird die 20 Tonnen schwere Turbine überhaupt benötigt?

Ausgangspunkt der Gaslieferungen ist die Portovaya Station bei Wyborg, knapp 140 Kilometer nordwestlich von St. Petersburg in Russland. Damit Gas von dort aus durch die etwa 1.200 Kilometer lange Pipeline Nordstream 1 fließen kann, ist Druck nötig: Beim Startpunkt werden etwa 220 bar Druck aufgebaut. Zum Vergleich: Ein Autoreifen hat idealerweise etwa 2,5 bar Druck. Dieser Druck wird mithilfe von Verdichtern aufgebaut, die wiederum von Gasturbinen angetrieben werden, die ähnlich wie ein Flugzeugtriebwerk aufgebaut sind.

Die größten LNG-Terminals der Welt

Ohne solche Turbinen ist eine Gaslieferung also kaum möglich – allerdings handelt es sich laut der Bundesregierung bei der fraglichen Gasturbine aus Kanada lediglich um ein Ersatzteil, Russland könne die Lieferungen in vollem Umfang auch ohne die Turbine vornehmen. Einen technischen Grund für die Lieferreduzierung gebe es entsprechend nicht.

Ähnliches lässt sich den Angaben des Wartungsspezialisten Mesit entnehmen. Das italienische Unternehmen ist Mitbetreiber der Portovaya-Station. Dort heißt es, es gebe acht Kompressoreinheiten, sechs davon mit einer Kapazität von 52 MW und zwei mit einer Kapazität von 27 MW. Zwei der Einheiten dienen als Ersatzsystem. So sollte eine ausreichende Kapazität auch dann gewährleistet sein, wenn eine Turbine sich in der Wartung befindet; tatsächlich hatte es in der Vergangenheit auch bei laufenden Wartungsarbeiten nie Lieferengpässe gegeben.

Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

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