Grüne fordern geringere Grenzwerte 05.05.2014, 08:17 Uhr

Gefährliches Quecksilber aus deutschen Kohlekraftwerken

Einer neuen Studie zufolge sind Kohlekraftwerke für rund 70 Prozent der Gesamtbelastung an Quecksilber in Deutschland verantwortlich. Jährlich stoßen sie 5,2 Tonnen des giftigen Schwermetalls aus. Die Grenzwerte liegen hierzulande etwa sieben Mal höher als in den USA.

Blick auf den Braunkohletagebau neben dem Braunkohlekraftwerk Jänschwalde in Brandenburg nordöstlich von Cottbus: Die deutschen Braunkohlekraftwerke stoßen nach einer neuen Studie erhebliche Mengen Quecksilber aus.

Blick auf den Braunkohletagebau neben dem Braunkohlekraftwerk Jänschwalde in Brandenburg nordöstlich von Cottbus: Die deutschen Braunkohlekraftwerke stoßen nach einer neuen Studie erhebliche Mengen Quecksilber aus.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Die gesundheitlichen Gefahren von Quecksilber sind bekannt: Das starke Nervengift reichert sich in der Nahrungskette an und kann zu Sprach-, Seh- und Hörstörungen führen. Organe und das Immunsystem werden geschädigt und während der Schwangerschaft können beim Ungeborenen Hirnschädigungen und andere Behinderungen ausgelöst werden. Wie stark wir hierzulande mit dem giftigen Schwermetall durch konventionelle Energiegewinnung konfrontiert sind, macht jetzt eine aktuelle Studie deutlich. Danach ist die deutsche Energiewirtschaft für rund 70 Prozent der Quecksilber-Emissionen verantwortlich. Pro Jahr sind das über fünf Tonnen.

NRW mit bis zu 44 Gramm Quecksilber pro Quadratkilometer besonders betroffen

Zu den vorrangigen Übeltätern gehören die Kohlekraftwerke und hier insbesondere die Braun- und Steinkohlekraftwerke. Die Studie, die von den Grünen in Auftrag gegeben worden war, kommt zu dem Ergebnis, dass zwei Fünftel der Gesamtemission auf acht Braunkohlekraftwerke zurückzuführen ist. Die würden jeweils mehrere hundert Kilogramm Quecksilber pro Jahr in die Luft blasen. Autorin der Studie ist die Biologin und Umweltwissenschaftlerin Barbara Zeschmar-Lahl, Geschäftsführerin des Unternehmens „BZL Kommunikation und Projektsteuerung“.

Für ihre Studie hatte Zeschmar-Lahl in den Jahren 2011 und 2012 die Emissionen derjenigen Kohlekraftwerke ausgewertet, die mehr als zehn Kilogramm Quecksilber pro Jahr in die Luft bliesen und deshalb meldepflichtig waren. Von diesen rund 50 Kraftwerken lag das Vattenfall-Braunkohlekraftwerk in Jänschwalde (Brandenburg) mit 505 Kilogramm an der Spitze, gefolgt von den beiden RWE-Anlagen in Neurath und Niederaußem in Nordrhein-Westfalen mit jeweils 497 Kilogramm. Alleine fünf der acht deutschen Braunkohlekraftwerke liegen in NRW, was die Quecksilberbelastung im bevölkerungsreichsten Bundesland besonders in die Höhe treibt. Bundesweit liegt laut Studie die Belastung bei 12 bis 13 Gramm Quecksilber pro Quadratkilometer. In NRW sind es 40 bis 44 Gramm.

Und diese Werte könnten sich noch verschlimmern, denn die Verstromung von Braunkohle boomt. 2013 wurde so viel Strom aus Braunkohle hergestellt wie seit 1990 nicht mehr.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik LV (m/w/d) IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Berlin-Marzahn Zum Job 
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) für Gebäude- und Energietechnik als Gruppenleitung Freie Universität Berlin
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Servicetechniker (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Techniker in der Tunnelüberwachung und Verkehrssteuerung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)-Firmenlogo
Professur (m/w/d) der BesGr. W 2 für das Lehrgebiet Solar Energy and Building Automation Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Referatsleiter*in (m/w/d) für die Betriebstechnik und die bauliche Unterhaltung (Ingenieur*in für Aufgaben des technischen Betriebes) Freie Universität Berlin
BG ETEM-Firmenlogo
Aufsichtsperson gemäß des § 18 SGB VII (m/w/d) für ein Aufsichtsgebiet in der Region Dinkelsbühl, Aalen, Schwäbisch-Hall in den Branchenkompetenzen Elektrotechnische Industrie und Feinmechanik BG ETEM
Nürnberg Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Teamleitung Verkehrssicherheit (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Broadcast Solutions GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur* in Vollzeit (m/w/d) Broadcast Solutions GmbH
Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts-Firmenlogo
Sachgebietsleitung (m/w/d) Deponietechnik Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts
Hamburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Immissionsschutz (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hohen Neuendorf Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Landespflege, Landschaftsplanung oder vergleichbar (planungsorientierte Ausrichtung) Regierungspräsidium Freiburg
Bad Säckingen, Donaueschingen, Singen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte Bau/Stoffstrommanager (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Bundesamt für Strahlenschutz-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) Liegenschafts- und Gebäudemanagement Bundesamt für Strahlenschutz
Oberschleißheim (bei München), Salzgitter, Berlin Zum Job 
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Gebäudeenergieberater*in HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
ONTRAS Gastransport GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Maschinen- und Anlagentechnik (m/w/d) ONTRAS Gastransport GmbH
Leipzig Zum Job 
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Ingenieur*in (Gebäude- u. Energietechnik) für das Helmholtz Kompetenznetzwerk Klimagerecht Bauen MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur*in Kanalplanung / -bau Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH
Emmerich am Rhein Zum Job 

Vorbild USA mit drastisch reduzierten Grenzwerten

Die Fraktion der Grünen im Bundestag forderte die schwarz-rote Koalition umgehend auf, Konsequenzen aus den Studienergebnissen zu ziehen. Als Vorbild könnten die Amerikaner dienen, die sonst nicht gerade im Verdacht stehen, besonders strenge Umweltvorschriften zu erlassen. Die USA hatten 2012 die Grenzwerte für die Quecksilber-Emissionen in Steinkohlekraftwerken auf höchstens 1,4 Mikrogramm pro Kubikmeter Abgas und für Braunkohlekraftwerke auf 4,1 Mikrogramm gesenkt. In Deutschland beträgt der Grenzwert für beide Kohlearten 30 Mikrogramm.

Würde der amerikanische Grenzwert, der sich an der neuen internationalen Minamata-Vereinbarung orientiert, in Deutschland angewendet, würde dies ein Riesenproblem für 50 Kraftwerke bedeuten. Auch Deutschland hat den völkerrechtlichen Vertrag aus dem Jahr 2013, das Minamata-Übereinkommen, auch genannt „Quecksilber-Konvention“, unterzeichnet. Tatsächlich ratifiziert, also verbindlich angenommen, haben aber erst die USA den Vertrag.

Das Minamata-Abkommen will Quecksilber-Emissionen eindämmen

Die Konvention, die seit 2010 auf Veranlassung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) erarbeitet wurde, ist nach der japanischen Hafenstadt Minamata benannt. Dort waren ab den 1950er Jahren 17.000 Menschen an Quecksilbervergiftungen erkrankt und 3000 Menschen gestorben, nachdem der japanische Chemiekonzern Chisso quecksilberhaltiges Wasser ins Meer geleitet hatte. 2013 haben 92 Staaten das Minamata-Übereinkommen auf einer Konferenz in Japan unterschrieben.

Das Abkommen sieht vor, dass ab 2020 quecksilberhaltige Produkte wie Fieberthermometer, Batterien, elektrische Schalter und Relais, Leuchtstoffröhren, aber auch Seifen und Kosmetika verboten oder mit Beschränkungen belegt werden. Für die wichtigsten globalen Quecksilber-Emissionsquellen, vor allem die Goldgewinnung und Kohlekraftwerke, sollen die unterzeichnenden Staaten Pläne erstellen, mit denen die Emissionen überwacht und verringert werden.

 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.