Gentechnik 29.01.2010, 19:44 Uhr

Biobaumwolle aus Indien in Verruf

Indische Ökobaumwolle soll systematisch mit Fasern gentechnisch veränderter Pflanzen verunreinigt sein, darauf machte vergangene Woche die Financial Times Deutschland aufmerksam. Die Biobranche wehrt sich gegen diese Anschuldigung. Der Biostatus der Biobaumwolle werde immer wieder von Zertifizierern überprüft. VDI nachrichten, Bonn, 29. 1. 10, ber

Baumwolle: Trotz "Bio" mit gentechnisch veränderten Pflanzen manipuliert?

Baumwolle: Trotz "Bio" mit gentechnisch veränderten Pflanzen manipuliert?

Foto: Monsanto Agrar

Die Geschichte begann im Sommer 2008: Biobauern aus einigen Dörfern der indischen Baumwollprovinzen Madhya Pradesh und Maharashtra hatten Saatkörner von gentechnisch veränderter Baumwolle ausgesät – diese Genbaumwolle bildet ein Insektengift des Bakteriums Bazillus thuringiensis (Bt), das gegen den Baumwollkapselwurm wirkt. Es besteht der Verdacht, dass ein Teil der Ernte zu Biobekleidung der Modehäuser H&M und C&A verarbeitet wurde.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Axetris AG-Firmenlogo
Elektroingenieur:in Sensorik Axetris AG
Kägiswil (Schweiz) Zum Job 
CONDOK GmbH-Firmenlogo
LSA-/ILS-Ingenieur/-Techniker (m/w/d) CONDOK GmbH
Kiel, Koblenz, Hamburg Zum Job 
Axetris AG-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur:in Sensorik Axetris AG
Kägiswil (Schweiz) Zum Job 
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH-Firmenlogo
Flugsicherungsingenieur* (m/w/d) DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Münster, Osnabrück (Greven) Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) für den Bereich Straßenplanung und Straßenentwurf Die Autobahn GmbH des Bundes
Netphen, Dillenburg, Bochum Zum Job 
GELSENWASSER AG-Firmenlogo
Ingenieur*in - Bereich Leitungsbau (m/w/d) GELSENWASSER AG
Gelsenkirchen Zum Job 
Messe Berlin GmbH-Firmenlogo
Mitarbeiter (m/w/d) in der Leit- und Sicherheitszentrale Real Estate Messe Berlin GmbH
Plansee-Firmenlogo
Software Developer (f/m/d) Plansee
Reutte (Österreich) Zum Job 
Sweco GmbH-Firmenlogo
Projektleitung HKLS (m/w/x) Sweco GmbH
München Zum Job 
Sweco GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur HKLS (m/w/x) Sweco GmbH
München Zum Job 
Jungheinrich-Firmenlogo
Projektingenieur / Industrial Engineer (m/w/d) Jungheinrich
Moosburg an der Isar Zum Job 
pester pac automation GmbH-Firmenlogo
Qualifizierungstechniker (w/m/d) pester pac automation GmbH
Wolfertschwenden Zum Job 
RTW GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Strategie und Planung für den Eisenbahnbetrieb und die Infrastruktur der digitalen Schiene RTW GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Deutsche Rentenversicherung Bund-Firmenlogo
Projektmanager*in Hochbau (m/w/div) Deutsche Rentenversicherung Bund
RTW GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Infrastrukturprojekt (m/w/d) RTW GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Stadtwerke Pinneberg GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Ingenieur Siedlungswasserwirtschaft Wasser / Abwasser (m/w/d) Stadtwerke Pinneberg GmbH
Pinneberg Zum Job 
RTW GmbH-Firmenlogo
Umweltingenieur (m/w/d) RTW GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)-Firmenlogo
Ingenieur/in, Naturwissenschaftler/in (w/m/d) Leiter/in Nationales Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
Cochstedt Zum Job 
J.P. Sauer & Sohn Maschinenbau GmbH-Firmenlogo
Abteilungsleitung Forschung & Entwicklung (m/w/d) J.P. Sauer & Sohn Maschinenbau GmbH
EMAG Maschinenfabrik GmbH-Firmenlogo
Angebotstechniker BU Schleifen (m/w/d) EMAG Maschinenfabrik GmbH

Auf diesen Betrug der Bauern wurde die Behörde Apeda aufmerksam. Sie ist für die Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte zuständig, überwacht aber auch die Zertifizierer von Bioprodukten. Apeda führte im Herbst 2008 eigene Untersuchungen durch und informierte Anfang 2009 die Öffentlichkeit. Im April 2009 wurden sowohl das Unternehmen Raj EcoFarms, für das die Biobauern arbeiten, als auch die Zertifizierer Ecocert aus Frankreich und Control Union aus den Niederlanden mit Geldbußen verwarnt. Beide Zertifizierer hatten Baumwolle von Raj EcoFarms kontrolliert.

Es sei also nichts vertuscht worden, sagte Markus Arbenz, Geschäftsführer von IFOAM, dem weltweiten Dachverband der Bioanbauern mit Sitz in Bonn. Im Gegenteil zeige das Beispiel, dass die Kontrolle des Ökoanbaus funktioniert.

Er sieht auch keine systematische Verunreinigung der Bioware. Untersuchungen des Labors Impetus in Bremerhaven zeigten zwar, dass in fast jeder dritten Baumwollprobe aus Indien gentechnisch verändertes Material gefunden wird, „es waren aber Verdachtsproben“, betonte Arbenz.

Auch H&M spricht vom Einzelfall. Das Modehaus arbeitet mit dem Zertifizierer Control Union zusammen und wusste Bescheid. Da keine Gefahr für die Gesundheit bestand, hatte H&M die deutsche Öffentlichkeit nicht informiert.

Das Modehaus betont, dass nach derzeitigem Kenntnisstand keine Bioware – die H&M unter dem Eigenlabel Organic Cotton verkauft – Fasern aus transgener Baumwolle enthält. Aus Kulanz könnten Kunden aber Biokleidung aus Indien oder Bangladesh zurückgeben.

Dennoch: Verunreinigungen sind in Indien kaum zu vermeiden. Mehr als drei Viertel aller Baumwolle stammen von transgenen Pflanzen – der Anteil der Bioware liegt unter 5 %.

Arbenz nennt ein Beispiel aus der Praxis: „Wenn man in einem Lastwagen Baumwolle transportiert, wo vorher schon genveränderte Baumwolle transportiert worden ist, kann es zu Vermischungen kommen.“ Auch bei der Weiterverarbeitung, etwa beim Spinnen oder Färben, kann Bioware mit Genbaumwolle in Kontakt kommen.

Der Biostatus der Biobaumwolle wird daher während der Weiterverarbeitung immer wieder überprüft. „Zertifzierer nutzen dazu Gentests und Warenbegleitpapiere“, erklärt Mecki Naschke. Sie leitet die Textilabteilung im Institut für Marktökologie (IMO), dem größten Zertifizierer von Ökoware im deutschsprachigem Raum mit Sitz in Weinfelden, Schweiz.

Die Aussagekraft der Gentests sei jedoch begrenzt: Gentechnische Verunreinigungen könnten nur bei Pflanzen auf dem Feld und in Entkernungsanlagen, wo die Fasern von den Zellkernen getrennt werden, sicher quantifiziert werden. Nach jedem Verarbeitungsschritt fällt es schwerer, den Grad einer Verunreinigung sicher festzustellen. Das aber sei wichtig für den Biostatus, so Naschke (s. Kasten).

Eine weitere Verunreinigungsquelle ärgert Naschke besonders. Der Agrarkonzern Monsanto verschenkt Saatgut von genveränderter Baumwolle an Biobauern. „Das ist unlauter“, schimpft Naschke.

Ab und an fällt das aber auf – so etwa bei einer Kontrolle von Ökobauern im indischen Bundesstaat Orissa durch Naschkes Kollegen: IMO-Indien hat sofort jene Bauern, die die Genbaumwolle anpflanzten, für drei Jahre vom Projekt ausgeschlossen. Sie mussten zudem die Pflanzen vernichten, um zu verhindern, dass sich die Genbaumwolle neu aussät oder andere Pflanzen bestäubt.

Trotz dieser Widrigkeiten hält Arbenz den Biobaumwollanbau aus Indien weiterhin für sinnvoll – immerhin stammt rund die Hälfte der Ökobaumwolle aus dem Subkontinent – und auch realistisch. „Indien ist ein riesiges Land.“ Solange es Gebiete gibt, wo nur Biobaumwolle wächst, sei das kein Problem.

Und Naschke betont: Wer weiterhin Biokleidung ohne Fasern gentechnisch veränderter Baumwolle kaufen wolle, sollten dennoch zu Bioware greifen. „Andere Baumwollware aus Indien enthält mit hoher Wahrscheinlichkeit Fasern aus genetisch veränderter Baumwolle.“ RALPH AHRENS

Ein Beitrag von:

  • Ralph H. Ahrens

    Chefredakteur des UmweltMagazins der VDI Fachmediengruppe. Der promovierte Chemiker arbeitete u.a. beim Freiburger Regionalradio. Er absolvierte eine Weiterbildung zum „Fachjournalisten für Umweltfragen“ und arbeitete bis 2019 freiberuflich für dieverse Printmedien, u.a. VDI nachrichten. Seine Themenschwerpunkte sind Chemikalien-, Industrie- und Klimapolitik auf deutscher, EU- und internationaler Ebene.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.