„Iron Beam“: So funktioniert Israels neue Laser-Drohnenabwehr
Der weltweit erste einsatzbereite Hochleistungslaserstrahl soll ab dem 30. Dezember 2025 in Israel eingesetzt werden und eine kostengünstige und schnelle Antwort auf Drohnen und unbemannte Luftfahrzeuge bieten.
Iron Beam ist das erste operationelle Hochleistungs-Laserabwehrsystem der Welt und ergänzt Israels mehrschichtiges Luftverteidigungssystem.
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Das israelische Verteidigungsministerium gab Mitte September bekannt, dass die 100-Kw-Version von Iron Beam nach einer längeren Testphase die volle Einsatzfähigkeit erreicht habe. In dem Zeitraum habe man erfolgreich Raketen, Mörsergranaten, UAVs und Flugzeuge abgefangen.
Präzise Zielfähigkeit
Unter realen Testbedingungen auf dem vorgesehenen Testgelände wurde ersichtlich, dass das Abwehrsystem Ziele selbst bei Smog oder Nebel präzise und innerhalb von Sekunden zerstören kann.
Laut Ankündigung ist es das erste Hochleistungs-Laser-Luftabwehrsystem weltweit, das einsatzbereit ist.
Was kann der Iron Beam?
Iron Beam ist ein Laser-basiertes Luftabwehrsystem, entwickelt von Rafael Advanced Defense Systems, in Kooperation mit Elbit Systems. Es umfasst insgesamt drei Hauptsysteme.
- Das erste und größte ist Iron Beam 450. Es verfügt über einen 450-mm-Apertur-Stahlleiter. Dies verschafft dem System eine verbesserte Einsatzreichweite, höhere Präzision und eine sehr hohe Effizienz. Die Kombination aus hoher Energie und dem großen Strahlleiter ermöglicht eine Reichweite von etwa 10 km und hohe Präzision.
Statt klassischen Raketen oder Interzeptoren nutzt Iron Beam einen hochenergetischen Faserlaser (High-Engergy-Laser), der einen gebündelten Lichtstrahl auf anfliegende Bedrohungen richtet. - Rafael entwickelt zudem Iron Beam M, eine mobile Version des Lasersystems. Diese kleinere Variante besitzt eine 250-mm-Apertur und 50 kWLeistung, kann auf einem X88-Lkw installiert werden und weist aufgrund der geringeren Leistung auch nur etwa die halbe Reichweite des regulären Iron Beam auf. Dank der schnellen Verlegefähigkeit soll Iron Beam M manövrierende Kräfte und kritische Infrastruktur schützen; alle Systeme befinden sich auf demselben Fahrzeug. Aufgrund der niedrigeren Leistung ist es auf den Einsatz gegen Raketen, Drohnen und Mörsergranaten ausgelegt.
- Eine noch kleinere Version ist Lite Beam mit 10 kW Leistung. Es ist noch leichter und mobiler als Iron Beam M und für die Installation auf 4×4-Fahrzeugen oder gepanzerten Mannschaftstransportern vorgesehen, um mobilen taktischen Schutz für manövrierende Kräfte gegen Drohnen bereitzustellen. In Kombination mit Rafaels Trophy-System zum Schutz gegen Panzerabwehrraketen soll Lite Beam den Schutz der eingesetzten Kräfte deutlich erhöhen.
Die Abwehr basiert auf einem kombinierten System. Um nicht „blind“ feuern zu müssen, verfügt das System über eigene Sensoren: Die Laserwaffe verfügt über ein vollständig integriertes Feuerleitsystem mit Radar, elektro-optischen Sensoren, Tracking-Kameras und Feuerleitrechner.
Ablauf der Abwehr
Der Radar und die elektro-optischen Sensoren detektieren zunächst die Bedrohung. Mithilfe der Tracking-Kameras wird das Ziel verfolgt und der Laser wird gezielt auf das Ziel ausgerichtet. Technisch wird das Ziel nicht durch einen großen Laser-„Schuss“ bekämpft, sondern durch hunderte kleiner, gezielter Laser-Teilstrahlen. Jeder Strahl ist in etwa münzgroß im Durchmesser, wodurch er weniger stark durch Atmosphäre und Luftstreuung beeinflusst wird.
Wird erkannt, dass einer dieser Strahlen das Ziel trifft, beispielsweise anhand einer reflektierten weltraumoptischen Rückmeldung, konzentriert das System weitere Strahlen auf dieselbe Stelle – bis genügend Energie auf das Ziel einwirkt, um es zu zerstören.
Laserabschirmung als wichtige Ergänzung
Der Laser soll insbesondere gegen sehr niedrig fliegende, bodennah operierende Geräte wirksam sein, die die bisherigen Systeme kaum erfassen können. In der Militärpresse wird das neue System teils als „Layer Zero“, teils als „Layer 4“ bezeichnet – in beiden Fällen mit demselben Ziel: die bestehende Verteidigung zu vervollständigen.
Ein Schuss nur einige wenige Dollar-Cents?
Das Besondere an der Laserwaffe: Sie benötigt keine verbrauchbare Munition. Die „Ladung“ besteht aus elektrischer Energie. Eine Rakete hingegen verursacht hohe Kosten, Gründe sind beispielsweise:
- Sprengstoff
- Treibstoff
- Steuerung
- Gehäuse
Die Stückkosten liegen oft zwischen 10.000 und 100.000 Dollar – oder sogar höher.
Laser dagegen haben kaum Stückkosten. Ein Schuss entspricht lediglich den Stromkosten, in Israel liegen diese bei wenigen Cents pro 100- kW-Impuls. Selbst mit Generator sind es nur einige Dollar. Jeder Abfangvorgang kostet 5 bis 10 US-Dollar, verglichen mit rund 30.000 US-Dollar pro Iron-Dome-Abfangvorgang.
Zudem entfällt die gesamte logistische Kette: keine Lagerbestände, kein Transport, keine Importauflagen. In vielen Fällen ist die Logistik teurer als die Munition selbst – ein Problem, das beim Laser nicht besteht. Solange Strom vorhanden ist, steht auch „Munition“ zur Verfügung.
Kombination aus Iron Beam und Iron Dome
Aufgrund der Laserbeschränkungen werden Iron Beam und Iron Dome nebeneinander eingesetzt, um sich gegenseitig zu ergänzen. Das israelische Verteidigungsministerium gab Anfang dieses Jahres bekannt, dass das Iron-Beam-System während des Krieges operative Abfänge durchgeführt hat. Mit der größeren 450-Millimeter-Apertur wird Iron Beam künftig in Grenznähe, in der Nähe von Bevölkerungszentren und kritischer Infrastruktur stationiert, um diese vor Raketen, Geschossen, Drohnen und Mörsergranaten zu schützen.
Israel erster Staat mit vierschichtigem Luftabwehrsystem
Israel verfügt damit über ein vierstufiges Luftabwehrsystem. Dieses abgestufte System sorgt dafür, dass verschiedene Höhenbereiche abgedeckt werden können:
- Iron Dome (Eiserne Kuppel): Für Kurzstreckenraketen, Artilleriegeschosse und Drohnen
- David’s Sling (Schleuder Davids): Für Mittelstreckenraketen
- Arrow 2 und 3: Für ballistische Langstreckenraketen
- C-Dome: Eine Marineversion des Iron Dome
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