Luftverteidigung 16.06.2025, 11:30 Uhr

Zu viele Raketen: Darum ist Israels Iron Dome am Limit

Wie funktioniert Israels Iron Dome? Und warum versagen selbst modernste Abwehrsysteme bei Massenangriffen? Die Technik im Detail erklärt.

Iron Dome Israel

Trotz Hightech-Verteidigung starben Menschen: Warum Israels Iron Dome beim Angriff aus dem Iran nicht alles abwehren konnte.

Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Leo Correa

Am 14. Juni 2025 kam es zu einem von vielen befürchteten Szenario: Hunderte Raketen und Drohnen aus dem Iran flogen in mehreren Wellen auf Israel zu. Obwohl die meisten abgefangen wurden, schlugen einige ein, forderten Menschenleben und zerstörten Gebäude. Dies wirft die Frage auf, wie dies trotz Israels hochgelobter Raketenabwehr geschehen konnte.

So ist Israels Luftverteidigung aufgebaut

Israels Luftabwehr basiert auf einem abgestuften System, das verschiedene Höhenbereiche abdeckt:

  • Iron Dome (Eiserne Kuppel): Für Kurzstreckenraketen, Artilleriegeschosse und Drohnen.
  • David’s Sling (Schleuder Davids): Für Mittelstreckenraketen.
  • Arrow 2 und 3: Für ballistische Langstreckenraketen.
  • C-Dome: Eine Marineversion des Iron Dome.
  • Iron Beam: Ein zukünftiges Lasersystem.

Diese Systeme arbeiten zusammen, um Raketen schon vor dem Einschlag zu zerstören.

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Der Iron Dome im Detail: Wie funktioniert die „Eiserne Kuppel“?

Der Iron Dome, entwickelt von Rafael Advanced Defense Systems und Raytheon, gilt als eines der effektivsten Kurzstreckenabwehrsysteme weltweit. Seit seiner Einführung 2011 hat es Tausende Geschosse abgefangen, hauptsächlich aus dem Gazastreifen.

Das vollautomatische System besteht aus einem Radar zur Zielerkennung, einer Kontroll- und Recheneinheit zur Analyse von Flugbahnen und Risikobewertung sowie drei bis vier Startvorrichtungen mit jeweils 20 Tamir-Abfangraketen. Erkennt das Radar ein angreifendes Flugobjekt und droht ein Einschlag in einem bewohnten Gebiet, startet das System automatisch zwei Raketen.

Ziel ist eine kontrollierte Explosion nahe der feindlichen Rakete, um diese zu zerstören, bevor sie Schaden anrichtet. Die Abfanghöhe liegt in der Regel unter 10 Kilometern, und die Reaktionszeit ist extrem kurz, oft nur 15 bis 30 Sekunden.

Der Schutz hat seinen Preis

Jede Tamir-Rakete kostet zwischen 40.000 und 50.000 US-Dollar. Eine Batterie kostet rund 100 Millionen US-Dollar und kann etwa 150 Quadratkilometer schützen. In längeren Konflikten mit hohem Raketenaufkommen können die Kosten schnell explodieren. Daher entscheidet der Iron Dome, nicht jede Rakete abzufangen, insbesondere wenn ein Einschlag in unbewohntem Gelände droht. Dies spart Ressourcen, birgt aber auch ein Restrisiko.

Stärken und Schwächen im Einsatz

Der Iron Dome hat sich als sehr effektiv erwiesen, besonders gegen Kurzstreckenraketen, mit einer Erfolgsquote von etwa 90%. Dennoch gibt es klare Grenzen:

  • Begrenzte gleichzeitige Zielverfolgung: Das Radar kann bis zu 200 Ziele verfolgen, aber nicht unbegrenzt viele gleichzeitig abwehren.
  • Nachschubproblematik: Der Vorrat an Tamir-Raketen ist begrenzt.
  • Nicht gegen alles gewappnet: Gegen größere ballistische Raketen, wie sie der Iran besitzt, ist der Iron Dome nur bedingt oder gar nicht geeignet. Hier übernehmen David’s Sling oder Arrow.

Militärexperte Guido Schmidtke fasst es bei t-online zusammen: „Der Iron Dome ist wertvoll – aber nicht allmächtig.“

Overload-Effekt bringt das System an die Belastungsgrenze

Militärisch spricht man vom „Overload“, wenn die Zahl der angreifenden Flugkörper die Reaktionsfähigkeit eines Verteidigungssystems übersteigt. Bei einem koordinierten Angriff mit mehreren hundert Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern kann der Iron Dome an seine Grenzen stoßen. Auch der begrenzte Vorrat an Abfangraketen und deren Nachladezeit sind Engpässe. Eine koordinierte „Sättigungsattacke“ kann den Schutzschirm überfordern, selbst wenn die Technik funktioniert.

David’s Sling und Arrow-Systeme: Die mittlere und obere Verteidigungslinie

Die israelische Luftverteidigung ist mehrstufig aufgebaut. Während der Iron Dome Kurzstreckenbedrohungen abwehrt, kommen bei Mittel- und Langstreckenraketen die Systeme David’s Sling und Arrow zum Einsatz.

David’s Sling: Die mittlere Schicht des Schutzschirms

David’s Sling (auch bekannt als Magic Wand) wurde speziell zur Abwehr taktischer ballistischer Raketen mit mittlerer Reichweite entwickelt. Es ist eine Kooperation mit den USA (Raytheon) und seit 2017 einsatzbereit.

  • Reichweite: Etwa 70 bis über 300 Kilometer.
  • Zielarten: Taktische ballistische Raketen, schwere Raketen wie „Fateh-110“, Marschflugkörper.
  • Komponenten: Zielerfassungsradar EL/M-2084, zentrale Recheneinheit und Startplattformen für die Abfangrakete „Stunner“.

Die Stunner-Rakete ist ein Zwei-Stufen-Flugkörper mit elektromechanischer Lenkung und Infrarot-Zielsuchkopf. Sie zerstört das Ziel per „Hit-to-Kill“-Prinzip, also durch einen kinetischen Direkttreffer. David’s Sling ist entscheidend für Raketen aus Regionen wie dem Südlibanon, Syrien oder dem Westjordanland, die schneller sind als einfache Kassam-Raketen, aber unterhalb der Reichweite strategischer Interkontinentalraketen liegen. Es schließt die Lücke zwischen Iron Dome und Arrow und kann in Notfällen auch gegen ballistische Raketen aus großer Entfernung eingesetzt werden.

Arrow 2 und Arrow 3: Schutz vor Raketen aus dem All

Für Raketen mit extrem großer Reichweite, die sogar in den Weltraum eintreten, kommen die strategischen Verteidigungssysteme Arrow 2 und Arrow 3 zum Einsatz. Beide sind das Ergebnis eines gemeinsamen israelisch-amerikanischen Entwicklungsprogramms, das in den 1990er-Jahren begann.

Arrow 2: Die zweite Verteidigungsschicht

Arrow 2 ist seit Anfang der 2000er-Jahre in Dienst und bildet die erste Abfanglinie gegen Mittel- bis Langstreckenraketen innerhalb der Atmosphäre. Die Interzeption erfolgt in der oberen Troposphäre und unteren Stratosphäre.

  • Zielgeschwindigkeit: Bis Mach 9.
  • Abfanghöhe: 10–50 Kilometer.
  • Abwehr von: Kurz- und Mittelstreckenraketen mit konventionellen oder nicht-konventionellen Gefechtsköpfen.

Heute dient Arrow 2 hauptsächlich als Ergänzung oder Redundanzsystem für das weiterentwickelte Arrow 3.

so funktioniert Arrow 3

So funktioniert das Raketenabwehrsystem Arrow 3.

Foto: picture alliance/dpa/dpa-infografik GmbH/A. Brühl

Arrow 3: Die strategische Weltraumabwehr

Arrow 3 ist ein echter exoatmosphärischer Abfangjäger. Das bedeutet, die Abfangrakete fliegt dem gegnerischen Flugkörper noch in dessen Beschleunigungsphase entgegen und zerstört ihn im freien Weltraum (Midcourse-Bereich).

  • Maximale Einsatzhöhe: Über 100 Kilometer (außerhalb der Atmosphäre).
  • Treffsicherheit: Kinetischer Direktaufprall ohne Sprengkopf.
  • Reaktionszeit: Nur wenige Sekunden nach Zielerfassung.

Dank leistungsstarker Infrarotsensorik und präziser Kurskorrektur kann der Arrow-3-Abfangkörper selbst sehr schnelle, manövrierende Flugkörper neutralisieren. Eine Arrow-3-Batterie kann innerhalb von 30 Sekunden eine Salve von mindestens fünf ballistischen Raketen gleichzeitig abfangen, selbst aus unterschiedlichen Richtungen.

C-Dome und Iron Beam: See- und Laserabwehr

Neben bodengestützten Luftabwehrsystemen wie Iron Dome oder David’s Sling verfolgt Israel eine konsequente Erweiterung seines Schutzschirms. Zwei Technologien stechen dabei besonders hervor: C-Dome, die maritime Variante des Iron Dome, und Iron Beam, ein Hochenergie-Lasersystem, das die nächste Generation der Raketenabwehr einläuten soll.

C-Dome: Der Iron Dome geht an Bord

C-Dome ist die maritime Variante des Iron Dome, angepasst für die Anforderungen maritimer Einsätze. Seit 2023 ist es auf Korvetten der Sa’ar-6-Klasse im Einsatz, die unter anderem Israels Offshore-Gasfelder schützen.

  • Trägerplattform: Sa’ar-6-Klasse.
  • Startmodule: Seegestützte Container mit bis zu zehn Tamir-Raketen.
  • Integration: Nutzung des Bordradars EL/M-2248 MF-STAR zur Zielerfassung.
  • Zielarten: Kurzstreckenraketen, Marschflugkörper, Drohnen, Artilleriegeschosse.

Das System nutzt die vorhandene Sensorik der Kriegsschiffe und ermöglicht eine flexible und schnelle Reaktion, auch bei komplexen Angriffsszenarien.

Iron Beam: Die Laserwaffe der Zukunft im Echtbetrieb

Das visionäre Projekt Iron Beam ist ein laserbasiertes Luftabwehrsystem, das Ziele mit einem fokussierten Hochenergie-Lichtstrahl zerstört. Israel ist das erste Land, das ein solches System in reale militärische Abläufe integriert hat.

  • Laserleistung: ca. 100–150 Kilowatt.
  • Wirkprinzip: Wärmeeinwirkung auf Flugobjekte bis zur strukturellen Zerstörung.
  • Zielarten: Drohnen, Mörsergranaten, Kleinraketen, UAV-Schwärme.
  • Reichweite: Schätzungen zufolge etwa 5 bis 10 Kilometer (wetterabhängig).
  • Reaktionszeit: Bruchteile von Sekunden bis wenige Sekunden.

Die israelische Armee bestätigte im Mai 2025, dass ein lasersystembasiertes Abwehrsystem (mutmaßlich Iron Beam) bereits 2024 erfolgreich gegen Ziele der Hisbollah eingesetzt wurde. Die Versuchsphase ist abgeschlossen, und der schrittweise Übergang in die reguläre Luftabwehr ist geplant.

Iron Beam soll eine eigenständige vierte Ebene im mehrschichtigen Verteidigungssystem Israels bilden. Ein zentraler Vorteil ist, dass es keine klassische Munition benötigt. Solange Strom verfügbar ist, kann es kontinuierlich und im Prinzip unbegrenzt eingesetzt werden.

Warum kam es trotzdem zu Einschlägen?

Trotz des mehrschichtigen Schutzschirms kam es aus zwei Hauptgründen zu Einschlägen:

  • Zahlenmäßige Überforderung: Der Iron Dome war punktuell überfordert. Bei über 300 Flugkörpern aus dem Iran reichten selbst kombinierte Systeme nicht aus, um alle zu neutralisieren.
  • Systemgrenzen: Nicht alle Abwehrsysteme sind gegen jede Raketenart wirksam. Systeme wie Iron Dome oder Iron Beam sind gegen schwere ballistische Raketen ungeeignet. Hier müssen Arrow-Systeme übernehmen, doch auch sie haben eine Grenze bei der Zahl der gleichzeitig angreifenden Ziele.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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