Hightech und Handwerk 19.07.2025, 10:50 Uhr

Notre Dame Paris heute: Tagebuch des Wiederaufbaus

Wie wurde Notre-Dame nach dem Brand 2019 wieder aufgebaut? Einblicke in Technik, Tradition und das digitale Gedächtnis der Kathedrale.

Notre Dame de Paris

Notre Dame de Paris ist wieder ganz die Alte - nur fünf Jahre nach dem verheerenden Brand.

Foto: PantherMedia / dpcrestock (Rostislav Glinsky)

Der Brand von Notre-Dame am 15. April 2019 erschütterte Millionen Menschen weltweit. In nur fünf Jahren wurde die gotische Kathedrale mit vereinten Kräften, Hightech und Handwerkskunst nahezu originalgetreu wieder aufgebaut. Dieser Beitrag dokumentiert die Rettung und den Wiederaufbau – von den ersten Sicherungsmaßnahmen über digitale Innovationen bis zur feierlichen Wiedereröffnung im Dezember 2024.

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Der Tag, der Paris veränderte

Am Abend des 15. April 2019 standen Menschen in Paris fassungslos am Ufer der Seine. Sie sahen zu, wie Flammen aus dem Dachstuhl der Kathedrale Notre-Dame schlugen. Dicker Rauch stieg über der Île de la Cité auf, während das Feuer immer weiter um sich griff. Der Spitzturm stürzte ein. Das Dach brach zusammen. Und plötzlich hatte ganz Frankreich – ja, die ganze Welt – einen Schmerz gemeinsam: den Verlust eines Symbols, das seit Jahrhunderten das Stadtbild prägte.

Notre-Dame ist weit mehr als ein Kirchenbau. Für viele steht sie für die Geschichte Frankreichs, für europäische Baukunst, für Glauben und kulturelles Erbe. Dass diese Katastrophe nicht mit einem vollständigen Verlust endete, verdankt sich dem Zusammenspiel aus Mut, moderner Technik – und einem enormen Kraftakt, der bis heute anhält.

Noch in der Nacht nach dem Brand kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an, die Kathedrale in fünf Jahren wieder aufzubauen. Ein Ziel, das kaum jemand für realistisch hielt. Doch fünf Jahre später ist der Wiederaufbau so weit fortgeschritten, dass sie für Publikum wiedereröffnet werden konnte. Die äußere Hülle steht, der neue Vierungsturm ragt bereits in den Pariser Himmel. Tausende Beteiligte aus Handwerk, Technik, Architektur und Forschung haben daran mitgewirkt.

Der Brand: Was geschah am 15. April 2019?

Es war ein Montagabend, kurz vor 19 Uhr. Im Dachstuhl der Kathedrale bricht ein Feuer aus – mutmaßlich bei Renovierungsarbeiten. Die Flammen fressen sich durch die hölzerne Konstruktion, die seit dem 13. Jahrhundert über dem Mittelschiff liegt. Sie besteht aus etwa 1300 Eichenstämmen, trocken und dicht gelagert. Schnell greifen die Flammen auf andere Bereiche über.

Feuerwehrleute rücken mit rund 400 Einsatzkräften an. Sie kämpfen stundenlang gegen das Feuer – auch mit unkonventionellen Mitteln. Roboter kommen zum Einsatz, um Kamerabilder aus dem Inneren zu liefern. Drohnen zeigen den Verlauf der Brände aus der Luft. Selbst ein ferngesteuerter Löschroboter mit dem Namen „Colossus“ wird in das Kirchenschiff geschickt. Menschenleben sollen nicht gefährdet werden.

Dennoch: Der Dachstuhl stürzt ein. Der 96 Meter hohe Vierungsturm bricht zusammen und reißt ein Loch ins Gewölbe. Das Feuer ist erst am nächsten Morgen gelöscht. Die Schäden sind enorm – doch der Grundbau der Kathedrale bleibt erhalten. Und mit ihm die Hoffnung.

Bereits wenige Stunden später erklärt Präsident Macron: Notre-Dame soll wieder aufgebaut werden. Nicht irgendwann – sondern in fünf Jahren.

Notre Dame Baustelle

Die Baustelle von Notre Dame in der Dämmerung.

Foto: Panthermedia.net/Patryk_Kosmider

Sicherung vor Restaurierung: Ein Wettlauf mit der Zeit

Bevor der eigentliche Wiederaufbau beginnen konnte, musste die Kathedrale gesichert werden. Das verformte Baugerüst, das für die ursprünglichen Sanierungsarbeiten aufgebaut war, drohte einzustürzen. Es bestand aus 40.000 Teilen und war bei über 800 Grad Celsius teils geschmolzen. Ein Spezialteam entfernte es Stück für Stück – unter schwierigen Bedingungen.

Auch die Belastung durch giftigen Bleistaub stellte eine Herausforderung dar. Beim Brand waren mehr als 400 Tonnen Blei geschmolzen – aus den Dächern und dem Vierungsturm. Schutzkleidung, Duschen auf der Baustelle und strenge Hygienevorgaben waren nötig, um Handwerker*innen zu schützen.

Gleichzeitig begann die Stabilisierung des Mauerwerks. Ein Großteil der Kathedrale war durch das Feuer geschwächt. Unterstützungsstrukturen wurden eingebaut, Schutzdächer installiert. Erst 2021 war das Gebäude so weit gesichert, dass die eigentlichen Restaurierungsarbeiten beginnen konnten – mehr als zwei Jahre nach dem Brand.

Der digitale Zwilling: Notre-Dame wird zur Datenkathedrale

Wie schafft man es, ein Gebäude originalgetreu zu rekonstruieren, das in Teilen zerstört ist? Die Antwort beginnt bei digitalen Daten. Bereits vor dem Brand hatte das Start-up Iconem zusammen mit Microsoft Millionen von Fotos und 3D-Scans gesammelt. Diese stammten aus Drohnenflügen, Laserabtastungen und privaten Aufnahmen.

Kurz nach dem Brand wurde daraus ein digitales Modell erstellt – ein sogenannter „digitaler Zwilling“ von Notre-Dame. Er bildet das Gebäude millimetergenau ab. Jede Statue, jede Fassade, jedes Detail der Architektur. Grundlage waren über 20.000 eingereichte Bilder. Viele davon kamen von Tourist*innen, die ihre Urlaubsfotos über eine Online-Plattform bereitstellten.

Dieser digitale Zwilling ermöglichte es den Restaurator*innen, exakt nachzuvollziehen, wie bestimmte Bauteile vor dem Brand aussahen. Wo Verzierungen saßen. Welche Maße der Vierungsturm hatte. So wurde aus einem historischen Bauwerk ein datenbasiertes Projekt – und die Restaurierung zu einem technischen Präzisionsvorgang.

Geld ohne Grenzen: Weltweite Spendenbereitschaft

Noch bevor die Flammen ganz gelöscht waren, begannen Menschen weltweit zu spenden. Innerhalb weniger Tage kamen fast eine Milliarde Euro zusammen. Die drei französischen Großfamilien Arnault, Bettencourt und Pinault spendeten rund die Hälfte der Summe. Auch aus Deutschland und über 150 weiteren Ländern gingen Beträge ein – von Konzernen ebenso wie von Einzelpersonen.

Die Finanzierung galt bald als gesichert. Die Frage war nicht mehr, ob Notre-Dame wieder aufgebaut wird – sondern wie. Und in welchem Tempo.

Innenansicht Notre Dame

Innenansicht von Notre Dame. Beim Wiederaufbau wurden bedeutende Gräber gefunden.

Foto: panthermedia.net/tommasolizzul

Handwerk trifft Hightech – Der Wiederaufbau

Der Wiederaufbau von Notre-Dame war nie ein rein technisches Projekt. Es war auch eine Rückkehr zur traditionellen Handwerkskunst – unterstützt von digitaler Planung. Besonders sichtbar wurde das am Dachstuhl. Er wurde vollständig aus rund 2000 Eichenstämmen rekonstruiert, die eigens dafür in Frankreich gefällt wurden. Ein Teil davon stammte sogar aus dem Staatsforst von Bercé, rund 200 Kilometer südwestlich von Paris.

Alle Balken wurden wie im Mittelalter per Hand bearbeitet – ohne Nägel, ohne Metallverbindungen. Die Zimmerleute orientierten sich an mittelalterlichen Techniken. Gleichzeitig arbeiteten sie mit digitalen Schnittplänen, um millimetergenaue Verbindungen zu erstellen. Die Eichen mussten besonders robust sein, um jahrzehntelanger Belastung standzuhalten. Ein Zimmermann beschrieb es so: „Wir bauen mit Werkzeugen von gestern – auf Grundlage von Daten von heute.“

Zeitstrahl: Wiederaufbau von Notre-Dame

  • 15.04.2019: Großbrand zerstört Dachstuhl und Vierungsturm
  • 16.04.2019: Präsident Macron kündigt Wiederaufbau binnen fünf Jahren an
  • Sommer 2020: Abbau des verformten Baugerüsts beginnt
  • Okt. 2021: Sicherungsmaßnahmen abgeschlossen – Restaurierung kann starten
  • 2022–2023: Neue Eichen für Dachstuhl und Turm werden landesweit gefällt
  • April 2023: Rückkehr restaurierter Fenster aus Köln
  • Jan. 2024: Richtfest für neuen Dachstuhl
  • Feb. 2024: Vierungsturm mit Hahn und Kreuz enthüllt
  • 07.12.2024: Feierliche Wiedereröffnung mit internationaler Zeremonie
  • 16.12.2024: Kathedrale öffnet für die Öffentlichkeit
  • Ab 2025: Weitere Restaurierungen im Innenraum und an den Türmen

 

Der neue Vierungsturm

Besonderes Augenmerk galt dem Vierungsturm. Er war 2019 eingestürzt und hatte ein großes Loch im Gewölbe hinterlassen. Schnell entbrannte in Frankreich eine Debatte: Soll man den Turm originalgetreu rekonstruieren oder durch eine moderne Version ersetzen?

Präsident Macron entschied sich schließlich für die historische Variante. Der neue Turm entspricht nun in Form und Höhe dem Entwurf von Eugène Viollet-le-Duc aus dem 19. Jahrhundert. Die Spitze besteht aus Blei, gekrönt von einem goldenen Hahn – Symbol der Erneuerung. Im Februar 2024 wurde der neue Turm enthüllt, nachdem die Gerüste Stück für Stück entfernt worden waren.

Auch die 16 Apostelstatuen, die 2019 vor dem Brand zur Restaurierung abgebaut worden waren, kehrten zurück. Sie stehen wieder am Sockel des Turms, flankiert von den vier Symbolen der Evangelisten: Löwe, Stier, Adler und Engel.

Innenraum im Wandel

Weniger einheitlich verlief der Wiederaufbau im Inneren der Kathedrale. Während außen möglichst originalgetreu rekonstruiert wurde, soll der Innenraum ein neues Gesicht bekommen. Die Diözese entschied, die Gestaltung zu modernisieren – zum Unmut vieler Kunsthistoriker*innen.

Ein zentrales Element: neue Glasfenster. Obwohl die historischen Fenster im Südschiff den Brand unbeschadet überstanden hatten, sollen sie durch Werke zeitgenössischer Künstler*innen ersetzt werden. Eine Petition gegen diesen Plan sammelte innerhalb kürzester Zeit 120.000 Unterschriften. Der Vorwurf lautete: „Vandalismus am kulturellen Erbe.“

Auch die neue Möblierung ist umstritten. Der Designer Guillaume Bardet erhielt den Auftrag, Altar, Lesepult, Taufbecken, Bischofsstuhl und Tabernakel neu zu gestalten – alle aus Bronze. Für die Bestuhlung wählte man 1.500 massive Eichenstühle, entworfen von Ionna Vautrin. Aus Sicht der Diözese soll die Kirche damit nicht nur schöner, sondern auch funktionaler werden – für Gottesdienste und Tourist*innen gleichermaßen.

Notre Dame mit Seine

So sah Notre Dame vor dem Brand 2019 aus.

Foto: panthermedia.net/olly

Die neue Wendeltreppe

Ein Beispiel für die Verbindung von Tradition und Moderne ist die neue Wendeltreppe im Südturm. Sie besteht aus über 1.200 Eichenholzbauteilen, misst 21 Meter in der Höhe und wiegt 20 Tonnen. Ihr Entwurf stammt von Architekt Philippe Villeneuve.

Besonders ist die Verbindungstechnik: Schwalbenschwanzverbindungen aus Messing. Sie dämpfen die Schwingungen der schweren Glocken, die im Südturm hängen. Die Emmanuel-Glocke etwa wiegt allein 13,3 Tonnen. Die neue Treppe erlaubt es nun, dass bis zu 100 Personen gleichzeitig steigen können – ohne Gegenverkehr, dank doppeltem Umlauf.

Internationale Beteiligung

Am Wiederaufbau von Notre-Dame arbeiteten Menschen aus ganz Frankreich – und darüber hinaus. Besonders sichtbar wurde die internationale Zusammenarbeit bei der Restaurierung der Fenster. Vier Bleiglasfenster, die beim Brand beschädigt wurden, restaurierte die Kölner Dombauhütte. Die Kunstwerke stammen von Jacques Le Chevallier und bestehen aus insgesamt 80 Glasteilen pro Fenster.

Auch die neuen Klöppel für die Glocken der Kathedrale stammen aus Deutschland – aus einer Hammerschmiede im niederbayerischen Anzenkirchen. Der Familienbetrieb lieferte bereits 2013 Klöppel für alle zehn Glocken. Nach dem Brand mussten einige davon ersetzt werden.

Dass Notre-Dame ein europäisches Symbol ist, betonte auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Wiedereröffnung. In seiner Rede sagte er: „Notre-Dame ist nicht nur eine französische Kirche, sondern ein Erbe der gemeinsamen europäischen Kultur.“


Geschichte von Notre Dame

  • Die Kirche wurde zwischen 1163 bis 1345 errichtet und ist einer der frühesten gotischen Kirchenbauten Frankreichs. Er entstand in einer Zeit des Übergangs von der Romanik zur Gotik. Deshalb disponierten die Bauherren und Baumeister immer wieder um: Teile der Kirche, wie etwa das Querschiff, die noch im romanischen Stil erbaut worden waren, wurden wieder abgerissen und im neuen Gotik-Stil errichtet.
  • Eine von vielen Besonderheiten: Die Hauptachse verläuft parallel zum Ufer des rechten Armes der Seine, wodurch die Apsis mit dem Altar nicht genau nach Osten, sondern etwa 30 Grad südlicher weist.
  • Die Proportionen der berühmten Fassade beruhen auf ineinander verschränkten Quadraten. Sie bilden ein Rechteck im Seitenverhältnis von 2:3. Eine Proportion, die die Harmonie und Ordnung des Universums widerspiegeln sollte.
  • Ab 1239 – zu diesem Zeitpunkt ist die Kathedrale noch lange nicht nicht fertig – beherbergt Notre Dame die Dornenkrone Christi, eine der wertvollsten Reliquien des Christentums.
  • Im Zuge der Französischen Revolution wurde Notre Dame wie viele Kirchen im Land von Revolutionären gestürmt und geplündert. Man erklärte sie zu einem Tempel der Vernunft, zeitweise diente das Gebäude als Weinlager. Unter Napoleon, der sich später hier zum Kaiser krönen ließ, wurde die Kirche dann ab Beginn des 19. Jahrhunderts wieder liturgisch verwendet.
  • Nachdem das Gebäude jahrelang beinahe dem schleichenden Verfall überlassen worden war, rückte Victor Hugos Roman „Der Glöckner von Notre Dame“ die Kathedrale wieder verstärkt in den öffentlichen Blick. Unter der Federführung des Architekten Eugène Viollet-le-duc wurde Notre Dame in den 1840er und 1850er Jahren umfassend restauriert.

Eröffnung und Besucherstrom

Am 7. Dezember 2024 wurde Notre-Dame feierlich wiedereröffnet. Staatspräsident Macron hielt eine Rede vor 3.000 geladenen Gästen. Die Zeremonie, ursprünglich auf dem Vorplatz geplant, fand wetterbedingt im Inneren statt. Zu den Gästen zählten unter anderem Frank-Walter Steinmeier, Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj. Ein Konzert mit internationalen Künstler*innen begleitete die Feier – darunter Lang Lang, Angélique Kidjo und die Brüder Capuçon.

Seit dem 16. Dezember ist die Kathedrale wieder öffentlich zugänglich. Innerhalb von sechs Monaten besuchten über sechs Millionen Menschen das Gotteshaus – durchschnittlich rund 35.000 pro Tag. Damit ist Notre-Dame erneut das meistbesuchte Denkmal Frankreichs – vor dem Eiffelturm, dem Louvre und Sacré-Cœur.

Der emotionale Effekt der Wiedereröffnung sei größer als der Schock des Feuers, sagte der Rektor der Kathedrale, Olivier Ribadeau Dumas. Und er betont: „Die Besucherzahlen steigen weiter – das ist kein kurzfristiger Hype.“

Notre-Dame bleibt eine Baustelle

So spektakulär die Wiedereröffnung auch war – vollständig fertig ist die Kathedrale noch nicht. Die Türme sollen ab Herbst 2025 wieder zugänglich sein. Auch die große Orgel, mit 8.000 Pfeifen eines der wichtigsten Instrumente Frankreichs, wird noch gereinigt. Die Arbeiten dauern voraussichtlich mehrere Jahre.

Die Mauern im Inneren sind noch immer feucht vom Löschwasser. Auch die Farbe der Wände könnte in den kommenden Jahren abblättern. Selbst Präsident Macron spricht von einem Prestigeobjekt, das zwar symbolisch abgeschlossen, aber noch nicht vollendet ist.

Der Direktor der Kathedrale, Patrick Chauvet, rechnet mit weiteren 15 bis 20 Jahren bis zur vollständigen Restaurierung. „Ich kann Ihnen garantieren, dass es noch viel zu tun gibt“, sagte er bereits 2021.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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