Was Benefits heute wirklich bringen
Die Zahl der Zusatzleistungen (Benefits) in Stellenanzeigen steigt rasant – doch längst nicht alle Beschäftigten profitieren gleichermaßen davon. Immer wichtiger werden finanzielle Extras und flexible Arbeitsmodelle im Wettbewerb um Fachkräfte.
Mitarbeiterprioritäten: Warum Benefits für Arbeitgeber wichtig sind?
Foto: PantherMedia / Rawpixel
Inhaltsverzeichnis
- Je höher die Qualifikation, desto mehr Benefits
- Geld schlägt Karriere: Arbeitgeber setzen auf finanzielle Extras
- Klassiker wie Familienfreundlichkeit und Gesundheit – seltener angeboten
- Fast 10 % Gehalt für gute Benefits?
- Benefits als eine akzeptable Alternative zu einer Gehaltserhöhung?
- Was halten Beschäftigte von Benefits?
Arbeitgeber bieten immer mehr Extras, um Fachkräfte zu gewinnen. Seit 2019 hat sich die Zahl der zusätzlichen Leistungen in Stellenanzeigen fast verdreifacht – von durchschnittlich 3,6 auf 9,6 pro Jobangebot. Das zeigt eine Auswertung von etwa 34 Millionen Online-Stellenanzeigen mit Daten des Jobmonitors der Bertelsmann Stiftung. Besonders beliebt sind dabei „harte“ Vorteile wie Sonderzahlungen. „Weiche“ Extras wie ein gutes Arbeitsklima oder flache Hierarchien spielen eine deutlich kleinere Rolle.
Je höher die Qualifikation, desto mehr Benefits
Menschen mit Hochschulabschluss bekommen in Stellenanzeigen im Schnitt elf Zusatzleistungen angeboten. Fachkräfte erhalten etwa zehn, Helferinnen und Helfer nur acht. Der Unterschied zwischen den Berufsgruppen wird größer: Vor fünf Jahren lag der Abstand bei 1,7 Benefits – heute sind es rund drei.
„Der Trend ist stabil – auch am aktuellen Rand. Das zeigt, wie intensiv der Kampf um die Fachkräfte geführt wird“, kommentiert Roman Wink, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung in einer Pressemitteilung. „Für die Unternehmen ist es wichtig, sich von MitbewerberInnen abzusetzen. Warme Worte über ein ,gutes Betriebsklima‘ und eine ,Duz-Kultur‘ zeigen längst keine Wirkung mehr. Wer Fachkräfte sucht, muss ein überzeugendes Benefit-Paket schnüren. Attraktive Zusatzleistungen sind längst kein ,Bonbon‘ mehr, sondern ein zentraler Hebel im Wettbewerb um Arbeitskräfte.“
Geld schlägt Karriere: Arbeitgeber setzen auf finanzielle Extras
An erster Stelle der Zusatzleistungen stehen inzwischen Geldvorteile – sie finden sich in zwei von drei Stellenanzeigen. Ob Sonderzahlungen, betriebliche Altersvorsorge oder Mitarbeiterrabatte: Was direkt im Portemonnaie ankommt, zählt.
Erst seit 2024 haben diese geldwerten Benefits die Versprechen auf Karrierechancen überholt. Aufstiegsmöglichkeiten, sichere Jobs oder Mentoring sind zwar weiterhin gefragt, aber nicht mehr ganz vorn.
Stark im Kommen: flexible Arbeitszeiten. Rund 37 % der Stellenangebote locken mit Gleitzeit, Homeoffice oder Vertrauensarbeitszeit – und machen sie zum neuen Standard in der Arbeitswelt.
Weiterbildung im Aufschwung – aber nicht für alle gleich
- Fast jede zweite Stellenanzeige (2024) bietet Fort- und Weiterbildungen an – 2019 war es nur etwa jede vierte.
- Spezialist:innen und Expert:innen profitieren am meisten:
- In 55 % ihrer Anzeigen wird Weiterbildung angeboten.
- Helfer:innen bleiben zurück:
Klassiker wie Familienfreundlichkeit und Gesundheit – seltener angeboten
Familienfreundliche Zusatzleistungen, etwa flexible Elternzeitregelungen oder Kinderbetreuungsangebote, spielen in Stellenanzeigen nur eine Nebenrolle. Bei den Expert:innen werden sie immerhin in 18 % der Jobangebote erwähnt. Für Helfer:innen hingegen sind sie kaum ein Thema – hier bieten weniger als 10 % der Anzeigen entsprechende Benefits an.
Ähnlich sieht es bei Gesundheitsangeboten aus. Obwohl körperlich anstrengende Tätigkeiten gerade im Helferbereich weit verbreitet sind, fehlen dort häufig Maßnahmen zur Gesundheitsförderung – wie betriebsärztliche Betreuung, Vorsorgeuntersuchungen oder Sportangebote. Helfer:innen erhalten solche Leistungen deutlich seltener als höher qualifizierte Beschäftigte.
Fast 10 % Gehalt für gute Benefits?
Laut einer anderen Untersuchung aus dem Jahr 2024 der Arbeitgeber-Vergleichsplattform kununu sind für Angestellte attraktive Zusatzleistungen etwa ein Zehntel ihres Gehalts wert. Die Studie, die auf einer repräsentativen Umfrage von 1.154 Arbeitnehmern basiert, zeigt, dass Arbeitnehmende hierzulande im Durchschnitt bereit sind, auf etwa 9,78 % ihres Gehalts zu verzichten, wenn sie im Gegenzug attraktive Benefits erhalten.
Interessanterweise gibt nur etwas über die Hälfte der Befragten (54 %) an, dass ihre derzeitigen Arbeitgeber solche Zusatzleistungen anbieten. Besonders für junge Arbeitnehmer sind diese Leistungen von großer Bedeutung, da 83 % der 18-28-Jährigen sie als wichtig erachten, wobei 31 % sogar sehr wichtig finden. Insgesamt betrachten mehr als zwei Drittel der Befragten (69 %) Arbeitgeberleistungen als wichtig.
Benefits als eine akzeptable Alternative zu einer Gehaltserhöhung?
Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer (49%) betrachtet zusätzliche Leistungen grundsätzlich als eine akzeptable Alternative zu einer Gehaltserhöhung. Besonders attraktiv erachten sie dabei zusätzliche Urlaubstage, die für zwei Drittel der Befragten interessant sind, gefolgt von Fahrkostenzuschüssen (56 %), Mitarbeitervergünstigungen (55 %) und Universal-Gutscheinen (55 %). Einige Arbeitgeberleistungen werden als selbstverständlich angesehen, darunter Urlaubs- und Weihnachtsgeld, das von 52 % der Befragten erwartet wird, ein ergonomischer Arbeitsplatz (41 %) und die betriebliche Altersvorsorge (41 %). Etwa ein Drittel der Befragten (36 %) zeigt sich jedoch nicht bereit, auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten, unabhängig von den angebotenen Zusatzleistungen.

Grafik: kununu-Studie, 2024
Die Anziehungskraft von Zusatzleistungen auf die Mitarbeiterbindung ist eher begrenzt. Laut der kununu-Studie berichten 40 % der Teilnehmer, dass sie sich durch solche Leistungen nicht stärker an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen. Insbesondere Frauen zeigen mit einem überdurchschnittlichen Anteil von 45 % keine erhöhte Loyalität gegenüber ihrem Unternehmen, selbst wenn dieses attraktive Benefits anbietet.
Das Marktforschungsinstitut bilendi führte im Auftrag von kununu eine repräsentative Umfrage unter 1.154 Beschäftigten durch. Die Befragung fand im Januar 2024 statt. Von den Teilnehmern waren 52 % männlich und 48 % weiblich. Die Mehrheit (78 %) der Teilnehmer arbeitete in Vollzeit, während 22 % zum Zeitpunkt der Befragung in Teilzeit beschäftigt waren.
Was halten Beschäftigte von Benefits?
Eine weitere Studie (Circula Benefits-Reports 2023/24) verdeutlicht, dass, obwohl die überwiegende Mehrheit (86 %) der Arbeitnehmer*innen in Deutschland von ihren Unternehmen Zusatzleistungen erhalten, nur 48 % diese aktiv nutzen. 11 % berichten von Hindernissen wie einem komplizierten Zugang oder mangelnder Passgenauigkeit der angebotenen Leistungen. 9 % sind sich nicht einmal bewusst, welche Benefits ihnen zustehen oder ob sie überhaupt Anspruch darauf haben. Beschäftigte sehen auch das Problem, dass viele Unternehmen ähnliche Zusatzleistungen bieten. Dies stellt insbesondere für Arbeitgeber*innen eine Herausforderung dar, die mithilfe von Benefits neue Mitarbeiter*innen anziehen wollen. Ein einfacher Obstkorb oder ein eigener Parkplatz am Standort genügen nicht mehr.
Es ist interessant zu untersuchen, welche Zusatzleistungen die Mitarbeitenden sich tatsächlich wünschen, und dabei wird die Diskrepanz zwischen dem, was angeboten wird und was nachgefragt wird, offensichtlich.
In einer repräsentativen Studie hat die Pronova BKK Arbeitnehmer befragt, welche freiwilligen betrieblichen Zusatzleistungen für sie von Interesse sind. Die Ergebnisse überraschen: An erster Stelle der Wunschliste stehen nicht das Fitnessstudio (39 %) oder der Obstkorb (43 %), sondern die betriebliche Altersvorsorge (80 %) und die betriebliche Pflegeversicherung (68 %). Selbst das Jobticket (63 %) landet erst auf dem vierten Platz. Lediglich freie Getränke (72 %) sind ähnlich beliebt.
Ein Beitrag von: