Sicherer Job oder mehr Geld?
Eine neue Umfrage zeigt, warum viele Deutsche heute lieber auf Geld verzichten – und was das über den Arbeitsmarkt verrät.
Für viele deutsche Arbeitnehmer zählt 2025 Jobsicherheit mehr als ein höheres Gehalt – besonders die junge Generation setzt auf Stabilität im Job.
Foto: panthermedia.net/rrraum
Wechseln wegen mehr Gehalt oder doch Jobsicherheit? In Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs, steigender Arbeitslosigkeit und hoher Lebenshaltungskosten fühlen sich viele Arbeitnehmer in Deutschland verunsichert. Das wirkt sich auch auf die Überlegungen zum Jobwechsel aus.
Arbeitsmarktexperten sprechen von Job Hugging, wenn Angestellte ihren sicheren, festen Job einem schnellen Karrierewechsel vorziehen – das Gegenteil von Job Hopping (darüber haben wir berichtet), bei dem man häufig den Arbeitsplatz wechselt.
Eine Umfrage der weltweit größten Jobplattform Indeed unter 1.000 Berufstätigen zeigt: Für viele in Deutschland ist die Jobsicherheit mittlerweile wichtiger als ein höheres Gehalt. Manche würden sogar auf mehr Lohn verzichten, um ihren sicheren Arbeitsplatz zu behalten.
Sicherer Job statt dickes Gehalt
67,8 % der Befragten sagen, dass ihnen ein sicherer Job heute wichtiger ist als noch vor einem Jahr. Für 28,6 % ist das sogar „deutlich wichtiger“. Besonders die Gen Z sorgt sich um ihre berufliche Zukunft: 77,2 % der 18- bis 24-Jährigen geben an, dass ihnen Jobsicherheit wichtiger ist als früher – fast 10 Prozentpunkte mehr als der Durchschnitt.
Viele wären sogar bereit, dafür aufs Geld zu verzichten: 60,5 % der Arbeitnehmer in Deutschland könnten sich vorstellen, einen Teil ihres Gehalts gegen mehr Sicherheit einzutauschen. 20,4 % würden bis zu 10 % ihres Gehalts abgeben, 12,3 % (also jeder Achte) sogar mehr als 10 %, und 3,7 % würden über 20 % ihres Lohns aufgeben, um sicherer zu arbeiten.
Sebst bei den Vorstellungsgesprächen taucht das Thema der Sicherheit auf – darüber haben wir ausführlich berichtet.
Warum Jobsicherheit für Arbeitnehmer wichtiger wird
- Wirtschaftliche Lage: 18,5 % sagen, dass die allgemeine Wirtschaftslage ihr Sicherheitsgefühl im Job am meisten beeinflusst.
- Politische Entwicklungen: Für 15,4 % spielen politische Entscheidungen in Deutschland die größte Rolle.
- Eigene Leistung: 14,2 % achten vor allem darauf, wie sie selbst im Job performen.
- Unternehmensentscheidungen: 12,8 % machen sich vor allem Gedanken über die Richtung ihres Arbeitgebers.
- Technologischer Fortschritt: Nur 8,9 % sorgen sich primär um KI oder Automatisierung.
Sicherheit vs. Wechsel: Was Arbeitnehmer wirklich lockt
Der Wunsch nach mehr Jobsicherheit heißt nicht, dass ein Jobwechsel für deutsche Arbeitnehmer völlig ausgeschlossen ist. Arbeitgeber müssen nur etwas bieten, um sie in unsicheren Zeiten zu überzeugen – vor allem in Bereichen mit geringerer Sicherheit:
- Höheres Gehalt: 57,8 % wären bereit, etwas weniger Sicherheit für deutlich mehr Geld in Kauf zu nehmen.
- Flexible Arbeitszeiten & Homeoffice: 34,3 % lassen sich davon überzeugen.
- Kürzerer Arbeitsweg: Für 23,6 % ein wichtiger Anreiz.
- Bessere Karrierechancen: 21,3 % achten auf Entwicklungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen.
- Absolute Sicherheit: Nur 14,2 % würden einen unsicheren Job unter keinen Umständen akzeptieren.
Bleiben oder gehen? Warum Sicherheit manchmal bremst
„Job Hugging ist zunächst kein Zeichen von Bequemlichkeit, sondern eine nachvollziehbare Anpassungsstrategie. In Phasen ökonomischer Unsicherheit neigen Menschen dazu, Stabilität zu priorisieren. Bemerkenswert ist allerdings, wie verbreitet aktuell die Unsicherheit ist. Zwei von drei Angestellten geben an, dass Jobsicherheit aktuell eine größere Rolle als noch vor einem Jahr spielt“, sagt Dr. Stefanie Bickert, Job- und Karriere-Expertin bei Indeed.
„Für Arbeitgeber ist das ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sorgt Job Hugging für mehr Planungssicherheit und geringere Fluktuation. Andererseits kann es dazu führen, dass Angestellte in Positionen bleiben, die sie nicht mehr ausfüllen – mit Folgen für Motivation, Innovation und Leistungsbereitschaft“, ordnet sie die Ergebnisse der Befragung ein.
Laut den Ergebnissen sollten Arbeitnehmer im Hinterkopf behalten, dass Jobsicherheit zwar ein wichtiger Faktor für Zufriedenheit ist – sie kann Zukunftsängste verringern und so Raum für gute Leistung schaffen. Wird Sicherheit jedoch zur einzigen Priorität, könne das auch bremsen. Wer zu lange in einem Job bleibe, der eigentlich nicht passt, verliere auf Dauer Motivation und Sinn und riskiere, sich beruflich nicht weiterzuentwickeln. Deshalb könne es sich auch in unsicheren Zeiten lohnen, neue Chancen zu ergreifen und den nächsten Schritt zu wagen.
Die Umfrage wurde im Auftrag von Indeed vom Marktforschungsinstitut Appinio durchgeführt. Zwischen dem 23. und 25. September 2025 wurden dafür 1.000 Berufstätige in Deutschland befragt – 500 Frauen und 500 Männer aus verschiedenen Altersgruppen.
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