Lohnentwicklung 23.11.2012, 19:56 Uhr

Globalisierung lässt Luft für höhere Löhne

Trotz globalen Wettbewerbsdrucks könne es Reallohnerhöhungen geben, sagt Dennis Snower, Leiter des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel. Sie müssten sich aber an der Produktivität orientieren. Gustav Horn, Leiter des gewerkschaftsnahen IMK, sieht Nachholbedarf bei den Löhnen, die jahrelang hinter den Produktivitätszuwächsen zurückgeblieben seien.

Hohe Löhne gefährdeten die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen in globalisierten Märkten, heißt es oft. Während Arbeitgeber deshalb Lohndisziplin fordern, kritisieren Gewerkschaften eine zu geringe Beteiligung der meisten Arbeitnehmer am Gewinn. Die Meinungen und Analysen von Ökonomen gehen deutlich auseinander.

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Während der so genannten Lohnmoderation zwischen 2004 und 2007 sei das Verhältnis zwischen Reallöhnen und Produktivität merklich gesunken, sagt Dennis Snower, Leiter des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Kiel. Seitdem sei es jedoch wieder spürbar gestiegen. „Es hat also bereits Reallohnerhöhungen gegeben, die über dem Produktivitätszuwachs lagen.“ In diesem Jahr werden die Löhne wahrscheinlich im gleichen Umfang steigen wie die Produktivität. „Es kann künftig durchaus Reallohnerhöhungen geben, solange sie sich an der Produktivitätsentwicklung orientieren.“

Import aus China setzen deutsche Löhne unter Druck

Das vergleichsweise niedrige Lohnniveau in Schwellenländern könnte derweil für hiesige Arbeitnehmer zum Problem werden. „Importe aus Ländern wie China können deutsche Löhne unter Druck setzen, vor allem aber können sie auch zu Arbeitsplatzverlusten in den Sektoren führen, die mit den chinesischen Importen konkurrieren“, so Snower. „Für die Vereinigten Staaten konnte man beispielsweise zeigen, dass erhöhte Importe aus China zu signifikanten Arbeitsplatzverlusten in den entsprechenden amerikanischen Konkurrenzsektoren geführt haben.“

Besonders durch das Internet stehen auch in Deutschland immer mehr Arbeitnehmer in direktem Wettbewerb mit ausländischen Arbeitnehmern, unabhängig von ihrem Sektor, da viele Arbeitsaufgaben digital übermittelt werden können, ohne dass ihre Qualität darunter leide. „Software-Programmierung ist ein klassisches Beispiel“, sagt Snower.

„Ein indischer Programmierer kann sein Tageswerk in Sekundenschnelle an seinen deutschen Arbeitgeber übermitteln die deutschen Programmierer konkurrieren somit direkt mit ihren indischen Kollegen, die die gleiche Arbeit möglicherweise wesentlich preiswerter erledigen.“

Wissenschaftler des IfW hätten berechnet, dass bis zu 43 % der deutschen Arbeitnehmer in einem solchen direkten Wettbewerb stünden. Es handle sich dabei aber um eine theoretische Größe, die angebe, wie viele Arbeitsplätze rechnerisch ins Ausland wandern könnten. Und zwar dann, wenn für die Arbeit kein Kontakt zu Kunden oder Kollegen erforderlich sei, oder wenn sie generell nicht vor Ort ausgeführt werden müsse, z. B. bei Programmierern oder Buchhaltern.

„Preiswerte“ Arbeitskräfte im Ausland können Produktivitätsverluste verursachen

Ob sich das tatsächlich auch lohne, sei aber noch unklar, meint Snower. Zwar seien ausländische Arbeitnehmer (z. B. der indische Programmierer) häufig „preiswerter“, aber es gäbe vermutlich Produktivitätsverluste, wenn heimische Arbeitnehmer durch im Ausland ansässige ersetzt würden – etwa aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten, Abstimmungsproblemen und Qualität.

Diese Kosten seien hoch, und deshalb würden wir es vermutlich nicht erleben, dass 15 Mio. Beschäftigte ihren Job ans Ausland verlieren. Wie sich die Produktivität in Deutschland auf Dauer genau entwickeln wird, kann indessen kein Ökonom seriös voraussagen. Doch aktuell gestattete sie deutliche Lohnerhöhungen, sagt Gustav A. Horn, Leiter des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.

„Um die Stabilität der Binnenwirtschaft sowie des Euroraums insgesamt zu gewährleisten, sind Lohnsteigerungen in Höhe des Produktivitätszuwachses und der Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank erforderlich“, fordert Horn. Mit diesen Steigerungsraten wäre auch kein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit verbunden. Die Lohnzuwächse in Deutschland seien aber jahrelang hinter dieser Rate zurückgeblieben, sodass es jetzt einen erheblichen Nachholbedarf gebe.

Niedriges Lohnniveau in Schwellenländern kein schlüssiges Argument gegen höhere Löhne

Das niedrige Lohnniveau in Schwellenländern würden von Arbeitgebern gerne als Argument gegen höhere Löhne benutzt, kritisiert der IMK-Direktor. „Tatsächlich haben wir – wie die Handelsströme zeigen – kein generelles Wettbewerbsproblem mit China, da die Produktivität dort immer noch weit hinter der deutschen liegt.“ Einzelne Wettbewerbsprobleme, wie etwa in der Solar-Branche, seien allerdings dabei nicht ausgeschlossen.

Ob nun im Zuge der Globalisierung der Märkte für die Beschäftigten Vor- oder Nachteile zunehmen, hinge von uns ab. „Schaffen wir es, unser Bildungssystem top zu halten, werden wir auch wirtschaftlich top sein“, betont Horn. „Mit Schuldenbremse und Steuersenkungsfantasien dürfte dies allerdings schwierig sein.“

Unterdessen führten Exportüberschüsse und eine zu schwache Binnennachfrage zu weiteren Problemen. „Je mehr Exporte, desto besser, aber je höhere Exportüberschüsse, desto schlechter.“ Denn der aus zu niedrigen Löhnen und dem Ungleichwicht zwischen Importen und Exporten resultierende Überschuss Deutschlands spiegele nur die Verschuldung der Kunden im Ausland und dies gehe, wie sich durch die Krise gezeigt habe, nicht auf ewig gut.  

Ein Beitrag von:

  • Lars Wallerang

    Lars Wallerang schreibt als freier Journalist für verschiedene Print- und Onlinemedien wie VDI Nachrichten und ingenieur.de u.a. über Forschung und Lehre, Arbeitsmarktpolitik sowie Technik.

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