Interview 03.06.2025, 13:00 Uhr

Made in Brazil, powered by Germany: Mit KI zu agiler Unternehmens­transformation

Am Rande der EXPOMAFE in Sao Paolo haben wir mit Mathias Mangels gesprochen – dem Präsidenten und Chief Revenue Officer bei RethinkingWorks. Mit seiner beeindruckenden internationalen Erfahrung in Industrie, Digitalisierung und Strategieentwicklung war das Gespräch eine Gelegenheit, über aktuelle Herausforderungen im Ingenieurwesen, den Einsatz von künstlicher Intelligenz und die Chancen der digitalen Transformation zu sprechen.

Mathias Mangels

Brückenbauer zwischen Brasilien und Deutschland: Mathias Mangels denkt Industrie neu – global, digital, agil.

Foto: privat

RethinkingWorks (RTW) ist eine KI-gestützte Plattform für agile Unternehmens-transformationen. Mit einem eigenen KI-Entscheidungsmodul und agilen Methoden unterstützt sie Führungskräfte dabei, strategische Initiativen erfolgreicher umzusetzen.

Herr Mangels, könnten Sie uns ein wenig über Ihren beruflichen Werdegang erzählen – und darüber, welche Rolle Deutschland dabei gespielt hat?

Ich spreche so gut Deutsch, weil ich auf einer deutschen Schule in Brasilien war und dort das deutsche Abitur gemacht habe. Deutsch zu lernen war ein wichtiger Teil meiner Ausbildung, ich bin also hier in Brasilien mit der deutschen Sprache aufgewachsen.

Was meine berufliche Laufbahn betrifft: Ich war von 1995 bis 2019 bei Siemens in Erlangen im AUT-Bereich – Automatisierung tätig, später dann bei Siemens Brasilien.

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Irgendwann habe ich mich von Siemens getrennt, allerdings nicht komplett – wir haben Beratungsaktivitäten übernommen und sind mit dem Unternehmen Symnetics weiter aktiv geblieben.

Als Maschinenbauer hatte ich schon immer ein großes Interesse an Industrie, Werkzeugbau und Produktivität hatte. Besonders prägend war für mich mein Praktikum bei Dornier in München. Dornier war damals, in den Jahren 1975/76, an der Entwicklung des Alpha Jet beteiligt – eines Aufklärungs- und Kampfflugzeuges, das in Zusammenarbeit mit Dassault aus Frankreich entstand. Das Praktikum war für mich eine entscheidende Erkenntnis darüber, wohin meine berufliche Karriere gehen könnte.

Das war für mich eine fantastische Erfahrung, weil ich dort viel gelernt habe – vor allem über die Produktion von Spezialteilen, Aluminiumfräsen und die Verarbeitung von Kunststoff sowie den frühen Einsatz von Kohlefaser für den Flugzeugbau.

Diese Zeit war für mich eine große Motivation, mich weiterzuentwickeln – vor allem in den Bereichen Produktions- und Fertigungstechnik. Auch die damals beginnende Digitalisierung, etwa mit CNC-Steuerungen und speicherprogrammierbaren Steuerungen, hat mich sehr fasziniert.

Mit KI zur smarten Produktion

Kehren wir ins Hier und Jetzt zurück: Könnten Sie uns etwas mehr über Ihr aktuelles Unternehmen und dessen Schwerpunkte erzählen?

Im Zuge des digitalen Wandels haben wir eine Plattform namens ReThinking entwickelt. Diese Plattform unterstützt Unternehmen dabei, den Einstieg in neue Technologien wie künstliche Intelligenz strategisch anzugehen.

Konkret bieten wir dort ein sogenanntes ‚Playbook‘ an – eine Art Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Unternehmen KI sinnvoll und effektiv implementieren können.

Darüber hinaus arbeiten wir eng mit Universitäten in Brasilien zusammen, um über die Plattform auch den Zugang zu Forschung und Wissen zu erleichtern.

Ja, künstliche Intelligenz spielt dabei eine zentrale Rolle – sowohl in der Plattform selbst als auch in den Lösungen, die wir gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln.

Wie sind Sie zu dieser Idee gekommen?

Ich selbst bin zu diesem Thema über verschiedene Industrieprojekte gekommen – etwa im Bereich Lead Management, Produktionsoptimierung und Automatisierungslösungen für Branchen wie Automotive (z. B. Daimler) oder Lebensmittelherstellung.

Ein wichtiger Meilenstein war die Zusammenarbeit mit Symnetics aus den USA. Gemeinsam haben wir das Ganze weiterentwickelt, auch in Richtung Naher Osten und Nordamerika. Schließlich haben wir in Philadelphia unser Mutterhaus gegründet – und so ist ReThinking Works entstanden.

Und wie wirken sich diese Lösungen ganz konkret auf den Arbeitsalltag von Ingenieuren und Ingenieurinnen aus? Können Sie vielleicht ein Beispiel geben?

In Bereichen wie Fräsmaschinen, Drehbänken und anderen industriellen Anlagen handelt es sich oft um sehr investitionsintensive Maschinen. Unsere Plattform hilft dabei, die Produktivität und Planung rund um diese Maschinen deutlich zu verbessern.

Ingenieur*innen können über die Plattform digital planen – unterstützt durch Algorithmen und KI. So lassen sich Produktionsprozesse effizienter gestalten, Engpässe erkennen und besser steuern.

Ein Beispiel: Wenn eine bestimmte Maschine – sagen wir eine Drehbank – immer wieder den Produktionsfluss ausbremst, weil sie falsch konfiguriert ist oder die Bedienung nicht optimal erfolgt, dann kann unsere Plattform genau das analysieren. Sie gibt Hinweise, ob z. B. die Geschwindigkeit korrekt eingestellt ist oder ob an anderer Stelle Anpassungen nötig sind.

Kurz gesagt: Die Plattform unterstützt Ingenieur*innen dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen, Prozesse zu optimieren und letztlich die Produktivität zu steigern.

Geht es bei den Lösungen also vor allem darum, Zeit zu sparen? Oder was genau sind die zentralen Vorteile für die Nutzer und Nutzerinnen?

Genau – Zeit zu sparen, ist ein zentrales Thema. Aber nicht nur das: Auch die Qualität spielt eine große Rolle. Wir stehen für hochwertige Lösungen und präzise Prozesse.

Ein Beispiel: Wenn ich die Vorbereitung meiner Maschinen optimiere, kann ich in derselben Zeit mehr produzieren – und zwar in gleichbleibend hoher Qualität. Es geht also um Effizienz, aber auch um Verlässlichkeit und Produktivität in der Fertigung.

João Vitor Stedile, Geschäftsführer von VDI-Brazil (li.), und Matthias Mangels (re.),  der vor vielen Jahren auch für VDI nachrichten geschrieben hat. Foto: Alexandra Ilina

João Vitor Stedile, Geschäftsführer von VDI-Brazil (li.), und Matthias Mangels (re.),  der vor vielen Jahren auch für VDI nachrichten geschrieben hat.

Foto: Alexandra Ilina

Angst oder Aufbruch? Künstliche Intelligenz im Spiegel internationaler Industrie

Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen damit? Wie reagieren die Menschen auf diese Entwicklungen? Gibt es in Brasilien auch Bedenken bzw. Ängste, dass KI Arbeitsplätze gefährden oder die Rolle von Ingenieuren und Ingenieurinnen überflüssig machen könnte?

Das ist eine sehr gute Frage. Vor allem die junge Generation in Brasilien – und davon gibt es viele, denn Brasilien ist ein sehr junges Land – steht dem Thema KI meist offen gegenüber. Die neuen Ingenieur*innen sind neugierig, wollen verstehen, wie man KI nutzt und wie man das Potenzial voll ausschöpfen kann. Gleichzeitig wünschen sie sich Orientierung: Sie suchen nach klaren Strukturen, nach „Playbooks“, die ihnen den Einstieg erleichtern.

Auf der anderen Seite erleben wir bei mittelständischen Unternehmen, etwa auch aus Süddeutschland, oft eher wirtschaftlich geprägte Fragen: Was kostet das? Was bringt es konkret an Produktivitätssteigerung? Wie schnell amortisiert sich so ein System?

Um genau auf solche Fragen gute Antworten geben zu können, arbeiten wir mit Studien, Pilotprojekten und gezielten Programmen.

Arbeiten Sie derzeit auch mit deutschen Unternehmen zusammen? Und in welchem Zusammenhang steht Ihre Mitgliedschaft im VDI Brasil dazu?

Deutschland ist zweifellos führend im Bereich Industrie 4.0. Das Konzept wurde maßgeblich in Aachen entwickelt und prägt seitdem die industrielle Entwicklung in Europa. Dabei geht es nicht nur um theoretische Modelle oder Diagnosen, sondern auch um konkrete Lösungen – wie sie etwa durch die Acatech, Siemens oder Maschinenhersteller wie Hella oder Index entstehen.

Viele dieser Technologien aus Europa haben wir aktiv in unser Team und unsere Plattform ReThinking Works integriert. Entsprechend eng ist auch unsere Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen und Universitäten, besonders über den VDI. Wir sind Teil von VDI Brasil und haben bereits Case Studies durchgeführt sowie praxisnahe Schulungsprogramme angeboten.

Ein zentrales Element dieser Programme ist, dass die Teilnehmer*innen – oft aus mittelständischen Unternehmen – konkrete Konzepte für ihre eigenen betrieblichen Herausforderungen entwickeln. Es geht also nicht um reine Theorie, sondern um direkte Anwendung. Einige dieser Konzepte wurden sogar in anderen Regionen übernommen, etwa in Singapur, Lateinamerika oder im Nahen Osten.

Dort arbeiten wir zum Beispiel mit der KACST (King Abdulaziz City for Science and Technology) zusammen, die ein Industrie-4.0-Zentrum betreibt. Gemeinsam mit dem World Economic Forum sind wir an einem „SME Sandbox“-Projekt beteiligt – einer Art Testumgebung, in der kleine und mittlere Unternehmen neue Technologien ausprobieren und bewerten können, bevor sie diese in den Betrieb übernehmen. Das fördert nicht nur Innovation, sondern ist auch ein starker Anreiz für junge Mint-Fachkräfte, sich praxisnah mit Digitalisierung und KI zu beschäftigen.

Ein spannendes Werkzeug dabei sind digitale Zwillinge: Unternehmen können Produktionsprozesse virtuell simulieren, Schwachstellen identifizieren und Optimierungen testen – ohne Risiko im realen Betrieb.

Wie sich Ingenieurarbeit zwischen Brasilien und Deutschland unterscheidet

Sie sind sehr international aufgestellt. Wie unterscheidet sich die Arbeit der Ingenieure in Brasilien von anderen Ländern?

Was die internationale Zusammenarbeit betrifft, sehen wir deutliche kulturelle Unterschiede. Zum Beispiel: In Brasilien sind die Zinssätze extrem hoch – aktuell bei rund 14,7 %. Das macht industrielle Investitionen wesentlich schwieriger als in Europa, wo man oft staatliche Förderung oder sehr günstige Finanzierungsmöglichkeiten hat.

Daher ist das industrielle Ökosystem in Brasilien stark auf Effizienz und Optimierung ausgerichtet. Investitionen müssen sehr präzise geplant und maximal ausgeschöpft werden. Das macht brasilianische Ingenieur*innen gleichzeitig besonders kreativ und anpassungsfähig – sie arbeiten oft mit Prototypen, improvisieren Lösungen und finden Wege, auch mit begrenzten Mitteln Innovationen umzusetzen.

In Deutschland beobachten wir – basierend auf Studien und dem Austausch mit unseren Kolleg*innen dort – dass Investitionen oft größer und gleichzeitig eher konservativ geplant sind. Das bedeutet, man setzt bevorzugt auf bewährte Technologien, bei denen es klare Erfolgsergebnisse gibt.
Die Digitalisierung ist in Deutschland insgesamt deutlich weiter entwickelt, und es gibt ausgereifte, erprobte Lösungen. Ein Beispiel sind die Angebote von Siemens, die in Europa sehr verbreitet sind. Diese Lösungen sind meist auf Kosteneffizienz ausgelegt, aber auch entsprechend hochpreisig. So kostet ein Manufacturing Execution System (MES) von Siemens schnell mal 100.000 $ bis 200.000 $ – eine Größenordnung, die zeigt, wie unterschiedlich die Technologien und Investitionsansätze im Vergleich zu anderen Märkten sein können.

Welche Tipps würden Sie jungen Ingenieurinnen und Ingenieuren geben, die gerade am Anfang ihrer Karriere stehen – basierend auf Ihren Erfahrungen?

Ich persönlich finde, es gibt kaum etwas Spannenderes als das Ingenieurwesen. Ingenieur*innen haben die Chance, konzeptionell und analytisch zu arbeiten – und heute kommen immer mehr Datenanalysen und KI-Technologien hinzu. Während wir früher mit großen Matrizen gerechnet haben, stehen uns heute leistungsstarke Plattformen und Algorithmen zur Verfügung, die ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Das eröffnet ein wirklich exponentielles Wachstum und neue Aufgabenfelder, nicht nur im klassischen Maschinenbau, sondern auch in angrenzenden Bereichen.

Das Ingenieurwesen zieht nach wie vor junge Menschen an, aber leider nicht genug – das ist ein globales Problem, auch in Deutschland und Brasilien. Trotzdem sind die Karrierechancen enorm, und die Zukunftsfähigkeit des Berufs ist sehr groß.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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