Kündigungen vermeiden: So erkennen Firmen Warnsignale
Viele Unternehmen unterschätzen, wie schnell Unzufriedenheit im Team zur Kündigung führen kann. Mit cleveren digitalen Tools lassen sich erste Warnsignale erkennen – bevor es zu spät ist.

Frühwarnsystem fürs Büro: Wie Nutzungsdaten und flexible Arbeitsmodelle helfen, Kündigungen früh zu erkennen – und zu verhindern.
Foto: PantherMedia / AndreyPopov (YAYMicro)
Kommt bald eine Kündigungswelle auf Deutschland zu? Wenn man Digitalisierungsexpertin Franzisca Engels fragt, sieht es ganz danach aus – und das ist nicht einfach nur ein Gefühl. Ihre Einschätzung basiert auf handfesten Daten.
Mitentwickelt hat sie die Office-Software LIZ, die schon seit Jahren misst, wie Büroräume genutzt werden und wie oft Mitarbeitende tatsächlich vor Ort sind. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Besonders im Sommer wünschen sich viele mehr Flexibilität beim Arbeiten.
Gleichzeitig steigen Frust und Wechselbereitschaft deutlich an. Wer diese Signale übersieht, läuft Gefahr, dass Mitarbeitende innerlich kündigen – und bald ganz gehen. Laut aktuellen Umfragen würde etwa jede*r Zweite den Job aufgeben, wenn Homeoffice verboten wird.
Sommer-Exit
„Vor allem im Sommer wünschen sich die Menschen mehr Abwechslung, Freiheit und Teamevents, damit das Büro auch an den heißesten Tagen attraktiv bleibt“, sagt Franzisca Engels, CEO von LIZ Smart Office. Würden Unternehmen auf einen strikten Präsenzzwang setzen, könnten bis zu sechs Millionen Beschäftigte kündigen – allein unter denen, die derzeit von zuhause arbeiten. Das wären rund 13 % aller Erwerbstätigen in Deutschland. So viele Kündigungen wären kein Einzelfall mehr, sondern ein echtes Problem. Die Botschaft ist klar: Wer seine Mitarbeitenden halten will, muss flexible Arbeitsmodelle anbieten.
„Wer glaubt, die Arbeitswelt von morgen ließe sich mit Konzepten von gestern gestalten, könnte einen bitteren Preis zahlen“, sagt die Expertin. Damit es gar nicht erst so weit kommt, hat LIZ Smart Office Warnzeichen entwickelt, die früh zeigen, wenn Mitarbeitende unzufrieden sind und über einen Wechsel nachdenken.
Wie man Rückzug im Team aufspürt
Die Software LIZ Smart Office wertet aus, wie oft Arbeitsplätze oder Meetingräume gebucht werden – und das sagt viel über die Stimmung im Team.
Teams, die hybrid arbeiten (also mal im Büro, mal im Homeoffice), nutzen die Software im Schnitt 18 % häufiger. Das zeigt: Sie sind aktiver, eingebundener und zufriedener. Wer regelmäßig bucht, ist präsent – auch im übertragenen Sinne.
LIZ erkennt außerdem früh, wenn sich Mitarbeitende zurückziehen. Sinkt die Buchungsrate einer Gruppe deutlich oder bucht jemand über längere Zeit gar nicht mehr, kann das ein erstes Warnsignal sein. Kombiniert mit kurzen Mitarbeiterbefragungen („Pulschecks“) lässt sich erkennen, wo es hakt – und gegensteuern, bevor Kündigungen drohen.
„So entsteht eine Art Frühwarnsystem, welches dem Arbeitgeber die Chance bietet gegenzusteuern, bevor Unzufriedenheit im schlimmsten Fall zur Kündigung führt“, erklärt Engels.
Risikofaktor Präsenzpflicht
„Risikofaktor Nummer eins für eine Kündigung im Sommer ist und bleibt eine Präsenzpflicht ohne eigene Gestaltungsfreiheit“, warnt die Expertin. Gerade im Sommer verlangen Reisen, Kinderbetreuung und hohe Temperaturen viel Flexibilität. Laut Franziska Engels kann ein starrer Präsenzzwang in dieser Zeit schnell zu Frust führen. Sie betont, dass nicht alle Mitarbeitenden unter den gleichen Bedingungen arbeiten – ob alleinstehend, mit Kindern oder besonders ehrgeizig.
Was alle Mitarbeitenden gemeinsam haben, ist der Wunsch nach Planungssicherheit. 68 % der LIZ-Nutzer gestalten ihre Arbeitstage im Büro und im Homeoffice gleichermaßen strukturiert. Die Daten zeigen auch: Kreative Teams buchen bis zu 30 % häufiger gemeinsame Arbeitsbereiche – sie sind also öfter vor Ort.
Laut der LIZ-CEO ist es deshalb entscheidend, individuelle Arbeitsmuster zu erkennen und flexible Lösungen zu schaffen, die zu den jeweiligen Bedürfnissen passen. Wer nur auf Homeoffice oder nur auf Präsenz setzt, verfehlt die Realität – und riskiert, dass Mitarbeitende abspringen.
Mehr Nähe trotz Hitze: So bleibt das Büro attraktiv
„Kein Ort für soziale Berührungspunkte ist ein weiterer Risikofaktor für eine Abwanderung“, erklärt die Expertin weiter.
Zwar sinkt die Büroauslastung im Sommer um etwa 35 %, doch von Stillstand kann keine Rede sein. Vielmehr bietet die warme Jahreszeit die Chance, neue Konzepte zu testen.
Die LIZ-Daten zeigen: Flexible Einzelplätze mit Tageslicht, Ruhe und guter Luft werden häufiger gebucht. Auch Events wie Eispausen, Afterwork oder gemeinsames Grillen sorgen für mehr spontane Bürobesuche – teilweise steigen die Buchungen dabei um bis zu 40 %.
Laut Franziska Engels fördern solche Aktionen das Wir-Gefühl und machen das Büro selbst bei 30 Grad attraktiv.
Serviceanpassungen vornehmen
„Der Faktor Einsamkeit spielt vor allem in Ferienzeiten eine große Rolle“, sagt Franzisca Engels. „Die Menschen setzen sich dann in Gemeinschaftsräumen eher zusammen und möchten Gesellschaft genießen, anstatt allein zu Hause oder in einem Einzelbüro zu sitzen“. Wenn in Teamzonen deutlich weniger gebucht wird oder ganze Etagen leer bleiben, liegt das nicht nur am Urlaub – es kann ein erstes Warnsignal sein. Laut Digitalisierungsexpertin Franziska Engels erkennt die Software oft frühzeitig, was Mitarbeitende brauchen – noch bevor sie es selbst merken.
„Durch das frühzeitige Erkennen der Bedürfnisse haben wir die Möglichkeit, die Menschen zusammenzuführen, einzelne Etagen temporär zu schließen oder Serviceanpassungen vorzunehmen“, erklärt Engels.
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