Karriere 04.11.2011, 12:05 Uhr

Mittlere Führungskräfte verschaffen sich Gehör

Wenn Ingenieuren der Aufstieg in die zweite Führungsebene glückt, währt die Freude über diesen Karriereschritt oft nicht lange

Das Geschäft läuft rund, neue Rekordzahlen werden angepeilt, der Vorstand des mittelständischen Unternehmens ist glücklich. Nur der IT-Leiter nicht. Er ächzt unter dem Boom, denn während um ihn herum alles zu wachsen scheint, gilt das nicht für die personelle Ausstattung seiner Abteilung. Stattdessen wird der promovierte Informatiker vermeintlich für seine Leistungen geadelt, indem er mehr und mehr Aufgaben „in Personalunion“ aufgebürdet bekommt.

Alle Ansinnen, aufstocken zu dürfen, werden von den Entscheidern ignoriert oder abgebügelt. Die Unzufriedenheit unter den ITlern steigt zusehends. Jammern hilft jetzt nicht. Jetzt hilft nur noch, sich Gehör zu verschaffen – und zwar in der Sprache der Vorstände.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Bundesagentur für Arbeit-Firmenlogo
Technische/-r Berater/-in (w/m/d) für den Technischen Beratungsdienst Bundesagentur für Arbeit
Recklinghausen, Ahlen-Münster, Coesfeld Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Hereon-Firmenlogo
Doktorandin (m/w/d) Helmholtz-Zentrum Hereon
Geesthacht (bei Hamburg) Zum Job 
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben-Firmenlogo
Baumanagerin / Baumanager (w/m/d) Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur in der Fachrichtung Gebäude-, Elektro- oder Versorgungstechnik (w/m/d) Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Ernst-Abbe-Hochschule Jena-Firmenlogo
Stiftungsprofessur Ressourceneffiziente Produkt- und Prozessentwicklung Bes. Gr.: W 2 Ernst-Abbe-Hochschule Jena
RWTH Aachen University-Firmenlogo
Full Professor (W2, Tenure Track W3) in Process Metallurgy in a Circular Economy Faculty of Georesources and Materials Engineering RWTH Aachen University
Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)-Firmenlogo
Projektleiter/in "Altlasten und Kampfmittel" (w/m/d) Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)
Minebea Intec GmbH-Firmenlogo
Automations- / Inbetriebnahmeingenieur (m/w/d) Minebea Intec GmbH
Hamburg Zum Job 
Hensoldt Sensors GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur*in Sekundärradar / IFF (m/w/d) Hensoldt Sensors GmbH
München/Taufkirchen Zum Job 
HENSOLDT Sensors GmbH-Firmenlogo
Head of N&G Radar Planning & Cables (w/m/d) HENSOLDT Sensors GmbH

Bei einer großen Führungskräfterunde geht der IT-Leiter die Sache direkt und unmissverständlich an, indem er in bestem Vorstandssprech sein Anliegen (mehr Mitarbeiter) mit den Wünschen des Vorstandes (mehr Umsatz) verbindet: „Ich brauche mehr Leute, um mehr Umsatz generieren zu können.“ Zwei Minuten später bekommt der IT-Leiter grünes Licht, neue Mitarbeiter einstellen zu dürfen.

Gehobene Führungskräfte müssen viele Kämpfe führen, um sich durchzusetzen

Dieses Beispiel, das Gudrun Happich aus ihrer Praxis als Executive Coach schildert, spiegelt die Kämpfe und Krämpfe gehobener Führungskräfte. Die Chefin des Kölner Galileo-Instituts für Human Excellence spricht gern vom „Glanz und Elend der zweiten Führungsebene“. Gerade Ingenieure und Techniker, die aufrücken, seien letztlich in Unternehmen die Innovationstreiber und Motivatoren, doch nur ganz wenige seien darauf vorbereitet, was ihren Job deutlich erschwert. Denn als Wanderer zwischen den Welten sind sie besonderen Belastungen ausgesetzt, sagt Happich: „Ihre Aufgabe ist es, zwischen dem mittleren Management und dem Topmanagement zu vermitteln. Hierzu müssen sie die Spielregeln beider Seiten kennen und verstehen.“

Schwer genug, denn sie müssen in zwei Richtungen führen: Mitarbeiter und Vorgesetzte lenken. Damit übernehmen die Leistungsträger der zweiten Ebene die Rolle eines Brückenbauers. „Häufig, ohne es zu wissen“, betont Happich. Folge: Viele Ingenieure reiben sich auf und kapitulieren früher oder später. Was fatal für das Unternehmen ist, denn nicht nur Happich betrachtet Ingenieure und Techniker der zweiten Führungsebene als extrem wichtige Säule im Unternehmen, „wenn nicht sogar als die tragende Säule schlechthin“.

So sieht das auch Johann Leitl, Führungskräftetrainer der Frankfurter Beratungsgesellschaft Structural Consulting. Vor allem in technologiegetriebenen Unternehmen spielen Ingenieure in führenden Positionen eine Schlüsselrolle, obwohl das vorderhand gar nicht so aussieht: „Meist haben Betriebswirte und nicht Ingenieure das Sagen“, stellt Leitl fest. Womit eine erste Konfliktlinie gezogen ist.

Ingenieure als Führungskräfte: Betriebswirtschaftliche Denke wichtig

Daher lautet Leitls grundlegender Rat: Ingenieure in leitenden Funktionen müssen betriebswirtschaftlich denken können, sonst werden sie sich kaum etablieren können. Seine Devise: „Zuerst auf das Geschäft schauen und dann überlegen, was die Technik zum Geschäftserfolg beitragen kann.“ Das heißt auch: Die Sprache der BWLer, wie sie nun mal in Vorstandsetagen dominiert, beherrschen.

Allerdings sollte sich ein Ingenieur vor dem Wechsel in eine führende Position besser darüber klar werden, ob es an der Spitze eine technische Vision gibt oder Buchhalter das Sagen haben, ob es einen Austausch mit der zweiten Führungsebene gibt oder nicht – wenn nicht, rät Leitl von einem Wechsel eher ab. Wie er auch davon abrät, Vorstände, die zu wilden Strategiewechseln, autarken Entscheidungen und Ungereimtheiten neigen, umerziehen zu wollen. Leitl: „Damit kann man nur scheitern.“ Und bis Ingenieure sich ein Scheitern eingestehen, kann es dauern, haben Happich und Leitl beobachtet.

Was häufig zu Kollateralschäden führt. Happich: „Denn sind diese ‚Schlüsselspieler‘ erst einmal gegangen, gehen meist auch die besten Mitarbeiter aus dem Team und versuchen, dem ‚guten Ingenieur‘ zu folgen.“ Auf diese Weise könnten ganze Bereiche im Unternehmen wegbrechen. Weshalb Happich Vorständen dringend empfiehlt, die richtig guten Ingenieure auf der zweiten Führungsebene zu stärken, damit sie und das Unternehmen zum Magneten für weitere „Gute“ werden. Ingenieure wiederum sollten sich Gehör verschaffen, Aufmerksamkeit einfordern, wenn es daran mangelt.

Sie rät dazu, Vorgesetzte zwar zu akzeptieren, wie sie sind, aber: „Holen Sie sich, was Sie brauchen!“ Und zwar, indem Ingenieure etwa ihre technischen Anliegen argumentativ so aufbereiten, dass sie dem Gedankenmodell des Vorstands entsprechen. Vor allem, dessen Bedürfnisse gelte es zu befriedigen, um selbst zum Ziel zu kommen, nach dem Motto: „Gib dem anderen, was er braucht – und Du bekommst, was Du selbst willst.“

Mittlere Führungskräfte sollten klar und konsequent, respektvoll und wertschätzend sein

Vor allem kommunikativ sollte der Ingenieur daher seine Wanderung zwischen den Welten des oberen und mittleren Managements beherrschen: „Nach unten gelten die Regeln des mittleren Managements, die Leistung und Inhalt fokussieren, nach oben gelten die Regeln des Top-Managements: Hier stehen Strategie, Taktik, Politik, Beziehungsfähigkeit und gute Kontakte im Mittelpunkt“, erklärt Happich. Und immer gilt: klar und konsequent, respektvoll und wertschätzend sein. Selbst, wenn die obere Etage entscheidungsschwach oder führungslos ist.

Ein Beitrag von:

  • Chris Löwer

    Chris Löwer

    Chris Löwer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist für überregionale Medien. Seine Themenschwerpunkte sind Wissenschaft, Technik und Karriere.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.