Industrie 13.05.2013, 14:15 Uhr

Made in Germany: Erfolgsfaktor oder Handicap?

Qualität „Made in Germany“ ist und bleibt nach Ansicht vieler Entscheider ein Exportschlager. Dabei sei nicht ausschlaggebend, ob ein Produkt aus Deutschland stammt, sondern ob deutsche Qualitätskultur in dessen Herstellung einfließt. Dessen sollte sich bewusst sein, wer sich auf der Fachmesse für Qualitätssicherung – Control – über neue Technologien informieren will.

Messen, Messen, Messen: Über technologische Neuheiten in der Qualitätssicherung informiert vom 14. bis 17. Mai die Fachmesse Control in Stuttgart.

Messen, Messen, Messen: Über technologische Neuheiten in der Qualitätssicherung informiert vom 14. bis 17. Mai die Fachmesse Control in Stuttgart.

Foto: Fraunhofer IOSB

Messen, Prüfen, Analysieren: das Einmaleins der Qualitätssicherung in der Industrie. Eine moderne Fertigung ohne Produktionskontrolle: undenkbar. Und so wird es nächste Woche auf der Fachmesse für Qualitätssicherung – der Control – von Sensoren, Messköpfen, Analysegeräten, Waagen und Zählern nur so wimmeln.

Das technologische Fundament für Qualität „made in Germany“ – es steht. Aber ist das schon alles? Was macht deutsche Qualität im Kern aus? Und was bedeutet sie im internationalen Wettbewerb? Einen Vorteil? Oder gar einen Nachteil? Fünf Entscheider aus Wirtschaft und Wissenschaft suchten in einer Podiumsdiskussion auf der diesjährigen Hannover Messe nach Antworten auf diese Fragen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Bundesagentur für Arbeit-Firmenlogo
Technische/-r Berater/-in (w/m/d) für den Technischen Beratungsdienst Bundesagentur für Arbeit
Recklinghausen, Ahlen-Münster, Coesfeld Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Hereon-Firmenlogo
Doktorandin (m/w/d) Helmholtz-Zentrum Hereon
Geesthacht (bei Hamburg) Zum Job 
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben-Firmenlogo
Baumanagerin / Baumanager (w/m/d) Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur in der Fachrichtung Gebäude-, Elektro- oder Versorgungstechnik (w/m/d) Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Ernst-Abbe-Hochschule Jena-Firmenlogo
Stiftungsprofessur Ressourceneffiziente Produkt- und Prozessentwicklung Bes. Gr.: W 2 Ernst-Abbe-Hochschule Jena
RWTH Aachen University-Firmenlogo
Full Professor (W2, Tenure Track W3) in Process Metallurgy in a Circular Economy Faculty of Georesources and Materials Engineering RWTH Aachen University
Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)-Firmenlogo
Projektleiter/in "Altlasten und Kampfmittel" (w/m/d) Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)
Minebea Intec GmbH-Firmenlogo
Automations- / Inbetriebnahmeingenieur (m/w/d) Minebea Intec GmbH
Hamburg Zum Job 
Hensoldt Sensors GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur*in Sekundärradar / IFF (m/w/d) Hensoldt Sensors GmbH
München/Taufkirchen Zum Job 
HENSOLDT Sensors GmbH-Firmenlogo
Head of N&G Radar Planning & Cables (w/m/d) HENSOLDT Sensors GmbH

„Es geht um die Qualitätskultur ,made in Germany‘. Wo das Produkt hergestellt wird, ist weniger wichtig“, erklärte Rolf-Jürgen Ahlers, Geschäftsführender Gesellschafter des Optoelektronikspezialisten ProxiVision. „Wichtiger als ,Made in Germany‘ ist der Einfluss des deutschen Qualitätsgeists“, fand Eike Böhm, der das Qualitätsmanagement bei Mercedes-Benz Cars in Stuttgart leitet.

So klingt das, wenn die Diskutanten einer Podiumsdiskussion in einem Punkt keinen Diskussionsbedarf haben. Einig waren sie sich auch darüber, dass die Anforderungen an die Qualitätssicherung mit der Zeit weiter zunehmen.

Produkte kommen immer schneller auf den Markt

Ulrich Schrickel, Leiter Qualitätsmanagement bei Bosch in Gerlingen, berichtete, dass Produkte immer schneller an den Markt gebracht werden müssten. Daimler-Mann Böhm ergänzte: „Die Ansprüche der Kunden steigen.“ Und in den Worten von Frank Brode, Vorstand Qualität und Neue Technologien des Mindener Steckerherstellers Harting: „Qualität geht weit über die Frage hinaus, ob mein Produkt kaputtgeht oder nicht.“

„Sowohl die Produkte als auch die Herstellungsprozesse werden immer komplexer“, berichtete Brode. Die Kunden würden darauf Wert legen, Qualität gepaart mit Innovation einzukaufen. Er setzt auf die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen, „um die neuesten Technologien in die Produkte zu bringen“. Das Unternehmen Harting ist sich sein eigener Ausrüster. „In unseren Anlagen benutzen wir unsere eigenen Produkte“, sagte er in Hannover.

Einen starken Trend machte Brode zudem in der Individualisierung von Produkten aus: „Massenproduktion wird den Bedürfnissen der Kunden nicht immer gerecht. Es kommt deshalb darauf an, die Produktionsprozesse mit Intelligenz auszustatten.“

Produkte sollten an lokale Märkte angepasst werden

Bosch-Qualitätsmanager Schrickel machte einen entscheidenden Aspekt von Qualität im Local-for-local-Gedanken aus. Das bedeutet, dass Produkte und Dienstleistungen auf den jeweiligen Kunden in der jeweiligen Region abgestimmt sind. Es sei nicht damit getan, im Sinne eines „Copy and Paste“ einfach zu übernehmen, was in einem anderen Markt funktioniert hat, fand auch Ulrich Weinberg, Leiter der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. „Die Produkte, aber auch die Bildungs- und Schulungssysteme sollten an den Bedürfnissen des Kunden vor Ort ausgerichtet werden.“

Weinberg regte an, dass sich die Fertigungsindustrie an der Softwareproduktion orientieren könnte. Diese vollziehe sich immer von Neuem in Iterationsschleifen und befinde sich deshalb andauernd im Prozess. „Diese Denke ist der Fertigungsindustrie noch fern“, stellte er fest. Schrickel glaubte gar, dass in Zukunft zwischen Hardware und Software nicht mehr unterschieden werde.

Die Experten sahen in Deutschland großes Potenzial, bei der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen Maßstäbe zu setzen. Laut Weinberg setze dies allerdings voraus, dass die Akteurinnen und Akteure in Bildung, Forschung und Wirtschaft sich früher und effektiver vernetzen und interdisziplinär denken. Dort sah er Nachholbedarf: „Wir sind im vernetzten Denken nicht ausgebildet, sondern darin separat zu denken.“ Entsprechende Aus- und Fortbildungskonzepte müssten im deutschen Bildungssystem verankert werden.

Qualität ist und bleibt für die Experten ein Zukunftsthema. Böhm: „Den Leuten wird zunehmend klar, wie wichtig Qualität eigentlich ist.“

Ein Beitrag von:

  • Iestyn Hartbrich

    Iestyn Hartbrich

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Werkstoffe, Metallurgie, Maschinenbau, Automation, Luft- & Raumfahrt, Reportagen

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.