Beförderungsstrategien 09.01.2003, 01:00 Uhr

Die interne Beförderung richtig bewerten

Stellt die Beförderung einen beruflichen Fortschritt dar und gibt es keine nachvollziehbaren Gründe für die Ablehnung, dann sollte sie immer angenommen werden. Wer aber auf Stellensuche gehen will, sollte doch ablehnen. Denn eine Beförderung bindet in gewisser Weise ans Unternehmen.

Die Beförderung ist ein positives Signal. Foto: pantheremedia.net/pressmaster

Die Beförderung ist ein positives Signal.

Foto: pantheremedia.net/pressmaster

Der Jahresübergang wird vielfach von Unternehmen und Mitarbeitern genutzt, kurz- und mittelfristige berufliche Perspektiven auszuloten und festzulegen. Neben Zielvereinbarungen und Personalentwicklungsprogrammen wird auch über die eine oder andere Beförderung gesprochen. In konjunkturell schwachen Zeiten geht man zwar mit der internen Beförderung sparsamer um, dennoch ist sie nicht ausgeschlossen.

Im Lebenslauf setzt die Beförderung ein sehr positives Zeichen. Doch wie sieht es mit der Signalwirkung aus, wenn der betroffene Mitarbeiter in absehbarer Zeit das Unternehmen verlassen und auf Stellensuche gehen möchte? Es kommen diverse Fragen auf: Soll ich die Beförderung überhaupt akzeptieren? Soll ich vor oder unmittelbar nach einer Beförderung auf Stellensuche gehen? Wie lange sollte ich nach einer Beförderung im Unternehmen verweilen?

Wer eine Beförderung ohne Grund ablehnt, macht sich verdächtig

Stellt die Beförderung einen wirklichen beruflichen Fortschritt dar und gibt es keine nachvollziehbaren persönlichen Gründe für die Ablehnung, dann sollte eine Beförderung immer angenommen werden. Alles andere wäre für den Arbeitgeber nicht nachvollziehbar und würde in die Kategorie „höchst verdächtig“ eingestuft. Möglicherweise hört der Personalleiter schon das Gras wachsen und interpretiert die Ablehnung als Desinteresse am Unternehmen (weil der Betroffene bereits zu neuen Ufern aufgebrochen ist!).

Wer eine interne Beförderung ablehnt, läuft zudem Gefahr, künftig bei ähnlichen Maßnahmen von Vorgesetzten oder Personalabteilung unberücksichtigt zu bleiben. Im ersten Moment mag das zwar den Mitarbeiter nicht interessieren, der ohnehin auf Stellensuche ist. Aber die berufliche Alternative muss erst einmal gefunden werden. Möglicherweise wird nach Sichtung der Alternativen der Abwanderungsplan eingemottet. Wenn im eigenen Unternehmen dann gleichfalls alle Türen verschlossen sind, sieht es für die weitere Karriere bescheiden aus.

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Die Beförderung ist ein positives Signal

Andererseits findet die Beförderung in der Regel nicht sofort statt und fällt nicht wie der Blitz aus heiterem Himmel. Es gibt Vorlaufzeiten und für denjenigen, der das Unternehmen verlassen will, kommt die Frage auf, ob er die Bewerbungsaktionen vor oder nach der Beförderung fahren soll. Da die Beförderung an sich ein positives Phänomen darstellt, scheint die Antwort klar. Kaum ein Signal kann deutlicher über die Arbeitsleistung eines Mitarbeiters urteilen als die vollzogene Beförderung. Warum also nicht direkt nach der Beförderung auf dem Arbeitsmarkt umsehen?

Empfänger von Bewerbungen sehen das teilweise anders und stellen sich die Frage, warum der frisch beförderte Mitarbeiter plötzlich das Unternehmen verlassen will. Diese Frage stellt sich insbesondere, wenn Fach-/Führungskräfte durch die Beförderung zu entscheidend höherer Verantwortung gekommen sind. Möglicherweise passt der Bewerber nicht in den größeren Anzug und gerät aufgrund von Erfolglosigkeit beim eigenen Arbeitgeber unter Druck. Oder möchte der Bewerber seine Karriere stärker beschleunigen als akzeptabel? Bisher kann er ja kaum in der Kürze der Zeit den Beweis zu noch höheren Weihen angetreten haben.

Nach der Beförderung: Zwei Jahre Wartezeit

Übertriebener Ehrgeiz kommt nicht gut an. Letztlich entstehen Zweifel an der Person des Bewerbers auf Grund fehlender Dankbarkeit gegenüber seiner Beförderung. Man kann das Ganze drehen und wenden wie man will, ein Wechsel unmittelbar vor oder nach einer Beförderung bleibt ungünstig. Wer vor einer geplanten Beförderung wechselt, verzichtet auf das Highlight im Lebenslauf. Interne Beförderungen sind nicht alltäglich und unterstreichen nachhaltiger als jedes Arbeitszeugnis die Zufriedenheit des Arbeitgebers mit dem Mitarbeiter. Wer andererseits frisch befördert wurde, sollte schon glaubhaft nachweisen, dass er in den größeren Anzug passt. Dafür dürfte mindestens eine Verweilzeit von zwei Jahren in der neuen Position notwendig sein.

 

Ein Beitrag von:

  • Bernd Andersch

    Bernd Andersch ist Karriere-Coach, Sachbuchautor und Spezialist für Bewerbungsstrategien.

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