Studie 08.10.2024, 14:30 Uhr

Wechselwillige Mitarbeitende: Sitzen viele nur noch ihre Zeit ab?

Der Wunsch nach einem Jobwechsel verstärkt die Distanz zum Arbeitgeber. Laut dem neuen Jobwechsel-Kompass für das dritte Quartal zeigt sich, dass viele wechselwillige Mitarbeitende ihre Arbeitsleistung reduzieren und sich im Homeoffice häufiger Pausen nehmen.

Unzufriedenheit im Job und der Jobwechsel

Wenn die Unzufriedenheit wächst, sinkt die Motivation: Die Herausforderung für Arbeitgeber, Mitarbeitende zu halten und ihre Bindung zu stärken.

Viele Beschäftigte, die über einen Jobwechsel nachdenken, vernachlässigen ihre aktuelle Arbeit. Das zeigt der aktuelle Jobwechsel-Kompass, den die Königsteiner Gruppe zusammen mit der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de vierteljährlich durchführt. Für die Studie werden regelmäßig über 1.000 Beschäftigte zu ihren Wechselabsichten befragt.

Keine zusätzlichen Aufgaben übernehmen

Demnach übernehmen 38 % der wechselwilligen Mitarbeitenden keine zusätzlichen Aufgaben mehr, während dieser Anteil bei jenen, die keinen Wechsel planen, nur 18 % beträgt. Zudem haben 43 % der Wechselwilligen innerlich bereits gekündigt.

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Die Wechselbereitschaft auf dem deutschen Arbeitsmarkt bleibt hoch: Ein Drittel aller Beschäftigten ist offen für einen neuen Arbeitgeber, eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorquartal. Besonders in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen zeigt sich großes Interesse an einem Jobwechsel – hier können sich fast 48 % eine neue Herausforderung vorstellen.

Abstand zu dem aktuellen Job gewinnen

Viele potenzielle Jobwechsler nutzen das Homeoffice, um Abstand zu ihrem aktuellen Job zu gewinnen. Ein Viertel von ihnen gibt an, gelegentlich im Homeoffice zu arbeiten, um heimlich Pausen einzulegen. 26 % stellen dafür sogar ihren Status auf Kommunikationsplattformen wie Slack oder Teams auf „beschäftigt“, obwohl sie das nicht sind. Zudem haben sich 38 % der Wechselwilligen in letzter Zeit öfter krankschreiben lassen, ohne wirklich krank zu sein. Zum Vergleich: Von denen, die keinen Jobwechsel planen, tut das nur jede*r Zehnte.

„Unsere Zahlen zeigen: Beschäftigte, die sich für eine neue berufliche Chance interessieren, entfernen sich Schritt für Schritt von ihrem aktuellen Arbeitgeber. Da Mitarbeiterbindung in Zeiten des Fachkräftemangels aber eine sehr hohe Bedeutung zukommt, sind Arbeitgeber gefragt, schlagkräftige Motivationskonzepte für unzufriedene Mitarbeitende zu entwickeln, die diesen wieder neuen Schwung verleihen“, erklärt Peter Langbauer, Geschäftsführer von stellenanzeigen.de. die Ergebnisse der Umfrage.

Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage stellen viele Arbeitgeber weiterhin neue Mitarbeitende ein. Laut 74 % der Befragten gibt es bei ihrem aktuellen Arbeitgeber keinen Einstellungsstopp. Die Mehrheit der Beschäftigten ist daher zuversichtlich, was ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt betrifft: 61 % bewerten diese als gut, auch wenn das im Vergleich zum letzten Quartal ein Rückgang von 4 % ist.

Potenzielle Jobwechsler sind etwas optimistischer: 65 % von ihnen glauben an gute Aussichten für einen Wechsel. Langfristig sind die meisten Beschäftigten zuversichtlich. 24 % erwarten, dass ihre Chancen in einem Jahr noch besser sein werden, und 55 % gehen davon aus, dass sie zumindest gleich bleiben. Besonders optimistisch in dieser Hinsicht sind jüngere Menschen zwischen 18 und 19 Jahren, von denen 43 % an eine noch bessere berufliche Zukunft glauben.

Zwei Drittel der Beschäftigten mit ihrem Unternehmen zufrieden

Trotz der weiterhin hohen Bereitschaft, den Job zu wechseln, berichten Arbeitsmarktforscher von einer nach wie vor großen Zufriedenheit mit den Arbeitgebern. Aktuell sind zwei Drittel der Beschäftigten mit ihrem Unternehmen zufrieden, während nur 6 % besonders unzufrieden sind. Selbst unter denjenigen, die über einen Jobwechsel nachdenken, liegt die Zufriedenheitsrate noch bei 40 %. „Der Arbeitsmarkt hat sich längst von der wirtschaftlichen Konjunktur abgekoppelt. Das zeigt sich auch an den Wechselabsichten der Beschäftigten, die auch dann eine berufliche Neuorientierung in Betracht ziehen, wenn sie mit ihrem aktuellen Arbeitgeber eigentlich zufrieden sind“, sagt Nils Wagener, Geschäftsführer Königsteiner Gruppe.

Für den Jobwechsel-Kompass befragt das Marktforschungsinstitut Bilendi im Auftrag der Königsteiner Gruppe und stellenanzeigen.de quartalsweise über 1.000 Beschäftigte zu ihren beruflichen Zukunftsaussichten und ihrer Wechselbereitschaft. Der Befragungszeitraum für die aktuelle Ausgabe war im September 2024. Alle Teilnehmenden waren zum Zeitpunkt der repräsentativen Umfrage berufstätig.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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