Internationale Ingenieure 08.05.2019, 15:08 Uhr

Arbeiten in Deutschland: Das kommt auf einen Ingenieur aus dem Ausland zu

Internationale Ingenieure sind gefragt und entscheiden sich zunehmend für den Standort Deutschland. Warum das so ist und was Ingenieure vor einem Wechsel wissen müssen, hat ingenieur.de mit Dr. Ruth Vijande Rodríguez besprochen. Sie ist Geschäftsführerin der internationalen Beratungsfirma Rodríguez International Consulting sowie Business Coach und Lehrbeauftragte an der Hochschule Heilbronn.

Foto: panthermedia.net/Arne Trautmann

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ingenieur.de: Frau Dr. Rodríguez, was macht Deutschland als Arbeitsstandort so attraktiv für Ingenieure aus dem Ausland?

Rodríguez: Deutschland hat, wenn man Europa betrachtet, die Finanzkrise gut überstanden. Ingenieure sind gefragt und internationale Fachkräfte finden sich in der glücklichen Situation wieder, dass sie sich den Schwerpunkt aussuchen können. Natürlich ist die Automobilindustrie in Deutschland sehr attraktiv, aber auch die Chemiebranche und die Lebensmittelindustrie begeistern. Von spanischen Ingenieuren, die nach Deutschland gegangen sind, habe ich die Rückmeldung bekommen, dass sie bereits als Jungingenieure verantwortungsvolle und spannende Tätigkeiten ausführen können. Zum Beispiel im Bereich Forschung.

Sie haben die Branchen angesprochen, die internationale Ingenieure reizen. Gibt es Wunschsparten, in denen die Ingenieure besonders gern in Deutschland arbeiten wollen?

Ich würde sagen, trotz der sich im Umbruch befindenden Automobilindustrie, ist es nach wie vor eine Tätigkeit als Ingenieur im Fahrzeugbau. Es wird unter den Ingenieuren angenommen, dass die deutsche Automobilindustrie die Herausforderungen meistern wird und den Zug in Sachen Elektromobilität auch nicht verpasst. Andere Branchen haben vielleicht gehofft, dass viele Ingenieure aus der Automobilindustrie aussteigen. Diese Annahme kann ich aus meinen Erfahrungen heraus nicht bestätigen.

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Eine weitere spannende Branche ist die Energiewirtschaft. Die Bewegung von fossiler zu erneuerbarer Energie ist ein weites Feld. Für Energiekonzerne heißt es zum Beispiel auch neue Bewerber finden. Eine aufregende Zeit für Ingenieure und Unternehmen in der Energiewirtschaft.

Eine 3. wichtige Säule in Deutschland stellen nach den großen Playern die sogenannten Hidden Champions dar. Die Mittelständler sitzen oft nicht in den Großstädten München, Hamburg oder Berlin, sondern sind aus familiären und historischen Gründen in kleineren Städten oder sogar in der deutschen Provinz angesiedelt. Diese Firmen sind oftmals sehr spannende Arbeitgeber für internationale Ingenieure und weisen eine familiäre Unternehmenskultur auf.

Was zeichnet diese familiäre Unternehmenskultur aus?

Die Kultur würden viele vielleicht als altmodisch bezeichnen. Es geht familiärer zu und es werden in der Regel Traineeships angeboten. Auf dem eher klassischen Weg wurden und werden Unternehmenserfolge erzielt – und hier sind auch Ingenieure gefragt.

Wenn ich mich als Ingenieur entscheide, in Deutschland arbeiten zu wollen, was muss ich alles wissen in Hinsicht auf Qualifikation und die Lebens- und Arbeitsbedingungen?

Ich würde sagen, die oberste Priorität ist die Sprache. Man könnte meinen, dass Englisch ausreicht, weil die deutschen Firmen ja auch international ausgerichtet sind, aber Kandidaten, die die Sprache gut können, werden bevorzugt. Ingenieure benötigen kein C1-Zertifikat, aber ein Sprachlevel von B1 oder B2 sollte es schon sein. Die Sprache ist unglaublich wichtig.

Viele ausländische Absolventen haben bereits in Deutschland studiert oder ein Auslandssemester an einer deutschen Universität gemacht. Das hilft auch beim Erlernen der Sprache. Auf dem Workshop für internationale Ingenieure am 16. Mai im Rahmen des Recruiting Tages in Düsseldorf wird auch auf das Thema eingegangen und unter anderem ein typisches Muster für einen Lebenslauf in Deutschland besprochen.

Wie sieht es denn in Sachen Studienabschluss aus? Werden die Abschlüsse der internationalen Ingenieure in Deutschland anerkannt?

Wenn man aus der Europäischen Union kommt, ja. Dann ist es durch die Bachelor- und Masterabschlüsse einfacher. Bewerber aus Spanien, Frankreich oder Italien werden da nicht so hinterfragt. Universitäten stellen auch internationale Zertifikate aus, auf denen auf Englisch die Fächer und die Anzahl der Credits angezeigt werden. So haben Firmen einen guten Überblick, was die Bewerber alles im Studium gemacht haben. Das Spiel ändert sich, wenn es um Bewerber aus Indien geht.

Außerhalb der EU werden die Abschlüsse kritischer betrachtet. Ist die Ausbildungsqualität so hoch wie hierzulande? Diese Frage wird oft gestellt. In diesen Fällen empfehle ich, dass der Bewerber so viele Informationen über sich wie möglich schickt. Es gibt ja auch die Möglichkeit, die Abschlüsse im Nachgang in Deutschland anerkennen zu lassen.

Im Bereich technischer Vertrieb spielen die Abschlüsse sogar eine untergeordnete Rolle, da Firmen hier explizit internationale Mitarbeiter suchen, die viele Fremdsprachen beherrschen.

Sie verfügen über aktuelle Studienergebnisse zu spanischen Ingenieuren in Deutschland. Was sind die zentralen Ergebnisse?

Die Studie, die ich mit meinem Team erhoben habe, gibt Aufschluss über das Berufsleben und die Integration bzw. das familiäre Leben der Ingenieure, die in Deutschland arbeiten. Wenn sich die Familie in Deutschland unwohl fühlt, wird oftmals die gesamte Erfahrung des Standortwechsels negativ bewertet, so die Forschungsergebnisse. Meine erste Erhebung startete 2015. Dieses Jahr habe ich erneut Ingenieure kontaktiert und dabei über 600 Antworten erhalten. Darunter waren 220 Ingenieure, die bereits 2015 an der Erhebung teilgenommen haben. Die private und berufliche Integration hat sich laut der neuesten Auswertung sehr stark verbessert und positiv entwickelt. Das hat mein Team und mich sehr gefreut.

Können Sie festmachen an welchen Faktoren das liegt?

Ja, denn wir haben gemessen wie hoch die Zufriedenheit auf der Arbeit ist – und die ist in den letzten Jahren gestiegen. Damit einher geht eine geringere “Intention of leaving”. Die internationalen Ingenieure wollen weniger oft wieder in ihr Heimatland zurückkehren. Dies ist eine schöne Entwicklung, denn viele Unternehmen befürchten, dass die eingestellten internationalen Ingenieure rasch wieder das Team verlassen. Das Investment wäre also fast umsonst. Die Mehrheit der Teilnehmer hatte 2015 noch gar nicht entschieden, wann sie nach Spanien zurückgehen. 2019 sagen die meisten Befragten, dass sie wahrscheinlich nicht mehr nach Spanien zurückkommen werden. In 2 Stunden ist man mit dem Flieger in Spanien. Diese überschaubare Entfernung ist ein weiterer Grund, warum sich spanische Ingenieure entscheiden, hier zu bleiben. Ein Besuch in der Heimat ist schneller realisierbar als für einen Ingenieur aus Indien.

Deutschland ist ja sehr kritisch, was die eigene Willkommenskultur angeht. Doch unsere Erhebung sagt aus, dass internationale Ingenieure gerne hier leben und arbeiten, wenn sie spannende Aufgaben haben, fair bezahlt und von ihrem Unternehmen geschätzt werden.

Verschlechterungen gab es in den Bereichen Privatleben und Wohnungssuche. Der Immobilienmarkt in Deutschland ist angespannt; Wohnungen sind vor allem in beliebten Städten wie Düsseldorf, München und Köln sehr teuer.

Und wenn eine Vermittlung von internationalen Ingenieuren dann doch mal nicht geklappt hat. Können Sie definieren, woran das liegt?

Meine persönliche Erfahrung: Wenn Kandidaten ähnliche Skills aufweisen, dann wird oftmals doch der deutsche Ingenieur eingestellt. Auf 70 % der Fälle trifft das zu, wenn die Kandidaten sehr vergleichbar sind. Natürlich gibt es Bewerbungsgespräche und ein persönliches Bild des Bewerbers – allerdings besteht immer noch oft die Angst, dass internationale Ingenieure wieder in ihre Heimat zurückgehen und das Investment in den neuen Mitarbeiter umsonst war. Das gilt vor allem für kleinere Unternehmen, die weniger Erfahrung mit internationalen Angestellten haben.

Am 16. Mai halten Sie ja einen Workshop für internationale Ingenieure auf dem Recruiting Tag in Düsseldorf. Welche Inhalte erwarten die Teilnehmer?

In 1. Linie wird beleuchtet, warum Deutschland als Standort für internationale Ingenieure so interessant ist. Welche Bereiche sind spannend und welche Branchen boomen? Deutschland hat mehr zu bieten als Jobs in München und Stuttgart. Es gibt viele andere Standorte mit interessanten Aufgaben. Zudem sprechen wir über Kultur und Sprache. Es lohnt sich, in Deutschland zu studieren und sich die Sprache anzueignen. Zudem werden Fakten zu Gehältern geliefert und auf die Gehaltsstudie von ingenieur.de verwiesen. Internationale Ingenieure haben oftmals die Befürchtung, dass sie schlechter bezahlt werden als ihre deutschen Kollegen. Hier möchte ich gerne mit Daten aufklären. Am Ende bleibt Zeit für Austausch und Beratung. Der Workshop wird auf Englisch angeboten und geht von 9:30 – 11:30 Uhr.

Foto: VDI Verlag GmbH

Foto: VDI Verlag GmbH

Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Rodríguez!

Dr. Ruth Vijande Rodríguez ist Geschäftsführerin von Rodríguez International Consulting, eine internationale Beratungsfirma mit Sitz im nordrhein-westfälischen Niederzier. Rodriguez ist zudem Business Coach und Lehrbeauftragte an der Hochschule Heilbronn, Fakultät für International Business.

Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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