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BIM für die Infrastruktur 16.09.2022, 20:28 Uhr

Digitales Planen und Bauen setzt Gesamtprozess-Verständnis voraus

Ehemals eher ein Geheimtipp hat sich ein BIM-Kongress in Hessen zur gut besuchten BIM-Austauschplattform entwickelt.

Wie die Umsetzung der Digitalisierung beschleunigt werden kann, diskutierten in der Podiumsdiskussion des BIM-Kongresses (von links) Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Christian Schlosser, Ph.D., Inga Stein-Barthelmes, Christian Hess, Markus Rambach und Dr.-Ing. Andreas Bach. Foto: Milton Arias

Wie die Umsetzung der Digitalisierung beschleunigt werden kann, diskutierten in der Podiumsdiskussion des BIM-Kongresses (von links) Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Christian Schlosser, Ph.D., Inga Stein-Barthelmes, Christian Hess, Markus Rambach und Dr.-Ing. Andreas Bach.

Foto: Milton Arias

Zum insgesamt neunten Mal richteten die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) und das 5D Institut den BIM-Kongress Infrastruktur Digital Planen und Bauen in Gießen aus.

Von 80 auf 500 Teilnehmer in acht Jahren

Gestartet mit rund 80 Teilnehmenden im Jahr 2014 kamen dieses Jahr am 14. und 15. September über 300 Besucherinnen und Besucher in die Universitätsstadt, um sich über Erfahrungswerte und vor allem weitere Potenziale der Digitalisierung entlang der Wertschöpfungskette des Bauens zu informieren. Zusätzlich gab es erneut die Möglichkeit, via Livestream am Computer teilzunehmen, sodass sich die Veranstalter über insgesamt 500 Anmeldungen freuen konnten.

Die Deutsche Bahn ist Mitorganisator und wendet die BIM-Methode bereits seit zehn Jahren an. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung und andere Organisationen präsentierten 2022 ihre ersten digital abgewickelten Infrastrukturprojekte.

Ideen zur Steigerung der Wertschöpfung beim Bauen

Steigerungsmöglichkeiten gibt es in allen Disziplinen des Infrastrukturbaus. Insbesondere die Phasen des Bauens und Betreibens können die Wertschöpfung um ein Vielfaches erhöhen. Interessante Ideen dazu, die von Vertreterinnen und Vertretern aus Lehre und Forschung, Wirtschaft und Öffentlicher Hand vorgestellt wurden, waren beispielsweise die durchgängige Verzahnung zwischen der BIM- und der GIS-Welt, eine integrierte Datennutzung und -verwaltung aber auch neue Vertragsmodelle und eine eindeutige Standardisierung von Informationen entlang der einzelnen Leistungsphasen.

Die Vorträge demonstrierten Möglichkeiten zur Beschleunigung des digitalen Planens, Bauens und Betreibens, gaben Beispiele zur Verbesserung der kollaborativen Zusammenarbeit in Bauprojekten und veranschaulichten, wie sich die Attraktivität der Branche vor allem für junge Menschen steigern lässt, um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern.

Der Initiator der Veranstaltung, Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz von der THM zeigte sich hochzufrieden angesichts der zahlreichen Präsenz-Teilnehmenden und guter Gespräche.

Foto: Milton Arias

4000 Brücken schneller sanieren mithilfe von Digitalisierung

Wichtige Themen waren aber auch die Dekarbonisierung des Bauens. Auch wurden Lösungsvorschläge aufgezeigt, wie sich die Sanierung oder Erneuerung von rund 4000 Brücken in Deutschland in der Praxis bewerkstelligen lässt. Die Digitalisierung bietet hier eine Vielzahl von Optimierungsmöglichkeiten, um Infrastrukturprojekte heute und in Zukunft schneller, wirtschaftlicher, nachhaltiger und mit weniger Personal zu realisieren.

Die Referierenden präsentierten verschiedene moderne Technologien wie die Drohnenbefliegung oder Künstliche Intelligenz – allesamt Bausteine, die ihren Beitrag zu einem erfolgreichen BIM-Prozess leisten können. Der Schlüssel zum Erfolg ist – so der Tenor – ein gemeinsames, eindeutiges Verständnis des Gesamtprozesses und der einzelnen Anwendungsfälle durch alle Beteiligten.

Markus Rambach (Firmengruppe Max Bögl) betonte den Wert der Kommunikation – und zwar stets respektvoll und offen für neue und junge Ideen.

Foto: Milton Arias

Der BIM-Kongress soll 2023 wieder im September stattfinden. Das genaue Datum steht allerdings noch nicht fest.

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Von THM / Karlhorst Klotz