Zum E-Paper
Tunnelbau 19.10.2022, 17:00 Uhr

Weltweit erstes komplett von Robotern geschaffenes unterirdisches Bauwerk enthüllt

Der in der Forschungs- und Entwicklungseinrichtung von HyperTunnel gebaute Tunnel des britischen Start-ups zeigt das Potenzial einer radikalen neuen Baumethode, mit der sich unterirdische Infrastrukturen schneller, kostengünstiger und nachhaltiger bauen lassen als mit derzeitigen Techniken.

Das HyperTunnel-Team hat seine HyperBot-Roboter in seiner Zentrale in Basingstoke (Großbritannien) sowie in einer Lernumgebung im Freien (The Hole) und im Geolab in den North Hampshire Downs entwickelt. Foto: HyperTunnel

Das HyperTunnel-Team hat seine HyperBot-Roboter in seiner Zentrale in Basingstoke (Großbritannien) sowie in einer Lernumgebung im Freien (The Hole) und im Geolab in den North Hampshire Downs entwickelt.

Foto: HyperTunnel

Das britische Technologieunternehmen HyperTunnel hat das weltweit erste vollständig von Robotern gebaute unterirdische Bauwerk vorgestellt. Es wurde in seiner Forschungs- und Entwicklungseinrichtung in den North Hampshire Downs errichtet. Das Start-up für innovative unterirdische Bauwerke entwickelt eine neuartige, automatisierte Baumethode, die Tunnel mehr als zehnmal schneller und zur Hälfte der Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Methoden bauen soll.

Schwarmroboter statt Menschen als Tunnelbauer

Das Verfahren ist nach Angaben des britischen Unternehmens wesentlich umweltfreundlicher und verwendet nachhaltige Materialien wie kohlenstoffarmen Beton. Die HyperTunnel-Methode könnte die Sicherheit im Tunnelbau verbessern, da Menschen das Bauwerk während der Konstruktionsphase nicht betreten müssen.

Stattdessen dringt eine Flotte von „HyperBot“-Robotern über bogenförmig angeordnete HDPE-Rohre in den Boden ein, für die zuvor durch einfaches horizontales Richtbohrverfahren (Horizontal Directional Drilling, HDD) Zugänge geschaffen wurden.

In Schwarmbauweise dringt eine Flotte von „HyperBot“-Robotern über bogenförmig angeordnete HDPE-Rohre in den Boden ein. Innen erstellen sie die Tunnelhülle, indem sie Baumaterial direkt in den Boden einbringen.

Foto: HyperTunnel

Im Inneren der Rohre drucken die Roboter die Tunnelhülle, indem sie Baumaterial direkt in den Boden einbringen. Der 6 Meter lange, 2 Meter hohe und 2 Meter breite Peak XV-Tunnel im Fußgängermaßstab wurde als Teil eines Projekts für Network Rail geliefert und auf der British Tunnelling Society Conference & Exhibition in London am 11. und 12. Oktober gezeigt.

Digitaltechnologien spielen eine Schlüsselrolle

Im Rahmen des Network Rail-Projekts wurde das HyperTunnel-Verfahren demonstriert und die Technologien untersucht, die für eine unterbrechungsarme Instandsetzung der regionalen Eisenbahninfrastruktur des Vereinigten Königreichs, zu der rund 650 Tunnel aus viktorianischer Zeit gehören, von zentraler Bedeutung sind.

„Die Vorstellung unseres ersten groß angelegten Demonstrationstunnels ist ein großer Schritt“, sagte Steve Jordan, Co-CEO und Mitbegründer von HyperTunnel. „Der ausschließliche Einsatz von Robotern für den Bau unterirdischer Bauwerke ist zwar etwas völlig anderes, aber die dazu beitragenden Technologien wie digitale Zwillinge, Robotik, 3D-Druck und digitale unterirdische Vermessung, unterstützt durch KI und VR, haben sich in anderen Branchen bereits bewährt.“

Anfang dieses Jahres erhielt HyperTunnel eine Förderung in Höhe von 1,88 Millionen Euro vom European Innovation Council (EIC) Accelerator, dem wichtigsten europäischen Innovationsprogramm. Außerdem erhielt das Unternehmen eine Finanzinvestition von Vinci, einem weltweit führenden Unternehmen in den Bereichen Konzessionen, Energie und Bau.

Die weltweit erste vollständig von Robotern konstruierte unterirdische Struktur, die in der Forschungs- und Entwicklungseinrichtung des Unternehmens in den North Hampshire Downs gebaut wurde.

Foto: HyperTunnel

Erfahren Sie mehr im Schwerpunkt Tunnelbau der Ausgabe 11|2022 des Bauingenieur

Empfehlung der Redaktion – das könnte Sie auch interessieren:

  1. Weitere Beiträge aus dem Special Innovationen
  2. Aktuelle Beiträge aus dem Special Infrastrukturbau
  3. Nichts mehr verpassen: Hier geht‘s zur Anmeldung für den Bauingenieur-Newsletter…
  4. Spezialtiefbau: Bauer forciert Digitalisierung der Baustelle – und hofft auf Bauma-Innovationspreis
  5. Altlastensanierung: Injizierte Bakterien beseitigen Schadstoffe bis in 27 Meter Tiefe
  6. Hochleistungsbohrgerät: Auf dem Weg zur dieselfreien und leisen Baustelle
  7. S-Bahn-Tunnel: Herausforderungen an den Spezialtiefbau
  8. Verformungen des Baugrunds: Untersuchungen zum Seitendruck auf Pfahlgründungen in bindigen Böden
  9. Spezialtiefbau: Gründung auf Fertigrammpfählen
  10. Geotechnik: Anwendung des Fachmodells Baugrund im BIM-Kontext
  11. Wichtige Abkürzungen aus der Baubranche
Von HyperTunnel / Karlhorst Klotz