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Nachruf 24.01.2022, 16:55 Uhr

Zum Tod von Eberhard Schöck

Trauer um einen Bauingenieur, der auch als Unternehmer und Erfinder wirkte: Mit ihm verliert die Branche eine verantwortungsbewusste und sozial engagierte Persönlichkeit.

Eberhard Schöck (1935–2022), Gründer der Schöck AG. Foto: Schöck

Eberhard Schöck (1935–2022), Gründer der Schöck AG.

Foto: Schöck

Am 19. Januar 2022 ist Eberhard Schöck, Bauingenieur und Gründer der Schöck AG in Baden-Baden, im Alter von 86 Jahren gestorben. Angetrieben von der Vision, das Bauen moderner zu machen, und dem Mut, Dinge neu zu denken, hat er die Branche mit seinen Erfindungen nachhaltig verändert. Aus dem 1962 gegründeten Schöck Bautrupp entwickelte er die Schöck Bauteile GmbH, den heute führenden Anbieter von tragenden Wärmedämmelementen und Trittschalllösungen.

„Man darf nie beim Alten stehen bleiben. Um erfolgreich zu sein, muss man ganz neue Dinge entwickeln oder bestehende Dinge verbessern.“ Dieser Leitspruch bestimmte das Leben und Werk von Schöck und prägt sein Unternehmen bis heute.

Nach Abschluss des Bauingenieur-Studiums legte er mit dem Schöck Bautrupp den Grundstein für eine erfolgreiche Unternehmensgeschichte. Heute beliefert die Schöck Gruppe Kunden in über 40 Märkten und beschäftigt mehr als 1100 Mitarbeiter. Eberhard Schöck blieb seinem Unternehmen auch nach Beendigung der Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender im Juli 2003 bis zum Schluss eng verbunden.

Durchbruch mit dem Produkt Isokorb

Eberhard Schöck zog mit ungewöhnlichen Neuentwicklungen wie Kellerfenstern in Styroporschalung oder Europas erstem glasfaserverstärkten Polyesterlichtschacht in einzigartiger Eiform schon früh die Aufmerksamkeit auf sich. 1983 gelang ihm der Durchbruch mit dem Isokorb, der als Teil der Wärmedämmung das Produkt Wärmebrücken an auskragenden Bauteilen reduziert, beispielsweise an Balkonen, Attiken oder Vordächern.

Eberhard Schöck Anfang der 80er-Jahre mit seiner bahnbrechenden Erfindung, dem tragenden Wärmedämmelement Isokorb.

Foto: Schöck

Kurz darauf präsentierte das Unternehmen die ebenfalls zum Patent angemeldete Tronsole, ein Produkt für effektiven Trittschallschutz in Treppenhäusern. Die Idee dazu ging ebenfalls auf den Firmengründer zurück.

Dank seiner unkonventionellen Herangehensweise setzte Schöck Standards und prägte die Baubranche und deren Entwicklungen entscheidend. Als Vorreiter hinsichtlich der Themen Bauphysik, Nachhaltigkeit und Klimaeffizienz, die er von Anfang an zukunftsweisend miteinander verknüpfte, kommt ihm eine ganz besondere Rolle zu.

Soziales und gesellschaftliches Engagement

Als Arbeitgeber lag ihm das Wohl seiner Mitarbeiter am Herzen. Früh schon führte er für die Betriebsangehörigen eine Sozialkasse und die Beteiligung am Unternehmenserfolg ein. Mit Gründung der Eberhard-Schöck-Stiftung 1992, deren Auf- und weiteren Ausbau er aktiv vorantrieb, übernahm er auch gesellschaftlich Verantwortung und setzte sich für die Verständigung und die Aussöhnung mit den Ländern Osteuropas ein.

Unter dem Motto „Wandel durch Ausbildung“ fördert seine Stiftung das Bauhandwerk in Mittel- und Osteuropa durch Modellprojekte und Qualifizierungs- sowie Austauschprogramme. Weitere Aktivitäten folgten wie die Vergabe des „Schöck Bau-Innovationspreises“ oder des „Nachwuchspreises Betonbauteile“ sowie die Unterstützung von Förderangeboten im kulturellen oder studentischen Bereich.

Auf Initiative seiner Ehefrau Sabine Schöck, mit der er seit 1961 verheiratet war, wurde darüber hinaus 2012 die Schöck-Familien-Stiftung gegründet. Diese engagiert sich unter dem Motto „Zukunft durch Bildung“ für benachteiligte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Indien, Nepal, den Ländern Afrikas und Deutschland sowie in diversen Förder- und Sozialprojekten in Baden-Württemberg.

Auszeichnungen

Das Land Baden-Württemberg ehrte Schöck 2009 mit der Wirtschaftsmedaille und 2018 mit der Staufermedaille in Silber für sein Lebenswerk. 2020 wurde er für seine Erfindung des Isokorb als „Nachhaltigste Innovationsleistung“ für die Rudolf-Diesel-Medaille nominiert. Mit dem „Erfinder-Oscar“, Europas ältestem Innovationspreis, werden jährlich Unternehmerpersönlichkeiten und Unternehmen für ihren Erfindergeist und ihre Fähigkeit, Ideen erfolgreich unternehmerisch umzusetzen, ausgezeichnet.

Trotz seiner enormen Erfolge blieb er bodenständig und regional verwurzelt. Anderen Menschen begegnete er auf Augenhöhe und gewann sie durch sein ehrliches, authentisches und offenes Auftreten.

Eberhard Schöck war eine bei Geschäftspartnern und Kunden allseits geschätzte Persönlichkeit und beeindruckte als charismatischer und tatkräftiger Unternehmer.

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