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Temperaturabgesenkter Asphalt 24.07.2023, 13:51 Uhr

Biotumen: Erdölbasiertes Bitumen mit Cashewschalen-Extrakt ersetzen

Gut fürs Klima ist ein CO2-reduzierter und temperaturabgesenkter Asphalt, dessen Bindemittel kein Bitumen auf Basis von Erdöl benötigt, sondern mit biogenen Rohstoffen auskommt, die keine Verfahrensänderungen beim Einbau des Asphalts erfordern.

Biotumen im Einsatz mit einer Einbautemperatur von 110 °C beim Bau eines Radwegs in Wildpoltsweiler (östlich des Bodensees). Foto: Strabag

Biotumen im Einsatz mit einer Einbautemperatur von 110 °C beim Bau eines Radwegs in Wildpoltsweiler (östlich des Bodensees).

Foto: Strabag

Strabag will gemeinsam mit dem GreenTech-Startup B2Square die Herstellung und Markteinführung von CO2-reduziertem Niedrigtemperaturasphalt voranbringen, der ohne erdölbasiertes Bitumen als Bindemittel auskommt. „Neben Asphaltrecycling setzen wir dabei auch auf völlig neue Materialien, wie eben Biotumen“, erklärt dazu Thomas Nyhsen, Vorstandsmitglied der Strabag AG. Das in ganz Deutschland tätige Unternehmen will dieses Produkt seinen Kunden flächendeckend anbieten – von der Hauseinfahrt bis zur Straße.

Statt Bitumen auf Basis von Erdöl werden die Komponenten Asphaltene und Maltene im Instant-Verfahren als mindestens gleichwertiger Bindemittelersatz verwendet. Die Asphaltene gewinnt B2Square aus einem Kohlenwasserstoff-Harz, als Maltene kommt ein Extrakt aus gepressten Cashewschalen zum Einsatz.

Temperaturabgesenkter Asphalt ohne Verfahrensänderungen

Besonders erfreulich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten: Die kalte Beimischung beider Komponenten im Asphalt-Produktionsprozess sei mit nur geringen anlagentechnischen Ergänzungen an allen vorhandenen Asphaltproduktionsanlagen möglich.

Durch den Beimischungsprozess lasse sich die Produktionswärme deutlich verringern und es entsteht – ohne weitere Verfahrensänderungen – ein temperaturabgesenkter Asphalt.

Klima- und Gesundheitsschutz: Weniger CO2, weniger Aerosole

Die eingesetzten Maltene haben nach Unternehmensangaben die Fähigkeit zur „biogenen Speicherung“ von Kohlenstoffdioxid, wodurch sich der CO2-Fußabdruck des Asphalts insgesamt reduziert. Durch die niedrige Einbautemperatur wird zudem die Arbeitssicherheit erhöht, da die Bauteams vor Ort weniger Aerosolen ausgesetzt sind.

„Nach umfangreichen Prüfungen der TPA und in den Asphaltmischanlagen der Strabag-Tochter Deutsche Asphalt sei die neue Produktionsmethode sofort umsetzbar. „Die Komponenten Asphaltene und Maltene sind ausreichend verfügbar“, bestätigt Nyhsen. „Die Materialeigenschaften von Biotumen als Bindemittel haben uns auch beim Asphalteinbau überzeugt.“

Ziel: 5 Prozent Anteil in zwei bis drei Jahren

Frank Albrecht, Entwickler des Herstellverfahrens und Geschäftsführer von B2Square, prognostiziert: „Nachdem wir in den vergangenen Monaten gemeinsam die Voraussetzungen zur Markteinführung geschaffen haben, gehen wir davon aus, bereits in zwei bis drei Jahren rund fünf Prozent, also rund zwei Millionen Tonnen der hierzulande jährlich hergestellten etwa 40 Millionen Tonnen Walz- und Gussasphalt unter Verwendung von Biotumen anbieten zu können.“

Strabag bietet Privatkunden den erdölfreien Asphalt ab sofort deutschlandweit an und rechnet mit einer regen Nachfrage.

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Von Strabag / Karlhorst Klotz