Finanzwirtschaft 24.09.2010, 19:49 Uhr

Chemieingenieur heizt Investmentbankern ein

Sony Kapoor hat eine beeindruckende Karriere gemacht: Der Chemieingenieur heuerte nach dem Examen bei der größten indischen Bank an. Später wechselte er zu Lehman Brothers nach New York. Doch noch vor der spektakulären Pleite der US-Investmentbank stieg er aus und gründete eine Denkfabrik, die sich kritisch mit der Finanzwirtschaft auseinandersetzt. Bei einem Besuch in Berlin forderte Kapoor jetzt einschneidende Reformen in der Finanzwirtschaft.

Von Hause aus ist Kapoor kein Finanzexperte, sondern Ingenieur. Als einer der wenigen Glücklichen bekam er am Indian Institute of Technology in Delhi, einer Elite-Universität, einen Studienplatz, Fachrichtung Chemieingenieur. Doch rekrutiert wurde er nach seinem Abschluss nicht von einem Branchenunternehmen, sondern von der größten indischen Privatbank ICICI. „80 % bis 85 % meines Jahrgangs wurden von Banken oder Wirtschaftsberatern angestellt“, sagt Kapoor. „Dieser Verlust an Talenten ist ein Drama für Indien, das so dringend gut ausgebildete Ingenieure benötigt.“

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Und an diesem Punkt setzt auch Kapoors Fundamentalkritik am internationalen Finanzsystem an: Das Verhältnis zwischen Realwirtschaft und Finanzsystem stimme nicht mehr und sei dramatisch zugunsten des Finanzwesens gekippt. „Das Finanzsystem zieht die Talente aus anderen Bereichen ab“, beklagt Kapoor.

Aus Indien ist er im Jahr 2000 nach New York gezogen, wo er bei der Investmentbank Lehman Brothers anheuerte. Bis 2005 arbeitete er dort, den Zusammenbruch der Bank vor zwei Jahren sah er bereits aus der Distanz des Branchenkritikers.

Er hätte seinen Job bei Lehman gekündigt, weil er in seiner Arbeit keinen Sinn mehr hätte erkennen können. „Auf schlechten Excel-Dateien haben wir durch Einsetzen von Prozentzahlen über Wohl und Wehe von Unternehmen entschieden“, schildert er. „In diesem Betrieb sind Sie so stark involviert, dass für Sinnfragen überhaupt keine Zeit bleibt. Sie arbeiten bis in die Nacht, fallen ins Bett und denken noch darüber nach, ob das Fünf-Milliarden-Dollar-Investment über Nacht klappt oder nicht, und ob sie vielleicht morgen früh schon gefeuert sind. Und am nächsten Morgen geht’s einfach so weiter.“

Heute leitet Kapoor in Brüssel die unabhängige Denkfabrik „Re-Define“, die neue Perspektiven für das Finanzsystem entwickeln möchte. Kapoor schreibt Analysen, berät Regierungen und hält – eloquent und metaphernreich – Vorträge, wie jüngst bei der Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen in Berlin.

Seine Botschaft übermittelt er anschaulich und eindringlich: Trotz aller Bemühungen zur Bewältigung der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise seien noch nicht die richtigen Maßnahmen ergriffen worden, um eine Wiederholung oder Neuauflage der Finanzkrise zu verhindern.

Sein Denkansatz ist ein allgemeiner. Er fragt zunächst nicht, welche Hilfsprogramme, Regulierungen oder Bonusregelungen die vorhandenen Banken benötigen, sondern wie das Finanzsystem aussehen sollte, damit es seine ursprüngliche Funktion wieder erfüllt: der Realwirtschaft zu dienen.

So sei die Fähigkeit der Banken zur Interaktion wichtiger als das Wohlergehen der einzelnen Banken, argumentiert Kapoor. Banken müssten in der Lage sein, einander zu vertrauen und sich gegenseitig liquide zu halten, um schließlich ihre Hauptaufgabe erfüllen zu können: die Realwirtschaft mit Geld zu füttern.

Dies würde auch bedingen, die Größe der einzelnen Banken zu begrenzen. „Too big to fail“ – zu groß um zu scheitern – das dürfte es nicht geben, meint Kapoor. Ein Problem, das Kapoor übrigens vor allem in Europa sieht, dessen Bankenwesen von nationalen Großbanken wie der Deutschen Bank, Barclays oder der Credit Suisse dominiert wird.

Ebenso müssten Investment- und Geschäftsbanken wieder entflochten werden. Die Gefahr sei zu groß, dass sich Allround-Banken in Interessenkonflikte verstrickten. So würden diese eher dazu neigen, ihren Kunden Produkte aufzudrängen, an denen sie selbst ein Investmentinteresse hätten.

Eine offensichtliche Ursache der Finanzkrise von 2008 war die mangelnde Transparenz auf allen Ebenen, so Kapoor. Weder hätten die Kunden die immer komplexeren Anlageprodukte der Banken verstanden, noch viele Banker selbst. Auch die Entscheidungsträger waren heillos überfordert. „Die allermeisten Parlamentsabgeordneten sind Leute wie Sie und ich und waren ganz einfach blind“, so Kapoor. Hinzu gekommen sei der Abbau von Regulierungen und der durch Boni geförderte Anreiz, immer riskantere Produkte aufzulegen.

Nun haben die USA und Großbritannien Steuern für Banker und Banken auf den Weg gebracht. Die deutsche Kanzlerin kündigt ebenfalls eine Besteuerung der Banken an und gerade erst sind neue internationale Eigenkapitalvorschriften (Basel III) erlassen worden. Reicht das alles nicht, um einen neuen Ausbruch der Krise zu verhindern? Durch die neuen Basel-III-Regeln, die stufenweise bis 2018 umgesetzt werden sollen, hätten die Banken einfach nur Zeit gewonnen, kritisiert Kapoor. So würde es viel zu lange dauern, bis sich das Verhältnis von Eigenkapital und geliehenem Kapital der Banken wieder auf einem vernünftigen Maß einpendele. Somit bestünde noch immer ein Anreiz für riskante Anlageprodukte.

Die Trennung von Investment- und Geschäftsbanken als Konsequenz aus der jüngsten Krise würde ebenso nicht auf der Tagesordnung stehen, kritisiert Kapoor – ebenso wenig wie die Größe der Banken. „Dabei könnte es Deutschland mit seinen wenigen Großbanken einmal wie Island ergehen“, warnt Kapoor.

Kurz: Kapoor fordert massive Eingriffe und eine neue Regulierung des Finanzsystems. Dem Argument, dass dies wegen der unterschiedlichen Interessenlagen der Staaten international kaum klappen könnte, tritt Kapoor entschieden entgegen. Gerade die USA und Großbritannien, die gern als die Regulierungsverhinderer angeprangert würden, hätten bereits viel entschlossenere Regulierungsschritte unternommen als etwa Deutschland und Frankreich.

Kapoor mag in manchen Bereichen zu Vereinfachungen neigen. Erfrischend ist aber sein Impuls zum Umdenken. Die Krise sollte dazu genutzt werden, wieder nach dem grundsätzlichen Sinn und der Funktion des Finanzwesens zu fragen. JOHANNES WENDLAND

Sony Kapoor hat gerade die Studie „The financial crisis – causes & cures“ veröffentlicht, die in Kürze auch auf Deutsch erscheinen soll. Sie ist kostenlos erhältlich unter: www.re-define.org

Ein Beitrag von:

  • Johannes Wendland

    Johannes Wendland ist freier Journalist und schreibt für überregionale Magazine, Zeitungen und Online-Medien u.a. über Wirtschaftsthemen, Raumfahrt und IT-Themen.

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