Öl und Gas 27.05.2013, 07:00 Uhr

Investitionen in britische Öl- und Gasfelder steigen auf Rekordhöhe

Die Nordsee wird als verbrauchsnahe, relativ sichere Energiequelle für Europa wieder interessanter, obwohl etwa die norwegische Förderung gegenwärtig deutlich sinkt. In Großbritannien sind in diesem Jahr Rekordinvestitionen zur Erschließung neuer Öl- und Gasfelder geplant. 14 neu erschlossene Öl- und Gasfelder beginnen 2013 mit der Produktion.

Die Öl- und Gasförderung in der britischen Nordsee boomt: Allein BP investiert 4,5 Milliarden US-Dollar in das Öl- und Gasfeld Clair Ridge vor den Shetland Inseln. Dort will BP bis 2050 rund 640 Millionen Barrel Öl und Gas fördern.

Die Öl- und Gasförderung in der britischen Nordsee boomt: Allein BP investiert 4,5 Milliarden US-Dollar in das Öl- und Gasfeld Clair Ridge vor den Shetland Inseln. Dort will BP bis 2050 rund 640 Millionen Barrel Öl und Gas fördern.

Foto: Emerson Process Management

Damit dürfte nach Jahren kontinuierlichen Rückgangs die Öl- und Gasförderung Großbritanniens wieder kräftig steigen. Der Branchenverband Oil & Gas UK rechnet mit einer Förderung von 450 Millionen Barrel (Fass mit 159 Litern) Öl und Gas in diesem Jahr. Das wäre das Fünffache im Durchschnitt der letzten drei Jahre.

Zugleich sollen die Investitionen 2013 rund 15,3 Milliarden Euro erreichen nach 13,4 Milliarden 2012. Die Förderung von Öl und Gas aus der britischen Nordsee soll bis 2017 von heute rund 1,5 auf dann 2,0 Millionen Barrel-Äquivalent steigen (Gas in Öl umgerechnet).

Steuererleichterungen für Energiekonzerne

Beobachter machen unter anderem die steuerlichen Erleichterungen der Regierung für den neuen Öl- und Gasboom verantwortlich. So müssen bei der Gasförderung auf die ersten 500 Millionen Pfund Umsatz keine Steuern mehr bezahlt werden, bislang waren es 32 Prozent. Davon profitieren Hunderte von Unternehmen. Nach Recherchen der WirtschaftsWoche fördern rund 320 internationale Firmen Öl- und Gas in den britischen Gewässern der Nordsee.

Und einige haben jetzt neue Großinvestitionen angekündigt. BP arbeitet mit Nachdruck an dem auf 4,5 Milliarden US-Dollar veranschlagten Clair Ridge-Projekt westlich der Shetland Inseln. Dort will BP bis 2050 rund 640 Millionen Barrel Öl und Gas fördern. Im Februar gab London Grünes Licht für eine 7 Milliarden-Dollar-Investition des norwegischen Ölkonzerns Statoil. Das ist das größte Entwicklungsprojekt in der britischen Nordsee seit mehr als einer Dekade. In den Gewässern rund um Großbritannien gibt es derzeit 33 Explorationsprojekte, 130 werden insgesamt für die kommenden drei Jahre erwartet.

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Förderbare Ölvorkommen stark gestiegen

Nach vorsichtigen Schätzungen von Oil & Gas UK enthält die britische Nordsee noch gewinnbare Reserven von mindestens 20 Milliarden Barrel. Das dürfte die Förderung auf Jahrzehnte sichern. Oil & Gas UK hält nach dem derzeitigen Stand eine hohe Förderung bis 2050 für realistisch.

Was hat Kontinentaleuropa vom Öl in der britischen Nordsee? Durch das engmaschige Leitungsnetz, das die Förderplattformen in der gesamten Nordsee mit dem Festland, also Norwegen, Dänemark, Großbritannien, Belgien, die Niederlande und Deutschland verbindet, strömt das Gas stets dahin, wo der höchste Bedarf besteht und damit auch die höchsten Preise bezahlt werden. Das kann – etwa winterwetterbedingt – schnell wechseln. Meist wird Gas aus der Nordee über Großbritannien auf den Kontinent geliefert.

Aber es kommt auch Gas in umgekehrter Richtung nach Großbritannien. Großbritannien ist nicht nur der größte Gasverbraucher in Europa, sondern verfügt zugleich auch über zahlreiche Terminals für die Anlandung von verflüssigtem Erdgas (LNG) vor allem aus Nahost. Wenn die Briten mehr Nordseegas verbrauchen, wird zugleich verstärkt re-gasifiziertes LNG auf den Kontinent geliefert. Mehr Nordseegas sichert also direkt wie indirekt die Gasversorgung in Europa.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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