Warum zwei Züge bei Machu Picchu kollidierten
Tödliches Zugunglück bei Machu Picchu: Frontalkollision auf eingleisiger Strecke fordert Opfer. Erfahren Sie alles zu den Hintergründen.
Touristenzug zum Machu Picchu. Am 30. Dezember kollidierten zwei Züge in der Nähe der weltbekannten Ruinenstadt. Wie konnte das passieren?
Foto: picture alliance / imageBROKER | Martina Katz
Ein schwerer Unfall erschüttert den Tourismus in den peruanischen Anden. Am frühen Dienstagnachmittag des 30. Dezembers 2025 kollidierten zwei Personenzüge in der Nähe der weltbekannten Ruinenstadt Machu Picchu. Der Zusammenstoß ereignete sich gegen 13:20 Uhr Ortszeit auf einem Streckenabschnitt im Heiligen Tal der Inka. Bei dem Frontalcrash kam ein Lokführer ums Leben. Die Behörden meldeten zudem zwischen 30 und 40 Verletzte.
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Was ist genau passiert?
Das Unglück geschah unweit der archäologischen Fundstelle Qoriwayrachina. Dieser Bereich liegt auf der Route zwischen Ollantaytambo und Aguas Calientes, dem direkten Zugangsort zur Inka-Zitadelle. Die Unfallstelle zeichnet sich durch ihre isolierte Lage aus.
Die Gleise verlaufen dort in einem engen Korridor zwischen dichtem Bergwald und massiven Felswänden. Fotos und Videoaufnahmen lokaler Medien zeigen das Ausmaß der Zerstörung. Die Waggons weisen starke Deformationen auf. Seitenwände wurden eingedrückt und Fensterscheiben zerbarsten durch die Wucht des Aufpralls.
Komplexe Bergung ohne Straßenanbindung
Die geografischen Gegebenheiten stellten die Rettungskräfte vor enorme Probleme. In der betroffenen Region existiert keine direkte Straßenverbindung. Sanitäterinnen, Sanitäter und weiteres medizinisches Personal mussten mühsam über schwieriges Gelände zum Unfallort vordringen.
Teilweise transportierten Helfende die Verletzten entlang der Schienenwege, um sie zu den nächsten Evakuierungspunkten zu bringen. Laut der peruanischen Zeitung „El Comercio“ gestalteten sich die Bergungs- und Rettungsarbeiten deshalb extrem zeitaufwendig.
Bahnbetrieb eingestellt
Die Verletzten wurden schließlich in umliegende Krankenhäuser in der Region Cusco transportiert. Nach Angaben der Behörden befinden sich etwa 20 Personen in einem ernsten Zustand. Die Identifizierung der Betroffenen dauert derzeit noch an.
Der Bahnbetrieb auf der strategisch wichtigen Strecke wurde unmittelbar nach dem Vorfall eingestellt. Das stellt die Region vor logistische Probleme, da die Bahn für die meisten Besuchenden das einzige Transportmittel darstellt.
Ein Nadelöhr für zwei Bahnbetreiber
Technisch betrachtet offenbart das Unglück eine gravierende Schwachstelle im peruanischen Schienennetz. Die Strecke von Ollantaytambo nach Aguas Calientes ist lediglich eingleisig ausgebaut. Dennoch nutzen zwei verschiedene Unternehmen dieses Gleisbett: PeruRail und Inca Rail.
Bei dem Unfall „kollidierte ein von Machu Picchu kommender Zug mit einem anderen, der dorthin unterwegs war“, wie der Bahnbetreiber mitteilte. Ein Zug befand sich auf der Rückfahrt, während die Bahn des Konkurrenzunternehmens Touristinnen und Touristen zur Ruinenstadt bringen sollte.
Kommunikationsversagen?
Die Koordination auf einer eingleisigen Strecke erfordert präzise Signalsysteme und eine lückenlose Kommunikation zwischen den Leitstellen. Warum sich beide Züge zeitgleich auf demselben Abschnitt befanden, ist nun Gegenstand intensiver Untersuchungen.
Neben den internen Ermittlungen der Bahngesellschaften hat auch das peruanische Wettbewerbs- und Verbraucherschutzinstitut INDECOPI eine Prüfung eingeleitet. Es gilt zu klären, ob technisches Versagen oder menschliche Fehler zu der Katastrophe führten.
Massentourismus belastet die Infrastruktur
Machu Picchu zählt zu den meistbesuchten Orten Südamerikas. Seit 1983 gehört die Anlage zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Besucherzahlen stiegen in den letzten zehn Jahren um rund 25 %. Jährlich reisen etwa 1,5 Millionen Menschen zu der Inka-Stätte.
Die meisten von ihnen nutzen die Kombination aus Zug und Shuttlebus. Die Bahnstrecke folgt dabei über 30 bis 40 Kilometer dem Lauf des Urubamba-Flusses. Alternativ bleibt Reisenden nur ein viertägiger Fußmarsch über den Inka-Pfad.
Politisch instabile Lage
Dieser enorme Andrang setzt die vorhandene Infrastruktur unter Druck. In der Hochsaison verkehren die Züge fast stündlich. Gleichzeitig ist die Region politisch instabil. Immer wieder kommt es zu Blockaden der Gleise durch Demonstrierende.
Erst im September 2025 musste der Zugverkehr vorübergehend gestoppt werden, weil Anwohnende gegen die Vergabe von Buslizenzen protestierten. Damals saßen rund 1600 Touristinnen und Touristen fest und mussten evakuiert werden.
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