Airbus stoppt 6000 Flugzeuge 29.11.2025, 09:11 Uhr

Sonnenstrahlen legen A320 lahm: Tausende Flüge gestrichen

Airbus stoppt 6000 A320-Jets: Ein Fehler in den Flugkontrollrechnern, ausgelöst durch intensive Sonne, erfordert sofortige Reparaturen. Update oder Tausch nötig.

Airbus A320

Mega-Rückruf bei Airbus: Wegen eines kritischen Problems mit Bordcomputern, verursacht durch Sonneneinstrahlung, müssen 6000 A320 sofort überprüft werden.

Foto: Smarterpix / dpcrestock

Der Autor dieses Textes befindet sich eigentlich bereits im Urlaubsmodus, doch am Samstagmorgen erreicht ihn eine Nachricht, die ihn aufschrecken lässt. Airbus hat mitgeteilt, dass etwa 6000 Flugzeuge der A320-Familie unverzüglich untersucht werden müssen und am Boden bleiben. Morgen sollte es eigentlich mit einer A321 von Eurowings nach Fuerteventura gehen. Also schnell zurück in den Arbeitsmodus und recherchiert, was die Ursache ist und ob der Flug in die Sonne warten muss.

Weltweiter Stopp für Tausende Airbus A320-Jets

Ein unerwartetes und ernst zu nehmendes Sicherheitsproblem zwingt Airbus, einen der größten Rückrufe in der Unternehmensgeschichte zu starten. Der europäische Flugzeughersteller forderte Fluggesellschaften weltweit auf, etwa 6000 Maschinen der äußerst beliebten A320-Familie umgehend zu überprüfen. Diese Anweisung betrifft weit über die Hälfte der global eingesetzten Jets dieser Reihe.

Zur A320-Familie gehören folgende Varianten:

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  1. A318: Das kleinste Modell der Familie.

  2. A319: Eine verkürzte Version des Basismodells.

  3. A320: Das Basismodell und Namensgeber der gesamten Familie. Es wurde als erstes ziviles Flugzeug mit der digitalen Fly-by-Wire-Steuerung eingeführt, bei der die Pilotenbefehle elektronisch über Computer an die Steuerflächen übertragen werden.

  4. A321: Die größte Variante mit einem deutlich längeren Rumpf.

Die Dringlichkeit der Maßnahme ist beträchtlich. Die betroffenen Flugzeuge dürfen erst wieder abheben, nachdem die vorgeschriebenen Reparaturen abgeschlossen sind. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA), die wichtigste Zertifizierungsbehörde für diese Flugzeugtypen, erließ die Anordnung am späten Freitagabend vorsorglich.

Sonnenstrahlung als kritischer Faktor

Was steckt hinter dieser weitreichenden Sicherheitsanweisung? Die Untersuchung eines kürzlich aufgetretenen Zwischenfalls mit einem A320-Flugzeug enthüllte das Problem. Airbus teilte mit, dass starke Sonneneinstrahlung einen kritischen Bordcomputer beeinträchtigen kann. Die Folge ist eine fehlerhafte Datenverarbeitung in einem der Flugkontrollrechner.

Diese Rechner spielen für die Steuerung eine entscheidende Rolle. Sie verarbeiten Signale der Piloten, zum Beispiel über den sogenannten Sidestick, und wandeln diese in Befehle für die Steuerflächen am Heck des Flugzeugs um, die sogenannten Höhenruder. Ein Fehler in diesem System, das im Englischen als ELAC (Elevator and Aileron Computer) bekannt ist, könnte zu unkontrolliertem Flugverhalten führen.

Der Vorfall, der die sofortige Reparaturmaßnahme auslöste, ereignete sich am 30. Oktober. Ein JetBlue Airways-Flug von Cancún (Mexiko) nach Newark (New Jersey) verlor plötzlich an Höhe. Der Jet musste daraufhin in Florida notlanden, wobei mindestens 15 Passagiere Verletzungen erlitten und ins Krankenhaus eingeliefert wurden.

Software-Update oder Hardware-Tausch?

Die gute Nachricht ist: Ein Großteil der betroffenen Maschinen lässt sich relativ schnell wieder flugtauglich machen. Rund 5.100 Airbus-Flugzeuge können das Problem mit einem unkomplizierten Software-Update beheben. Dieses Update kann in vielen Fällen direkt vom Cockpit aus vorgenommen werden und dauert in der Regel etwa drei Stunden pro Flugzeug. Es handelt sich dabei primär um die Rückkehr zu einer früheren, fehlerfreien Softwareversion.

Anders sieht es bei den älteren Versionen aus. Etwa 900 Maschinen benötigen einen physischen Austausch der Bordcomputer. Diese Flugzeuge dürfen erst wieder Passagiere befördern, wenn dieser Hardware-Tausch abgeschlossen ist. Die Dauer dieser Arbeiten hängt stark von der Verfügbarkeit der Ersatzcomputer ab.

Airbus arbeitet eng mit den Luftfahrtbehörden und Fluggesellschaften zusammen, um die notwendigen präventiven Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Diese umfassen sowohl Software als auch Hardware.

Massive Störungen im globalen Flugverkehr

Der Zeitpunkt des Rückrufs traf Fluggesellschaften besonders hart, da er in den USA mit dem verkehrsreichen Thanksgiving-Wochenende zusammenfiel. Die Auswirkungen auf den globalen Flugverkehr sind erheblich.

Airbus räumte die Konsequenzen offen ein: „Airbus ist sich bewusst, dass diese Empfehlungen zu Betriebsstörungen für Passagiere und Kunden führen werden.“

Tatsächlich kam es weltweit zu zahlreichen Flugausfällen und Verspätungen:

  • Air France musste beispielsweise am Freitagabend 35 Flüge streichen und strich am Samstagmorgen weitere 50 Flüge von und nach Paris.
  • In den USA musste American Airlines, einer der größten Betreiber der A320, rund 340 seiner 480 A320-Maschinen reparieren lassen. Das Unternehmen rechnete mit einigen Verzögerungen.
  • Die australische Billigfluggesellschaft Jetstar strich 90 Inlandsflüge, da etwa ein Drittel ihrer Flotte betroffen war.
  • ANA Holdings in Japan strich am Samstag 65 Inlandsflüge.
  • Die kolumbianische Fluggesellschaft Avianca gab an, dass der Rückruf über 70 % ihrer Flotte betrifft, weshalb sie den Ticketverkauf für Reisen bis zum 8. Dezember einstellen wollte.

Die Luftfahrtanalystin Sally Gethin bezeichnete die Situation gegenüber BBC News als „sehr ungewöhnlich“. Sie betonte, dass die Beeinträchtigungen für die Passagiere von den „unterschiedlichen Ansätzen“ der Fluggesellschaften bei der Aktualisierung ihrer Software abhängen würden.

Einige Fluggesellschaften, wie British Airways oder Delta Airlines, gaben an, nur begrenzt betroffen zu sein oder die Updates bereits zügig durchzuführen. EasyJet konnte die Updates auf vielen Flugzeugen schnell abschließen und plante für den Samstag bereits wieder einen vollständigen Flugbetrieb. Der Autor des Beitrags scheint ebenfalls Glück zu haben. Der heutige Flug der A321 nach Fuerteventura ist pünktlich gestartet, dann wird das hoffentlich auch morgen so sein. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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