Milliardenprojekt 01.08.2025, 18:49 Uhr

London Heathrow: Größter Flughafen Europas wird noch größer

Heathrow plant den größten Ausbau seiner Geschichte. Was hinter dem 49-Mrd.-Pfund-Projekt steckt – und wer dagegen Sturm läuft.

London Heathrow

Der Flughafen London Heathrow platzt aus allen Nähten und soll für 48 Milliarden Pfund erweitert werden. Nicht alle sind davon begeistert.

Foto: Smarterpix / CeriBreeze

Der Flughafen London Heathrow will sich mit einem 49-Milliarden-Pfund-Projekt (entspricht etwa 57 Milliarden Euro) neu aufstellen. Geplant sind eine dritte Start- und Landebahn, neue Terminals und der Umbau der M25. Ziel ist es, 150 Millionen Passagiere und mehr als 750.000 Flüge pro Jahr zu ermöglichen. Unterstützt wird das Vorhaben von Regierung und Wirtschaft. Doch der Widerstand ist groß: Umweltgruppen, Anwohnende und Lokalpolitik warnen vor Klimafolgen, Lärm und Luftverschmutzung. Auch die Finanzierung über private Mittel birgt Risiken.

Heathrow am Limit

Der Flughafen London Heathrow ist eine europäische Luftfahrt-Drehscheibe. 2023 nutzten ihn rund 84 Millionen Passagierinnen und Passagiere – fast ein Drittel mehr als den Frankfurter Flughafen. Doch mit dem wachsenden Flugverkehr steigen auch die Probleme: Überfüllte Terminals, überlastete Startzeiten und Verzögerungen gehören längst zum Alltag.

Heathrow spielt nicht nur im Personenverkehr eine Schlüsselrolle. Auch für den britischen Export ist der Flughafen von zentraler Bedeutung. Jährlich wird Fracht im Wert von über 200 Milliarden Pfund abgewickelt. Vor allem Unternehmen aus Maschinenbau, Pharma und Lebensmittelindustrie sind auf zuverlässige Transporte angewiesen.

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Heathrow-CEO Thomas Woldbye bringt es auf den Punkt: „Wir arbeiten effektiv an der Kapazitätsgrenze.“ Zwei Startbahnen reichen schlicht nicht mehr. Ein weiterer Ausbau sei notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit Großbritanniens zu sichern.

Was konkret geplant ist

Heathrow will sich neu erfinden – mit einem Masterplan in Höhe von 49 Milliarden Pfund. Das entspricht rund 57 Milliarden Euro. Finanziert werden soll der Ausbau ohne Steuergeld, ausschließlich über private Investitionen.

Im Zentrum steht der Bau einer dritten Start- und Landebahn. Weitere Maßnahmen betreffen neue Terminals, eine unterirdische Verlegung der Autobahn M25 und eine verbesserte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Das Ziel: 150 Millionen Passagiere und bis zu 756.000 Flugbewegungen jährlich.

Die dritte Startbahn und der M25-Tunnel

Das Herzstück des Projekts ist die geplante Startbahn im Nordwesten des Flughafengeländes. Sie soll 3.500 Meter lang werden und auch große Langstreckenflugzeuge aufnehmen. Problematisch ist die Lage: Direkt unter dem Baugebiet verläuft die M25, eine der verkehrsreichsten Autobahnen Europas.

Die Lösung: Ein Tunnel. Die M25 soll künftig unter der neuen Startbahn hindurchführen. Der Verlauf der Straße wird leicht nach Westen verschoben. Doch die Umlegung ist technisch anspruchsvoll. Der Verkehr muss weiterfließen, der Bau darf keine Dauerbaustelle werden. Heathrow spricht von einer engen Zusammenarbeit mit Behörden, Bauunternehmen und der lokalen Bevölkerung.

Für Tunnel, Rollwege und die dritte Bahn ist ein Zeitrahmen von zehn Jahren vorgesehen – vorausgesetzt, die Politik schafft zügig die nötigen Genehmigungen.

Neue Terminals und verbesserte Abläufe

Auch die Terminalstruktur wird überarbeitet. Geplant ist der Neubau des Terminals 5X – eine Erweiterung des bestehenden T5-Komplexes. Es soll über eine gemeinsame Verkehrsanbindung und eigene Wartebereiche verfügen. Dazu kommt das neue Satellitenterminal T5XN, das über ein unterirdisches Zugsystem erreichbar sein soll.

Terminal 2 wird erweitert, Terminal 3 soll langfristig aufgegeben werden. Die Pläne sehen zusätzliche Abstellflächen für Flugzeuge, mehr Gates und schnellere Passagierwege vor.

Der Busbahnhof, heute einer der meistgenutzten im Land, wird ebenfalls modernisiert. Zwei neue „Parkway“-Bahnhöfe sollen die Verbindung zum Fernverkehr verbessern. Auch an Rad- und Fußwege rund um das Gelände wurde gedacht.

Heathrow – Historische Meilensteine

1930er: Fairey Aviation betreibt den Flugplatz „Great Western Aerodrome“ für Testflüge
1944: Gelände durch das Luftfahrtministerium beschlagnahmt, offiziell für militärische Zwecke
1946: Eröffnung für den zivilen Luftverkehr am 1. Januar, erster Linienflug nach Buenos Aires
1955: Eröffnung des ersten Terminals („Europa Building“, später Terminal 2)
1968: Terminal 1 geht in Betrieb
1977: Anschluss an die Piccadilly Line der London Underground
1986: Terminal 4 eröffnet am Südrand des Geländes
1987: Privatisierung der British Airports Authority (heute Heathrow Airport Holdings)
2008: Terminal 5 wird offiziell eröffnet, Baukosten: rund 4,3 Mrd. £
2014: Neueröffnung von Terminal 2 nach Abriss des alten Gebäudes
Heute: Heathrow ist Europas größter Flughafen nach Passagieraufkommen

 

Neue Chancen für Handel und Jobs

Heathrow erwartet vom Ausbau nicht nur mehr Flüge, sondern auch wirtschaftlichen Rückenwind. Der Flughafen rechnet mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,43 %. Rund 60 % dieses Wachstums soll außerhalb Londons entstehen – etwa in Wales, Nordengland oder Schottland.

Nach Angaben der Betreiber könnten durch das Projekt bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Besonders strukturschwächere Regionen sollen profitieren. Kleine und mittlere Unternehmen erhalten laut Heathrow Zugang zu Aufträgen, weil 60 % der Ausgaben in Lieferketten außerhalb Londons fließen sollen.

Auch die Frachtkapazitäten sollen um rund 50 % steigen. „Der Ausbau von Heathrow war noch nie so wichtig und dringend wie heute“, so CEO Woldbye. Mindestens 30 neue Langstreckenziele sollen durch die dritte Bahn ermöglicht werden.

Der Widerstand wächst

Nicht alle begrüßen die Pläne. Einer der bekanntesten Kritiker ist Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Er warnt vor „erheblichen Auswirkungen in Bezug auf Lärm, Luftverschmutzung und das Erreichen unserer Klimaziele“.

Auch Umweltgruppen sehen das Projekt kritisch. Sie befürchten, dass zusätzliche 250.000 Flugbewegungen pro Jahr das britische Klimaschutzgesetz unterlaufen. Ein Gericht stoppte den Bau 2020 aufgrund des Pariser Abkommens – später hob der Supreme Court das Urteil wieder auf. Doch neue Klagen sind anhängig.

Anwohnende im Umland sorgen sich um mehr Lärm und Verkehr. Heathrow liegt in einem dicht besiedelten Gebiet. Die Fronten sind klar: Während Wirtschaft und Regierung Vorteile sehen, empfinden viele Menschen den Ausbau als Belastung.

Politische Unterstützung – mit Einschränkungen

In der Politik gibt es mittlerweile Rückhalt für das Vorhaben. Finanzministerin Rachel Reeves bezeichnet den Ausbau als Konjunkturprojekt. Auch Verkehrsministerin Heidi Alexander kündigte an, die Flughafenstrategie zu überarbeiten.

2018 sprach sich das Parlament bereits für den Bau aus. Doch Gerichtsverfahren und die Corona-Pandemie verzögerten die Umsetzung. Jetzt wird erwartet, dass die Regierung noch dieses Jahr grünes Licht gibt.

Gleichzeitig arbeiten die Luftfahrtbehörden an neuen Flugrouten. Ohne Anpassung der Luftraumstruktur könne Heathrow keine zusätzlichen Flüge abwickeln, heißt es von der Civil Aviation Authority.

Wer bezahlt den Ausbau?

Heathrow will den Ausbau ohne öffentliche Mittel stemmen. Die 49 Milliarden Pfund sollen aus Krediten und Investorenkapital kommen. Voraussetzung: stabile Rahmenbedingungen und eine klare Regulierung.

Hier kommt die CAA ins Spiel. Sie legt fest, wie viel der Flughafen von Airlines verlangen darf. Steigen die Gebühren zu stark, könnten Fluggesellschaften abwandern. Die Betreiber*innen betonen, dass sich das Projekt nur mit wettbewerbsfähigen Tarifen rechnet.

Manche schlagen vor, die dritte Bahn so zu bauen, dass sie nicht über die M25 verläuft. Das würde Zeit und Geld sparen. Heathrow lehnt das ab: Der aktuelle Plan sei technisch durchdacht, politisch abgesichert und sofort umsetzbar. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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