Führerschein soll billiger werden, neue Regeln ab 2026 geplant
Der Führerschein könnte bald günstiger werden. Bereits im Jahr 2026 soll es zahlreiche Änderungen geben. Was genau geplant ist.
Die Fahrschulkosten sind in den vergangen Jahren stark angestiegen. Eine Reform soll den Führerschein nun günstiger machen.
Foto: Smarterpix / carballo
Das Bundesverkehrsministerium plant für 2026 eine Reform der Fahrausbildung. Sie soll den Führerschein günstiger, digitaler und weniger bürokratisch machen. Kürzere Prüfungen, reduzierte Sonderfahrten, Online-Unterricht und mehr Transparenz bei Fahrschulpreisen sollen dafür sorgen, dass der Erwerb der Fahrerlaubnis für viele wieder erschwinglicher wird – ohne Abstriche bei der Verkehrssicherheit.
Inhaltsverzeichnis
- Warum der Führerschein immer teurer wurde
- Reformvorschläge aus dem Verkehrsministerium
- Theoriestunden am Bildschirm statt im Klassenraum
- Kürzere Prüfungen, weniger Pflichtfahrten
- Weniger Bürokratie für Fahrschulen
- Unterstützung aus der Branche
- Online-Vergleich soll Transparenz schaffen
- Umsetzung bis Mitte 2026 geplant
Warum der Führerschein immer teurer wurde
Wer heute den Führerschein macht, muss tief in die Tasche greifen. Laut Bundesverkehrsministerium kostet die Fahrerlaubnis der Klasse B derzeit im Schnitt rund 3400 Euro. In manchen Regionen kann der Betrag sogar bis zu 4500 Euro steigen – je nachdem, wie viele Fahrstunden nötig sind.
2024 lag der Anstieg der Kosten bei 5,8 %. Viele junge Menschen, vor allem auf dem Land, empfinden das als große Hürde. Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) will das ändern. Er sagt: „Der Führerschein ist ein Schlüssel zur eigenen Freiheit – besonders dort, wo Bus und Bahn nicht regelmäßig fahren.“ Sein Ziel ist es, den Zugang zur Mobilität zu erleichtern, ohne Abstriche bei der Sicherheit zu machen.
Reformvorschläge aus dem Verkehrsministerium
Im Auftrag des Ministers hat eine Arbeitsgruppe verschiedene Maßnahmen entwickelt, die 2026 in ein neues Gesetz einfließen sollen. Der Entwurf sieht Änderungen bei Theorie, Praxis und Organisation der Fahrschulen vor.
Ein zentrales Element ist die Digitalisierung. Fahrschulen sollen künftig frei entscheiden können, wie sie die Theorie vermitteln. Präsenzunterricht wäre dann nicht mehr verpflichtend. Das bedeutet: Lerninhalte könnten komplett online – etwa per App – erworben werden.
Fahrschulen müssten dadurch keine eigenen Schulungsräume mehr unterhalten, und Länderbehörden könnten auf Kontrollen dieser Räume verzichten. Das spart Zeit, Kosten und Bürokratie. Das Ministerium betont allerdings, dass trotz der neuen Freiheit ein Grundsatz bleibt: Verkehrssicherheit hat oberste Priorität.
Theoriestunden am Bildschirm statt im Klassenraum
Wer die Theorie künftig lernt, könnte sich das Wissen eigenständig aneignen – mit digitalen Lernprogrammen oder auf interaktiven Plattformen. Der Fragenkatalog für die theoretische Prüfung soll gleichzeitig übersichtlicher werden. Derzeit umfasst er 1169 Fragen, künftig sollen es rund ein Drittel weniger sein.
Damit reagiert das Ministerium auf die Kritik vieler Fahrschülerinnen und Fahrschüler, die den Katalog als überladen empfinden. Der Fokus soll künftig stärker auf praktischer Verkehrssicherheit liegen – also auf Fragen, die im Straßenverkehr tatsächlich relevant sind.
Kürzere Prüfungen, weniger Pflichtfahrten
Auch bei der praktischen Ausbildung sind Änderungen geplant. Die Dauer der Fahrprüfung soll auf die europäischen Mindestvorgaben von 25 Minuten verkürzt werden. Derzeit dauert sie in der Regel rund 45 Minuten.
Außerdem sollen die sogenannten Sonderfahrten – also Pflichtfahrten bei Nacht, auf Autobahnen und Landstraßen – reduziert werden. Diese Fahrten könnten künftig teilweise in einem Simulator absolviert werden. Das würde den Aufwand und die Kosten deutlich senken.
Ein weiterer Punkt betrifft das Fahren mit Schaltgetriebe. Die Kompetenz, einen Schaltwagen zu bedienen, soll vollständig im Simulator erlernt werden können. Fahrschulen müssten dann keine eigenen Schaltwagen mehr bereithalten. Die Fahrprüfung selbst soll künftig auch mit einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe möglich sein.
Weniger Bürokratie für Fahrschulen
Neben der inhaltlichen Reform plant das Ministerium, die Verwaltung deutlich zu vereinfachen. Fahrschulen sollen weniger dokumentieren müssen, die Überwachung soll effizienter werden. Auch Fortbildungen für Fahrlehrer*innen sollen digitalisiert werden.
Ziel ist es, bürokratische Hürden abzubauen und so die Ausbildung flexibler zu gestalten. Es soll keine festen Vorgaben mehr geben, wie oder in welcher Reihenfolge Lerninhalte vermittelt werden müssen.
Auch über unkonventionelle Ideen wird nachgedacht: So könnte künftig geprüft werden, ob nahe Angehörige – etwa Eltern – in die praktische Ausbildung eingebunden werden dürfen. Diese sogenannte „Laienausbildung“ wäre eine Möglichkeit, Fahrpraxis außerhalb der Fahrschule zu sammeln.
Unterstützung aus der Branche
Die geplanten Neuerungen stoßen in der Fahrschulbranche überwiegend auf Zustimmung. Kurt Bartels, Vize-Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, erklärte: „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass bei einer kompakteren Ausbildung Fahrstunden gespart werden können.“ Nach seiner Einschätzung ist die steigende Zahl der Fahrstunden der wichtigste Kostentreiber beim Führerscheinerwerb.
Die geplante Verkürzung der Prüfung und die stärkere Nutzung digitaler Lernformen könnten nach Ansicht vieler Fahrlehrer*innen dazu beitragen, den Aufwand zu verringern – ohne das Sicherheitsniveau zu gefährden.
Online-Vergleich soll Transparenz schaffen
Wer künftig eine Fahrschule sucht, soll Preise und Durchfallquoten online vergleichen können. So will das Ministerium für mehr Transparenz sorgen und den Wettbewerb zwischen Fahrschulen stärken.
Bislang sind diese Daten meist schwer zugänglich, was es für Fahrschüler*innen schwierig macht, Angebote einzuschätzen. Darüber hinaus prüft das Verkehrsministerium, ob die geplanten Änderungen auch auf andere Führerscheinklassen – etwa Lkw oder Motorrad – übertragen werden können.
Umsetzung bis Mitte 2026 geplant
Bis die Neuerungen in Kraft treten, wird es noch dauern. Die Vorschläge sollen jetzt gemeinsam mit den Bundesländern und der Fahrschulbranche konkretisiert werden. Geplant ist, die rechtlichen Änderungen im ersten Halbjahr 2026 auf den Weg zu bringen.
Union und SPD hatten bereits im Koalitionsvertrag angekündigt, den Führerschein günstiger und moderner zu machen. Mit den jetzt vorgestellten Eckpunkten will das Ministerium diesen Plan endlich umsetzen.
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