Chinas Antwort auf Mini? Nios Firefly kommt nach Europa
Die Sub-Marke des chinesischen E-Automobilherstellers Nio will in Europa Fuß fassen. Mit dem Firefly sollen zunächst Norwegen und die Niederlande erobert werden, danach der Rest Europas.

Mit dem Firefly will der chinesische Automobilhersteller junge und anspruchsvolle Kunden ansprechen.
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Der chinesische Elektroautohersteller Nio expandiert in Europa – diesmal mit seiner neuen Submarke Firefly, die am 14. August 2025 mit der Auslieferung ihres ersten Modells in Norwegen und den Niederlanden beginnt. Weitere europäische Märkte wie Österreich, Ungarn, Belgien, Luxemburg, Polen, Tschechien und Rumänien sollen im Laufe des Jahres 2025 und 2026 folgen. Auch ein baldiger Marktstart in Deutschland ist sehr wahrscheinlich.
Firefly wurde offiziell auf dem Nio Day im Dezember 2024 vorgestellt. Anders als Nios Hauptmarke zielt Firefly auf ein jüngeres, urbanes Publikum – jedoch ohne den Fokus auf besonders günstige Preise. Vielmehr soll sich die Marke im kompakten Premiumsegment etablieren und sich dabei mit Wettbewerbern wie Mini oder Smart messen.
Inhaltsverzeichnis
- Preisgestaltung: Kompakt, aber nicht billig
- Technische Daten: Alltagsreichweite und Schnellladefähigkeit
- Innenraum und Ausstattung: Digital, durchdacht, wertig
- Platzangebot: Kompakt, aber flexibel
- Kein eigenes Batteriewechselsystem – aber Integration geplant
- Marktziel: zehn Prozent vom Gesamtumsatz
- Europäische Strategie: Designzentrum in München und gezielte Expansion
- Premium-Kompaktklasse mit urbanem Anspruch
Preisgestaltung: Kompakt, aber nicht billig
In Norwegen, wo Elektroautos von der Mehrwertsteuer befreit sind, liegt der Einstiegspreis bei 23.500 €. In den Niederlanden kostet das Fahrzeug 29.900 € inkl. MwSt. – ein Preis, der auch für Deutschland als realistisch gilt. Zum Vergleich: In China liegt der Basispreis bei umgerechnet nur 14.400 €.
Firefly verzichtet bewusst auf eine aggressive Billigstrategie. Der Preis bleibt klar über der psychologischen 20.000-€-Grenze, um die Marke als hochwertige Alternative im wachsenden Segment der E-Kompaktfahrzeuge zu positionieren.
Technische Daten: Alltagsreichweite und Schnellladefähigkeit
Das erste Modell von Firefly – es trägt denselben Namen wie die Marke – ist ein kompakter Fünftürer mit Hinterradantrieb. Der Elektromotor leistet 105 kW und ermöglicht eine Beschleunigung auf 100 km/h in etwa 8 s. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 150 km/h.
Strom liefert eine 41,2 kWh große LFP-Batterie (Lithium-Eisenphosphat). Die WLTP-Reichweite beträgt bis zu 330 km, in der Stadt sind sogar bis zu 470 km möglich. Dank DC-Schnellladung mit bis zu 100 kW lässt sich der Akku in 29 min von 10 % auf 80 % laden. AC-seitig sind Ladeleistungen von 7 kW bis 11 kW möglich.
Innenraum und Ausstattung: Digital, durchdacht, wertig
Im Innenraum setzt Firefly auf digitale Klarheit. Ein 6-Zoll-Kombi-Instrument hinter dem Lenkrad wird ergänzt durch einen zentralen 13,2-Zoll-Touchscreen für Navigation und Infotainment. Sprachsteuerung, Gestensteuerung und eine digitale Fahrzeugöffnung per Smartphone sind integriert.
Für ein Fahrzeug dieser Klasse bemerkenswert: Neun serienmäßige Airbags, darunter auch Seiten- und Knieairbags, sorgen für hohe Sicherheit. Zusätzlich bietet Firefly eine V2L-Funktion (Vehicle to Load), mit der sich externe Geräte wie E-Bikes, Laptops oder Kaffeemaschinen direkt am Auto betreiben lassen – etwa beim Camping oder auf Baustellen.
Platzangebot: Kompakt, aber flexibel
Trotz seiner kompakten Außenlänge von rund 4 m bietet der Firefly viel Stauraum. Der Kofferraum fasst zwischen 404 l und 1253 l, abhängig von der Sitzkonfiguration. Zusätzlich steht ein 92 l großer Frunk (Frontkofferraum) zur Verfügung – ideal für Ladekabel, kleinere Einkäufe oder Werkzeug.
Kein eigenes Batteriewechselsystem – aber Integration geplant
Ursprünglich war geplant, Firefly mit einem eigenen Netz an Batteriewechselstationen auszustatten. Diese Pläne wurden jedoch aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Stattdessen sollen die kommenden Batteriewechselstationen der 5. Generation, die Nio ab 2026 in Europa aufbaut, auch Fahrzeuge der Marken Onvo und Firefly unterstützen.
Marktziel: zehn Prozent vom Gesamtumsatz
Nio verfolgt mit Firefly ambitionierte Pläne. Langfristig soll die neue Marke etwa 10 % zum weltweiten Gesamtumsatz des Konzerns beitragen. William Li, Gründer und CEO von Nio, bezeichnete dieses Ziel im Mai 2025 als klar definierten Prozess, der mit dem geplanten Roll-out Schritt für Schritt realisiert werden soll.
Europäische Strategie: Designzentrum in München und gezielte Expansion
Neben der technischen Offensive setzt Nio auch auf lokale Designkompetenz. Das Unternehmen betreibt seit zehn Jahren ein Global Design Center in München und betont die Bedeutung Europas als Innovationsstandort. Die Wahl der Einführungsmärkte – Norwegen und die Niederlande – ist strategisch: Beide Länder gelten als besonders E-Auto-affin und bieten günstige Rahmenbedingungen für Elektrofahrzeuge.
Nach und nach sollen weitere Länder folgen – abhängig von der Infrastruktur, der Marktaufnahme und politischen Förderungen. Deutschland, Dänemark und Schweden gelten als besonders relevante Kandidaten für die nächste Markteintrittswelle.
Premium-Kompaktklasse mit urbanem Anspruch
Mit Firefly bringt Nio ein durchaus durchdachtes Fahrzeugkonzept nach Europa: kompakt, elektrisch, digitalisiert und sicher – jedoch nicht zum Dumpingpreis, sondern mit einem klaren Premium-Anspruch. Das Modell will nicht nur durch Technik überzeugen, sondern auch durch Design, Ausstattung und Nutzerfreundlichkeit.
Für Ingenieure ist Firefly nicht nur ein spannendes Produkt, sondern auch ein Beispiel für die neue strategische Positionierung chinesischer Marken im europäischen Markt. Der Fokus liegt nicht mehr nur auf Preisvorteilen, sondern auf Innovationen, lokaler Präsenz und klarer Markendifferenzierung.
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