China reguliert Preiskampf bei E-Autos
Die chinesische Regierung greift durch: Mit neuen Leitlinien soll der ruinöse Preiswettbewerb bei Elektroautos eingedämmt werden. Rabattschlachten, Dumpingpreise und intransparente Kostenfallen stehen auf dem Prüfstand. Die Marktregulierungsbehörde hat einen Entwurf vorgelegt, der für faire Bedingungen und Verbraucherschutz sorgen soll. Die Branche zeigt sich kooperativ.
In China greift nun der Staat in den Preiskampf bei Elektroautos ein.
Foto: SmarterPix/AndreyPopov
In China soll der intensive Preiskampf bei Elektroautos bald der Vergangenheit angehören. Die staatliche Marktregulierungsbehörde hat einen Entwurf für Leitlinien vorgelegt, der die Einhaltung von Preisvorschriften in der Automobilindustrie regeln soll. Ziel ist es, den ruinösen Wettbewerb einzudämmen, der bereits einige kleinere Hersteller vom Markt verdrängt hat. Nun sind die Unternehmen gefragt, Stellung zu den geplanten Regeln zu beziehen.
Regierung greift bei Rabattschlacht für Elektroautos ein
Bereits im Juni hatte die chinesische Regierung eingegriffen, als der Hersteller BYD eine aggressive Rabattschlacht bei Elektrofahrzeugen ausgelöst hatte. Die Chefs der größten E-Auto-Produzenten wurden daraufhin zu einem Treffen nach Peking zitiert. Regierungsvertreter forderten die CEOs auf, keine unangemessenen Preissenkungen oder Verkäufe unter Selbstkostenpreis durchzuführen. Auch die Praxis der „Null-Kilometer-Autos“ stand in der Kritik.
Bei „Null-Kilometer-Autos“ verkaufen Hersteller überschüssige Neuwagen an Finanzierungsunternehmen oder Gebrauchtwagenhändler. Solche Praktiken machen es gerade für kleinere Anbieter schwer, im Wettbewerb zu bestehen. Als Reaktion darauf hat die Marktregulierungsbehörde (SAMR) nun Leitlinien entworfen, um die Preisvorschriften in der Autobranche durchzusetzen. Bis zum 22. Dezember können Unternehmen dazu Stellung nehmen.
Faire Preise und Schutz für Verbrauchende und Unternehmen
Der Entwurf der Richtlinie zielt darauf ab, die Preisordnung im chinesischen Automobilmarkt zu stabilisieren, fairen Wettbewerb zu gewährleisten sowie Verbraucherinnen und Verbraucher und Unternehmen zu schützen. Die Vorgaben beziehen sich auf die Preisgestaltung von Zulieferern, Autoherstellern und Fahrzeughändlern bei der Produktion und dem Verkauf von Neuwagen in China. Grundlage sind bestehende Preis-, Wettbewerbs- und Anti-Dumping-Vorschriften.
Laut dem Entwurf sollen Preise kostenbasiert und marktorientiert festgelegt werden. Gleichzeitig müssen Hersteller die Preisautonomie der Händler und Händlerinnen respektieren. Bonus- und Rückvergütungssysteme sollen klar, transparent und vertraglich geregelt sein. Die neuen Regeln zielen darauf ab, faire Bedingungen für alle Marktteilnehmende zu schaffen sowie Verbraucherinnen und Verbraucher vor intransparenten Preisen zu schützen.
Verbotene Praktiken: Preisabsprachen und Marktverdrängung
Der Entwurf der Leitlinien sieht vor, bestimmte Praktiken zu verbieten, die den Wettbewerb verzerren oder Kundinnen und Kunden benachteiligen. Dazu gehören Preisabsprachen zwischen Autoherstellern oder Zulieferern, wie etwa Festpreise oder einheitliche Preisformeln. Auch das Unterbieten der Produktionskosten zwecks Marktverdrängung oder Monopolisierung soll untersagt werden, ebenso wie verdeckte Formen dieser Praktiken, beispielsweise durch Rabatte oder Mehrlieferungen.
Ein weiterer Punkt ist das Verbot der Preisdiskriminierung gegenüber Händlerinnen und Händlern bei gleichen Geschäftsbedingungen. Zudem sollen Hersteller kostenpflichtige digitale Funktionen in Zukunft deutlicher kommunizieren müssen. Dazu gehört beispielsweise die klare Angabe der Dauer kostenloser Testzeiträume. Kostenpflichtige Funktionen dürfen Kundinnen und Kunden nur dann berechnet werden, wenn sie vorab eindeutig offengelegt wurden.
Klare Regeln für den Vertrieb von Elektroautos
Auch für den Handel und Vertrieb von Elektrofahrzeugen sieht der Leitlinien-Entwurf konkrete Vorgaben vor. So müssen Preise vollständig und transparent ausgezeichnet werden, inklusive Angaben zu Ausstattung, Optionen und Lieferzeit. Die Nennung falscher Referenzpreise, wie eines angeblichen „Marktpreises“, ist ebenso untersagt wie Scheinschnäppchen oder Lockangebote ohne tatsächliche Verfügbarkeit. Auch der Verkauf unter Einstandspreis soll Handelnden verboten werden.
Der Online-Vertrieb von Elektroautos soll ebenfalls umfassenden Regeln unterliegen. Damit soll sichergestellt werden, dass Verbrauchende auch beim Kauf im Internet vor intransparenten Preisen und irreführenden Angeboten geschützt sind. Die geplanten Vorschriften zielen darauf ab, faire Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmenden zu schaffen und das Vertrauen der Kundinnen und Kunden in den Markt für Elektrofahrzeuge zu stärken.
Positive Resonanz aus der Elektroauto-Branche
Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg haben sich erste große E-Auto-Hersteller wie BYD oder Xpeng bereits positiv zum Entwurf der Regulierungsbehörde geäußert. Sie erklärten, die Einhaltung der Vorschriften verstärken und Preisbetrug sowie unlauteren Wettbewerb strikt vermeiden zu wollen. Die Bereitschaft der Unternehmen, an fairen Regeln mitzuwirken, deutet auf eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Branche und Behörden hin.
Die Initiative der chinesischen Regierung, den Preiskampf bei Elektroautos zu regulieren, stößt auf breite Zustimmung in der Industrie. Herstellende, Handelnde und Zuliefernde erkennen die Notwendigkeit fairer Wettbewerbsbedingungen und transparenter Preisgestaltung. Durch die Eindämmung ruinöser Praktiken soll ein nachhaltiges Wachstum des E-Auto-Marktes in China gewährleistet werden.
Chancen für fairen Wettbewerb und neue Entwicklungen
Beobachtende sehen in den geplanten Regulierungen eine Chance, den chinesischen Markt für Elektrofahrzeuge auf eine solide Grundlage zu stellen. Faire Wettbewerbsbedingungen können dazu beitragen, dass sich neue Unternehmen durchsetzen und qualitativ hochwertige Produkte anbieten. Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren von transparenten Preisen und einem breiten Angebot an zukunftsweisenden Elektroautos.
Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass die Regulierungen nicht zu einer Einschränkung des Wettbewerbs führen dürfen. Es gelte, die Balance zwischen fairen Regeln und der notwendigen Dynamik im Markt zu finden. Entscheidend sei, dass die Vorschriften konsequent umgesetzt und von allen Akteurinnen und Akteuren eingehalten werden. Nur so könne ein Level Playing Field geschaffen werden, das neue Entwicklungen und Kundenorientierung belohnt.
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