Heimspiel oder Niederlage? 08.09.2025, 11:30 Uhr

So viel China war auf der IAA noch nie – was bleibt für BMW & Co.?

IAA 2025: Chinesische Hersteller prägen die Messe in München. Ihr Einfluss wächst – Europa kämpft um Souveränität bei E-Autos und Batterien.

IAA Mobility

Noch nie waren auf der IAA Mobility soviele chinesische Aussteller wie im Jahr 2025.

Foto: picture alliance / SVEN SIMON | Frank Hoermann / SVEN SIMON (Archivbild von 2023)

Diese IAA wird anders. So chinesisch wie nie zuvor. 116 Aussteller aus der Volksrepublik haben sich angemeldet. Damit stellen sie die größte Gruppe hinter den deutschen Unternehmen. Kein anderes Land kommt auch nur annähernd auf diese Zahl. Für den Verband der Automobilindustrie (VDA) ist das ein Rekord. Für die deutschen Hersteller könnte es sich wie ein Warnsignal anhören.

Von insgesamt 748 Ausstellern stammen 57 % aus dem Ausland. Und immer mehr davon sind nicht nur Zulieferer, sondern große Autohersteller. „Die IAA 2025 wird zur vielfältigsten Plattform für Automobilkonzerne in ihrer Geschichte“, schwärmt der VDA. Doch Vielfalt kann auch Konkurrenz bedeuten.

China war einmal Absatzmotor – heute ist es Rivale

Über Jahre hinweg verdankten deutsche Hersteller wie VW, BMW oder Mercedes ihren Umsatz zu großen Teilen dem chinesischen Markt. Dort wurden Millionen Fahrzeuge verkauft. Doch dieser Motor stottert. Deutsche Marken verlieren Anteile, während heimische Anbieter Kund*innen gewinnen.

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Ein Blick auf Deutschland selbst zeigt: Auch hier verändert sich etwas. Das Kraftfahrt-Bundesamt meldete von Januar bis August mehr als 35.000 Neuzulassungen chinesischer Autos. Klingt wenig bei 1,87 Millionen Pkw insgesamt – gerade einmal 1,9 %. Doch der Anteil hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Rechnet man Volvo und Polestar hinzu, die zum chinesischen Konzern Geely gehören, steigt der Marktanteil sogar auf über 4 %. Das ist mehr als Toyota und Tesla zusammen.

MG, BYD und Co.: Die neuen Gesichter auf deutschen Straßen

Bislang führte MG Roewe die Liste chinesischer Marken in Deutschland an. Mit 15.600 Neuzulassungen bis August hält die Marke ihre Spitzenposition. Der Name MG stammt ursprünglich aus Großbritannien – viele Käufer*innen denken deshalb nicht an China.

Doch BYD, inzwischen der größte Elektrobauer der Welt, holt auf. In nur einem Jahr hat das Unternehmen seine Zulassungen in Deutschland verfünffacht – auf mehr als 8.500 Fahrzeuge. Damit wird klar: Das Wachstum ist dynamisch.

Noch bremsen Zölle, Image und Händlernetze

Ganz so einfach ist der Markteintritt für die chinesischen Firmen dennoch nicht. Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft erklärt: „BYD hatte im Frühjahr noch keine 30 Händler in Deutschland, MG Roewe rund 150 und Xpeng aktuell 35.“ Zum Vergleich: VW betreibt rund 700 Standorte, BMW etwa 400.

Hinzu kommen Zölle auf Elektroautos und eine eher konservative Kundschaft. Viele deutsche Käufer*innen bleiben ihrer Marke treu. Laut einer Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) würden rund 50 % hierzulande wieder dasselbe Fabrikat wählen. In anderen europäischen Ländern liegt dieser Wert deutlich niedriger.

Ein Kontinent voller Vorbehalte – und Chancen

Die BCG-Studie zeigt auch: Nur 16 % der Befragten in Deutschland könnten sich vorstellen, ein chinesisches Elektroauto zu kaufen. In Italien sind es 14 %, in den Niederlanden 11 %, in den USA gar nur 7 %. Damit kämpfen die chinesischen Marken nicht nur mit Zollfragen und Händlernetzen, sondern auch mit Emotionen.

Dennoch: Eine Verdopplung der Neuzulassungen in kurzer Zeit zeigt, dass sich die Lage ändern kann. Und europaweit liegt der Marktanteil chinesischer Marken bereits bei über 5 %.

Batterien – Europas große Schwäche

Während über neue Modelle gestritten wird, liegt das eigentliche Problem tiefer: die Batterie. Sie ist Herz und Kostenfaktor jedes Elektroautos. Und hier hängt Europa dramatisch hinterher.

Eine Deloitte-Studie zeigt: 2024 stammten nur 13 % der weltweit hergestellten Batterien aus Europa. Davon wiederum fast alle aus Werken chinesischer oder südkoreanischer Konzerne. Der Anteil Chinas am Weltmarkt liegt bei 70 %.

„Wenn europäische Unternehmen bei der Batterieproduktion nicht massiv aufholen, zahlen sie einen hohen Preis“, warnt Deloitte-Experte Harald Proff. Denn wer die Batterie baut, bestimmt Reichweite, Leistung und am Ende auch den Preis des Fahrzeugs.

Die IAA als Bühne – und als Schlachtfeld

Die IAA wird damit zum Schauplatz eines größeren Konflikts: Kann Europa technologisch mithalten, oder wird es abhängig? Deloitte sieht die Gefahr einer „regionalen Monopolisierung“ durch asiatische Produzenten. Viele geplante Batteriefabriken in Europa sind gescheitert oder verschoben worden. Prominentestes Beispiel: Northvolt in Schleswig-Holstein.

Die Chefs von Power Co, Verkor und ACC fordern daher europäische Subventionen nach dem Muster Chinas oder der USA. Milliarden sollen in Fabriken und Forschung fließen. „Dies ist nicht nur industriell, es ist geopolitisch“, heißt es in ihrem Appell.

München im Glanz neuer Marken

Während die Politik über Subventionen streitet, rollen die Autos längst in die Münchner Innenstadt. BYD hat allein 15 Plätze für Probefahrten gebucht. Besucher*innen können aus 231 Fahrzeugen wählen – fast alle elektrisch oder hybrid. Verbrenner sind nicht dabei.

Neu auf der Messe sind auch Google sowie Rückkehrer wie Hyundai und Kia. Tesla bleibt dagegen fern.

Der VDA betont: „Dies ist ein Signal der Stärke und der Zuversicht.“ Ob es auch so gelesen wird, bleibt abzuwarten. Denn während deutsche Hersteller ihre Innovationen präsentieren, treten die chinesischen Firmen mit aggressiven Preisen und wachsendem Selbstbewusstsein auf.

Zwischen Protest und Party

Wie immer in München mischt sich zur Messe auch Protest. Umweltverbände und das Netzwerk Attac kritisieren die Flächen in der Innenstadt und den Fokus auf Autos. „Eine zukunftsfähige Mobilität hat keinen Platz für immer größere Autos“, sagt ein Sprecher des Bund Naturschutz.

Gleichzeitig setzt der VDA auf Bürgernähe: Fahrräder stehen für Testfahrten bereit, die Bahn präsentiert neue S-Bahn-Züge, Konzerte und Lichtshows sollen Familien anlocken. 2023 kamen fast 500.000 Besucherinnen und Besucher – sie brachten München laut Messemanager Christian Vorländer zusätzliche Kaufkraft von 160 Millionen Euro.

Deutsche Hersteller auf der Suche nach Antworten

Die deutschen Marken sind also gefordert. Sie wollen nicht nur auf die chinesische Offensive reagieren, sondern eigene Geschichten erzählen. BMW zeigt den iX3, Audi neue Hybridmodelle, Mercedes seine Pläne für künftige E-Baureihen.

Der Datenanalyst Inovev bringt es so auf den Punkt: „Die IAA 2025 wird ein deutsch-chinesischer Kampf um die Vorherrschaft im Bereich der Elektrofahrzeuge.“ (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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